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5. FÖRDERUNG PHONETISCHER KOMPETENZEN DURCH DEN AKTIVEN EINSATZ VON TEXTBEZOGENER MUSIK:

5.1 Entwicklung der Fragestellungen

126 5. FÖRDERUNG PHONETISCHER KOMPETENZEN DURCH DEN AKTIVEN EINSATZ VON

127 5.1.3 Forschungsmethodik

Die Studie ist als Längsschnittstudie mit einem qualitativ-quantitativen, explorativen und induktiven Ansatz konzipiert. Sie wird im Rahmen einer Vergleichsstudie mit einer Experimentalgruppe (Unterricht mit Musik) und einer Kontrollgruppe (Unterricht ohne Musik) durchgeführt (vgl. Bortz & Döring 2006: 113; 529).

Hierbei werden die Variablen wie folgt operationalisiert (vgl. Marx 2012: 59ff.). Unabhängige Variable ist die Art des Aussprachetrainings:

A. Aussprachetraining, welches auf den aktiven Einsatz von Musik gestützt ist (Experimentalgruppe = EG) B. Aussprachetraining, welches auf traditionelle Methoden des Ausspracheunterrichts gestützt ist

(Kontrollgruppe = KG)

Abhängige Variablen sind die phonetischen Kompetenzen. Die Einteilung der Gruppen erfolgt randomisiert (vgl.

Bortz & Döring 2006: 54). Der zu untersuchende Musikfaktor wird in dieser Studie als ein auf Musik gestütztes Aussprachetraining definiert. Musikalische Fähigkeiten und Erfahrungen werden von den Probanden nur in Form einer Selbstbewertung miteinbezogen und bleiben ansonsten unberücksichtigt. Ein Test hierzu wurde nicht durchgeführt, wäre aber in zukünftigen Studien empfehlenswert, da erwachsene Lernende sich generell eher schlecht bezüglich ihrer eigenen musikalischen Fähigkeiten einstufen.

Sowohl der Unterricht als auch die Datenerhebung werden von der Verfasserin als Lehrkraft und gleichzeitig Forscherin geplant und durchgeführt. Dies kann zu Einschränkungen bei der objektiven Beobachtung und Auswertung führen. Deshalb sollen die Beobachtungen der Lehrkraft um Beobachtungen der Probanden sowie Bewertungen außenstehender Personen ergänzt und Daten hierdurch abgesichert werden.

Die folgende Abbildung gibt einen ersten Überblick über die Planung der Datenerhebung (siehe Abb. 5.1). Die einzelnen Schritte der Datenerhebung werden detailliert in Kapitel 5.4 beschrieben.

128 I. Vor der Durchführung der Studie

1. Kennenlernen der Unterrichtssituation:

1.1.Vortreffen mit Sprachkoordinator 1.2 Hospitation des regulären Unterrichts 2. Randomisierte Aufteilung in:

Experimentalgruppe (=EG: Förderung phonetischer Kompetenzen mit Musik) und Kontrollgruppe (=KG: Förderung phonetischer Kompetenzen ohne Musik) 3. Fragebogen „Speaking German“ (30 Minuten)

zu Sprachkenntnissen und Spracherfahrungen der Probanden 4. Fragebogen „Language and Music“ (30 Minuten)

zu Musikkenntnissen, Musikerfahrungen und Musikgeschmack der Probanden 5. SPRECHAUFNAHME A (5 Minuten)

II. Während der Durchführung der Studie (9 Wochen) 6. Planung des Unterrichts (wöchentlich für je 120 Minuten):

Unterrichtsplan mit Inhalten, Zielen, Methoden und Materialien für jedes Modul (KG und EG) 7. Studienprofil für jeden Probanden (Modul 1-9):

7.1 Anwesenheit

7.2 Wöchentlicher Test (5 bis 10 Minuten) 7.3 Abschlusstest (30 Minuten)

8. Unterrichtsbeobachtung:

8.1 Video- bzw. Audio-Aufnahme (wöchentlich je 120 Minuten)

8.2 Unterrichtsbeobachtungen der Lehrenden direkt nach jedem Modul (Forschertagebuch) 8.3 Kurze wöchentliche Selbstevaluation der Probanden in anonymer Form (5 Minuten)

III. Nach der Durchführung der Studie 9. Abschlusstest (30 Minuten)

10. SPRECHAUFNAHME B (5 Minuten) (gleicher Text wie in Sprechaufnahme A)

11. Leitfadeninterview mit Probanden (einzeln) (ca. 20 Minuten)

12. Beurteilung der Sprechaufnahmen A und B: Rating durch DaF-Lehrende (freie Zeiteinteilung) Abb. 5.1: Überblick zur Planung der Datenerhebung der Hauptstudie

Das Design mit mehrmethodischem Ansatz wurde von der Verfasserin selbst auf Grundlage der Fachliteratur (vgl. Aguado 2000; Bortz & Döring 2006; Aguado et al. 2010; Kruse 2010)54 entwickelt. Es soll dabei versucht werden, eine soweit wie möglich natürliche Unterrichtssituation (ein bestehender Deutschkurs der Grundstufe) im Rahmen eines quasi-experimentellen Designs zu nutzen und zu schaffen.

Die Studie wird mit Studierenden in der Grundstufe durchgeführt. Die Musik spielt in der Personengruppe im Alter von 17 bis 24 Jahren eine große Rolle. In der Fachliteratur wird immer wieder betont, dass phonetische Kompetenzen in der L2 von Anfang an gefördert werden sollen. Dabei sind sowohl bei den Lehrenden als auch bei den Lernenden Geduld und Ausdauer für Verbesserungen der Aussprache von großer Bedeutung. Spaß am Lernen und Lehren ist deshalb umso wichtiger. Es fehlen jedoch gerade für diese Personengruppe und dieses Sprachniveau empirische Untersuchungen zum Einsatz von Musik im Unterricht sowie didaktisierte Materialien zur Förderung phonetischer Kompetenzen mit Musik. In der Studie soll die Musik vor allem in Form von Sprechrhythmen und authentischen Liedern und Raps verwendet werden. Hierbei soll der Musikgeschmack der Lernenden berücksichtigt werden.

54 Im Laufe der Studie wurden auch aktuellere Publikationen herangezogen: vgl. Doff (2012); Aguado et al. (2013); Settinieri et al. (2014).

129 Als Probanden werden Studierende mit identischer L1 und möglichst homogenen Rahmenbedingungen gewählt, um die Daten – gestützt auf identische oder ähnliche Vorbedingungen – besser vergleichen zu können. Ein bestehender Deutsch-Intensivkurs mit saudischen Studierenden (L1 Arabisch) mit abgeschlossenem Sprachniveau A1 (Prüfung: Start Deutsch 1) erscheint für die Studie geeignet, da die Verfasserin mit der arabischen Sprachgruppe sowohl im Ausland als auch im Inland langjährige Unterrichtserfahrungen im Bereich DaF sammeln konnte, die arabische Sprache bis zur Stufe B1 gelernt hat und daher mit der arabischen Sprache und Kultur in den Grundzügen vertraut ist.

Von Bedeutung ist bei der Planung der Studie, wie die Vergleichbarkeit von Kontroll- und Experimentalgruppe sichergestellt werden kann. Es können nicht gleiche Texte in beiden Gruppen verwendet werden, da die Textsorte “Lieder” in gesprochener Form ohne Musik keine authentische Textsorte darstellt und deshalb nicht sinnvoll erscheint. Dieser Ansatz wäre lediglich bei Vertonungen von Gedichten möglich, deren Texte in der Grundstufe jedoch in der Regel zu schwer sind. Es wird daher in jedem Modul ein phonetisches Thema gewählt, das mit einem syntaktischen Thema verbunden wird. In beiden Gruppen werden die gleichen Unterrichtsziele aufgestellt. Lediglich die Methodik ist verschieden. In der Kontrollgruppe werden herkömmliche Methoden aus aktuellen phonetischen Lehrmaterialien (vgl. Kap. 2.3.3; Kap. 2.3.4; Kap. 2.3.5) verwendet. Oft erfolgt beispielsweise eine Einführung des phonetischen Themas durch den Dreierschritt ‘Hören – Bewusstmachen – Sprechen’. Bei der Automatisierung wird für methodische Abwechslung gesorgt. Neben dem Vorlesen werden beispielsweise interaktive Übungen, emotionale Sprechvarianten, einfache Gedichte, Dialoge und Spiele eingesetzt. Der Einsatz von Musik wird in allen Modulen ausgeschlossen. In der Experimentalgruppe wird versucht, mit musikalischen Mitteln die gleichen Unterrichtsziele zu erreichen. Hierbei wird die Musik in aktiver Form eingesetzt. Schwerpunkte bilden dabei das rhythmische Sprechen und Singen von authentischen Raps und Liedern zur Automatisierung. Lerninhalte, die der Forschenden in Verbindung mit Musik nicht möglich oder nicht sinnvoll erscheinen, werden in der Experimentalgruppe in identischer Weise wie in der Kontrollgruppe durchgeführt. Da zur Förderung phonetischer Kompetenzen durch den aktiven Einsatz von Musik bei Erwachsenen kaum Materialien vorliegen, werden die wenigen vorhandenen Ansätze (vgl. Kap. 3.3.5; Kap.

3.3.6) erprobt, erweitert und mit zusätzlichen Ansätzen experimentiert. Der Einsatz der Musik erfolgt somit nicht in jedem Modul in gleicher Form. Die detaillierte Unterrichtsplanung wird wie in der Unterrichtspraxis wöchentlich erstellt, sodass vorherige Unterrichtserfahrungen berücksichtigt werden können. Der Unterrichtsplan mit den Unterrichtszielen, Inhalten und Methoden wird jeweils für die Kontroll- und Experimentalgruppe schriftlich festgehalten. Eventuelle Abweichungen bei der Durchführung werden vermerkt.

Die erhobenen Daten werden quantitativ und qualitativ ausgewertet, analysiert und interpretiert. Die Verfahren zur Datenauswertung und -analyse werden in den einzelnen Unterkapiteln (vgl. Kap. 5.5.1 bis Kap. 5.5.5) jeweils beschrieben. Auf Grundlage der Ergebnisse der Hauptstudie sollen nach und nach didaktische Konzepte entwickelt werden, wie Musik zur Förderung phonetischer Kompetenzen bei Erwachsenen in der Grundstufe effektiv eingesetzt werden kann.

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