A1196 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 18⏐⏐4. Mai 2007
A K T U E L L
ANWENDUNGSBEOBACHTUNGEN
Hersteller verpflichten sich zu Transparenz
Mit einer freiwilligen Selbstverpflichtung wol- len forschende Pharma- unternehmen dafür sor- gen, dass Anwendungs- beobachtungen für Arz- neimittel transparenter und stärker qualitätsgesi- chert gestaltet werden.
„Anwendungsbeobach- tungen sind ein unver- zichtbares Instrument der Arznei- mittelforschung“, sagte Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des Verbandes Forschender Arzneimit- telhersteller (VFA), bei der Vorstel- lung von Empfehlungen des Verban- des, die der freiwilligen Selbstver- pflichtung zugrunde liegen sollen.
In der Vergangenheit sind An- wendungsbeobachtungen wieder- holt in die Kritik geraten. Insbeson- dere Krankenkassen und Ärztever- treter bemängeln, dass bei den Un- tersuchungen häufig nicht der wis- senschaftliche Erkenntnisgewinn im Vordergrund stehe, sondern Marke- tinginteressen der Hersteller.
Deshalb rät der VFA, entspre- chende Studien von einer Ethik- kommission begleiten zu lassen und die Durchführung organisato- risch wie budgetär in den Verant- wortungsbereich der medizinischen Abteilung der Unternehmen zu le- gen. Noch vor Studienbeginn sol- len Informationen über die Studie in ein öffentliches Online-Regis- ter eingestellt werden. Spätestens zwölf Monate nach Untersuchungs- abschluss soll eine Zusammenfas- sung der Ergebnisse veröffentlicht werden.
Mit dem GKV-Wettbewerbsstär- kungsgesetz wurden die Regelun- gen für Anwendungsbeobachtungen verschärft. Unter anderem müssen Pharmahersteller die Namen der an der Studie teilnehmenden Ärzte an die Kassenärztliche Bundesvereini- gung und an die Spitzenverbände der Krankenkassen melden. Auch müssen sie Art und Höhe der Ent- schädigungsleistungen anzeigen und eine Kopie des geschlossenen Ver- trages übersenden. SR
DEUTSCHER ETHIKRAT
Gesetzliche Grundlage
Der Bundestag hat die Einrichtung eines neuen Deutschen Ethikrats zum 1. Juli beschlossen. Damit be- kommt die ethische Politikberatung von Bundesregierung und Parla- ment erstmals eine gesetzliche Grundlage. Am 26. April stimmte der Bundestag nach einer kontro- versen Debatte mit der Mehrheit der Koalition dem veränderten Gesetz- entwurf der Bundesregierung zu.
Anträge der Opposition auf ein ei- genes Ethikkomitee des Bundesta- ges fanden keine Zustimmung.
Die Arbeitsergebnisse des Deut- schen Ethikrats sollen in Stellung- nahmen, Empfehlungen und Be- richten veröffentlicht werden. Der neue Ethikrat löst den Nationalen Ethikrat ab, dessen Amtszeit am 30.
Juni endet. Die 26 ehrenamtlich tä- tigen Mitglieder werden künftig durch den Bundestagspräsidenten je zur Hälfte auf Vorschlag des Bun- destages und der Bundesregierung ernannt. Im Deutschen Ethikrat soll
„naturwissenschaftlicher, medizini- scher, ethischer, theologischer, so- zialer, ökonomischer und juristi- scher Sachverstand versammelt werden“. Der Bundestag beschloss zugleich die Einrichtung eines par- lamentarischen Beirats. Dieses Gre- mium mit neun Abgeordneten soll sich an den Regelungen für Aus- schüsse orientieren und die Arbeit des Ethikrats begleiten. KNA/Kli
Zahl der Woche
316 000
Patienten wurden 2005 wegen Angina pectoris im Krankenhaus behandelt. Die Erkrankung war damit die häufigste Hauptdiagnose für einen stationären Aufenthalt, gefolgt von Herzinsuffizienz (307 000) und psychischen Störungen durch Alkohol (299 000).
BAYERISCHER ÄRZTETAG
Große Mehrheit für den Allgemeininternisten
Der 63. Bayerische Ärztetag befür- wortet die Einführung des Allge- meininternisten, der nicht hausärzt- lich tätig sein darf. Die Delegierten der bayerischen Landesärztekam- mer sprachen sich am 28. April in Nürnberg mit breiter Mehrheit für den Vorschlag des Vorstandes der Bundesärztekammer aus, der auf dem 110. Deutschen Ärztetag in Münster zur Entscheidung steht.
Der bayerische Kammerpräsident Dr. med. Hans Hellmut Koch, zu-
gleich Vorsitzender der Weiterbil- dungsgremien der Bundesärzte- kammer, machte deutlich, dass die EU von Deutschland eine Lösung verlange. In der Diskussion wurde die Sorge geäußert, Ärzte, die eine Weiterbildung zum Facharzt für In- nere und Allgemeinmedizin begon- nen hätten, könnten zum Allgemein- internisten wechseln und so den Hausärztemangel verstärken. An- dererseits hieß es, die Internisten weinten der hausärztlichen Tätig- keit nicht nach. Gerade kleinere Krankenhäuser benötigten zudem den umfassend weitergebildeten
Internisten. Stü
Cornelia Yzer
Foto:VFA Foto:dpa