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Archiv "Therapie depressiver Erkrankungen: Literatur unterliegt Publikationsbias" (01.05.2009)

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320 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 18⏐⏐1. Mai 2009

M E D I Z I N

Aussagen irreführend

Der Beitrag enthält unter dem Zwischentitel „Phyto- therapeutika (Johanniskraut)“ Aussagen, die nicht ausgewogen bis irreführend sind.

Als aktuelle Metaanalyse, die diesen Namen ver- diente, wäre anstelle des Zitates 5 besser der Cochrane- Report 2008 (Issue 4, CD000448, „St John's wort for major depression“) zu berücksichtigen gewesen. Die Kritik zu den Therapie-Studien verschweigt gezielt, dass wechselnde Ergebnisse zur Wirksamkeit in die- sem Anwendungsgebiet kein Merkmal von Johannis- kraut-Präparaten sondern ein solches aller Antide- pressiva sind.

Die gegenwärtige Diskussion über dieses Phäno- men, die überfällig war, geht indessen maßgeblich auf die überraschenden Therapie-Erfolge mit Johannis- kraut-Extrakt zurück. Wir verweisen in diesem Zu- sammenhang auch auf den AKdÄ Newsletter 2008 (1) und unseren Beitrag „Phytotherapie – Eine erhaltens- werte Alternative“, der im Deutschen Ärzteblatt er- schienen ist (2).

Unausgewogen ist auch die selektive Herausstel- lung zum Interaktionspotenzial, das keineswegs nur mit Johanniskraut sondern mit zahlreichen Nahrungs- und Arzneimitteln, darunter auch synthetischen Anti- depressiva, auftritt. Relevanter für die Praxis wäre der Hinweis gewesen, dass die unerwünschten Arzneimit- telwirkungen (UAWs) insgesamt mit Johanniskraut- extrakt um wenigstens eine Zehnerpotenz seltener sind, als mit allen anderen Antidepressiva. Zur Prü- fung auf Teratogenität als Teil der Embryotoxizität gibt es klare gesetzliche Regeln: Der Original-Wirk- stoff (hier: alkoholischer Johanniskraut-Gesamtex- trakt) ist hoch dosiert bei mindestens zwei Spezies für die Dauer der Trächtigkeit zu applizieren.

Dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizin- produkte (BfArM) liegen alle entsprechenden Befun- de mit einem handelstypischen Johanniskraut-Extrakt vor, die fachtoxikologische Bewertung ergab keiner- lei Hinweise auf Teratogenität. Die falsche Gegenbe- hauptung wurde nun im Deutschen Ärzteblatt, mit Weiterbildungspunkten unterstützt, unter die Ärzte gebracht.

DOI: 10.3238/arztebl.2009.0320a

LITERATUR

1. AkdÄ Newsletter 2008-120: Stellenwert von Antidepressiva in der Depressionsbehandlung. www.akdae.de/49/10/Archiv/2008- 120.html

2. Schulz V, Kraft K: Phytotherapie – Eine erhaltenswerte Alternative.

Dtsch Arztebl Int 2009; 106(1–2): 21–3.

3. Bschor T, Adli M: Treatment of depressive disorders. [Therapie de- pressiver Erkrankungen.] Dtsch Arztebl Int 2008; 105(45):

782–92.

Prof. Dr. med. Volker Schulz Oranienburger Chaussee 25 13465 Berlin

E-Mail: v.schulz.berlin@t-online.de

Interessenkonflikt

Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

Literatur unterliegt Publikationsbias

Es fällt auf, dass, verglichen mit der Pharmakotherapie, die Psychotherapie relativ beiläufig, quasi als adjuvante Möglichkeit, dargestellt wird. Ein ausführlicher tabella- rischer Algorithmus zum sequenziellen Vorgehen sieht die Möglichkeit des Wechsels zu einer Psychotherapie oder sogar deren primäre Inanspruchnahme nicht ein- mal vor. Ungewöhnlich ist auch, dass im Falle suizida- ler Gedanken einzig die Überweisung an den psychiatri- schen Facharzt empfohlen wird. Ein erheblicher Teil der Versorgung, auch suizidaler Patienten, erfolgt ja nicht durch psychiatrische und nervenärztliche Praxen, son- dern, neben der hausärztlichen Versorgung, durch ärztli- che und psychologische Psychotherapeuten.

Die zuletzt veröffentlichten Leitlinien des Britischen National Institut for Clinical Excellence (NICE) sehen im Übrigen für leichte Depressionen als Erstbehandlung im Allgemeinen eine psychotherapeutische Intervention vor und nicht Medikation.

Zwei wesentliche Aspekte der psychotherapeuti- schen Behandlung der Depression werden nicht er- wähnt: einmal die deutlich geringere Dropout-Quote sowie die größere Nachhaltigkeit psychotherapeuti- scher Behandlung mit insgesamt geringeren Rückfall- quoten und positiveren (posttherapeutischen) Entwick- lungen (1).

Des Weiteren müssten in einer Darstellung der Phar- makotherapie der Depression zwei aktuelle Arbeiten zi- tiert werden, die Aufsehen erregt haben: Turner et al.

zeigten, dass die Antidepressiva-Literatur einem erheb- lichen Publikationsbias unterliegt (3). Während 99 % aller Studien mit positiven Ergebnissen für Antidepres- siva veröffentlicht werden, ist dies bei Studien mit nega- tivem Ergebnis nur bei 26 % der Fall. Damit wird die Effektstärke von Antidepressiva in Metaanalysen um et- wa ein Drittel überschätzt. Kirsch et al. konnten bei leichten und mittelschweren Depressionen keine Effek- tivitätsunterschiede zwischen Plazebo und Antidepres- siva nachweisen (2).

DOI: 10.3238/arztebl.2009.0320b

LITERATUR

1. Imel ZE, Malterer MB, McKay KM, Wampold BE: A meta-analysis of psychotherapy and medication in unipolar depression and dysthymia.

J Affect Disord 2008; 110(3): 197–206.

2. Kirsch I, Deacon BJ, Huedo-Medina TB, Scoboria A, Moore TJ, John- son BT: Initial severity and antidepressant benefits: a meta-analysis of data submitted to the Food and Drug Administration. PLoS Medicine 2008; 5(2): e45.

3. Turner EH, Matthews AM, Linardatos E, Tell RA, Rosenthal R: Selective publication of antidepressant trials and its influence on apparent effi- cacy. N Engl J Med 2008; 358(3): 252–60.

4. Bschor T, Adli M: Treatment of depressive disorders. [Therapie de- pressiver Erkrankungen.] Dtsch Arztebl Int 2008; 105(45): 782–92.

Prof. Dr. med. Henning Schauenburg Universitätsklinikum Heidelberg

Klinik für Psychosomatische und Allgemeine Klinische Medizin Thibautstraße 2, 69115 Heidelberg

E-Mail: Henning.Schauenburg@med.uni-heidelberg.de

Interessenkonflikt

Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

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