haus oder ein Belegkrankenhaus.
Als Grundbaustein eines MTS wird das Ärztehaus bezeichnet, das in unmittelbarer räumlicher Bezie- hung zu einem Belegkrankenhaus stehen soll oder aber einen Praxis- trakt darin einbezogen hat. ln die- sem Trakt sollen mindestens sechs bis zehn Allgemein- und Fachärzte, in der Maximalausbaustufe 20 bis
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Allgemein- und Fachärzte tätig sein.Die fachübergreifende Gruppen- praxis soll in Form einer Praxisge- meinschaft fachgleicher Gemein- schaftspraxen organisiert werden. ln den fachgleichen Gemein- schaftspraxen sollen möglichst alle großen Fächer doppelt besetzt re- präsentiert sein.
Einen anderen Weg beschreitet das Belegarztsystem, dessen "lnte- grationseffekt" vor allem die durchgängige Behandlung des Pa- tienten durch ein und denselben Arzt sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich dar- stellt. Wenn auch das WSI-Gre- mium die Meinung vertrat, Beleg- kliniken und belegärztliche Tätig- keit der niedergelassenen Ärzte würden wenig dazu beitragen, den Graben zwischen Krankenhaus und Praxis zuzuschütten, so entfiele dieses Argument weitgehend, wenn ärztlichen Forderungen Rechnung getragen würde, auch Anstalts- krankenhäuser der Grund- und Re- gelversorgung nach dem Beleg- arztsystem zu führen und die inne- re Struktur des ärztlichen Dienstes im Krankenhaus kollegial zu ge- stalten. Gleichzeitig müßten dann die Verantwortungsbereiche über- schaubarer werden.
Auf die durchgängige und kontinu- ierliche fachärztliche Versorgung zielt auch der Integrationsvor- schlag des Deutschen Kranken- hausinstituts (DKI) ab, der eine en- gere Verzahnung fachärztlicher und allgemeinärztlicher Tätigkeiten im stationären beziehungsweise semistationären und ambulanten Sektor fordert. Bei diesen Struktur- änderungen sollten pluralistische
Die Wormation:
Bericht und Meinung
" Integrierte medizinische Versorgung"
Betriebstypen und unterschiedli- che Trägerschatten zum Zuge kommen und folgende Einrichtun- gen forciert werden:
.,.. Diagnostik- und Therapiezen- tren für ambulante und stationäre fachärztliche Versorgung in organi- satorischer und personeller Verbin- dung zu Krankenhäusern;
.,.. Erweiterung von Gruppenpraxen niedergelassener Ärzte durch As- soziierung semistationärer und sta- tionärer Versorgungsmöglichkeiten (Praxisklinik);
.,.. Ausbau von Kleinkrankenhäu- sern der Ergänzungsversorgung für semistationäre und ambulante Auf- gaben.
Insgesamt ist das DKI-Modell eher als krankenhausfreundlich zu be- zeichnen, kann zumindest theore- tisch Kosteneinsparungseffekte bis zu maximal 20 Prozent der bisheri- gen Krankenhauskosten vorrech- nen (obwohl man von dem seit drei Jahren an Münchens Städtischen Krankenanstalten laufenden Mo- dellversuchen noch nichts derglei- chen gehört hat), ist aber nach Meinung des WSI-Zirkels noch weit entfernt vom Ziel einer Totalinte- gration.
Als Fazit bleibt: Trotz aller speku- lativ-beschwichtigender Beteuerun- gen seitens der Befürworter einer Totalintegration (keine bürokrati- sierte Modellschreinerei, keine Er- richtung eines staatlichen Gesund- heitsdienstes) streben die gewerk- schaftseigenen Integrationsmodel- le einen totalen Umbau der ge- wachsenen medizinischen Versor- gung in der Bundesrepublik an, lassen wegen ihres idealistischen Ansatzes die finanzielle, personelle und politische Tragweite nur erah- nen, machen hingegen die Kopfla- stigkeil ihrer Bürokratisierung, Per- sonalaufblähung und ihres techni- schen Perfektionismus klar deut- lich. Bezeichnenderweise begeg- nen nicht nur die ärztlichen Vertre- ter, sondern auch die Repräsentan- ten der Spitzenverbände der Orts- und Innungskrankenkassen (Hans
Töns; Fritz Tervooren) sowie der Deutschen Krankenhausgesell- schaft (Professor Dr. med. Hans- Werner Müller) den gewerkschaftli- chen Integrationsvorstellungen mit großer Skepsis und gar Ablehnung.
Dr. med. Horst Bourmer, Vizepräsi- dent der Bundesärztekammer und Vorsitzender des Hartmannbundes, brachte diesen Gesamteindruck auf einen Nenner: Die Kooperation unter Beachtung des gegebenen Systems muß mit allen Mitteln ver- bessert werden, mit einer "admini- strierten Sanikratie" wäre diesem
Ziel wenig gedient und den Patien- ten kaum geholfen. Bedenklich aber ist eines: daß nämlich hier ein Institut einen selbstgewählten Be- griff zum allgemeingültigen Maß- stab erklärt, nämlich den der Inte- gration, und nun ex cathedra de- kretiert: Was mit diesem Wertmes- ser vereinbar ist, das ist gut. Dies ist ein Musterbeispiel einer im Grunde längst erprobten Methode der Manipulation der politischen Auseinandersetzung. Harald Clade
r-ziTAT - - - , Erstrebenswertes Kranksein
"Das Kranksein, das die
Menschen zu allen Zeiten ge- fürchtet haben, ist heute für weite Gruppen der Gesell- schaft zu einem erstrebens- werten Ziel geworden. Eine Reihe von Patienten fühlt sich heute lieber krank als gesund. Überlagert und un- terstützt wird diese Bewußt- seinsänderung vieler Patien- ten durch das immer stärker werdende Anspruchsbewußt- sein. Die Folge dieser Ent- wicklung ist eine zunehmen- de Abhängigkeit der Bevöl- kerung von Personen und In- stitutionen des Gesundheits- wesens."
Privatdozent Dr. Siegtried Eichhorn, Deutsches Kranken- hausinstitut, Düsseldorf, vor
dem WSI-Forum am