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Archiv "Marburger Bund: Eigene Gewerkschaft gefordert" (17.06.2005)

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Marburger Bund

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Mar- burger Bund: Am Scheideweg“ von Jens Flintrop in Heft 18/2005:

Doppelt verschaukelt

. . . Wir Mitglieder der AiP- Generation fühlen uns gleich doppelt verschaukelt. Zu Be- ginn der beruflichen Karriere wurden wir mit einem Minige- halt abgespeist und oft genug ausgebeutet . . . Jetzt, nach Weiterbildung zum Facharzt mit zunehmender Berufser- fahrung und damit verbunde- nem langsamem Emporsteigen auf der Gehaltsleiter, werden auch zukünftige Einkommens- erwartungen zur Illusion, da die BAT-Stufen Ia und I keine Entsprechung im TVöD fin- den! Eine weitere Perversion in diesem Trauerspiel ist die Tatsache, dass die Klinikärzte- schaft bisher nur durch die un- seligen Bereitschaftsdienste in Einkommensregionen vorge- drungen ist, die einigermaßen ihrer Qualifikation und Ver- antwortung entsprechen. Er- kauft wurde dies aber bis heu- te – wie allgemein bekannt – mit Marathondiensten von 24 bis 32 Stunden. In Zukunft werden diese Dienste zwar der Vergangenheit angehören, allerdings um den Preis deutli- cher Gehaltseinbußen. Hier tritt das ganze Dilemma des im europäischen Vergleich viel zu geringen Grundgehalts of- fen zutage! Um diesen Miss- ständen wirksam zu begegnen, stellt sich die Frage nach der Tarifgemeinschaft des Mar- burger Bundes mit ver.di. Kei- neswegs ist es mein Anliegen, die Gewerkschaft ver.di zu verdammen. Sie vertritt die Interessen ihrer Mitglieder

und diese in der Regel kom- petent und engagiert. Diese Interessen sind aber nicht deckungsgleich mit den An- liegen der Ärzteschaft. Eine Umverteilung (Beispiel:

Jahressonderzahlungen) zu Ungunsten der höheren Ein- kommensgruppen und damit der Klinikärzte dürfen wir kei- nesfalls akzeptieren. Sollte es zu keinen eindeutigen Nach- besserungen in den noch an- stehenden Detailverhandlun- gen kommen – was leider zu befürchten ist – stellt sich die Frage, ob der Marburger Bund den TVöD mit trägt oder dann eigenständig einen Tarifver- trag mit den Arbeitgebern aushandelt. Ziel sollte dabei sein, analog der Richterbesol- dung bei den Beamten, einen Anhang zum TVöD zu erwir- ken, der die Ärzteschaft aus der Gehaltsstruktur des übri- gen öffentlichen Dienstes her- ausnimmt. Dem Marburger Bund sei dringend ans Herz gelegt, die Interessen seiner Mitglieder offensiv und kon- sequent zu verfolgen . . . Dr. med. Thomas Moog,Dünenweg 1, 68239 Mannheim

Eigene Gewerkschaft gefordert

. . . Um den Interessen der an- gestellten Ärzte mehr Ge- wicht zu geben, sollte der Mar- burger Bund schleunigst aus ver.di austreten und eine ei- genständige Gewerkschaft werden. Schaut auf die Pilo- tenvereinigung, die nahezu alle ihre Forderungen ohne ver.di durchsetzen konnte. Ge- gen kognitive und moralisch- ethische Argumente ist die Po- litik immun, denn alles Reden ohne Handeln ist Schwäche.

Streik würde dem hinterletz- ten Politiker klar machen, wie ernst die Forderungen nach besserer Bezahlung und Ar- beitsbedingungen sind . . . Dr. med. Pompilio Torremante, Marktplatz 29, 88416 Ochsenhausen

Übermüdung garantiert

Mit Punkt III Absatz 1 (Dienstvereinbarungen zu weitergehenden Abweichun- gen vom Arbeitszeitgesetz) des neuen TVöD ist ein Scheunentor für die undiffe- renzierte Beibehaltung von 24-Stunden(plus x)-Diensten geschaffen worden. Der Wert der Belastungsanalyse nach dem Arbeitsschutzgesetz und

der Prüfung alternativer Mo- delle als Voraussetzung der Öffnungsklausel tendiert ge- gen null – der 24-Stunden- Dienst kann damit auch bei den hoch belastenden Dien- sten der Stufen C und D mit nie planbaren und meistens nicht ausreichenden Schla- fensperioden Standard mit der eigentlich bekannten Gefähr- dung von Mitarbeitern und Patienten durch Übermüdung bleiben. Einsatz für bessere Arbeitsbedingungen bei poli- tischen Entscheidungsträgern wird völlig lächerlich, wenn die Tarifpartner selbst und oh- ne jede Not den Gesundheits- schutz aushöhlen . . .

Hans Doepner,Rotwandstraße 3, 83620 Feldkirchen

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 24⏐⏐17. Juni 2005 AA1735

B R I E F E

Leserzuschriften werden von der Redaktion sehr beachtet. Sie geben in erster Linie die Meinung des Briefschreibers wieder und nicht die der Redaktion. Die Veröffentlichungsmöglichkeiten sind leider beschränkt; der Redaktion bleibt oft keine andere Wahl, als unter der Vielzahl der Zuschriften eine Auswahl zu treffen. Die Chance, ins Heft zu kommen, ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Die Redaktion muss sich zudem eine – selbst- verständlich sinnwahrende – Kürzung vorbehalten.

LESERZUSCHRIFTEN

Nachwuchs

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Nach- wuchs braucht Perspektive“ von Heinz Stüwe in Heft 19/2005:

Flucht ins Ausland

. . . Wenn es nicht dauerhaft weitestgehend auf Kosten der Ärzteschaft ginge, könnte man lachen über deutsche PISA-Politik. Wer will schon in einem Job tätig sein, der die Leistung nicht nachvoll- ziehbar honoriert . . . Nimmt man die tatsächlich „einmali- gen“ Gutsherren- und Mob- bing-Strukturen in Deutsch- land hinzu, ist der Abfluss des Nachwuchses noch beschei- den; er wird weiter steigen, so wie die Wissenschaftseliten ohnehin schon lange Zeit ins Ausland flüchten. Jeder mir bisher bekannt gewordene deutsche Kliniker, der sich in Frankreich bewarb, bekam ei- ne Stelle und verdient circa das 1,6- bis 1,8fache. Dazu ist Kollegialität kein Fremdwort oder nur eine billige Worthül- se. Wird in Deutschland ein Bewerber um eine Assisten- tenstelle von seinen Kollegen vorab zum Essen eingeladen?

Wird in Deutschland ein Kol- lege in spe aufgrund einer simplen Bewerbung mittags vom Verwaltungsdirektor und dem ärztlichen Direktor

zum Essen eingeladen? So- lange die deutsche Umgangs- kultur in „homo homini lu- pus“-Art stattfindet, wird sich nichts ändern. Nicht alle Pro- bleme haben etwas mit Geld zu tun.

Gerhard Schuster,11, rue Scribe, F-75009 Paris

Vorgaukeln

Zu dem „Status“-Beitrag „Fehlende Compliance: Patienten, die dem Arzt etwas vorgaukeln“ von Marion Son- nenmoser in Heft 10/2005:

Feindbild

Das verwendete Vokabular und die schlagseitige „Schuld- zuweisung“ lassen eher an ein Feindbild denken, nicht an das Bedürfnis, eine Partnerschaft zwischen Arzt und Patient an- zustreben. Die Hälfte der Me- dikamente würde falsch oder

„eigenmächtig“ gar nicht an- gewandt. Patienten wären je- doch sehr erfindungsreich im Entwickeln von Strategien, mit denen sie „ihrem“ Arzt Compliance „vorgaukeln“.

Diese Strategien seien „keine Bagatellen, sondern richten bei Patienten, im Gesundheits- wesen und in der Volkswirt- schaft großen Schaden an“.

Der Arzt müsse Detektivar- beit leisten, um dem Patienten

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„auf die Schliche“ zu kom- men. Ich denke, es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Non- Compliance und so genanntes Arzthopping schon manchem Patienten (der noch „hoppen“

konnte) einen vorzeitigen Tod erspart haben, nämlich immer dann, wenn der Arzt trotz – diagnostischer „Detektivar- beit“ – einer Krankheit nicht

„auf die Schliche“ kommen konnte . . .

Freya Matthiessen,Mittelberg 39, 37085 Göttingen

Schmerztherapie

Zu der Meldung „Gesellschaft schlägt Alarm“ in Heft 8/2005:

Eklatante Fehler

Die im Artikel zu sehende Ab- bildung spottet ja wohl jeder Beschreibung. Es sind mehre- re eklatante Fehler zu sehen, die bei schmerztherapeuti- schen Maßnahmen aber nicht vorkommen dürfen:

ŒDer Patient behält sein Hemd an und öffnet dem Arzt nur das „Kassendreieck“.

Der Arzt trägt einen offe- nen Kittel.

ŽDie zu behandelnde Kör- perregion kann so nicht aus- reichend desinfiziert werden.

Das Bild ist ein Beispiel dafür, wie Schmerztherapie eigent- lich nicht durchgeführt wer- den sollte.

Dr. med. Johannes Chevalier, Weißliliengasse 17, 55116 Mainz Anmerkung der Redaktion:

Die oben genannte Kritik ist völlig gerecht- fertigt. Die Redaktion hat es versäumt, in der Bildunterschrift auf die „eklatanten Fehler“ bei der schmerztherapeutischen Behandlung hinzuweisen. Wir bitten um

Entschuldigung.

Praxismanagement

Zu dem Leserbrief „Gegenüberstel- lung“ von Dr. Alexander Ulbrich in Heft 11/2005:

Typische Vorurteile

Herr Dr. Ulbrich stellt seine ei- genen, durchaus ebenfalls sub- jektiven Vermutungen zur Zurückhaltung der niederge- lassenen Ärzteschaft in Bezug auf die Einführung von „Qua- li-Kram“ an. Aus meiner (hausärztlichen) Sicht stellen die Argumente typische Vorur- teile dar, die oft von Kollegen angeführt werden, die sich mit der Materie noch nicht (rich- tig) befasst haben. Nach einer Einführungsveranstaltung für unser Modellprojekt „Einfüh- rung von Qualitätsmanage- ment [QM] in Qualitätszirkeln“

haben sich zwölf von 13 haus- ärztlich tätigen Kollegen (alle waren bislang nicht oder nur oberflächlich mit der Materie befasst) entschieden, QM jetzt einzuführen. Es gibt keine sachlichen Gründe, in anderen Organisationsformen bewähr- te Management-Werkzeuge nicht auch für das Kleinstun- ternehmen Arztpraxis zu nut- zen. Allerdings sollte dies mit

„Bodenhaftung“ und Verstand geschehen. Die Basiskenntnis- se für eine Einführung von QM in der Arztpraxis gemäß der gesetzlichen Vorgaben kann den Praxisteams mit sehr geringem Zeit- und Kostenauf- wand vermittelt werden (in un- serem Modellprojekt sechs dreistündige Qualitätszirkel und 100 Euro Kostenpauscha- le). Das notwendige „Fachvo- kabular“ kann dabei auf weni- ge Begriffe beschränkt blei- ben. Im Vordergrund sollte der konkret spürbare Nutzen für die einzelnen Praxen und die Freude an der Teamarbeit ste- hen. Demgegenüber bietet ei- ne Zertifizierung, wie jetzt von vielen QM-Anbietern sugge- riert, als Ziel eines Qualitäts- managements für die niederge- lassenen Ärzte zum jetzigen Zeitpunkt mehr Nachteile (Kosten, Zeitaufwand, Begehr- lichkeit der Kostenträger, frag- würdiger Marketing-Nutzen) als Vorteile. Auch ist diese

keineswegs gesetzlich vorge- schrieben. „Aus dem Bauch heraus“ motivierte Verweige- rungshaltung ist dem Bemüh- en um eine stetige Verbesse- rung unserer ärztlichen Arbeit ebenso abträglich wie voraus- eilender Gehorsam.

Dr. med. Alexander Miller, Welzheimer Straße 19, 63791 Karlstein

Klinische Studien

Zu dem Beitrag „Wie ,korrekte‘ Stati- stiken täuschen können“ von Klaus Koch in Heft 13/2005:

Nicht die Statistik ist das Problem

Die Überschrift des Artikels stellt mit der ironischen Her-

vorhebung der „korrekten“ Sta- tistiken in der Tendenz die Sta- tistik an sich als Ursache der Täuschung dar und rückt damit das eigentliche Problem in den Hintergrund: Die Möglichkeit der Täuschung entsteht erst durch falsche Interpretation und wäre durch entsprechende Kenntnisse leicht zu verhindern.

Eine relative Risikoreduktion um beispielsweise 33 Prozent kann in der Tat eine sehr unter- schiedliche Relevanz haben, je nachdem ob es sich um eine Reduktion von einer Ereignis- rate von 27 Prozent auf 18 Pro- zent oder lediglich um den Rückgang eines drei- auf ein zweiprozentiges Risiko han- delt, wobei sogar dieser klinisch relevant sein könnte – wenn der Endpunkt zum Beispiel

„Tod“ ist . . . Jedwede seriöse Publikation von Studienergeb- nissen muss neben der Angabe

eines relativen Risikos auch mit den absoluten Risiken den Bezugsrahmen aufweisen. Wo dies in der Darstellung nicht geschehen ist, sollte der ge- schulte Arzt aufmerksam wer- den und die Aussagekraft der Information kritisch hinterfra- gen können. Das setzt natürlich ein entsprechendes Problem- bewusstsein voraus. Solch kriti- sches Wissen kann auch von bereits im Berufsleben Stehen- den noch leicht akquiriert wer- den, zum Beispiel im Rahmen praxisorientierter Kurse in evi- denzbasierter Medizin, wie sie verschiedene Institutionen des EbM-Netzwerkes in Deutsch- land anbieten . . .

Monica Steinbach,Kompetenzzentrum für Klinische Studien Bremen, Universität Bremen, Am Fallturm 1, 28359 Bremen

Absolute Risikoreduktion ist problematischer

Man wundert sich immer wie- der, mit welch missionarischem Eifer und erhobenem morali- schem Stinkefinger die „relati- ve Risikoreduktion“ verteufelt wird. Dabei ist die „absolute Risikoreduktion“ beziehungs- weise die „number needed to treat“ (NNT) in ihrer Interpre- tation wesentlich problemati- scher; sie ist weniger eine Kenn- größe der Intervention als des untersuchten Kollektivs. Ich erinnere nur an die unredliche Vermarktung der Kopernikus- Studie.Was macht der praktisch tätige Kollege mit einer Aussa- ge, dass beispielsweise 60 Pati- enten über vier Jahre und sechs Monate behandelt werden müssen, um ein definiertes Er- eignis zu verhindern? Abgese- hen davon, dass mein aktueller A

A1736 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 24⏐⏐17. Juni 2005

B R I E F E

Foto: Caro

Beim Marketing für Medikamente wird die „relative Risikoreduktion“

gerne als wichtigste Botschaft präsentiert.

Foto:Superbild

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