Mathematik f¨ ur Naturwissenschaftler I WS 2020/21
Prof. Andreas Dreuw
Ubungsblatt 6 ¨ Ausgabe: Do 10.12.2020
Abgabe: Fr 18.12.2020 10:00
1 2 3 Σ
/ 21 P
Basiswissen
Ableitungen, Nullstellen, Extrema, Wende- punkte, Sattelpunkte, Symmetrie und Mono- tonie einer Funktion
Neue Themen
lineare Approximation, Umkehrfunktionen der Kreisfunktionen, Hyperbelfunktion, Ab- leitungen von Umkehrfunktionen
Aufgabe 6.1 (6 P). (Ableitung)
Die F¨ ahigkeit Ableitungen von Funktionen zu bilden geh¨ ort zu den Grundf¨ ahigkeiten die ben¨ otigt werden, um im sp¨ ateren Studium Formeln herzuleiten.
(a) Bilden Sie die erste Ableitung folgender Funktionen f 1 (x) = p
3ax 5 + bx 2 + x f 2 (x) = cos(e x + x −3 ) f 3 (x) = cosh(ln(2x 2 )) (1) f 4 (x) = e x 3x
13+ e x 2x + e x 3 f 5 (x) = 1
ln(2) 2 x f 6 (x) = x sin(x)
cos(x 2 ) (2) (3 P) (b) Finden Sie eine lineare Funktion, die f(x) an der Stelle x = 0 ann¨ ahert
f (x) = x cos(x) (3)
(1 P) (c) Leiten Sie folgende Funktion ab
f(x) = arccos(x) (4)
(2 P)
L¨ osung 6.1.
(a)
f 1 0 (x) = ((ax 5 + bx 2 + x)
13) 0 = 1
3 (5ax 4 + 2bx + 1)(ax 5 + bx 2 + x)
−23(5) f 2 0 (x) = − sin(e x + x −3 )(e x − 3x −4 ) (6) f 3 0 (x) = sinh(ln(2x 2 ))( 1
2x 2 4x) = 2x − 1
2x 3 (7)
f 4 0 (x) = (e x (3x
13+ 2x + 3)) 0 = e x ((3x
13+ 2x + 3) + (x
−23+ 2)) (8) f 5 0 (x) = [ 1
ln(2) e ln(2
x) ] 0 = 1e ln(2)x = 2 x (9) f 6 0 (x) = (sin(x) + x cos(x))(cos(x 2 )) − (x sin(x))(−2x sin(x 2 ))
cos 2 (x 2 ) (10)
(b) Die lineare Approximation entspricht den ersten beiden Gliedern (konstanter und li- nearer Term) der Taylorreihen-Entwicklung. Sie l¨ asst sich demnach schreiben als:
f (x) ≈ f (x 0 ) + f 0 (x 0 ) · (x − x 0 ) (11) wobei die Funktion um den Punkt x 0 gen¨ ahert wird. Ableiten der obigen Formel liefert:
f 0 (x) = cos(x) − x sin(x) (12)
F¨ ur die Stelle x 0 = 0 ergibt sich also:
f 0 (0) = cos(0) − 0 · sin(0) = 1 (13) Und demnach ist die lineare Approximation:
f (x) ≈ f (0) + f 0 (0) · x = 0 + 1 · x = x (14) (c) Mit dem Satz ¨ uber Funktionen und ihre Umkehrfunktionen f −1 = g gilt g 0 = f
01 (g) .
Somit gilt:
f 0 (x) = 1
− sin(arccos(x)) = −1
p 1 − cos 2 (arccos(x)) (15)
= −1
p 1 − cos(arccos(x)) · cos(arccos(x)) = −1
√ 1 − x 2 . (16)
Aufgabe 6.2 (7 P). (Kurvendiskussion)
Die markanten Punkte, wie etwa Nullstellen und Extrema, sind im wissenschaftlichen Alltag h¨ aufig das Interessante an Formeln und gefitteten Kurven. Auf einer Potentialhyperfl¨ ache der Energie von Molek¨ ulen interessiert sich die theoretische Chemie zum Beispiel f¨ ur den energetisch niedrigsten, und damit oft wahrscheinlichsten, Verlauf einer Reaktion.
F¨ uhren Sie eine vollst¨ andige Kurvendiskussion f¨ ur folgende Funktion vor
f (x) = −5x 5 + 3x 3 (17)
Bestimmen Sie folgende Eigenschaften:
(a) Maximaler Definitions- und Wertebereich in R (1 P)
(b) Nullstellen (1 P)
(c) Maxima und Minima (2 P)
(d) Wendestellen und Sattelpunkte (2 P)
(e) Symmetrie und Monotonie auf der gesammten Funktion
TIPP: Hier k¨ onnen Sie ¨ uber die bekannten Eigenschaften von Funktionen argumen-
tieren. (1 P)
L¨ osung 6.2. Zun¨ achst berechnen wir die ersten 3 Ableitungen von f (x)
f (x) = −5x 5 + 3x 3 (18)
f 0 (x) = −25x 4 + 9x 2 (19)
f 00 (x) = −100x 3 + 18x (20)
f 000 (x) = −300x 2 + 18 (21)
(a) Polynome, also ganzrationale Funktionen, haben stets R sowohl als Definitions- wie auch Wertemenge.
D = R (22)
W = R (23)
(b)
f (x) = 0 (24)
x 3 (−5x 2 + 3) = 0 (25)
Satz vom Nullprodukt → x 1,2,3 = 0 (26)
−5x 2 + 3 = 0 (27)
x 2 = 3
5 (28)
x 4,5 = ± r 3
5 (29)
F¨ ur Nullstellen reicht die Angabe der x-Werte.
(c)
f 0 (x) = 0 (30)
x 2 (−25x 2 + 9) = 0 (31)
Satz vom Nullprodukt → x 1,2 = 0 (32)
−25x 2 + 9 = 0 (33)
x 2 = 3 2
5 2 (34)
x 3,4 = ± 3
5 (35)
Einsetzen in f 00 (x) (36)
f 00 (0) = 0 → M¨ oglicher Sattelpunkt (37) f 00 ( 3
5 ) = −2 ∗ 5 ∗ 5 ∗ 2 ∗ 3 3
5 3 + 6 ∗ 3 ∗ 3
5 (38)
= −2 ∗ 2 ∗ 3 3
5 + 6 ∗ 3 ∗ 3
5 = −108 + 54
5 (39)
= −54
5 < 0 → Maximum (40) f 00 (− 3
5 ) = 2 ∗ 5 ∗ 5 ∗ 2 ∗ 3 3
5 3 + −6 ∗ 3 ∗ 3
5 (41)
= 2 ∗ 2 ∗ 3 3
5 + −6 ∗ 3 ∗ 3
5 = 108 − 54
5 (42)
= 54
5 > 0 → Minimum (43)
Bei der Frage nach Maxima/Minima, Extrempunkten, Hoch- oder Tiefpunkten sol- len die Punkte angegeben werden.
f ( 3
5 ) = − 5 ∗ 3 5
5 5 + 3 ∗ 3 3
5 3 (44)
= −1215 3125 + 81
125 = −1215 + 2025
3125 (45)
= 810
3125 → H ( 810 3125 / 3
5 ) (46)
f (− 3
5 ) = − −5 ∗ 3 5
5 5 + −3 ∗ 3 3
5 3 (47)
= 1215 3125 + −81
125 = 1215 − 2025
3125 (48)
= −810
3125 → T ( −810 3125 / 3
5 ) (49)
K¨ urzen wird aber hier nicht erwartet.
(d)
f 00 (x) = 0 → x 1 = 0 (50)
−100x 2 + 18 = 0 → x 2,3 = ± r 9
50 (51)
f 000 ( r 9
50 ) = − 300 ∗ 9
50 + 18 (52)
= −36 < 0 →rechtsgekr¨ ummter Wendepunkt (53) f 000 (−
r 9
50 ) = − 300 ∗ 9
50 + 18 (54)
= −36 > 0 →rechtsgekr¨ ummt Wendepunkt (55) f 000 (0) = 18 6= 0 →linksgekr¨ ummter Sattelpunk (56) Es wurden nur Wendestellen gefordert, Funktionswerte werden daf¨ ur nicht ben¨ otigt.
F¨ ur den Funktionswerte des Sattelpunktes:
f (0) = 0 → S(0/0) (57)
(e) Argumentation der Symmetrie durch Einsetzen oder den bekannten Eigenschaften der Polynomfunktion
f (−x) = 5x 5 − 3x 3 = −f (x) (58)
→Punktsymmetrisch am Ursprung (59) F¨ ur die Monotonie reicht eine Argumentation dass eine Funktion mit einem Maximum und Minimum nicht monoton seien kann.
Aufgabe 6.3 (8 P). (Schiefer Wurf ohne Starth¨ ohe)
Wirft man einen Ball unter einem Wurfwinkel β, so stellt dessen Flugbahn eine Wurfparabel dar. Mithilfe des Superpositionsprinzips k¨ onnen die Bewegungen in horizontale (Koordinate x) und vertikale (Koordinate y) Richtung unabh¨ angig voneinander betrachtet werden. Die entsprechenden Trajektorien (Bewegungsbahnen) lassen sich dann f¨ ur einen Wurf aus einer H¨ ohe h = 0 schreiben als:
x(t) = v 0x t y(t) = v 0y t − g
2 t 2 (60)
mit v 0x = v 0 cos(β) und v 0y = v 0 sin(β ). v 0 ist die Abwurfgeschwindigkeit und g ist die Schwerebeschleunigung der Erde, g = 9, 81 m s
2.
(a) Berechnen Sie ˙ x = dx dt , ¨ x, ...
x und analog ˙ y, ¨ y und ...
y . Welche physikalischen Gr¨ oßen (mit Einheit) stecken jeweils hinter den einfach, zweifach und dreifach nach der Zeit
abgeleiteten Koordinaten? (2 P)
(b) Welcher Wertebereich f¨ ur β ist von Bedeutung? Gibt es in diesem Winkelbereich Son-
derf¨ alle bez¨ uglich der Trajektorien? (0.5 P)
(c) Nach welcher Zeit wird die maximale Wurfh¨ ohe erreicht? Bestimmen Sie die x- und y- Position des h¨ ochsten Punktes der Wurfparabel in Abh¨ angigkeit von β und v 0 . (1 P) (d) Nach welcher Zeit erreicht der Ball wieder den Boden? Geben Sie die Wurfweite in
Abh¨ angigkeit von β und v 0 an. (0.5 P)
(e) In welchem Verh¨ altnis stehen die maximal erreichten Wurfh¨ ohe und die Wurfweite?
(0.5 P)
(f) Berechnen Sie die maximale Wurfweite in Abh¨ angigkeit des Wurfwinkels β und v 0 . (g) Schreiben Sie die Trajektorie y(t) in den Ortsraum, das heißt nach y(x), um.
(h) Welche der beiden obigen Bahngleichungen ¨ andert sich f¨ ur einen Wurf aus h 6= 0? Wie sieht diese dann aus? Was ist nun die Wurfzeit und die Wurfweite?
L¨ osung 6.3.
(a)
˙
x = v 0 cos(β), x ¨ = ...
x = 0 y ˙ = v 0 sin(β ) − gt, y ¨ = −g, ...
y = 0 (61)
˙
s = v : Geschwindigkeit (velocity) in m s
¨
s = ˙ v = a : Beschleunigung (acceleration) in m s
2... s = ¨ v = ˙ a = j : Ruck (jerk oder auch jolt) in s m
3(b)
0 ◦ ≤ β ≤ 90 ◦ (62)
F¨ ur einen Wurf mit 90 ◦ ergibt sich cos(90 ◦ ) = 0 und somit nur eine Bewegung in y-Richtung. F¨ ur 0 ◦ verbleibt der Ball in Ruhe, da y(t) < 0 ∀ t > 0.
(c) Hier gilt nat¨ urlich ˙ y = 0, somit ist t = v
0sin(β) g . Durch Einsetzen erh¨ alt man dann als x-Position v
20cos(β) sin(β)
g = v
20sin(2β) 2g und als y-Position v
20sin 2g
2(β) .
(d) Mit dem Ergebnis aus dem vorherigen Aufgabenteil und der Symmetrie der Wurfpara- bel sieht man direkt dass es sich um die verdoppelten Werte handelt, also t = 2v
0sin(β) g und die Wurfweite ist v
02sin(2β) g .
(e) Mit den Informationen aus den Aufgabenteilen c und d ergibt sich direkt:
y max
x max = v 2 0 sin 2 (β)
2g · g
2v 0 2 cos(β) sin(β) = tan(β )
4 . (63)
(f) Zun¨ achst muss die notwendige Randbedingung y(t) = 0 verwendet werden, um die Zeitabh¨ angigkeit aus der Bahngleichung f¨ ur x zu entfernen. Neben t = 0 l¨ ost auch t = 2v
0sin(β) g diese Bedingung. Aus Aufgabenteil c hat man also:
x(β) = v 0 2 sin(2β)
g . (64)
Ableiten nach β ergibt:
dx(β )
dβ = 2v 2 0 cos(2β)
g . (65)
Nullsetzen f¨ uhrt dann zu:
dx(β) dβ
= 0 ! ⇒ 0 = cos(2β ). (66)
Demzufolge ist die Wurfweite maximal f¨ ur einen Wurfwinkel von β = 45 ◦ . (g) Aufl¨ osen von x(t) nach der Zeit gibt t(x) = v x
0