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Alfons’ Mitarbeiter und Übersetzer

2 DIE QUELLEN: DAS SCRIPTORIUM ALFONS’

2.6 Alfons’ Mitarbeiter und Übersetzer

Unter den Mitarbeitern von Alfons finden sich Juristen, Doktoren, Geistliche, Laien, Musiker, Astronomen, Astrologen, Dichter und Künstler aus allen drei Glaubensbekenntnissen. Sie arbeiteten gemeinsam und häufig am selben Werk, vor allem bei den Übersetzungen. Im Hinblick darauf sind die Namen der Übersetzer, die in den Prologen stehen, besser bekannt als die Namen anderer Mitarbeiter an anderen vorhergehend zitierten Werken.

153 Vernet, Astología y política, 1971, 91-100.

Die Übersetzungstradition auf der Iberischen Halbinsel hat ihren Ursprung unter der arabischen Herrschaft, unter der die Suche nach antiken wissenschaftlichen und institutionellen Texten und deren Übersetzungen betrieben wurde.154 Das wissenschaftliche Schrifttum der Muslime war das Ergebnis eines umfassenden Rezeptionsvorgangs. Über Persien wurden Wissenschaften und Literatur aus Indien in die arabische Welt vermittelt und von dort nach Europa weitergegeben. Bekannte Beispiele dafür sind die so genannten arabischen Zahlen und die Idee und das Zeichen der Null, die aus Indien stammen.155

Durch die Eroberung Toledos (1085) erlangten die Christen Spaniens Zugang zu einer der größten Bibliotheken der Halbinsel, was eine Arbeitsgruppe von Übersetzern erforderte, die so genannte Übersetzerschule Toledos. Die erste Phase dieser Übersetzerschule begann ungefähr ein halbes Jahrhundert nach der Eroberung Toledos, wobei sich eine Reihe von Gelehrten unter dem Mäzenatentum Erzbischof Raymunds – der sein Amt von 1125 bis 1152 innehatte – im dreikulturellen Toledo zusammenfanden. Sie übersetzten eine Vielzahl philosophischer und naturwissenschaftlicher Werke ins Lateinische.

Die zweite Phase der Übersetzerschule Toledos stand unter dem Mäzenatentum Alfons’ X. Er selbst bestimmte die Auswahl der zu übersetzenden Texte, beschränkte sich dann aber auf eine Schlusskontrolle der Übersetzung. Bei der Textauswahl verschob er das Schwergewicht von den philosophischen auf die naturwissenschaftlichen Texte. Die Mehrheit der Übersetzungen wurde von Juden durchgeführt, denen meistens von Christen geholfen wurde. Die jüdischen Übersetzer wurden in diesem Zusammenhang zur Schnittstelle zwischen den beiden Sprachen, nämlich dem Arabischen und Kastilischen. Die Prologe der Übersetzungen führen die Namen von sechzehn Personen an, die in drei Gruppen eingeteilt werden können, die Gruppe der Juden, der Spanier und der Italiener.

In vielen Fällen ist es trotz vorliegender Namen schwer, die Mitarbeiter genau zu identifizieren, denn es waren häufig verbreitete Namen, die verschiedenen Personen zugeordnet werden können. Unter der Juden finden sich Isaac ben Sid (el Rabbi Zag) und Jehuda ben Moses Cohen, die als Toledaner bekannt sind,156 da sie wahrscheinlich aus dieser Stadt kamen. Isaac ben Sid war für die Übersetzung und Kopierung von wissenschaftlichen Traktaten und der Libros del Saber de Astronomia verantwortlich, Jehuda ben Moses für die Tablas Alfonsí sowie den Libro de la acafeha, Lapidario, Libro de las estrellas fijas, Libro

154 Endreß, Der arabische Aristoteles, 2004, 2; Vernet, Cultura hispanoarabe, 1978, bes das Kapitel “La técnica de la traducciones”, 80-105.

155 Ebd., 80.

156 Procter, Alfonso X de Castilla, 2002, 132; Roth, Les collaborateurs juifs, 1994, 203-225.

del alcora und Libro de las Cruzes. In den Übersetzungen wird auch der Name Abraham erwähnt, der als maestro und físico bezeichnet wird, und der an der Übersetzung des Al-mi’ray (Himmelfahrt Mohammeds) arbeitete. Bei der anderen Person, die als maestro bezeichnet wird, handelt es sich um Bernardo el Arábigo, der offensichtlich ein Muslim war und mit Abraham an der Übersetzung des Libro de la Acafeha arbeitete. Unter den Spaniern erscheinen die Namen von maestro Fernando von Toledo als Mitarbeiter am selben Libro de la Acafeha, von Juan Daspa am Libro de la alcora und Libro de las Cruzes, von Guillén Arremón Daspa an den Traktaten über Astronomie sowie von García Perez am Lapidário.

Die berühmten Italiener am Hof Alfons’, die auch an den Übersetzungen arbeiteten, sind Johannes von Cremona (Libro de acefeha), Egidio Teobaldi von Parma (Quatripartitum und Liber de iudiciis astrologiae), Bonaventura von Siena (Al-mi’ray – vom Kastilischen ins Französische). Diese Italiener kamen von Norditalien und waren wahrscheinlich Ghibellinen, die Alfons wegen seiner Position als Kandidat für die Kaiserkrone dienten. In Bezug darauf nannte Bonaventura selbst Alfons „König der Römer“. Unter den Nicht-Spaniern findet man weiterhin Roberto Anglicus (Robert Scotus) von England und Hermanus Alemanus (der Deutsche), der an der Übersetzung der Werke von Averroes und Aristoteles157 mitarbeitete.

Die Mitarbeiter betreffend, die an den juristischen und literarischen Werken arbeiteten, gibt es nur Vermutungen über ihre Identitäten, denn ihre Namen sind in den Werken nicht erwähnt. Im Fuero Real, einem juristischen Werk, sagt Alfons nur, dass er sich mit Rechtssachverständigen – „con omes sabidores de derecho“ – an seinem Hof beriet.

Gewiss waren die Mitglieder der Gruppe professionelle Juristen und Richter. Trotz der Anonymität der Mitarbeiter in den Werken sind viele Namen von Künstlern, Kanonikern, Juristen, Musikern, Gelehrten und Kopisten bekannt, die unter dem Patronat Alfons’ an seinem Hof lebten und arbeiteten. Im Bereich der literarischen Kunst zählen dazu die Provenzalen Paulet de Marsella, At de Mons de Tolosa, Giraut Riquier de Narbona und Pons Barba, sowie die Portugiesen Pero da Ponte, Pero de Ambroa, Pero Amigo, Pero Lorenzo und Pero Gómez Barroso. Wichtig am Hof Alfons’ waren auch die Geistlichen Juan Gil Zamora und Bernardo Brihuega, die an den historischen Werken arbeiteten, sowie der Jurist Jacobo de las leys (Jakob von den Gesetzen).

Diese multikulturelle Menge und Mischung von Mitarbeitern wurde von dem Patronat Alfons’ unterstützt und gut belohnt, was in der Tat durch die Worte der Günstlinge Alfons’

zum Ausdruck kommt. Ihren Worten zufolge war Alfons: „rex excelsus qui scientiam diligit

157 Brasa Díez, Alfonso X el Sábio y los Tradutores, 1984, 21-33, hier 27.

et scientes honorat“ (Egidio Tebaldi) oder wurde über den König gesagt: „Adeo nihilominus extitit liberalis quod ipsius liberalitas prodigalitatis speciem induebat“ (Gil Zamora).