Mathematik f¨ ur Naturwissenschaftler I WS 2020/21
Prof. Andreas Dreuw
Ubungsblatt 10 ¨ Ausgabe: Do 28.01.2021
Abgabe: Fr 05.02.2021 10:00
1 2 Σ
/ 21 P
Basiswissen
Integration, Differenziation, Produktregel, Partielle Integration, Substitution, explizi- te/implizite Funktionen
Neue Themen
Differentialgleichungen, Typen, DGL 1ster Ordnung, Trennung der Variablen, Variation der Konstanten
Aufgabe 10.1 (8 P). (Differentialgleichungen)
(a) Nennen Sie jeweils ein konkretes Beispiel f¨ ur folgende Differentialgleichungsarten (i) Explizite partielle homogene nicht-lineare Differentialgleichung zweiter Ordnung (ii) Implizite gew¨ ohnliche inhomogene lineare Differentialgleichung dritter Ordnung
(2 P) (b) Bestimmen Sie die allgemeine L¨ osung folgender gew¨ ohnlicher Differentialgleichungen
erster Ordnung ausf¨ uhrlich.
(i)
y
0(x) = 2xy(x) + x (1)
(ii)
y
0(x) = ay
2(x) (2)
Wobei a = konstant.
(6 P)
L¨ osung 10.1.
(a) Im Folgenden je eine m¨ ogliche Differentialgleichung.
(i) ∂
2y(x, t)
∂x
2− 2xy
2(x, t) = 0
Explizit ist gegeben, da die h¨ ochste vorkommende Ableitung
∂
2y(x, t)
∂x
2isoliert aufzufinden ist, partiell durch die partielle Ableitung
∂
2y(x, t)
∂x
2, homogen, weil es keine Inhomogenit¨ at gibt (wie z.B. den Term x), nicht-linear aufgrund des Terms 2xy
2(x, t)
und von der Ordnung 2 wegen der zweifachen Ableitung ∂
2y(x, t)
∂x
2.
1
(ii) xy
000− 2y = 4x
Diese DGL ist implizit, da vor der h¨ ochsten Ableitung ein x dranmultipliziert wurde (xy
000(x)), gew¨ ohnlich, weil wir nur Ableitungen zu einer unabh¨ angige Gr¨ oße (x) vorliegen haben, inhomogen aufgrund der Inhomogenit¨ at (4x), line- ar, da y(x) und ihre Ableitungen nur in einfacher Potenz erscheinen und letztlich von dritter Ordnung, weil die h¨ ochste Ableitung eine dreifache ist (y
000(x)).
(b) (i) Zun¨ achst l¨ osen wir die homogene Gleichung. Diese erhalten wir, indem wir die Inhomogenit¨ at (in diesem Fall den Term x weglassen.
dy
dx = 2xy (3)
⇒ Z 1
y dy = Z
2x dx (4)
⇒ ln(|y|) = x
2+ c (5)
⇒ y = e
x2+c(6)
⇒ y = e
x2· e
c(7)
⇒ y = C · e
x2(8) (9) Wobei C = e
c. Jetzt variieren wir die Konstante: C −→ C(x)
y
0= 2xe
x2· C(x) + e
x2· C
0(x) (10) (11) Einsetzen in die inhomogene Gleichung ergibt:
2xe
x2· C(x) + e
x2· C
0(x) − 2xe
x2· C(x) − x = 0 (12)
⇒ C
0(x) = xe
−x2(13)
⇒ C(x) = − 1
2 e
−x2+ ˜ C (14)
Einsetzen ergibt dann:
y = ˜ Ce
x2− 1
2 (15)
(ii) Analog zu (b)(i) trennen wir die Variablen und schreiben in die Integrale:
Z 1 y
2dy =
Z
a dx (16)
⇒ − 1
y = ax + C (17)
⇒ y = 1
−ax − C (18)
(19) Aufgabe 10.2 (13 P). (Radioaktiver Zerfall)
Sie sind im Labor und untersuchen einen Isotopenzerfall. Hierbei sind die Reaktionskonstan- ten k
Ra≈ 1.37 × 10
−11 1sund k
Rn≈ 2.10 × 10
−6 1s, daher k
Ra<< k
Rn. Um den Verlauf der Stoffmenge des Radons zu verfolgen, stellen Sie folgende Differentialgleichung auf.
dN
Rn(t)
dt + k
RnN
Rn(t) − k
RaN
Ra= 0 (20)
2
226
Ra −−→
kRa 224Rn −−→
kRn 218Po
(a) Identifizieren Sie alle konstanten Terme. Beachten Sie dabei den Gr¨ oßenordnungsun- terschied der Reaktionskonstanten und vereinfachen Sie dadurch. Um was f¨ ur eine
DGL handelt es sich hier? (2 P)
(b) Bestimmen Sie die allgemeine L¨ osung der DGL. F¨ uhren Sie hierbei alle Rechenschritte
ausf¨ uhrlich durch. (6 P)
(c) F¨ ur den Start der Reaktion gilt N
Rn(0) = 0. Bestimmen Sie die spezielle L¨ osung der
DGL f¨ ur diesen Anfangswert. (2 P)
(d) Bestimmen Sie die Aktivit¨ at der speziellen L¨ osung nach
A = − N ˙ (21)
(1 P) (e) Wie verh¨ alt sich die Funktion f¨ ur N (t) und A(t) ¨ uber einen sehr langen Zeitraum lim
t→∞
? (2 P)
L¨ osung 10.2.
(a) Dadurch, dass der Zerfall von Radon viel schneller abl¨ auft als der von Radium (
kkRnRa
≈ 10
5), kann der Zerfall von Radium f¨ ur das Zeitintervall, in dem der Radonzerfall be- trachtet wird, als konstant angenommen werden. Der Term −k
RaN
Ra, genauer N
Raist also als konstant zu betrachten. Es handelt sich demnach um eine explizite gew¨ ohnliche inhomogene lineare Differentialgleichung erster Ordnung.
(b) Gel¨ ost wird obige DGL mithilfe der Variation der Konstanten. Zun¨ achst wird die homogene DGL gel¨ ost:
dN
Rn(t)
dt + k
RnN
Rn(t) = 0 (22)
⇒ dN
Rn(t)
N
Rn(t) = −k
Rndt (23)
⇒ ln(N
Rn(t)) = −k
Rndt + c (24)
⇒ N
Rn(t) = C · e
−kRnt(25)
Auch hier gilt wieder C = e
c. Jetzt variieren wir die Konstante: C = C(t) dN
Rn(t)
dt = C(t) ˙ · e
−kRnt− k
RnC(t) · e
−kRnt(26) Einsetzen in die inhomogene Gleichung ergibt:
C(t) ˙ · e
−kRnt− k
RnC(t) · e
−kRnt+ k
RnC(t) · e
−kRnt− k
RaN
Ra= 0 (27)
⇒ C(t) ˙ · e
−kRnt= k
RaN
Ra(28)
⇒ C(t) = ˙ k
RaN
Rae
kRnt(29)
⇒ C(t) = k
Rak
RnN
Rae
kRnt+ ˜ C (30) (31)
3
Einsetzen ergibt dann:
N
Rn(t) = k
Rak
RnN
Rae
kRnt+ ˜ C
· e
−kRnt= k
Rak
RnN
Ra+ ˜ Ce
−kRnt(32)
(c) Mit N
Rn(0) = 0 sieht man direkt:
0 = k
Rak
RnN
Ra+ ˜ C (33)
⇒ C ˜ = − k
Rak
RnN
Ra(34)
Und somit ist die Zerfallsgleichung:
N
Rn(t) = k
Rak
RnN
Ra1 − e
−kRnt(35) (d)
A = − N ˙ = −k
RaN
Rae
−kRnt(36) Interessant ist hierbei, dass die Aktivit¨ at negativ ist, das heißt, die vorhandene Stoff- menge von Radon steigt.
(e) F¨ ur t → ∞ geht der Exponentialterm jeweils gegen Null. Es ergibt sich also N (t → ∞) = k
Rak
RnN
Ra, A(t → ∞) = 0. (37) Das bedeutet, dass sich die Stoffmenge von Radon asymptotisch zu einer S¨ attigungs- grenze bei
kkRaRn