• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie: Seehofer läßt marktwirtschaftlichen Elementen keine Chance mehr" (06.11.1992)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie: Seehofer läßt marktwirtschaftlichen Elementen keine Chance mehr" (06.11.1992)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

frustrierend sein, wenn auf die Dia- gnose keine Therapie folgen kann.

Die gesamte Gen-Kartierung er- scheine zwar überaus kostspielig, aber 200 Millionen Dollar pro Jahr über 15 Jahre seien nun so abschrek- kend viel auch wieder nicht, so daß das Unternehmen am Geld nicht scheitern sollte. Dann aber weist die Deklaration auf Gefahren hin: Mög- liche Konflikte zwischen dem For- scherinteresse und der Privatsphäre der Probanden seien programmiert;

die Gen-Kartierung könne bei Be- troffenen zu Stigmatisierung und so- zialer Diskriminierung führen; aus

„Risikogruppen" könnten „Defekt- gruppen" werden. Die Gefahren lä- gen aber nicht primär in der Kartie- rung selbst, sondern darin, wie mit dem neu gewonnenen Wissen umge- gangen werden wird.

Alkohol am Steuer

Eine weitere Entschließung for- dert die ärztlichen Organisationen auf, an der Bekämpfung des Auto- fahrens unter Alkoholeinfluß mitzu- wirken. Unter den Empfehlungen ra- gen zwei heraus: Als Höchstgrenze wird ein Blutalkoholgehalt von 0,5 Promille angesehen; dies müsse aber auch durchgesetzt werden können.

Deshalb sollte jeder an einem schwe- reren Unfall beteiligte Fahrer routi- nemäßig auf den Blutalkoholgehalt überprüft werden.

Andere Entschließungen der Generalversammlung von Marbella befassen sich mit AIDS, mit Lärm- schädigungen, mit „Tele-Medizin"

(hier wird zum Beispiel verlangt, daß Methoden wie die Übertragung von Schrittmacherdaten vom Patienten zu Hause in ein Behandlungszen- trum nur unter der Voraussetzung angewandt werden dürfen, daß die Patienten über ihre Anwendung gut instruiert sind). Eine umfangreiche Entschließung stellt alle Gesichts- punkte zum Thema der ärztlichen Kunstfehler zusammen. Sie fordert insbesondere, daß streng unterschie- den werden müsse zwischen dem ei- gentlichen Kunstfehler und einem

„unerwünschten Ergebnis" ("unto- ward result") kunstgerechter ärztli- cher Maßnahmen, das dem Arzt nicht angelastet werden dürfe. bt

Nach dem sogenannten Lahn- steiner Kompromiß zum Gesund- heits-Strukturgesetz sieht der Bun- desverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) noch wesentlich stär- kere Belastungen auf seine Mit- gliedsfirmen zukommen Auf einer Pressekonferenz anläßlich einer au- ßerordentlichen Versammlung des Verbandes in Frankfurt bekräftigte der BPI-Geschäftsführer, Professor Dr. Hans Rüdiger Vogel, zwar die Bereitschaft der Pharma-Industrie, zur Konsolidierung der gesetzlichen Krankenversicherung beizutragen.

Die jetzt vorgesehenen Maßnahmen gingen aber weit über das wirtschaft- lich vertretbare Maß hinaus.

Während mit dem bisherigen Regierungsentwurf ein Viertel aller Einsparungen im Arzneimittelbe- reich erzielt werden sollte, steige dieser Anteil nunmehr deutlich an.

Von der versprochenen Ausgewo- genheit der Belastungen seien Phar- ma-Industrie, pharmazeutischer Großhandel und die Apotheker nach Lahnstein weiter entfernt denn je.

Besonders scharfe Kritik übte der BPI-Geschäftsführer an der ge- planten Ausgrenzung zahlreicher Arzneimittel aus der Erstattungs- pflicht der gesetzlichen Kassen. Soll- te tatsächlich der Arzneiverord- nungs-Report der Krankenkassen als Grundlage für die Ausgrenzung die- nen, sieht Vogel existentielle Schwierigkeiten auf kleinere und mittlere Arzneimittelfirmen zukom- men. Der Report bezeichnet Medi- kamente mit einem Umsatzvolumen von sechs Milliarden Mark als thera- peutisch umstritten — mithin rund ein Viertel des gesamten westdeut- schen Arzneimittelmarktes inner- halb der gesetzlichen Krankenversi- cherung. Zwar sei nicht anzuneh- men, daß die dahinterstehenden 240 Millionen Verordnungen ersatzlos entfielen, räumte Professor Vogel ein. Für die unmittelbar betroffenen Arzneimittelhersteller, deren über-

wiegendes oder vollständiges Pro- duktsortiment dann plötzlich nicht mehr auf Kassenrezept verordnungs- fähig wäre, sei dies aber kein Trost.

Wenn die vorgesehene Aus- grenzung nicht zu verhindern sein sollte, müsse diesen Unternehmen zumindest ausreichend Zeit einge- räumt werden — beispielsweise zur Etablierung ihrer Erzeugnisse auf dem rezeptfreien Markt.

Eine wirtschaftliche Schwä- chung fürchtet Vogel allerdings auch für die forschenden Pharmafirmen.

So sei es künftig unverhältnismäßig risikobehaftet, bis zu dreistelligen Millionensummen in die Entwick- lung neuer Medikamente zu investie- ren, ohne zu wissen, „ob nicht am Ende der Federstrich eines Arznei- mittelinstituts alle wirtschaftlichen Chancen zunichte macht".

Der BPI-Geschäftsführer be- zieht sich mit dieser Bemerkung auf die Absicht des Gesetzgebers, ein unabhängiges Arzneimittelinstitut zu gründen, das sich in Zusammenar- beit mit dem Bundesausschuß der Ärzte und Krankenkassen um Arz- neimittelfragen kümmern soll — so auch um die Zuammenstellung jener Medikamente, die nicht mehr von den Kassen erstattet werden sollen.

Dies, wie auch die weiteren Maßnahmen (eine fünfprozentige Preissenkung mit zweijährigem Preisstopp für alle Medikamente oh- ne Festbetrag, die Einführung eines Arzneimittelbudgets für die nieder- gelassenen Ärzte und die vorgesehe- ne Mithaftung der Arzneimittel-Her- steller bei einer eventuellen Über- schreitung des Budgets), veranlaßten Professor Vogel zu dem Fazit:

„All diese Schritte weisen in Richtung eines planwirtschaftlichen, obrigkeitsstaatlichen Gesundheitssy- stems, in dem marktwirtschaftlichen Elementen und dem eigenverant- wortlichen Handeln der Versicher- ten keine Chancen mehr eingeräumt werden." JM

Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie

Seehofer läßt marktwirtschaftlichen Elementen keine Chance mehr

Dt. Ärztebi. 89, Heft 45, 6. November 1992 (33) A1-3733

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Hauptausgabenposten für 1973 (vorläufig berechnet) lauten: Ärztli- che Behandlung mit mehr als einer Milliarde DM (Vorjahr: 913 Millio- nen DM), zahnärztliche Behand- lung

Die Medaillen in Silber wurden in diesem Jahr anläßlich der Jahres- tagung der Deutschen Gesellschaft für Fortschritte auf dem Gebiet der Inneren Medizin in Freiburg für

O Zu überlegen ist, was besser wäre: Regelung wie oben unter Zif- fer 9 geschildert oder Praxisaufga- be erst Anfang des neuen Jahres, dann gültig allgemeine und persön-

Welchen Kurs die Bundesregierung 1975 steuern möchte, sofern ihr Tarif- partner, Investoren und Konsumenten folgen und sofern das Ausland sich zumindest neutral

Jede Bank gibt genaue Auskunft über die zu erwartende Rendite aus Anlagen, auch aus festverzinsli- chen Werten.. Man sollte daher un- ter keinen Umständen darauf

Die Ausgaben der Krankenkassen für Arzneimittel seien im Jahre 1973 um 16,9 Prozent gestiegen; die Arz- neimittelpreise seien dagegen im Durchschnitt nur um 3,9 Prozent

Das Vermittlungskriterium für die 51 jährige Leiterin der „Zentral- stelle für Arbeitsvermittlung" (ZAV) der Bundesanstalt für Arbeit in Frankfurt ist im wahrsten Sinne des

Dieser neue Film von Bayer, der die für ein breiteres Publikum produzierte Fassung eines wissenschaftlichen Films darstellt, entstand unter wis- senschaftlicher Mitarbeit der