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4. VORSTUDIE MIT LEHRENDEN ZUM EINSATZ VON MUSIK GENERELL SOWIE SPEZIELL ZUR FÖRDERUNG

4.2 Erste Ergebnisse im Überblick

4.2.3 Erfahrungen und Einstellungen zum Einsatz von Musik

Für die Fragen Q 2.6, Q 2.7, Q 2.8 und Q 2.10 wurde jeweils separat das folgende Auswertungsverfahren durchgeführt: Nach einem zeilenweisen Durchgang aller Antworten der N-Gruppe wurden induktiv Oberbegriffe (Kategorien) gebildet, denen alle Aussagen im Anschluss in Form einer Tabelle (siehe Anhang 4.5 bis 4.12) zugeordnet wurden. Die Aussagen der Lehrenden wurden dabei immer vollständig zitiert, um den Kontext der Aussage zu erhalten. Mehrfachzuordnungen waren möglich, wenn eine Antwort Aussagen zu verschiedenen Kategorien enthält. Im Anschluss wurden die Aussagen im Rahmen einer zusammenfassenden Inhaltsanalyse (vgl. Mayring 2002: 96) in jeder Kategorie generalisiert und reduziert (Streichen bedeutungsgleicher Einheiten, Bündelung).

Die Ergebnisse können detailliert (siehe Anhang 4.5 bis 4.12) sowie zusammengefasst (siehe Anhang 4.16 bis 4.19) im Anhang eingesehen werden. In diesem Unterkapital werden zu jedem Item nur kurz die zentralen Ergebnisse vorgestellt. Dabei sind die Ergebnisse der N-Gruppe jeweils Schwerpunkt der Studie. Anschließend folgt ein Vergleich mit der I-Gruppe.

4.2.3.1 Erfahrungen zur Rolle von Musik im Unterricht

Die qualitative Inhaltsanalyse zu Q 2.6 (siehe Anhang 4.5, 4.6 und 4.16) umfasst folgende Items:

• Q 2.6: „Beschreiben Sie Ihre Erfahrungen zur Rolle von Musik im Unterricht.“

• N-DL/Z1: „Wie ist das Feedback der Lernenden zum Einsatz von Musik im Unterricht DaF?“

• N-DL/Z2: „Wie beurteilen Sie die Progression der Lernenden?“

• C. Kommentare (selektiv/nur Erfahrungen)

Es wurden hier nur Aussagen von Lehrenden erfasst, die Musik im Unterricht einsetzen.

A. Ergebnisse der N-Gruppe (Q 2.6)

In der Gruppe Nordafrika-Nahost (siehe Anhang 4.5) haben 29 Lehrende Musik eingesetzt (n=29), davon 9 DAAD-Lektoren im ersten Durchgang und 20 Ortslektoren im zweiten Durchgang. In der DL-Gruppe wurden die Aussagen durch die Zusatzfragen Z1 und Z2 ergänzt.

Die Motivation, Emotion und der Spaß spielen bei den Erfahrungsberichten der Lehrenden die größte Rolle.

Mehr als die Hälfte der Lehrenden stellen diese Bereiche in den Vordergrund. An zweiter Stelle stehen die positiven Beobachtungen, die im Unterricht bei den verschiedenen Kompetenzen gemacht werden. Auch musikalische Vorkenntnisse oder positive Einstellungen der Lehrenden werden immer wieder erwähnt. Negative Erfahrungen folgen in den Kategorien vier bis acht in den Bereichen Zeit, Singen, Zielgruppe, Material sowie Spaß versus Leistung.

Kategorie 1: Motivation – Spaß – Emotion (19x)

Die Lehrenden schreiben am häufigsten, dass Musik im Unterricht den Lernenden generell Spaß macht. Es wird auch als eine Art des Entertainments im Unterricht gesehen: „In einem Land wie Oman, kommen viele Studenten aus den inneren Städten. Sie haben nicht viele Entertainment-Möglichkeiten. Deshalb macht es ihnen sehr Spaß, im Deutschunterricht mit Musik zu lernen“ (N-OL16). Es besteht ein großes Interesse der Teilnehmer an diesem Thema, besonders bei aktuellen Liedern. Die Teilnehmer lernen „in einen Kontext, der für sie interessant ist“ (N-OL1). Die Musik sorgt für Auflockerung und wirkt motivierend, indem eigene Interessen und Lernen verbunden werden, denn „Erfahrungsgemäß interessieren sich die Schüler mehr für Musik als für die Hörtexte im Lehrbuch; das animiert sie außerhalb des Unterrichts selber Hörtexte anzuhören“ (N-DL7). Die Musik „...ist ein gutes Mittel, da sie nicht nur den Intellekt anspricht, sondern auch Emotionen und einfach auch mehr Sinne“ (N-DL9). Dadurch erhöht sich sogar die Präsenz der Teilnehmer (vgl. N-DL7). Der Einsatz von

108 Musik stellt insgesamt eine Ausnahme von der Regel dar, unterstützt den Methodenwechsel und wird so als

„...willkommene Abwechslung“ (N-DL15) und etwas Besonderes im Unterricht angesehen.

Kategorie 2: Kompetenzen (14x)

Innerhalb der Kompetenzen wird die Memorierung am häufigsten erwähnt. Es folgen Hörverständnis und Sprechen. Die Musik unterstützt demnach die Memorierung von Wortschatz, Aussprache und Strukturen. Es

„...erleichtert das Merken von Wortschatz und einfachen grammatischen Strukturen“ (N-OL18), sicherlich auch bedingt durch das mehrkanalige Lernen. „Die Studenten lernen die deutschen Sätze (bzw. die deutschen Satzstrukturen), Aussprache und Grammatik viel leichter mit Musik“ (N-OL16). Sehr hilfreich wird es zudem bei der Vermittlung landeskundlicher Informationen gesehen. Es verbessert das Hörverständnis, einerseits durch das häufigere Hören (auch in der Freizeit), andererseits wird auch die Umgangssprache miteinbezogen. Im Unterricht werden „...anfangs Schwierigkeiten, dann gute Progressionen beim Verständnis“ (N-DL10) festgestellt.

Kategorie 3: Einstellung und didaktische Kenntnisse der Lehrenden (7x)

Vier Lehrende betonen die positive und auch wichtige Rolle von Musik im Unterricht, deren Bedeutung oft unterschätzt wird: „Meiner Meinung nach wird die Bedeutung des Einsatzes von Musik im Unterricht meistens völlig unterschätzt, oder Kollegen haben nicht die damit verbundene Zeit“ (N-DL7). Allerdings beruhen die positiven Erfahrungen „...eventuell darauf, dass der Einsatz von Musik die Ausnahme von der Regel darstellt, als etwas Besonderes angesehen wird“ (N-DL6). Die Musik wird unregelmäßig und eher selten eingesetzt, vielleicht auch, weil Lehrende kein formales Training darin erhalten haben (vgl. N-OL9).

Kategorien 4 bis 8: Zeit (3x), Singen (3x), Zielgruppe (2x), Material (2x), Spaß-Leistung (2x)

In diesen Kategorien werden die negativen Erfahrungen hervorgehoben. Der Einsatz von Musik wird als zeitaufwendig beurteilt, sowohl im Unterricht als auch in der Unterrichtsvorbereitung und wird daher unregelmäßig und selten eingesetzt. Beim Singen wurden manchmal negative Erfahrungen gesammelt, denn

„...nicht alle Gruppen singen gern“ (N-DL9). Einigen Teilnehmern oder Gruppen ist es zu peinlich oder kindisch, mitzusingen. Sie „...merken sich aber die vorgestellten Formen besser“ (N-OL23), wenn gesungen wird. „Musik wirkt je nach Zusammensetzung der Gruppe verschieden...“ (N-OL23) und „...eignet sich mehr für den Unterricht in Schulen“ (N-OL3), insbesondere bei DaF-Materialien. Es fehlen geeignete Materialien und didaktische Kenntnisse: „...Mir fehlen als Lehrende jedoch didaktisch-methodische Kenntnisse, um Musik zielgerichtet und langfristig curricular im Deutschunterricht einzubauen“ (N-DL13). Außerdem weisen einige Lehrende auf folgendes Problem hin: „Studenten sehen den Einsatz von Musik als willkommene Pause zum Unterrichtsgeschehen und sehen es daher nicht immer als Teil des Lernens an“ (N-OL21).

Kategorie 9: kurze Antworten (4x)

Vier Lehrende antworten nur mit ein oder zwei Wörtern, davon haben drei generell positive Erfahrungen gesammelt, ein Lehrender unterschiedliche.

B. Vergleich mit der I-Gruppe (Q 2.6)

Auch in der internationalen Gruppe (siehe Anhang 4.6) steht die Kategorie 1 mit Motivation, Spaß und Emotion an erster Stelle. Die Unterkategorien sind hier ähnlich, allerdings anders verteilt: Motivation (13x), Spaß (7x), Auflockerung (6x), Interesse der TN (4x), Emotionen (4x) und Abwechslung (2x).

Bei den Kompetenzen als Kategorie 2 werden die meisten Verbesserungen beim Sprechen beobachtet (9x). So wird Musik auch immer wieder als Aussprachetraining eingesetzt (vgl. DL9, OL13, OL14, OL23, I-OL24). Ebenfalls wird das Einprägen von Strukturen ins Langzeitgedächtnis oft beobachtet (vgl. I-DL2). An zweiter Stelle stehen auch hier Memorierung und Landeskunde (je 6x), danach werden Hörverständnis und Wortschatz (je 4x), Grammatik (1x) und zusätzlich das Schreiben (Sonstiges) erwähnt: „und dann habe ich symphonische Programmmusik eingesetzt, um Geschichten schreiben zu lassen: Die Studierenden sollten sich von den Assoziationen leiten lassen, die die Musik in ihnen hervorrief. (Idee nach dem Lehrbuch ’Mittelpunkt’, Niveau C1 vom Ernst Klett Verlag)“ (I-OL11) oder die Untermalung: „in kleineren Gruppen ist Musik auch gut zur Untermalung des Unterrichtsgeschehens, vor allem bei Gruppenarbeit (z.B. Bach)“ (I-OL24). Die Musik soll passend zum Thema eingesetzt werden, was nicht immer einfach ist. Das Hörverständnis wird zudem auch

109 schwerer als das Leseverständnis empfunden und so gibt es Lehrende, die deshalb die Musik ausschließlich als Motivation nutzen (vgl. I-DL6).

In der Kategorie 3 zeigt sich das große Interesse der Lehrenden, aber es gibt auch einige negative Kommentare:

„Ein großes Problem beim Einsatz im Unterricht ist, dass ich persönlich kein großes Interesse an Musik habe“

(I-OL19). Der Einsatz von Musik wird begrenzt: „Da ich selbst keine musikalische Ausbildung habe, geht der aktive Anteil (Singen) über das klassische Weihnachtssingen nicht hinaus“ (I-DL8). Wichtig ist die Einstellung des Lehrenden, denn „...Sprachelernen ist (auch) eine Sache des Körpergefühls; die Musik kann dieses positive Gefühl unterstützen, aber nur, wenn es vom Lehrenden selbst positiv erfahren und entsprechend weiter vermittelt wird“ (I-OL3).

Zum Zeitproblem gibt es kaum Bemerkungen, dagegen zahlreiche zum Singen. Auf das Singen im Unterricht reagieren die Teilnehmer unterschiedlich, manchmal sogar ablehnend (I-DL1). Es ist einfacher, Schüler für das Singen zu begeistern als Studierende: „Als ich noch in der Schule unterrichtete, brachte ich meine Gitarre und die Schüler waren mit Begeisterung dabei, die Lieder zu singen. An der Uni gelingt das nur in seltenen Ausnahmefällen...“ (I-OL12). In Oralkulturen und Ländern, wo Musik und Tanz eine große Rolle in der Tradition spielen, singen die Teilnehmer dagegen begeistert mit (vgl. I-DL8, I-DL11, I-OL27).

In Anfängerkursen sind oft viele Erklärungen in der Muttersprache notwendig, um die Texte verstehen zu können (vgl. I-OL24). Kritisiert wird immer wieder, dass der Text bedingt durch Aussprache des Sängers und unbekanntem Wortschatz nicht leicht zu verstehen ist. Fehlendes aktuelles Material wird immer wieder bemängelt. Viele DaF-Materialien sind veraltet, aktuelle Materialien schwer zugänglich. Musik wird selten eingesetzt, da sie vor allem aus Spaß- und Motivationsgründen eingesetzt wird, nicht aber als prüfungsrelevante Vorbereitung. Kurze Antworten gibt es in der Online-Auswertung nicht, da das Interesse der Lehrenden zum Thema Musik auffallend groß ist und jeder seine Erfahrungen schildern möchte.

4.2.3.2 Probleme beim Einsatz von Musik im Unterricht DaF A. Ergebnisse der N-Gruppe (Q 2.7)

Beim Einsatz von Musik im Unterricht DaF sind sieben Faktoren für die 29 Nordafrika-Nahost-Lehrenden, die Musik im Unterricht einsetzen, problematisch (siehe Anhang 4.7 und 4.17): Material und Didaktisierung, Liedtexte, Reaktionen der TN, Spaß und Leistung, Zeit, Technik sowie Zielgruppen.

Das größte Problem ist für die Lehrenden, geeignetes Material zu finden und es zu didaktisieren. Die Musik darf nicht zu schnell oder laut sein und soll den Teilnehmern gefallen. Erfolgserlebnisse im Unterricht sind hierbei für die Teilnehmer wichtig. Gleichzeitig soll das Material zum Unterrichtsthema passen und in den Lektionsaufbau eingebaut werden können. Für eine eigene Didaktisierung fehlen den Lehrenden jedoch meistens didaktisch-methodische Kenntnisse oder die Zeit dazu. Daher wünschen sie sich mehr geeignete DaF-Materialien. Die vorhandenen Materialien werden immer wieder kritisiert. Es gibt zu wenige und wenn, dann sind sie oft veraltet oder zu kindlich für den Erwachsenenunterricht. Bei authentischen Materialien kommt es zu Problemen beim Hörverständnis. Außerdem kann es zu Copyright-Problemen kommen, insbesondere, wenn die Teilnehmer eine Kopie der Musik für das Üben zu Hause benötigen.

Die Liedtexte sind teilweise schwer verständlich. Gründe hierfür sind die Aussprache des Sängers oder die gesungene Sprache generell, die Bedeutung der Texte, die Anzahl der neuen Wörter, die Andersartigkeit von Liedtexten oder kulturspezifische Konnotationen. Oft ist daher eine umfangreiche Vorentlastung notwendig. Zu viele Erklärungen nehmen den Teilnehmern jedoch die Freude am Hören und Verstehen. In DaF-Liedern sind den Teilnehmern die Texte dagegen zu kindisch.

Ein weiteres Problem ist, dass sich manchmal Teilnehmer weigern, mitzumachen. Hierfür kann es verschiedene Gründe geben. Die Teilnehmer mögen zum Beispiel keine Musik oder sehen keinen Sinn für das Lernen darin.

Einige Teilnehmer sind zu schüchtern, mitzusingen, aber „...wenn sie im Chor singen, können sie dieses Problem schnell überwinden“ (N-OL16), andere finden es peinlich. Manche Teilnehmer sind skeptisch, wenn der Text viele neue Wörter enthält und/oder wollen jedes Wort verstehen. Auch die Sinnhaftigkeit von Liedern im Unterricht wird von einigen Teilnehmern infrage gestellt. Dies geschieht insbesondere in obligatorischen

110 Deutschkursen oder bei leistungsorientierten Teilnehmern. Eine gute Didaktisierung ist daher notwendig, damit Musik nicht nur als Spaßfaktor oder Pause gesehen wird.

Den Lehrenden fehlt die Zeit zur eigenen Didaktisierung oder die Zeit zur Umsetzung im Unterricht, da Musik in der Regel nicht im Lehrplan vorgesehen ist. Auch die technischen Voraussetzungen sind nicht immer gegeben.

Manchmal funktioniert die Technik nicht oder nicht schnell genug. Einige Lehrende finden den Einsatz von Musik für spezielle Fächer (z.B. kreatives Schreiben) nicht passend. So eigne sich Musik mehr für den Unterricht an Schulen, insbesondere die Materialien von Uwe Kind.

B. Vergleich mit der I-Gruppe (Q 2.7)

In der internationalen Gruppe (siehe Anhang 4.8 und 4.17) sehen sieben Lehrende „(absolut gar) nichts“

problematisch beim Einsatz von Musik im Unterricht DaF und präsentieren damit wieder die positive Grundeinstellung zur Musik in dieser Gruppe. Bei den anderen Lehrenden ist wie in der N-Gruppe das größte Problem die Auswahl von geeigneten Liedern in Bezug auf Sprachniveau und Musikgeschmack und deren Didaktisierung. Es gibt zu wenige DaF-Materialien in Lehrwerken und die eigene Erstellung ist mühsam.

Probleme mit den Liedtexten sind ähnlich, werden aber von deutlich weniger Lehrenden beschrieben. Vielleicht ist dieses Problem insbesondere sehr verbunden mit der arabischen Kultur aufgrund unterschiedlicher Moralvorstellungen.

Die Reaktion der Teilnehmer entspricht der N-Gruppe, allerdings wird das Singen seltener negativ beschrieben.

In dieser Kategorie steht mehr die Überforderung bei Hörübungen im Vordergrund. Auffallend sind die häufigeren Kommentare zu Problemen mit der Zeit, die mit der Zielgruppe verbunden sind. Kritisch gesehen wird der hohe Zeitaufwand im Unterricht, da Musik in den meisten Zielgruppen im Lehrplan nicht vorgesehen ist und deshalb nicht zuviel Unterrichtszeit wegnehmen darf. Eine zusätzliche Kategorie bilden die musikalischen Fähigkeiten und Einstellungen der Lehrenden, die mehrmals angesprochen werden, denn „...man sollte fähig und willens sein, selbst vor den Studenten zu singen...“ (I-DL10). Insbesondere Chorerfahrung wird als vorteilhaft angesehen. Außerdem ist die Einstellung des Lehrenden zur Musik wichtig für den Erfolg bei den Teilnehmern: „...Das Verhältnis der Lehrenden zur Musik überträgt sich sehr leicht auf das, was ich als Lehrender vermittle. Wenn ich kein (oder kein positives) Verhältnis zur Musik habe, sollte ich diese auch als Lehrender nicht einsetzen.“ (I-OL3).

4.2.3.3 Gründe für den Nichteinsatz von Musik

In der N-Gruppe setzen 14 Lehrende keine Musik ein. Die Gründe lassen sich in fünf Kategorien unterteilen (siehe Anhang 4.9 und 4.18): Zielgruppe, Zeit, Materialien, Technik, Lehrende.

In der ersten Kategorie wird Musik aufgrund der Zielgruppe nicht eingesetzt. Die Gründe hierfür sind vielfältig.

Auf der einen Seite ist Musik “…nicht vorgesehen im Lehrplan” (N-OL10); ein starres Curriculum mit steiler Progression bietet wenig Freiräume (vgl. N-DL16). Manche finden ihr Fach nicht geeignet (z.B Fachsprache, Übersetzung, Grammatik), eine Lehrkraft das Sprachniveau nicht (Oberstufe) oder sie unterrichten “…viel zu grosse Klassen” (N-OL26). Auf der anderen Seite ist die Musik für die Teilnehmer selbst aufgrund von Alter, akademischem Hintergrund oder arabischer Kultur nicht geeignet: “…ausserdem kann Musik hier ein kritisches Thema sein. Einige meiner Studentinnen singen gern, hoeren jedoch sofort auf, wenn Studenten in die Naehe kommen…” (N-OL20); “Manche meiner Studenten lehnen Musik ab, weil sie Salafiya angehören…” (N-DL8).

Daneben berichtet ein Lehrender: “…Auch ist die Aussprache meiner Lernenden sehr gut (verglichen z.B. mit der von asiatischen Lernenden)...” (N-DL5).

Eng verknüpft mit der Zielgruppe ist der Zeitmangel als zweite Kategorie bedingt durch einen Lehrplan mit steiler Progression. Ansonsten wird das Zeitproblem nur generell angesprochen: “…Auf der anderen Seite würde der Einsatz von Musik etwas zeitaufwendig sein” (N-DL3). Ein Lehrender hat sich “…aus Zeitgruenden noch nicht naeher mit dem Thema auseinandergesetzt” (N-OL20). Ebenfalls an zweiter Stelle stehen keine, fehlende oder nicht geeignete Materialien: “…oftmals kindliche Aufmachung der lehrwerkgestützten Lieder und Texte”

(N-DL12) und auch die “…Texte sind oft schwer verständlich...” (N-DL8).

111 Die technischen Voraussetzungen für den Einsatz von Musik fehlen bei über einem Drittel der Lehrenden.

Entweder gibt es keine CD-Spieler oder die Infrastruktur ist generell schlecht, sodas “in den meisten Unterrichtsräumen die Steckdosen nicht funktionieren” (N-DL2).

Die letzte Kategorie bilden schließlich die Lehrenden selbst, die aufgrund ihrer Einstellung, fehlender musikalischer Vorkenntnisse oder Fähigkeiten keine Musik einsetzen wollen oder können: “Ich bin selber total unmusikalisch, kann überhaupt nicht singen und habe nie Musikunterricht genommen oder ein Instrument gelernt” (N-OL13). Ein Lehrender beschreibt Musik im Unterricht als ablenkend (vgl. N-DL8).

In der internationalen Gruppe (siehe Anhang 4.10 und 4.18) gibt es nur vier Antworten von Lehrenden, die keine Musik einsetzen. Für I-OL16 ist Musik in Anfängerkursen (A1) ungeeignet. Weitere Themen sind hier das Copyright-Problem bei internetbasierten Kursen (vgl. I-OL16), das Problem des divergierenden Musikgeschmacks bei Auswahl geeigneter Materialien sowie ein effektiver und gezielter Sprachunterricht (vgl.

I-OL1), der mit Musik nicht möglich scheint.

4.2.3.4 Voraussetzungen für den Einsatz von Musik

Alle Lehrende der N-Gruppe und I-Gruppe können sich jedoch vorstellen, unter anderen Voraussetzungen Musik einzusetzen (Q 2.9). Die Voraussetzungen (siehe Anhang 4.11, 4.12 und 4.19) entsprechen in etwa den fehlenden Faktoren in Q 2.8. Vor allem die Rahmenbedingungen der Zielgruppe und Zeit werden nochmals hervorgehoben. Beim Sprachniveau gibt es Uneinigkeit, ob sich Musik besser auf einem fortgeschrittenen Niveau (N-DL8) oder im Unter- und Mittelstufenbereich einsetzen lässt (N-DL5). Fächer wie Landeskunde, mündliche oder schriftliche Kurse (DaF) sowie Literatur werden als geeignet eingestuft. Außerdem werden auch die didaktischen Kenntnisse angesprochen: „wenn ich wuesste, wie und wann Musik im Unterricht nuetzlich ist“

(N-OL27). Ein Lehrender mit fehlenden musikalischen Fähigkeiten beschreibt seine Möglichkeiten so: „Einziger Einsatz von Musik, zu dem ich mich befaehigt sehen wuerde, waere das Abspielen eines deutschen Liedes mit einem Lueckentext zum Song, den die Studenten dann ausfuellen muessten“ (N-OL13). In der internationalen Gruppe wünscht sich ein Lehrender: „Die Musik muss integrierbar sein in den Kursinhalt und weitestgehend neutral oder aktuell“ (I-OL1). Ansonsten gibt es zu dieser Frage eher kurze Antworten.