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Archiv "Klinikärzte: Abrechnungsboykott" (09.11.2001)

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Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 45½½½½9. November 2001 AA2909

S E I T E E I N S

Klinikärzte

Abrechnungsboykott F

ür den Marburger Bund und seine

70 000 organisierten Kranken- hausärztinnen und -ärzte ist das Maß voll: Mit streikähnlichen Aktionen und einem Boykott der überzoge- nen Verwaltungs- und Dokumenta- tionsarbeiten wollen die Kranken- hausärzte den Druck auf den Ge- setzgeber und die faktenresistenten Klinikarbeitgeber erhöhen.

Während der 100. Hauptver- sammlung rief der Marburger Bund zu einem Computer- und Abrech- nungsstreik auf, falls die nicht be- zahlten und nicht durch Freizeit aus- geglichenen Überstunden (im Jahr sind das mehr als 50 Millionen Stun- den) nicht vergütet und der Bereit- schaftsdiensteinsatz nicht als Ar- beitszeit angerechnet werden. Pati- enten müssten allerdings nicht mit Nachteilen rechnen, versicherte der Verbandsvorsitzende, Dr. med. Frank

Ulrich Montgomery. Die medizini- sche Versorgung würde trotz viel zu eng bemessener Klinikbudgets und fehlender Arbeitskräfte voll ge- währleistet. Es gehe vielmehr um eine „administrative Behinderungs- maßnahme“. Die Klinikärzte seien nicht mehr bereit, einen Marathon- einsatz von mehr als 30 Stunden am Stück hinzunehmen und mit ihren unbezahlten Überstunden die Kran- kenhausbudgets mit mehr als zwei Milliarden DM jährlich zu subven- tionieren.

Bisher bewegt sich bei der Umset- zung des Urteils des Europäischen Gerichtshofs (vom 3. Oktober 2000) über die Anerkennung des klinik- ärztlichen Bereitschaftsdienstes we- der beim Gesetzgeber noch bei den Arbeitgebern oder in Tarifverein- barungen etwas. Die Bundesregie- rung fährt eine Hinhaltetaktik. Die

parlamentarische Staatssekretärin des Bundesgesundheitsministeriums, Gudrun Schaich-Walch, versuchte zu beschwichtigen, das Arbeitszeit- gesetz sei eine gute rechtliche Grund- lage, um das Urteil umzusetzen.

Diese Meinung kontrastiert aller- dings mit ihrem Urteil, „das Arbeits- zeitgesetz ist in einigen Kranken- häusern nicht das Papier wert, auf dem es geschrieben ist“. Der MB- Vorsitzender sagte, dass die Klinik- ärzte bisher Solidarität mit ihren Ar- beitgebern und der Politik geübt hät- ten, indem sie ohne großes Murren ih- re verantwortungsvolle Aufgabe erle- digt hätten. Dies sei nicht mehr hin- nehmbar. Die Klinikarbeitgeber sei- en bei einem Dienst nach Vorschrift hart getroffen, wenn die Klinikärzte fortan eine lückenlose Dokumentati- on und Codierung der DRGs verwei- gerten. Dr. rer. pol. Harald Clade

Milzbrand

Schnelle Information E

ine Viertelstunde vor ihrem Auf-

tritt sagte Bundesgesundheitsmi- nisterin Ulla Schmidt ab; am vergan- genen Freitag hatte sie an sich vor, der Hauptversammlung des Mar- burger Bundes ihre Auffassung zum Urteil des Europäischen Gerichts- hofs in Sachen Bereitschaftsdienste kund zu tun.

Zwei Alarmmeldungen aus Thü- ringen und aus Schleswig-Holstein, Verdachtsfälle von Milzbrand seien aufgetreten, hatten die Bundesre- gierung und insbesondere die zu- ständige Ministerin am 2. November aufgeschreckt. Noch am selben Abend konnte freilich Entwarnung gegeben werden: wieder einmal Trittbrettfahrer.

Trotz Fehlalarm – das Interesse an zuverlässigen Informationen

über Milzbrand ist groß. Es gibt ein empfehlenswertes Merkblatt des Robert Koch-Instituts (dazu auch der Beitrag „Spezifische Informatio- nen“ in diesem Heft). Die Redakti- on des Deutschen Ärzteblattes hat dieses Merkblatt in ihr Online-An- gebot aufgenommen, aufzurufen un- ter www.aerzteblatt.de. Schnelle In- formationen, auch über weitere mögliche biologische Waffen (Pok- ken, Botulismus, Pest) enthält ein Artikel, der bereits am 19. Oktober erschienen ist („Steckbrief von un- sichtbaren ,Tätern‘“ in Heft 42).

Bisher sind hierzulande keine Attacken mit biologischen Waffen zu verzeichnen. Gelassenheit und ein kühler Kopf bei Alarmmeldun- gen sind das Gebot der Stunde. Was aber, wenn es einmal zu Angriffen

kommt, zumal solchen mit größeren Auswirkungen? Sind wir genügend darauf vorbereitet? Erinnert sei da- zu an das Interview mit dem Präsi- denten der Deutschen Gesellschaft für Katastrophenmedizin, Dr. Fried- helm Bartels, in Heft 43 vom 26. Ok- tober. Bartels weist darin auf die un- zureichende Verknüpfung von Ret- tungsdiensten, Katastrophenschutz und öffentlichem Gesundheitsdienst hin und auf „die defizitären Vorbe- reitungen auf einen Bio-Hazard so- wie auch vielfach fehlende Evaku- ierungspläne für sehr viele Men- schen in und aus Ballungsräumen“.

Immerhin, die Aktivitäten am 2. November lassen hoffen, dass Kooperation und Improvisation auch im Ernstfall klappen könn-

ten. Norbert Jachertz

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