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Archiv "Enttäuschung, Zorn und (Selbst-)Kritik: . . . in absehbarer Zeit kaum noch niedergelassene Ärzte" (09.06.1977)

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Academic year: 2022

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Leser über das „Kostendämpfungs"-Gesetz

xis in der letzten Woche mitzuteilen, was, wie jeder niedergelassene Arzt weiß, fast zum Alltag einer jeden Praxis gehören kann.

Es suchte mich ein Patient mit einem Originalkrankenschein auf.

Bei der Erhebung der Anamnese stellte sich heraus, daß er bei einem anderen Arzt gewesen war, und daß dieser die Behandlung abgeschlos- sen hatte mit dem Bemerken, daß seine Erkrankung abgeheilt sei. Der Patient war aber bezüglich dieses Punktes anderer Meinung und er glaubte, noch krank zu sein. Er for- derte sofort mit Vehemenz die Über- weisung an die nächste Universitäts- klinik, damit eine richtige Diagnose gestellt werden könne, und er brachte damit zum mindesten indi- rekt seine Meinung von dem minde- ren Können der niedergelassenen Ärzte zum Ausdruck. Die Untersu- chung bei mir ergab, daß die Erkran- kung tatsächlich abgeheilt war. An- gesichts der vehement vorgetrage- nen Forderung des Patienten auf Überweisung an eine Universitätskli- nik stellte ich trotzdem bereitwilligst diese Überweisung aus, die ich mit dem Vermerk ,auf Wunsch' ver- sah.

Nach Durchführung der Untersu- chung in der Universitätsklinik rief mich der vorgenannte Patient in der Mittagszeit an und teilte mir mit, daß die Universitätsklinik ebenfalls fest- gestellt habe, daß er gesund sei — also das von mir erwartete Ergebnis.

Gleichzeitig beschwerte er sich bei mir über die dort vorgenommenen Untersuchungen, die zum Teil schmerzhaft gewesen seien. Er gab an, durch diese Untersuchungen ge- schädigt worden zu sein und bat deswegen um eine Untersuchung durch mich. Ich gab ihm sofort für die Nachmittagssprechstunde einen Termin.

Zu dieser Untersuchung kam es je- doch nicht. Der Patient rief mich vielmehr eine Stunde später wieder an und gab an, daß er in der Notfall- ambulanz eines konfessionellen Krankenhauses gewesen sei, das ihm ebenfalls, bestätigt habe, daß er gesund sei und daß bei ihm nichts

vorläge. Man sieht also, anstelle ei- nes Krankenscheines und einer Ko- stenrechnung, die die Krankenkasse sonst zu bezahlen gehabt hätte, sind im vorliegenden Falle vier Behand- lungskostenrechnungen entstan- den, und zwar durch zwei niederge- lassene Ärzte, durch eine Universi- tätsklinik und durch ein konfessio- nelles Krankenhaus. Und dabei ist diese Polypragmasie völlig überflüs- sig gewesen. Zu einer guten und fachlich richtigen Betreuung hätte die Betreuung durch einen nieder- gelassenen Arzt völlig ausgereicht.

Es ist für mich unter diesen Aspek- ten völlig unerfindlich, wie durch Zulassung aller Krankenhausfach- ärzte eine Kostendämpfung erzielt werden soll. Wir wissen doch alle, daß das Krankenhaus die teuerste Sparte unseres Gesundheitswesens ist.

Und schließlich haben wir alle mal in einem Krankenhaus gearbeitet und die Arbeitsweise in einem Kranken- haus ist eine ganz andere und auf- wendigere, sowohl was den Umfang und die Kosten der Untersuchun- gen, als auch was den Zeitaufwand angeht. Dabei ist die Arbeitsweise des niedergelassenen Arztes für die ambulante Heilbehandlung und die Betreuung der ambulanten Patien- ten keineswegs schlechter, sondern m. E. für diese Sparte die bessere und sachgerechtere, weil sie für diese Zwecke zweckentsprechen- der, effizienter und nützlicher ist und für die Bedürfnisse dieses Sek- tors unseres Gesundheitswesens of- fenbar bei weitem adäquater ist — eine Erkenntnis und ein Schluß, den mein Patient nach der Behandlung in zwei Krankenhausambulanzen schließlich ebenfalls ziehen mußte.

Das von mir geschilderte Ereignis erhellt ferner, daß, da die Kranken- scheine jetzt nicht mehr mit dem Quartal gekennzeichnet sind, für das sie gelten sollen, jetzt praktisch ein unbeschränkter Arztwechsel möglich ist . ."

Dr. med. Georg Vetter Gutenbergstraße 6 4500 Osnabrück

. in absehbarer Zeit kaum noch

niedergelassene Ärzte

Aus einem (eine Vielzahl weiterer Punkte behandelnden) Brief an Mi- nister Ehrenberg.

„Wenn Sie die Krankenhausärzte an der ambulanten Versorgung mit Ge- setzeskraft beteiligen, dann führt das dazu, daß — ich würde es auch tun, wenn ich noch im Krankenhaus tätig wäre — die Assistenzärzte mit festem Gehalt, fester Arbeitszeit und der Möglichkeit des Nebeneinkom- mens durch ambulante Praxistätig- keit sich in der Gesamtheit nicht mehr niederlassen; das ist doch klar.

Die Medizinstudenten finden dann — nach Studium — keine bezahlte Stelle mehr und die Ärzte in der Pra- xis verdienen so wenig mehr, daß es in absehbarer Zeit kaum mehr nie- dergelassene Ärzte geben wird; was das bedeutet, werden Sie später se- hen; dann hilft es aber nichts mehr."

Dr. med. Gerhard Ritscher Facharzt für Kinderkrankheiten Scheyerer Straße 28

8068 Pfaffenhofen

An alle Kollegen

„Wir Ärzte dürfen trotz aller Widrig- keiten unseren Glauben an die indi- viduelle Leistungsfähigkeit und an die eigene Kraft nicht verlieren. Wir dürfen aber auch nicht unsere Anker in kollektiven Utopien suchen. Wir müssen uns weiterhin aus Überzeu- gung zu einer Ordnung der individu- ellen Freiheit, der Leistung und Ver- antwortung bekennen und danach handeln. Dabei kommt es ganz ent- scheidend auf die Widerstandskraft, auf die Moral und den Mut der ärztli- chen Organisationen und Verbände an.,Die Zeit ist schnell, noch schnel- ler ist das Schicksal!' Der Mut aber bleibt unsere wichtigste Waffe."

Dr. med. Winfried Sander Arzt für Allgemeinmedizin Bömelburgstraße 37 3000 Hannover-Hainholz

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 23 vom 9. Juni 1977

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