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Konsequenzen für die Hauptstudie mit arabischen Studierenden

4. VORSTUDIE MIT LEHRENDEN ZUM EINSATZ VON MUSIK GENERELL SOWIE SPEZIELL ZUR FÖRDERUNG

4.4 Konsequenzen für die Hauptstudie mit arabischen Studierenden

Abschließend sollen Konsequenzen für die Hauptstudie, einer Unterrichtsstudie mit arabischen Studierenden, gezogen werden. In Form einer Tabelle werden die Erfahrungen der Verfasserin als Lehrende den Ergebnissen der Vorstudie gegenübergestellt und Konsequenzen für die Hauptstudie sowie für die Entwicklung eines didaktischen Modells zur Förderung phonetischer Kompetenzen durch Musik gezogen (siehe Tab. 4.3).

121 Erfahrungen der Forscherin

vor der Studie

Ergebnisse der Vorstudie Konsequenzen für die Hauptstudie und die Entwicklung

eines didaktischen Modells 1. Musik im Unterricht DaF

Die Musik wird meistens unregelmäßig und selten eingesetzt. Bei verstärktem Einsatz sollte eine regelmäßige Leistungsabfrage vorgenommen werden.

In Lehrwerken wird Musik zu unterschiedlichen Zwecken eingesetzt; es fehlen in der Regel methodisch-didaktische

Anweisungen.

Affektive Faktoren beeinflussen den Unterrichtsablauf sehr, sowohl positiv als auch negativ.

Die Musik wird in der Praxis unregelmäßig und eher selten eingesetzt, obwohl die Mehrzahl der Befragten den Einsatz von Musik für sinnvoll hält. Musik ist die Ausnahme von der Regel und wirkt vielleicht dadurch positiv.

Explizites Unterrichtsziel der Musik sind vor allem Landeskunde und Hörverständnis. Oft werden mehrere Ziele miteinander verknüpft. Methodisch-didaktische Konzepte werden kaum genannt.

Bei den Erfahrungsberichten stehen affektive Komponenten (Spaß – Motivation – Emotion) an erster Stelle und damit vor den Kompetenzen. Es besteht teilweise ein Konflikt zwischen Spaß und Leistung. Musik wird oft nicht als Teil des Lernens angesehen.

Es soll beobachtet werden, welche Wirkungen der Einsatz von Musik bei regelmäßigem und verstärktem Einsatz über mehrere Wochen hat.

Es gibt kaum methodisch-didaktische Konzepte, wie phonetische Kompetenzen bei Erwachsenen durch Musik gezielt gefördert werden können. In der Studie müssen konkrete Ansätze selbst entwickelt werden.

Spaß und Leistung sollen durch eine gute Didaktisierung gesteuert und verknüpft werden. Das Verhältnis zwischen Spaß und Leistung soll bei regelmäßigem Einsatz beobachtet werden.

2. Phonetische Kompetenzen Musik wurde von mir in

verschiedenen Gruppen in der Grundstufe sowohl regelmäßig als auch unregelmäßig zur Ausspracheförderung eingesetzt.

DaF-Lieder gefallen mir musikalisch oft selbst nicht. Die Gesangsstimmen auf den CDs sind oft gezielt unprofessionell und das bereitet mir als ausgebildete Musikerin große Probleme, sie überzeugend im Unterricht einzusetzen. Es gibt aus diesem Grund nur wenige DaF-Materialien, die ich häufiger eingesetzt habe. Nach dem Workshop mit Uwe Kind im November 2008 habe ich mehrere Lieder aus „Eine kleine Deutschmusik“ im Unterricht in Oman eingesetzt, wobei die Studierenden oft nicht so begeistert von der Musik waren. Die Lingotracks von Kind und die Rap-Beats von Nowitzki habe ich

Als explizites Unterrichtsziel beim Einsatz von Musik stehen die phonetischen Kompetenzen nicht im Vordergrund: die Aussprache belegt Platz drei und die Memorierung Platz sieben. Bei den Erfahrungsberichten stehen innerhalb der Kompetenzen aber Memorierung, Hörverständnis und Sprechen an vorderster Stelle und erscheinen somit als positiver Nebeneffekt, der bisher eher implizit genutzt wird.

Die DaF-Materialien werden im

Bereich phonetischer

Kompetenzen sehr viel genutzt.

Die Lieder und didaktischen Materialien werden aber oft kritisiert (zu kindlich).

Es fehlen konkrete methodisch-didaktische Konzepte, wie phonetische Kompetenzen durch Musik gefördert werden können.

Auch musikalisch unerfahrene Lehrkräfte würden oft gern Musik im Unterricht produktiv einsetzen, wenn sie wissen, wie und wann Musik nützlich ist.

Die Förderung phonetischer Kompetenzen wird – bestätigt durch die positiven Beobachtungen in der Vorstudie – explizit als Unterrichtsziel gewählt. Die Kompetenzen Hörverständnis, Aussprache und Memorierung werden dabei verbunden und sollen beobachtet und analysiert werden.

Es sollen vor allem authentische Materialien (Pop, Rap etc.) genutzt werden, DaF-Materialien eher zum Vergleich.

Verschiedene methodisch-didaktische Konzepte sollen erprobt und entwickelt werden.

Es soll erforscht werden, wie und wann Musik für die phonetischen Kompetenzen nützlich ist und in welchem Rahmen sie auch von musikunerfahrenen Lehrenden eingesetzt werden könnte.

122 immer wieder eingesetzt, also

Instrumentalmusik (Beats), die vielfältig genutzt werden kann und auf der von den TN selbst rhythmisch gesprochen werden kann. Hierbei konnte ich gute Lernerfolge bei der Aussprache beobachten.

3. Hörverständnis Es wurden oft gelenkte Übungen

(z.B. Puzzle von Strophen und Refrain in Partnerarbeit) mit kompletter Textvorlage genutzt.

Die TN erschienen mir sehr konzentriert dabei und haben gleichzeitig die Musik genossen.

Den Refrain haben sie am Ende oft schon von allein mitgesungen. Sie waren fasziniert davon, fremde Texte hören, erkennen und mitlesen zu können.

Lange Erklärungen in der Muttersprache wurden nicht gegeben, da der Text nur global verstanden werden sollte. Die TN haben gegebenenfalls zu Hause einzelne Wörter, die sie interessierten, selbstständig herausgesucht. Auf diese Weise wurde implizit auch das selbstständige Lernen gefördert.

Beim Hörverständnis von authentischen Liedern gibt es oft große Probleme, vor allem am Anfang.

In der Grundstufe sind oft lange Erklärungen in der Muttersprache notwendig und versperren den direkten Zugang.

Scheinbar fehlende Konzentration beim Hören sollte nicht überbewertet werden.

Am Anfang sollen Texte unterhalb des Sprachniveaus verwendet werden, um die TN an das neue Textformat zu gewöhnen. Bei Liedern ist der Schwerpunkt zunächst auf den Refrain zu setzen (kurz, klare Melodie, viele

Wiederholungen). Beim

vollständigen Liedtext wird mit Textvorlage gearbeitet.

Lange Erklärungen sollen vermieden werden, indem einfache Texte oder nur der Refrain produktiv verwendet werden. Die Bedeutung der Texte wird nur global und selektiv im Unterricht behandelt. Je nach Interesse der TN können sie selbstständig einzelne Wörter oder eine Übersetzung des Liedes (falls vorhanden) heraussuchen. Das selbstständige Lernen soll dadurch gefördert werden.

Die Konzentration der TN soll beobachtet werden. Durch gelenkte Übungen sollen Genießen und Verstehen verknüpft werden.

4. Aussprachetraining

Musik wurde als

Aussprachetraining nur in der Grundstufe eingesetzt. Lernende mit großen Ausspracheproblemen machten oft überraschende Fortschritte. Lernende ohne Ausspracheprobleme konnten durch Solopassagen individuell gefördert werden. Insbesondere innerhalb von Projekten mit einer eigenen Musikgruppe wurde eine große Selbstständigkeit der TN beobachtet. Die jeweiligen Fähigkeiten und Talente wurden bei jedem in den Vordergrund gestellt.

Musik ist als Aussprachetraining geeignet:

im Grundstufenbereich in einem kommunikativ ausgerichteten Kurs

in Oralkulturen

in Kulturen, bei denen Singen und Tanzen zum Alltag gehört

bei Lernenden mit Ausspracheproblemen zur Förderung von Phonetik,

Rhythmus, Intonation und Geschwindigkeit

Die Erfahrungen der Forscherin wurden durch die Studie bestätigt.

In der Studie sollen Probanden mit und ohne Ausspracheprobleme beobachtet und verglichen werden.

Die Bereiche Artikulation, Wort- und Satzrhythmus, Wort- und Satzmelodie sowie Geschwindigkeit sollen trainiert werden. Die Leistungsentwicklungen sollen beobachtet und dokumentiert werden.

5. Memorierung Die TN gehen oft singend aus dem

Unterricht. Einzelne Phrasen in korrekter Aussprache und

Es gibt viele positive Beobachtungen über die Memorierung der Aussprache,

Die Memorierung von Aussprache, Phrasen und grammatischen Strukturen soll zusätzlich trainiert

123 Intonation werden an passenden

Stellen im Unterricht (auch Wochen später) immer wieder verwendet.

einzelner Phrasen oder grammatischer Strukturen beim Einsatz von Musik. Die Memorierung erfolgt einfacher, schneller und langfristiger.

und beobachtet werden.

6. Singen Ich selbst habe Musik meistens mit

Singen eingesetzt, kenne aber auch viele, die es lieber ohne Singen z.B. für den Landeskunde-Unterricht einsetzen.

Die Reaktionen beim Singen sind unterschiedlich, in arabischen Gruppen aber eher positiv.

Manchmal wird Musik aus religiösen Gründen abgelehnt, im Unterricht machen die TN aber trotzdem mit.

Sofern die TN die Musik nicht mögen, habe ich zumindest in der Unterrichtseinheit daran noch wie geplant gearbeitet. Wenn es nur einzelne TN sind, ist es weniger problematisch. Die begeisterten TN versuchen die anderen zu überzeugen oder bekommen zunächst die Hauptaufgaben.

Singen hat beim Einsatz von Musik in der Unterrichtspraxis eine große Bedeutung und wird bei arabischen Lernenden sehr oft eingesetzt.

Es gibt variierende Reaktionen auf Singen, oft auch negative. Einige TN machen nicht mit (zu peinlich, zu schüchtern, unmusikalisch oder Ablehnung).

Die Musik berührt emotional, daher sind auch die Reaktionen der TN sehr unterschiedlich und können positiv oder negativ sein, besonders beim Singen. Oft wird spontan im Unterricht entschieden, wie intensiv mit der Musik weitergearbeitet wird.

Die phonetischen Kompetenzen sollen durch rhythmisches Sprechen und regelmäßiges Singen von Liedern gefördert werden.

Es soll beobachtet werden, wie die Teilnehmer kurzfristig und langfristig auf das Singen reagieren.

Es muss damit gerechnet werden, dass einzelne TN nicht mitmachen und Lösungen gefunden werden müssen.

Es soll beobachtet werden, ob und inwiefern der Einsatz von Musik und insbesondere das Singen planbar sind oder ob jeweils spontane Entscheidungen des Lehrenden notwendig sind.

7. Zielgruppe: Arabische Lernende Arabische Lernende reagieren sehr

unterschiedlich auf Musik im Unterricht: entweder ablehnend aus religiösen Gründen oder sehr begeistert.

Musik wird oft nicht als Teil des Lernens gesehen, das kann den Unterricht positiv oder negativ beeinflussen.

Oft sitzen Frauen und Männer räumlich getrennt voneinander und singen innerhalb dieser Gruppenaufteilung auch mit.

Sofern Frauen und Männer durcheinander sitzen, sind sie meistens auch bereit, gemeinsam zu singen. Eine strikte Ablehnung habe ich bisher noch nie erlebt. Ich stelle allerdings gern die Lernenden in den Vordergrund, die freiwillig singen möchten und die anderen singen im Chor. Bei Ablehnung würde ich die TN nur rhythmisch sprechen lassen.

Besonders bei Lernenden mit größeren Ausspracheproblemen wurden überraschende und schnelle Lernerfolge festgestellt.

Die generelle Ablehnung von Musik ist bei arabischen Lernern eher selten, kommt aber vor

(religiöse Gründe,

leistungsorientierte Gründe).

Musik wird oft nicht als Teil des Lernens gesehen.

In gemischten Gruppen kann es zu Problemen beim Mitsingen kommen. Manche Frauen singen gerne, aber nicht in Anwesenheit von Männern.

Musik ist sehr geeignet für klare

Aussprache und zum

Auswendiglernen.

In einem Fragebogen vor der Studie soll vorab geklärt werden, ob die Probanden Musik mögen oder ablehnen.

Durch eine gute Didaktisierung sollen Spaß und Lernen miteinander verbunden werden. Die Selbsterfahrungen der Lernenden dazu sollen beobachtet und dokumentiert werden.

Anfangs sollen Eisbrecher eingesetzt werden, um die Hemmschwelle zu überwinden.

Vom rhythmischen Sprechen im Chor geht es nach und nach zum gemeinsamen Singen am Ende des ersten Moduls. Stufenweise singen die TN in kleineren Gruppen. Die Reaktionen der Frauen sollen genau beobachtet werden.

Die Fortschritte in Aussprache und Memorierung sollen in der Kontroll- und Experimentalgruppe verglichen werden.

124 Viele authentische Lieder können

aufgrund der Inhalte der Liedtexte nicht verwendet werden.

Die Liedtexte müssen sorgfältig ausgewählt werden und den Moralvorstellungen der Lerner entsprechen. Tabu-Themen (Sexualität, Alkohol etc.) sollten zumindest am Anfang vermieden werden. Vielleicht werden deshalb auch mehr DaF-Materialien bei arabischen Lernern verwendet (Text dabei unproblematisch).

Die Lieder sollen keine Tabu-Themen enthalten („guter Text“).

8. Materialien und Didaktisierung Ich habe meistens mit

authentischen Liedern und eigenen Didaktisierungen gearbeitet. DaF-Materialien gefallen mir selbst oft musikalisch nicht oder erscheinen mir nicht für die Zielgruppe geeignet. Es ist jedoch nicht immer leicht, für die Grundstufe geeignete Texte zu finden, die allen Kriterien der Liedauswahl entsprechen.

Es gibt große Probleme, geeignete Lieder und Didaktisierungen zu finden. Viele Materialien sind veraltet oder zu kindlich. Die eigene Erstellung ist sehr zeitaufwendig.

Insgesamt werden sehr oft authentische Lieder mit eigener Didaktisierung eingesetzt. Die genaue Didaktisierung erfolgt individuell und bleibt oft unklar.

Fast alle Befragten verwenden beim Einsatz von Musik Pop, viele Lehrende auch Rap. DaF-Materialien werden nur bei arabischen Lernern häufig eingesetzt (N-OL: 85%, I-DL:

8,3%). Bei der Förderung phonetischer Kompetenzen in der Grundstufe werden jedoch insgesamt fast nur DaF-Materialien eingesetzt, obwohl diese kritisiert werden (für Kinder konzipiert).

In einem Fragebogen soll vorab geklärt werden, welche Musikstile den Probanden gefallen. Darauf aufbauend soll authentische Musik gewählt werden. DaF-Materialien sollen nur wenige eingebaut werden, um die Arbeit daran mit authentischen Liedern vergleichen zu können.

Die Didaktisierung soll klar durch Unterrichtspläne definiert werden.

Es sollen vor allem authentische Lieder (Schwerpunkt: Pop und Rap) verwendet werden, sofern der Musikgeschmack der Probanden

hiermit übereinstimmt

(Fragebogen).

9. Grundsätze für die Liederauswahl Tabu-Themen in Liedtexten

wurden in arabischen Gruppen nicht verwendet. Der Einsatz von Musik wurde mit verschiedenen Liedern ausprobiert – nicht immer mit Erfolg. Die Melodie muss gut singbar sein und die Texte dürfen nicht zu schnell sein. Rhythmische Stücke kommen bei arabischen Lernenden sehr gut an. Bei melodischen langsamen Stücken gibt es oft größere Probleme mit dem Singen der Melodie.

Die Liedtexte müssen gut ausgewählt werden.

Grundsätze für die Liederauswahl:

Der Liedinhalt sollte den Moralvorstellungen der Lerner entsprechen. Tabu-Themen sollten zunächst vermieden werden.

Der Wortschatz muss überschaubar sein. Auf die Umgangssprache sollte dabei eingegangen werden.

Die Aussprache des Sängers muss gut verständlich sein.

Der Text muss im Vordergrund stehen und darf nicht zu schnell sein.

Die TN müssen sich anfangs an die neue Textsorte gewöhnen.

Je schneller die Musik ist, desto einfacher muss der Text sein.

Die genannten Grundsätze für die Liederauswahl werden bei der Musikauswahl berücksichtigt.

Außerdem beurteilen die TN selbst vor der Studie das Textverständnis in Liedern (siehe Fragebogen).

Anhand der Ergebnisse werden die Grundsätze der Lehrenden gegebenenfalls ergänzt.

Es soll beobachtet werden, wie die TN auf leichte bzw. schwere Texte und Umgangssprache reagieren.

Am Anfang der Studie sollen leichte Texte eingesetzt werden.

Am Ende der Studie sollen nach und

125 nach auch schnellere Texte verwendet werden.

Tab. 4.3: Konsequenzen für die Hauptstudie mit arabischen Studierenden

126 5. FÖRDERUNG PHONETISCHER KOMPETENZEN DURCH DEN AKTIVEN EINSATZ VON