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Archiv "Klinische Arzneimittelprüfung: Grundkurs „Evidenzbasierte Medizin“" (16.08.2002)

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Academic year: 2022

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Zu den Aufgaben der Arzneimittel- kommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) gehören die Erfassung, Doku- mentation und Bewertung von uner- wünschten Arzneimittelwirkungen (UAW).

Die AkdÄ möchte Sie regelmäßig über aktuelle Themen aus der Arbeit ihres UAW-Ausschusses informieren und hofft, Ihnen damit wertvolle Hinweise für den Praxisalltag geben zu können.

In der gemeinsamen Datenbank des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Me- dizinprodukte (BfArM) und der AkdÄ finden sich 185 Berichte über UAW im Zu- sammenhang mit der Anwendung Ginkgo- biloba-haltiger Extrakte (Stand 21. 5.

2002). Davon beziehen sich 20 Verdachts- fälle auf Gerinnungsstörungen. In der Lite- ratur ist schon lange bekannt, dass Ginkgo- Präparate profibrinolytisch und antagoni- stisch zum platelet activating factor (PAF) wirken (1). In verschiedenen Fachinforma- tionen zu Ginkgo-biloba-haltigen Arznei- mitteln wird im Abschnitt „Nebenwirkun- gen“ lediglich auf Einzelfälle von Blutun- gen bei Langzeitanwendung mit unklarem Kausalzusammenhang hingewiesen. Wech- selwirkungen mit Arzneimitteln, die die Blutgerinnung hemmen, seien nicht ausge- schlossen, wenn auch eine kontrollierte Studie über 7 Tage an 50 Patienten mit ei- nem Ginkgo-Spezialextrakt (240 mg/d) keinen Einfluss auf die Blutgerinnung, auch nicht in Kombination mit Acetyl- salicylsäure (500 mg/d), ergeben habe.

Zubereitungen aus Ginkgo-biloba- Extrakten sind rezeptfrei erhältlich. Der- zeit zugelassene Indikationen sind neben Hirnleistungsstörungen auch Vertigo, Tinnitus oder periphere arterielle Ver- schlusskrankheit im Stadium II nach Fontaine (im Rahmen physikalisch-the- rapeutischer Maßnahmen). Die AkdÄ kam in ihren „Empfehlungen zur Thera- pie der Demenz“ (2) zu der Einschät- zung, dass keine Studienergebnisse vor- liegen, die eine klinisch relevante Wirk- samkeit bezüglich der Parameter kogni- tive Defizite, Alltagsaktivität und klini- sches Gesamtbild hinreichend belegen.

Der UAW-Ausschuss der AkdÄ befass- te sich in seiner 75. Sitzung mit dem Thema

Ginkgo biloba und Blutungen und kam zu folgendem Fazit: Patienten, die Ginkgo-bi- loba-Extrakte einnehmen, sind offensicht- lich gefährdet, bei Operationen oder spon- tan (Organeinblutungen, zum Beispiel in- trazerebral) Blutungskomplikationen zu erleiden, besonders beim Vorliegen einer bis dahin verborgenen vererbten oder er- worbenen Gerinnungsstörung, beispiels- weise dem relativ weit verbreiteten und häufig nicht diagnostizierten Von-Wille- brand-Jürgens-Syndrom (3, 4). Eine er- höhte Blutungsgefahr ist auch gegeben, wenn der Patient andere gerinnungs- hemmende Substanzen, insbesondere ora- le Antikoagulanzien (5) oder Thrombo- zytenfunktionshemmer erhält, wie zum Beispiel Acetylsalicylsäure. Da der Perso- nenkreis für die Indikation „Hirnlei- stungsschwäche“ und „Thrombozytenag- gregationshemmung“ jeweils vor allem äl- tere Patienten umfasst, muss mit dem potenziell gefährlichen Zusammentreffen beider Medikationen gerechnet werden.

Somit ergibt sich die Notwendigkeit, vor der Verordnung von Acetylsalicylsäu- re oder anderen blutgerinnungshemmen- den Arzneimitteln den Patienten zu befra- gen, ob er als Selbstmedikation Ginkgo- biloba-Extrakte einnimmt. Vor einer Ver- ordnung von Ginkgo-biloba-Extrakten sollte im Rahmen einer sorgfältigen Nut- zen-Risiko-Abwägung eine eventuell er- höhte Blutungsneigung des Patienten, zum Beispiel ein Von-Willebrand-Jürgens- Syndrom, bedacht werden. Zumindest ist unbedingt eine gezielte und gründliche Gerinnungsanamnese zu erheben.

Bitte teilen Sie der AkdÄ alle beob- achteten Nebenwirkungen (auch Ver- dachtsfälle) mit. Sie können dafür den in regelmäßigen Abständen im „Deutschen Ärzteblatt“ auf der vorletzten Umschlag- seite abgedruckten Berichtsbogen ver- wenden oder diesen aus der AkdÄ Inter- net-Präsenz www.akdae.de abrufen.

Literatur

1. Chung K F, McCusker M et al.: Effect of a ginkgolide mix- ture (BN 52063) in antagonising skin and platelet re- sponses to platelet activating factor in man. The Lancet 1987, Jan. 31; 248–250.

2. Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Emp- fehlungen zur Therapie der Demenz; 2. Auflage 2001.

3. Ang-Lee MK, Moss J, Yuan CS: Herbal medicines and peri- operative care. JAMA 2001, July 11; 286 (2): 208–216.

4. Vale S: Subarachnoid haemorrhage associated with Gink- go biloba. The Lancet 1998, July 4; 352: 36.

5. Izzo A, Ernst E: Interactions between herbal medicines and prescribed drugs: a systematic review. Drugs 2001; 61 (15): 2163–2175.

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzte- schaft,Aachener Straße 233–237, 50931 Köln, Telefon:

02 21/40 04-5 28, Fax: -5 39, E-Mail: akdae@t-online.de B E K A N N T G A B E N D E R H E R A U S G E B E R

A

A2214 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 33½½½½16. August 2002

B U N D E S Ä R Z T E K A M M E R

Mitteilungen

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft

Aus der UAW-Datenbank

Blutungen unter der Gabe von Ginkgo-biloba-Extrakten Cave Kombination mit Gerinnungshemmern!

9. Fortbildungsseminar der Bundesärztekammer, in Würzburg in der Fachhochschule Münzstraße 12, vom 6. bis 14. September 2002

Klinische Arzneimittelprüfung

(Kursfortbildung – Samstag, 7. September 2002) Leitung: Prof. Dr. Konrad Wink, Gengenbach

(Mitglied der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft)

Inhalt: Grundlagen der klinischen Arzneimittelprüfung, Planung und Durchführung einer klinischen Arzneimittelprüfung, Juristische und Ethische Aspekte.

Grundkurs „Evidenzbasierte Medizin“

– nach dem Curriculum der Bundesärztekammer – Eine gemeinsame Veranstaltung von Bundesärztekammer, Bayerischer Landesärztekammer und Deutschem Netzwerk EbM e.V.

Kursbeginn: Freitag, 6. September, 14 Uhr; Kursende: Sonntag, 8. September, 13 Uhr; Ziel- gruppe: alle Ärztinnen und Ärzte, die sich für ihre ärztliche Tätigkeit mit den Methoden der evidenzbasierten Medizin vertraut machen wollen.

Jeden Tag werden Ärzte in Klinik und Praxis wie auch Entscheidungsträger im Gesundheits- system mit Fragen zur Wirksamkeit von präventiven und therapeutischen Maßnahmen, der korrekten Interpretation von diagnostischen Tests oder mit Fragen der Prognose konfrontiert.

Mit der evidenzbasierten Patientenversorgung bzw. einer evidenzbasierten Gesundheitsför- derung werden Ärzten und Entscheidungsträgern Techniken zur Verfügung gestellt, mit de- nen sie diesen Anforderungen besser gerecht werden können.

Das detaillierte Programm erhalten Sie bei der Bundesärztekammer, Dezernat Fortbildung und Gesundheitsförderung, Postfach 41 02 20, 50862 Köln, Telefon: 02 21/40 04-4 15, -4 16,

Fax: 02 21/40 04-3 88, E-Mail: cme@baek.dgn.de ✮

Referenzen

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