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Archiv "Herzschrittmacher-Überwachung in der Praxis des niedergelassenen Arztes: I." (15.04.1983)

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin AUSSPRACHE

Mit einigen Punkten der Arbeit des Kollegen Louven sind wir nicht einverstanden:

1. Nach unserer Meinung sollten Herzschrittmacher nach Möglich- keit nicht durch den niedergelas- senen Arzt kontrolliert werden, sondern durch die implantierende Klinik. Allein die Tatsache, daß es sich um programmierbare Geräte handelt, begründet diese Forde- rung nicht, wenn es wie in der Regel nur darum geht, die pro- grammierten Parameter auf Kon- stanz zu überprüfen, sondern:

1.1 Der einzelne niedergelassene Kollege, von dem zu Recht eine hohe Qualifikation gefordert wird, überblickt nur eine relativ geringe Anzahl von Schrittmachertypen, die mit fortschreitender Technolo- gie auch noch einem raschen Wandel unterliegen.

Durch die Praxis der Information durch die Herstellerfirmen wird der niedergelassene Kollege kaum den aktuellen Stand überblicken können.

1.2 Außerdem ist es vorteilhaft, durch Konzentration an implantie- renden Kliniken dort die Möglich- keit zum rascheren Erfassen ty- peneigener mehr oder minder schwerwiegender Komplikationen zu ermöglichen, um daraus für die Auswahl der Aggregate Konse- quenzen ziehen zu können. Als Beispiel sei nur die anodische Muskelmitreizung genannt, die ei- ne harmlose, wenn auch typen- spezifische Störung darstellen kann. Wesentlicher sind selbstver- ständlich schwererwiegende Kom- plikationen. Ganz besonders gilt

dies für sogenannte physiologi- sche Schrittmachersysteme, die bisher alle typeneigene Komplika- tionen unterschiedlicher klini- scher Relevanz aufweisen.

2. In der Arbeit werden monatli- che Kontrollen gefordert für pro- blemlose Patienten und noch häu- figere Kontrollen, wenn es sich um Schrittmacher-abhängige Patien- ten handelt. Eine solche Untersu- chungsfrequenz ist einfach nicht gerechtfertigt.

Der heutige Standard der Schritt- machertechnologie ermöglicht wesentlich größere Kontrollab- stände. Bei Schrittmacher-abhän- gigen Patienten wird auch eine noch so engmaschige Überwa- chung nicht davor schützen, daß zwischen zwei Kontrollen die möglicherweise fatale Komplika- tion auftritt. Auch vom Kosten- standpunkt her wäre es in solchen Fällen beinahe günstiger, zusätz- lich ein VVT-Aggregat zu implan- tieren mit einer niederern Fre- quenz als der des führenden Sy- stems.

Eine solche Überlegung zeigt an- gesichts der Zahl der Schrittma- cherpatienten die Problematik überzogener Forderungen.

3. Von der bifokalen Schrittma- chertherapie wird als „nicht mehr unrealistischer Zukunftsaussicht"

gesprochen. Eine solche Therapie ist nicht nur keine Zukunftsaus- sicht, sondern hat seit Jahren ih- ren festen Platz in der Schrittma- cherpraxis. Es ist dabei nur zu be- dauern, daß der Prozentsatz noch nicht über 5 liegt, obwohl inzwi- schen durch ausreichend viele —

nicht nur eigene — Arbeiten un- zweifelhaft belegt ist, daß eine sol- che Schrittmacherbehandlung der konventionellen in vielen Fällen weit überlegen ist. Wenn heute zu Recht verlangt wird, die Diabetes- behandlung nicht mehr als aus- schließliche Komaprophylaxe zu betreiben, ist nicht einzusehen, warum in Analogie dazu immer noch die VVI-Systeme, ob pro- grammierbar oder nicht, in einem solch unphysiologisch hohen Pro- zentsatz angewendet werden. Daß allerdings die Kontrolle solcher Systeme ein hohes Spezialwissen erfordert, basierend auf vielfälti- ger Erfahrung, versteht sich von selbst. Eine solche Forderung ist praktisch nur an der Klinik zu er- füllen, die diese Systeme in einem Prozentsatz von mehr als 10 im- plantiert. Ein Verzeichnis solcher Kliniken sollte dem entsprechen- den Patienten an die Hand gege- ben werden, damit er sich nicht zu sehr an „sein Zentrum" gebunden fühlt. Die Zahl der Kliniken, die lediglich „Dampfschrittmacher"

implantieren und kontrollieren, er- scheint ohnehin groß genug.

4. Die Arbeit beschreibt als An- wendungsgebiete der Schrittma- chertherapie ausschließlich Bra- dy- und Tachykardien. Nicht uner- wähnt bleiben sollte, daß auch die hypertroph-obstruktive Kardio- myopathie (HOCM) ein neues und sehr erfolgreiches Anwendungs- gebiet für Vorhof-programmierte Systeme darstellt.

Durch Wahl einer ausreichend kurzen AV-Zeit gelingt es prak- tisch immer, die distal der funktio- nellen Stenose gelegenen Ventri- kelabschnitte zu präexzitieren und damit die Wirksamkeit der Steno- se auszuschalten. Einzige Voraus- setzung ist, daß es gelingt, die Ventrikelsonde exakt in der Spitze des rechten Ventrikels zu placie- ren. Auch wenn das diesbezügli- che Patientenmaterial zahlenmä- ßig gering ist, ist zu bedenken, daß einmal diese Behandlungsweise nicht nur nach unserer eigenen Erfahrung die heute optimale und risikoärmste Therapie darstellt

Herzschrittmacher-Überwachung in der Praxis des

niedergelassenen Arztes

Zu dem Beitrag von Professor Dr. med. Bernd Louven in Heft 45/1982, Ausgaben A, B und C, Seite 41 ff.

Ausgabe A DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 80. Jahrgang Heft 15 vom 15. April 1983 55

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin AUSSPRACHE

und daß zum anderen dadurch manche Herzoperation vermeid- bar wird und andere Patienten auf den an deutschen herzchirurgi- schen Kliniken üblichen fatal lan- gen Wartelisten etwas nach vorne rücken können.

Zusammenfassend glauben wir, daß die Schrittmacherüberwa- chung in der Praxis nicht favori- siert werden sollte und die optima- le Überwachung eher durch im- plantierende Zentren gewährlei- stet wird.

Dr. med. Wolfgang Jüsgen Arzt für Innere Medizin — Kardiologie

Chefarzt der Internen Abteilung Kreiskrankenhaus Waldsassen 8595 Waldsassen

Die Anregungen des Herrn Jüsgen sind erfrischend, vielleicht hat er meine Arbeit ein wenig schnell ge- lesen: So steht darin, daß die Kon- trolle von Patienten mit program- mierbaren oder anderen speziel- len Schrittmachern der implantie- renden Klinik vorbehalten bleiben sollte. Das Adjektiv „zukünftige"

ist freilich zu weit nach vorne ge- rückt, es bezieht sich auf antita- chykarde Systeme.

Die zunehmende und sich wan- delnde Indikationsbreite ist nicht mein Thema, die Therapieerfolge bei der hypertrophen obstruktiven Kardiomyopathie werden aus dem eigenen Krankengut bestätigt. Der Hinweis auf eine noch zu geringe Implantationsrate von „physiolo- gischen Schrittmachern" wird be- grüßt. Diese Thematik sollte ei- nem eigenen Referat vorbehalten bleiben.

Im Tenor des Beschlusses der Arbeitsgemeinschaft deutscher Herzschrittmacher e. V. (1979) und z. B. in Übereinstimmung mit den Vorstellungen von G. Jüne-Hül- sing und W. Hardinghausen (Mk.

Ärztl. Fortb. 33 (1983) Heft 1) wer- den alle Möglichkeiten der Kon- trolle in der Praxis des niederge- lassenen Arztes aufgezeigt. Die

Voraussetzungen hierzu in seiner Person und seiner apparativen Ausrüstung werden definiert. Die sich daraus folgerichtig ergeben- den engen Begrenzungen werden sichtbar gemacht.

Diskussionsfähig erscheinen da- bei die Kontrollintervalle: Bei den kontroversen Standpunkten bietet der Gedanke eine Brücke an, daß durch relativ engmaschige Kon- trollen beim niedergelassenen Arzt die dann in größeren Abstän- den durchzuführenden Kontrol- len in der implantierenden Klinik rationeller und effektiver sein können.

Die Rolle des niedergelassenen Arztes wird als Bindeglied zwi- schen Patient und implantierender Klinik dargestellt. Dem Gedanken, daß eine Kontrolle ausschließlich durch die implantierende Klinik sinnvoll sei, kann ich mich nicht anschließen. Ich bleibe dabei: Wie soll ein Therapieprinzip für den Patienten voll nutzbar gemacht werden, wenn nicht jedem Glied der interdisziplinären Therapieket- te das ihm gebührende Gewicht zuerkannt wird?

Prof. Dr. med. Bernd Louven Chefarzt Innere Medizin II Ärztlicher Direktor des Stadtkrankenhauses Neuwied 5450 Neuwied 1

Ernste

Nebenwirkungen auch durch

Piroxicam?

Die Erfahrungen mit Benoxapro- fen haben gezeigt, daß bei neuen NSAR — obwohl diese zugelassen und anscheinend hinreichend kli- nisch geprüft sind — erst durch die breite Anwendung des neuen Mit- tels durch die Ärzteschaft z. T.

ernsthafte Nebenwirkungen be- kannt werden.

Interessant für mich war ein Be- richt im Arzneitelegramm 1/83, demzufolge das schwedische Ko- mitee zur Erfassung unerwünsch- ter Arzneimittelwirkungen nun auch nach der Einführung von Pi- roxicam innerhalb von 8 Monaten 70 zum Teil schwerwiegende Ne- benwirkungsmeldungen erhielt.

Von insgesamt 70 Berichten wur- de für 52 ein wahrscheinlicher oder möglicher Zusammenhang mit Piroxicam angenommen.

22 der Meldungen betrafen Haut- reaktionen, insbesondere konflu- ierende makulopapulöse Exanthe- me, aber auch bullöse Verände- rungen sowie Photosensibilisie- rung.

Die Behörde warnte insbesondere vor Sonnenlichtexposition, wenn

Piroxicam eingenommen wird.

Die 17 berichteten gastrointestina- len Nebenwirkungen waren in der Mehrzahl der Fälle ernsthaft mit komplizierenden Blutungen oder Periton itis-Zeichen.

Einige Fälle mit blutendem oder perforiertem Ulkus entwickelten sich mit akuten Bauchsymptomen innerhalb einer Woche nach Be- ginn der Piroxicammedikation. Die übrigen zeigten sich nach einigen Wochen bis einigen Monaten The- rapiedauer.

ZNS-Nebenwirkungen wurden in einigen wenigen Fällen berichtet, hingegen traten 8 Fälle mit zum Teil massiven Unterschenkelöde- men sowie Schwellungen der Hän- de und des Gesichts auf.

Weiterhin wurde der Verdacht auf die Exazerbation kollagener Krankheiten mitgeteilt.

Zusammenfassend ist nach der Einführung von Piroxicam über ei- ne relativ große Anzahl Nebenwir- kungen berichtet worden, die teils ernsthaft und teils von einer Art sind, die früher mit dem Medika- ment nicht in Zusammenhang ge- bracht worden ist. In diesem Zu- 56 Heft 15 vom 15. April 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A

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