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Archiv "Klinische Arzneimittelprüfung in der Praxis des niedergelassenen Arztes (1. Auflage)" (09.04.2004)

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Die AkdÄ möchte Sie im Folgenden über Publikationen und Meldungen aus dem internationalen Raum informieren und hofft, Ihnen damit nützliche Hinweise auch für den Praxisalltag geben zu können.

Risperidon (Risperdal®) gehört zur Gruppe der atypischen Neuroleptika und wurde im Jahr 2002 mit 15,7 Mio. DDD relativ häufig verordnet. Risperdal®ran- gierte dabei auf Rang 127 der führenden Arzneimittel nach Verordnungen (1).

Risperidon kann nur bedingt als „aty- pisch“ gelten, da bei höherer Dosierung, das heißt über 4–6 mg/d, die typischen un- erwünschten Wirkungen eines Dopamin- Rezeptor-Antagonisten wie extrapyrami- dal motorische oder auch endokrine Störungen durchaus beobachtet werden.

Auf Erhöhungen des Prolaktin-Blutspie- gels und damit assoziierte unerwünschte Wirkungen unter Risperidon wurde in der Literatur kasuistisch verschiedentlich hingewiesen (zum Beispiel 3, 4). Diese Fälle wie auch eine kürzlich publizierte Beobachtung über das Auftreten eines Prolaktinoms (5) bezogen sich fast aus- schließlich auf Frauen in der Prämeno- pause. Der folgende Fall weist jedoch auf ein entsprechendes Risiko auch bei älte- ren Patientinnen hin (2).

Eine 72-jährige Patientin mit einer Schizophrenie wurde zunächst mit typi- schen Neuroleptika behandelt, ohne dass es zum gewünschten Erfolg kam. Dann wurde Risperidon eingesetzt, anfangs in einer Dosierung von 4 mg/Tag; drei Mo- nate später wurde aufgrund ausbleiben- der Remission auf 5 mg/Tag erhöht. Zwei Monate später, das heißt fünf Monate nach Therapiebeginn, wurde über der lin- ken Brust eine 3 × 2 cm große tumoröse Masse getastet. Die Haut darüber war gerötet, zwei Achsellymphknoten waren vergrößert. Aus der Brustwarze trat eit- riges Sekret aus. Der Prolaktin-Blutspie- gel betrug 104,68 ng/ml (Normalwert:

< 30 ng/ml). Eine Biopsie zeigte ein Ödem und diffuse Infiltrationen mit Leu- kozyten in den Läppchen, es konnte aber kein Verdacht auf ein Karzinom ausge- sprochen werden. Im Hinblick auf eine vermutete Infektion wurde ein Antibioti-

kum gegeben, Risperidon wurde abge- setzt und stattdessen 600 mg/die Quetiapin verordnet. Zehn Tage später waren der Tumor und die vergrößerten Lymphkno- ten nicht mehr nachweisbar. Der Prolak- tinspiegel war auf Normalwerte von 20,55 ng/ml zurückgegangen.

Im deutschen UAW-Spontanerfassungs- system (gemeinsame Datenbank von BfArM und AkdÄ; Stand: 19. 2. 2004) lie- gen zu Risperidon insgesamt 1 329 Mel- dungen vor, von denen sich 72 (5,4 Pro- zent) auf das Auftreten einer Hyperpro- laktinämie oder „Laktation ohne Schwan- gerschaft“ beziehen. Die Galaktorrhö ist eine relativ selten berichtete UAW. Von den insgesamt 180 262 Meldungen in der Datenbank betrafen nur 202 dieses uner- wünschte Ereignis. Am häufigsten wurde die Galakthorrhö in Verbindung gebracht mit Amisulprid, gefolgt von Risperidon, Olanzapin, Sulpirid.

Auch in dem deutschsprachigen Spezi- alsystem zur Erfassung von UAW bei stationären psychiatrischen Patienten (AMSP) wurde eine Galaktorrhö bei Frauen in 0,84 Prozent unter Amisulprid, in 0,20 Prozent unter Risperidon, dage- gen nur in 0,06 Prozent unter Olanzapin, 0,01 Prozent unter Clozapin und 0,02 Pro- zent unter Haloperidol beobachtet (6).

Die ausgeprägte selektive Bindung von Amisulprid und Risperidon an den D2-Rezeptor wird von den Autoren als mögliche Ursache für das höhere Risiko einer Hyperprolaktinämie und Galak-

torrhö für diese beiden Neuroleptika dis- kutiert.

Bei der Behandlung mit Risperidon, das in vielen Fällen über einen längeren Zeitraum gegeben werden muss, sollte – wie prinzipiell auch bei anderen Neuro- leptika – auf diese UAW geachtet wer- den. Im Hinblick auf das ungeklärte Risi- ko einer lang anhaltenden Prolaktiner- höhung sollte gegebenenfalls versucht werden, ein anderes Neuroleptikum ein- zusetzen, um den Patienten/die Patientin vor möglichem Schaden zu bewahren (7).

Bitte teilen Sie der AkdÄ alle beob- achteten Nebenwirkungen (auch Ver- dachtsfälle) mit. Sie können dafür den in regelmäßigen im Deutschen Ärzteblatt auf der vorletzten Umschlagseite abge- druckten Berichtsbogen verwenden oder diesen unter der AkdÄ-Internetpräsenz www.akdae.de abrufen.

Literatur

1. Schwabe U, Paffrath D (Hrsg.): Arzneiverordnungs- Report 2003. Springer-Verlag Berlin, Heidelberg 2004.

2. Bai YM, Ciu HJ, Guo ZZ: Risperidone-induced hyper- prolactinemia in an elderly woman. Am J Psychiatry 2002; 159: 2112.

3. Caracci G, Ananthamoorthy R: Prolactin levels in pre- menopausal women treated with risperidone com- pared with those of women treated with typical neu- roleptics (letter). J Clin Psychopharmacol 1999; 19:

194–196.

4. Kleinberg DL, Davis JM, de Coster R, van Baelen B, Brecher M: Prolactin levels and adverse events in pa- tients treated with risperidone. J Clin Psychopharma- col 1999; 19: 57–61.

5. Mendhekar DN, Jiloha RC, Srivastava PK: Effect of risperidone on prolactinoma. Pharmacopsychiatry 2004;

37: 41–42.

6. Kropp S, Ziegenbein M, Grohmann R, Engel RR, Deg- ner D: Galacthorrhea due to psychotropic drugs. Phar- macopsychiatry 2004; 37 (suppl 1): S84–S88.

7. Wieck A, Haddad PM: Antipsychotic-induced hyper- prolactinaemia in women: pathophysiology, severity and consequences. Selective literature review. Br J Psychiatry 2003; 182: 199–204.

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Aachener Straße 233–237, 50931 Köln,Telefon: 02 21/40 04-5 28, Fax:

02 21/40 04-5 39, E-Mail: info@akdae.de, Internet: www.akdae.de ✮ B E K A N N T G A B E N D E R H E R A U S G E B E R

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A1042 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 159. April 2004

B U N D E S Ä R Z T E K A M M E R

Mitteilungen

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft

„UAW-News“ – International

Hyperprolaktinämie unter Risperidon bei einer älteren Patientin

Klinische Arzneimittelprüfung

in der Praxis des niedergelassenen Arztes (1. Auflage)

Texte und Materialien der Bundesärztekammer zur Fort- und Weiterbildung Herausgeber: Bundesärztekammer in Zusammenarbeit mit der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft

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