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Archiv "Enttäuschung, Zorn und (Selbst-)Kritik: In letzter Konsequenz - Planwirtschaft?" (09.06.1977)

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Spektrum der Woche Aufsätze Notizen

Leser über das „Kostendämpfungs"-Gesetz

imponieren sollten, dann werden Ih- nen vielleicht diese Zahlen zu den- ken geben!. . ."

Dr. med. H. Henkelmann Praktischer Arzt

Neusser Straße 111 4050 Mönchengladbach

Trotz freiwilliger

Sparmaßnahmen - die Ärzte werden geprügelt

einst auch bei uns. Das ist die Sip- penhaft, die in dem Gesetzesentwurf ausgesprochen ist. Sollte diese all- ergische Reaktion nur den Ärzten verboten sein? Daß nun der Entwurf vorsieht, daß Arzneikosten, die bei Spezialisten und bei den Fortschrit- ten bei der Heilungsmöglichkeit bis- her unheilbarer Krankheiten viel Geld kosten, einfach pauschal von dem Honorar aller Ärzte abgezogen werden soll,. .. ist rechtlich unvor- stellbar. . ."

Dr. med. Guth Herminenstraße 5 6200 Wiesbaden

Gehälter und Honorare...

„Zu der Information (in Heft 9/1977, Seite 563) ,AOK-Direktor verteidigt den Gesetzentwurf' [es handelte sich dabei um Hans Töns, den Direk- tor des Bundesverbandes der Orts- krankenkassen und energischer Promoter des ,Kostendämpfungsge- setzes'; die Redaktion] kann man nur feststellen, daß der AOK-Direk- tor durch sogenannte Kostendämp- fung im Gesundheitswesen nicht be- troffen wird. Er wird sein recht ho- hes Gehalt von schätzungsweise 8000 bis 10 000 DM monatlich weiter erhalten. Davon hat er allenfalls die üblichen Abgaben zu leisten, aber nicht wie der Arzt in der Praxis nicht nur die Praxisunkosten zu tragen, sondern auch Gehälter für mehrere Personen, die davon leben. Bis der Arzt ein Gehalt in dieser Höhe für sich herauswirtschaften kann, muß er mindestens das zehnfache ein- nehmen und das sicher nicht nur für einen Achtstundentag."

Planwirtschaft?

ren. Das wissen sicher auch die Vä- ter des Gesetzes, sonst würden sie auf den Vorwurf der ,Sozialisierung' der Medizin nicht so sauer rea- gieren.

Gibt es eine Alternative? Aber wel- che Alternative bietet die Ärzte- schaft, die spätestens seit den ,frei- willigen Empfehlungsvereinbarun- gen' zwischen Kassenärztlicher Bundesvereinigung und den RVO- Kassen im Jahr 1976 weiß, daß es so wie bisher nicht weitergehen kann?

Welchen konstruktiven ‚Gegen- schlag' der Ärzteschaft gibt es ge- gen den ,Atomschlag gegen das Kassenarztrecht', außer Protesten und Demonstrationen?

Ursachen der Kostensteigerung: Der Fortschritt der Medizin in diagnosti- scher und therapeutischer Hinsicht führt zu einer fortlaufenden Kosten- steigerung in der ambulanten und stationären Krankenversorgung. Da die Beiträge zu den Krankenkassen aus politischen, sozialen und wirt- schaftlichen Gründen nicht im glei- chen Maße erhöht werden können, entsteht ein Defizit. Wie soll nun diese auseinanderklaffende Schere von Kostensteigerung durch den medizinischen Fortschritt (auch zum Teil durch Zunahme der Morbidität bei einer durchschnittlich älter wer- denden Bevölkerung bedingt) und Stehenbleiben der Gesamtvergütun- gen der Krankenkassen geschlossen werden?

Kostendämpfung durch Rationali- sierung? Sicher ist es ein Trug- schluß, wenn man annimmt, daß das Defizit in der Krankenversorgung dadurch wegfällt, daß ‚medizinisch- technische Leistungen, die der Arzt zur Unterstützung seiner Maßnah- men benötigt, wirtschaftlich von be- sonderen Ärzten oder Einrichtun- gen' erbracht werden. Denkbar ist, daß hierdurch eine kurze kostenmä- ßige ‚Atempause' (man denke an die Kürzung der Laborgebühren) ent- steht, wenn man unterstellt, daß durch eine solche Maßnahme tat- sächlich eventuell vorhandene ,Un- wirtschaftlichkeiten` beseitigt wer- den. Auf Dauer jedoch werden auch die Leistungen solcher medizinisch-

„. . Die Frage in Bonn lautete, woher... das fehlende Geld für die Rentenversicherung nehmen? Man schaute sich um nach noch gut ver- dienenden Volksgenossen. Hohe Minister und Ministerialbeamte schieden aus, sie hätten sich ja ins eigene Fleisch schneiden müssen, das ist unzumutbar. Presse mit ihren zum Teil Großverdienern erschien unzweckmäßig, sie hätten mit ihren berufsbedingten Fähigkeiten hart zurückschlagen können. Die Groß- industrie kam wegen einer allzugro- ßen Gesetzwidrigkeit einer Enteig- nung nicht in Frage. So bot sich die Ärzteschaft an, die ohnehin schon in den letzten Jahren ins Blickfeld öf- fentlicher Kritik gerückt worden war.

... Bereitschaft zu erfolgreichen Sparmaßnahmen hat die Ärzteschaft seit zwei Jahren bewiesen, wie ja auch Regierungssprecher bestätig- ten. Als alter Mann aus weit über 100jährigem Arztsitz, aus Erzählun- gen vom Großvater, Vater und eige- nem Erleben darf ich darauf hinwei- sen, daß gerade die Ärzteschaft und nur sie die Krankenversicherung in ihrer katastrophalen Lage nach den beiden verlorenen Kriegen in ihrem Weiterbestand gerettet hat. Dies war

allerdings nur möglich, weil der Arzt Prof. Dr. med. Trube-Becker besonders auf dem Land eine etwa Moorenstraße 5

der Kassenpraxis entsprechende 4000 Düsseldorf Privatpraxis hatte. Wenn jetzt eine

Verbitterung bei Ärzten aufkommt

und die Sorge anklingt, die augen-

In letzter Konsequenz

blickliche Geldnot zu Systemverän-

derungsplänen zu benützen, ist das

verständlich. Das ganze deutsche Selbstverständlich würde die- Volk ist allergisch geworden nach ses Gesetz, falls es in dieser Form Erfahrungen in diesem Jahrhundert zur Durchführung käme, zu ei- gegen gewisse Ungeheuerlichkeiten ner ,Zwangsbewirtschaftung` oder in autoritär regierten Ländern, so ‚Planwirtschaft' in der Medizin füh-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 23 vom 9. Juni 1977 1553

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Spektrum der Woche Aufsätze -Notizen

Leser über das „Kostendämpfungs"-Gesetz

technischer Zentren sowohl im Um- fang, wie auch an Schwierigkeit zu- nehmen, daß heißt, die Kosten stei- gen weiter.

Die ‚Brieftaschen' der Ärzte. Wer glaubt, die angeblich so dicken Brieftaschen der Ärzte seien das Re- sultat eines enormen ,Geschäftes mit der Gesundheit', ist realitäts- fremd oder durch gesellschaftspoli- tische Vorurteile blind. Das finanzi- elle Scheitern der privatwirtschaft- lich geführten Deutschen Klinik für Diagnostik in Wiesbaden sollte auch dem letzten Zweifler klargemacht haben, daß an der ärztlichen Lei- stung nichts ,zu verdienen` ist (im kaufmännischen Sinn). Wenn ein Teil der niedergelassenen Ärzte tat- sächlich eine etwas dickere Briefta- sche haben sollte als vergleichbare Akademiker, so weiß doch jeder Di- rektor einer Ortskrankenkasse oder jeder Geschäftsführer einer Ersatz- kasse, da ihnen die Abrechnungsun- terlagen der Ärzte vorliegen, daß ge- gebenenfalls ein höheres Einkom- men auf einer überdurchschnittli- chen Arbeitsleistung beruht, denn die in den Verträgen mit den Kassen vereinbarten Honorare sind doch wohl kaum als ‚gewinnbringend' oder ,kapitalistisch-ausbeuterisch' zu bezeichnen.

Bald staatliche Subventionen? Da der Staat jetzt beabsichtigt, die Ver- antwortung für das Gesundheitswe- sen voll zu übernehmen, muß er in naher Zukunft das mit Sicherheit zu erwartende Defizit auch überneh- men und mit Steuergeldern abdek- ken (wie z. B. bei Bundesbahn und Bundespost). Die Frage ist nun, sol- len sich die Ärzte im Interesse der Patienten überhaupt gegen die be- absichtigte Strukturveränderung in der Krankenversorgung stellen? Ha- ben die niedergelassenen Ärzte (sie sollen eine Minderheit von 46 Pro- zent aller Ärzte in der Bundesrepu- blik darstellen) die wirtschaftlichen Möglichkeiten, das Defizit der Kran- kenversicherung zu kompen- sieren?"

Dr. med. Wolfram Dischler Schiffstraße 5

7800 Freiburg

Wir brauchen eine Alternative

„... Warum haben so viele Kollegen den Eindruck, allmählich zu den Prügelknaben der Nation zu wer- den? Sicher stehen wir als selbstän- dige Ärzte systemverändernden Strömungen besonders hartnäckig im Weg. Aber sollten wir uns nicht fragen, warum die Verunglimpfung auf soviel Widerhall bzw. so wenig Widerspruch stößt? Sicher spielt der

‚Neid' auf unsere Stellung und unser Einkommen eine große Rolle. Aber auf wen bin ich denn neidisch?

Doch meist auf den, der etwas be- kommt, was er meiner Meinung nach nicht verdient hat!

Vielleicht müssen wir uns fragen, ob unsere ärztliche Leistung wirklich noch ausreicht. Sind unsere Argu- mente wie ,70-Stunden-Woche, Wo- chenendbereitschaft, modernste Praxisführung' noch stichhaltig? Ist das, was wir in unserer Zeit und mit diesen Investitionen an ärztlich-me- dizinischer Leistung heute bieten, überhaupt noch relevant? Ohne Frage ist es u. a. der modernen Me- dizin zu verdanken — wohl auch im Sinne von Nutzen-Kosten-Analysen

—, daß die Produktivität unserer Volkswirtschaft in den letzten Jahr- zehnten so gesteigert werden konnte. Aber ist das auch heute noch so und wie wird das in Zukunft sein?

Liegen die ärztlichen Probleme heute und zukünftig überhaupt noch dort, wo wir heute mit unserem me- dizinisch-technischen Aufwand und unserer Arzneimitteltherapie ste- hen? Ich meine, ohne eine langfristi- ge Änderung unseres ärztlichen Orientierungspunktes kommen wir nicht voran! Sonst können wir zu- künftig weder dem einzelnen, ge- schweige denn der Gesamtheit wirk- lich helfen. Wir brauchen anstelle unserer mit so viel Schweiß und Mut in den letzten Jahrzehnten zur Per- fektion herangereiften ,Krankheits- lehre' für die Zukunft eine ‚Gesund- heitslehre', wie es Vescovi so tref- fend und klar formulierte. Hat die Medizin ihre großen Fortschritte bis heute in der Heilung von Krankhei-

ten erreicht, so wird unser Volk und jeder einzelne doch von uns Ärzten mehr und mehr erwarten können, Schaden nicht entstehen zu lassen.

Sollten es nicht die Ärzte sein, die — wie die alten Hygieniker — dafür ein- treten, unsere Umwelt und den ein- zelnen schrittweise so zu verändern, daß der Mensch besser lebt und da- mit länger gesund bleibt. Sicher ist dieses eine Frage von Generationen.

Aber sollten wir nicht heute damit beginnen, bevor es andere tun?"

Dr. med. Jens J. Kirsch Schubertstraße 11 6830 Schwetzingen

Erfahrungsweisheit

„Die derzeitigen feindseligen Angrif- fe auf die ,zu hohen' Arzthonorare können nur den verwundern, der nicht die Mentalität derjenigen kennt, die seit eh und je das gefor- derte Honorar des Arztes als ,zu hoch' empfinden. Über meinem Schreibtisch hängt seit mehr als 50 Praxisjahren ein Tryptichon aus dem 16. Jahrhundert, dessen Text lautet:

Tres medicus facies habet: / unam quando rogatur angelicam: / mox est, cum iuvat ipse Deus. / Post ubi curato, poscit sua praemia morbo; / horridus apparet, terribilisq sathan.

Auf gut deutsch:

Der Arzt drei Angesichter hat: / Dem Engel gleich, gibt er dem Kranken Rat, / Und hilft er ihm ausseinerNot, / so gleicht er gar dem lieben Gott! 1 Doch wie er nur um Lohn anspricht, / hat er ein teuflisch Angesicht!"

Dr. med. Paul Pies Theodor-Heuss-Straße 12 5300 Bonn-Bad Godesberg

Kostendämpfung

durch Zulassung sämtlicher Krankenhausfachärzte?

„Zu dem Thema ,Kostendämpfung durch Kassenzulassung sämtlicher Krankenhausfachärzte' erlaube ich mir ein Vorkommnis aus meiner Pra-

1554 Heft 23 vom 9. Juni 1977 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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