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Archiv "Imagekampagne der niedergelassenen Ärzte: Deutlich, aber nicht wehklagend" (02.09.2013)

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A 1602 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 35–36

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2. September 2013

S

eit dem 30. August sind sie wieder zu sehen. Auf 5 000 Plakatwänden in ganz Deutschland werben Ärzte und Psychotherapeu- ten für ihren Beruf und bessere Arbeitsbe dingungen. Denn während die erste Runde der Imagekampagne im Frühjahr die Freude am Arztbe- ruf in den Mittelpunkt stellte, sollen jetzt auch die zum Teil schwierigen Rahmenbedingungen für Ärzte und Psychotherapeuten zur Sprache kommen. Die Botschaften: „Ich bin Facharzt. Ich bin eine aussterbende Art.“ „Ich bin Hausärztin. Ich werde Ihnen fehlen.“

„In der ersten Phase der Kam - pagne ging es darum, Aufmerksam- keit bei den Bürgern zu erzeugen.

Das ist uns gelungen. Nun gehen wir mit inhaltlich deutlicheren Bot- schaften in die zweite Phase. Auf einer sachlichen Ebene thematisiert die Kampagne die kritischen und häufig einschränkenden Aspekte der Arbeitsbedingungen der nieder-

gelassenen Ärzte und Psychothera- peuten“, sagt der Vorstandsvorsit- zende der Kassenärztlichen Bun- desvereinigung (KBV), Dr. med.

Andreas Köhler. Man wolle öffent- lich deutlich machen, dass sich die Bedingungen ändern müssten, um den sich abzeichnenden Ärzteman- gel zu verhindern. Erst wenn junge Ärztinnen und Ärzte ein attraktives Arbeitsumfeld vorfänden, könne man sie motivieren, sich in eigener Praxis niederzulassen – auch auf dem Land.

Die zweite Phase der Kampagne bildet aber auch den niedergelas - senen Arzt als Unternehmer und Arbeitgeber ab: „Ich bin Haus- arzt. Und Unternehmer. Und Ma- nager. Und Buchhalter. Und Perso- naler. Und Controller. Und Vor - arbeiter. Und Hausmeister.“, heißt es auf einigen Plakaten. „Denn die Ärzte spielen nicht nur bei der Patientenversorgung eine große Rolle“, erklärt KBV-Chef Köhler.

„Sie schaffen auch Arbeitsplätze, wenn sie sich für eine Niederlas- sung entscheiden.“

Neu ist, dass diesmal auch die Kosten der ambulanten Versorgung und damit indirekt die Vergütung der niedergelassenen Ärzte thema - tisiert werden. „Wir sprechen über Geld. Denn an Gesundheit spart man nicht.“, ist auf weiteren Plaka- ten zu lesen, mit denen die KBV

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung und die Kassenärztlichen Vereinigungen wollen in- nerhalb der nächsten fünf Jahre das Bild von Ärzten und Psychotherapeuten in der Öffent- lichkeit verbessern. Für die Werbung auf Pla- katen, in Fernseh- und Kinospots, für Online- Anzeigen in Zeitungen und eine eigene Website www.ihre-aerzte.de stehen insgesamt 15 Mil- lionen Euro zur Verfügung. Die Imagekampa- gne startete am 26. April mit einem TV-Spot

DIE IMAGEKAMPAGNE

IMAGEKAMPAGNE DER NIEDERGELASSENEN ÄRZTE

Deutlich, aber nicht wehklagend

Jeder siebte Bürger kennt die Plakate und Fernsehspots. „Wir arbeiten für Ihr Leben gern“, lautete der Slogan, mit dem Ärzte im Frühjahr wochenlang für ihren Beruf warben. Jetzt startet die zweite Runde der Kampagne – mit kritischeren Tönen.

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2. September 2013 A 1603 auch um öffentliches Verständnis

für ihre Honorarforderungen wirbt.

„Wir verhandeln mit den Kran - kenkassen über die medizinische Versorgung der Versicherten. Da- für werden finanzielle Mittel ge- braucht – und dies vor dem Hinter- grund einer immer älter werden- den Bevölkerung, einer Zunahme an chronischen Erkrankungen und dem berechtigten Willen der Bür- ger, auch in Zukunft vom niederge- lassenen Arzt oder Psychothera- peuten vor Ort behandelt zu wer- den“, meint Köhler.

Dennoch soll dies keine poli - tische Kampagne im Vorfeld der Bundestagswahl sein. Das hatte der KBV-Chef bereits zum Auftakt im Frühjahr betont. KBV und KVen gehe es vielmehr darum, die Be- völkerung über den Stellenwert ärztlichen Handelns zu informie- ren und den Beruf für den Nach- wuchs wieder attraktiv zu ma- chen. Denn für viele Praxisinhaber sei es inzwischen schwierig, einen Nachfolger zu finden, hatte Köhler damals erklärt.

KBV und KVen, die die Kam - pagne gemeinsam ins Leben geru- fen haben, lassen es jedoch nicht bei der Plakatwerbung bewenden.

In der letzten Augustwoche wurde der Fernsehspot aus dem Früh- jahr erneut zur besten Sendezeit vor der „Tagesschau“ in der ARD ausgestrahlt. Zusätzlich läuft im September und Oktober ein Wer- befilm in den Kinos. Über den In- halt verrät die KBV allerdings nur so viel: „Der Spot vermittelt – mit einem zwinkernden Auge und ge- rade für ein jüngeres Publikum – wie wichtig Ärzte und Psychothe-

rapeuten in allen Lebenslagen sind und auf wie vielen Wegen sie den Patienten helfen.“

Die Ärzteschaft hat sich ihre Imagekampagne einiges kosten las- sen. 15 Millionen Euro über fünf Jahre hat die KBV-Vertreterver- sammlung für Fernseh- und Kino- spots, Plakate und Online-Anzei- gen in überregionalen Zeitungen bewilligt. Hinzu kommt eine eigene Website www.ihre-aerzte.de, über die Ärzte unter anderem Flyer, Pla- kate fürs Wartezimmer und Patien- tenbroschüren beziehen können, die über den Arbeitsalltag niedergelas- sener Ärzte informieren.

Bei der KBV zeigt man sich zu- frieden mit der Resonanz auf die Werbeaktion. Jeder Siebte kenne die Kampagne „Wir arbeiten für Ihr Leben gern“. Das hat eine Umfra- ge unter 1 000 Bürgern ergeben, die das Meinungsforschungsinstitut Forsa Mitte Mai im Auftrag der

KBV durchgeführt hat. „Was zu- nächst nach recht wenig klingen mag, ist für die Werbekampagne ei- ner Berufsgruppe sehr viel“, meint die KBV. Die Kampagne der Ärzte und Psychotherapeuten habe bereits nach drei Wochen das Ergebnis er- zielt, das andere große und weithin sichtbare Kampagnen erst nach ei- nem deutlich längeren Zeitraum er- reichen konnten. Die Kampagne des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks beispielsweise sei erst nach 15 Monaten bei diesem guten Wert gelandet – trotz eines Budgets von 50 Millionen Euro gegenüber 15 Millionen der KBV.

Das Geld sei gut investiert, be- fand im Frühjahr Hausarzt Stephan Bernhardt. Er ist eines der Gesich- ter der Imagekampagne. Warum er teilnimmt? „Wir müssen den Pau- schalverurteilungen in den Medien etwas entgegensetzen“, sagte er mit Blick auf die damalige Debatte über Korruption bei niedergelassenen Ärzten, die von den Krankenkassen befeuert wurde.

Inzwischen haben sich 30 weite- re Ärzte für die Internetseite www.

ihre-aerzte.de fotografieren lassen.

Sie nutzten den Tag der Niederge- lassenen Anfang Juni, um zu signa- lisieren, dass sie die Kampagne un- terstützen. Zahlreiche Ärzte hätten sich auch per E-Mail bei der KBV gemeldet, um sich um eine Teilnah- me zu bewerben, heißt es dort.

Kritiker der Kampagne zweifeln entweder generell an deren Sinn oder stören sich an Einzelheiten. So schrieb Dr. med. Thomas Thormann in einem Leserbrief (DÄ, Heft 25/

2013): „Wir Ärzte haben einen sehr guten Ruf in der Gesellschaft, die Schmutz-Aktion der Krankenkas- sen ist doch gar nicht bei den Pa- tienten angekommen.“ Deswegen jetzt eine wahnwitzig teure Aktion zu starten, sei inakzeptabel. Sabine Gumbel kritisierte, der Absender

„Ihre Haus- und Fachärzte“ grenze die Psychologischen Psychothera- peuten aus. „Wieso werden sie ge- meint, aber nicht genannt?“, fragt sie. Und Ulrich G. Daniel bemän- gelt, dass die Kampagne die Ho - norarmisere der niedergelassenen Ärzte ausklammere.

Heike Korzilius unmittelbar vor der „Tagesschau“ in der ARD.

Bis Mitte Mai vermittelten Ärztinnen und Ärzte auf Plakaten in 200 Städten die Botschaft „Ich arbeite für Ihr Leben gern“. Die zweite Phase der Kampagne startete in der letzten August- woche, erneut mit TV-Spots vor der „Tages- schau“. Bis Mitte September werden Plakat - motive in allen größeren Städten und auf den ICE-Bahnhöfen zu sehen sein. Der Kino-Spot läuft noch bis Ende Oktober.

Fotos: Robyn Soyka

Dreharbeiten für den Kinospot:

Humorvoll soll hier vermittelt werden, wie wichtig Ärzte in allen Lebenslagen sind.

P O L I T I K

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