A 2252 Deutsches Ärzteblatt
|
Jg. 108|
Heft 43|
28. Oktober 2011 Der Marburger Bund (MB)hat seine Mitglieder an den Universitätskliniken zu ei- nem unbefristeten Vollstreik aufgerufen. Dieser soll am 7. November beginnen. Vor - ausgegangen war eine Ur - abstimmung der MB-Mit- glieder an den Universitäts- kliniken, in der sich 97,4 Prozent der teilnehmenden Ärzte für den Streik aus- sprachen. „Die Ärztinnen und Ärzte in den Uniklini- ken haben vor fünf Jahren den ers- ten Arzt-Tarifvertrag erkämpft.
Auch jetzt sind sie entschlossen, für die Durchsetzung ihrer Forderun- gen notfalls einen langen Weg zu gehen“, betonte der Zweite Vorsit- zende des MB, Dr. Andreas Botzlar, am 21. Oktober in Berlin.
In fünf Runden verhandelten die Delegationen des MB und der Ta- rifgemeinschaft der Länder (TdL) über einen neuen Tarifvertrag für die Ärzte an den 23 Universitätskli- niken im Tarifbereich der TdL.
„Die TdL wollte uns dabei ein Ta- rifdiktat aufzwingen: 3,75 Prozent bei einer Laufzeit von zwei Jah- ren“, sagte Botzlar. Damit habe sie noch nicht einmal einen vollen In- flationsausgleich in Aussicht ge- stellt. Selbst minimale Verbesserun- MARBURGER BUND
Arbeitskampf an den Universitätskliniken
gen hätten die Ärzte durch Urlaubs- verzicht oder längere Arbeitszeiten selbst finanzieren sollen.
„Das Problem ist, dass wir mit Vertretern der Finanzministerien sprechen, also mit Leuten, die nichts mit dem Krankenhaus zu tun haben“, meinte MB-Verhandlungs- führer Lutz Hammerschlag. Er ha- be den Eindruck, ergänzte Botzlar,
„dass das, was die TdL vertritt und das, was die Unikliniken wünschen, weit auseinander liegt“. Die Klini- ken hätten sich bereits auf Tarifstei- gerungen eingestellt und verstün- den nicht, warum die TdL dies nicht ausschöpfe. Mittlerweile seien die Einkommensbedingungen in allen Krankenhäusern besser als an den Unikliniken, obwohl dort auch For- schung und Lehre verlangt werde.
Die TdL kritisierte die Streikan- kündigung und forderte die Ärzte auf, ihre „unrealistischen Forderun- gen zu überdenken und an den Ver- handlungstisch zurückzukehren“.
Der TdL-Vorsitzende, Niedersach- sens Finanzminister Hartmut Möll- ring (CDU), bezeichnete die ange- kündigten Streiks als „unnötig, är- gerlich und nicht verantwortbar“. fos
Zitat der Woche
„ Wer krank ist, hat Glück in Bayern zu leben.
Bayerns Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) in
“
seiner Regierungserklärung zur Gesundheitspolitik
Foto: dpa
Vom ersten Streiktag an werde es zu tage- langen Verzögerun- gen in den nicht notfallmäßigen Be- handlungsabläufen kommen, kündigte der MB an.
Die Bundesärztekammer erhält zum Jahreswechsel einen neuen Haupt- geschäftsführer. Der Vorstand hat Dr. med. Bernhard Rochell, Lei- ter des Dezernats Vergü-
tung, Gebührenordnung und Morbiditätsorientie- rung der Kassenärztli- chen Bundesvereinigung (KBV), auf diese Positi- on berufen. Der 45 Jah- re alte Arzt tritt die Nachfolge von Prof. Dr.
med. Christoph Fuchs an, der nach 21 Jahren als Hauptgeschäftsführer BUNDESÄRZTEKAMMER
Bernhard Rochell neuer Hauptgeschäftsführer
Mitte des Jahres in den Ruhestand getreten ist.
Rochell kehrt damit in seinen früheren Wirkungskreis zurück:
Nach klinischer Tätig- keit in den unfallchir - urgischen Universitäts- kliniken in Münster und Magdeburg wech- selte er als Referent zur Deutschen Kranken- hausgesellschaft, bevor er vom Jahr 2000 an in der Bundesärztekam- mer arbeitete. Hier war er zuletzt stellvertre-
tender Dezernent im Krankenhaus- dezernat. Rochell gilt als ebenso ausdauernder wie erfolgreicher Ver- handler. Seine neue Aufgabe be- trachtet er als Herausforderung.
„Mit dem Aufbau einer zukunftsfä- higen Patientenversorgung, einer neuen Wertschätzung ärztlicher Ar- beit und einer Intensivierung in der Zusammenarbeit der ärztli- chen Organisationen haben Präsi- dium und Vorstand der Bundesärz- tekammer die wichtigsten Aufga- ben und Herausforderungen für Politik und Ärzteschaft benannt“, erklärte Rochell. DÄ Bernhard Rochell
Foto: Georg J. Lopata