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Labmagenverlagerung beim Rind

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Academic year: 2022

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Aus dem Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung der Tierärztlichen Hochschule Hannover

und der Klinik für Rinder der Tierärztlichen Hochschule Hannover

Labmagenverlagerung beim Rind:

Analyse von genetischen Faktoren und ökonomischen Auswirkungen auf die Milchproduktion

INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Grades eines DOKTORS DER VETERINÄRMEDIZIN

(Dr. med. vet.)

durch die Tierärztliche Hochschule Hannover

Vorgelegt von Markus Wilhelm Ricken

aus Löningen

Hannover 2003

(2)

Wissenschaftliche Betreuung: Prof. Dr. O. Distl, Prof. Dr. H. Scholz

1. Gutachter: Prof. Dr. O. Distl, Prof. Dr. H. Scholz 2. Gutachter: Prof. Dr. W. Brade

Tag der mündlichen Prüfung: 17.11.2003

(3)

Für Gundula

und

meine Eltern

(4)
(5)

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ... 1

2 Literatur ... 3

2.1 Anatomie des Labmagens... 3

2.2 Formen der Labmagenverlagerung beim Rind ... 4

2.3 Pathogenese der Labmagenverlagerung ... 5

2.4 Vorkommen der Labmagenverlagerung... 6

2.4.1 Prävalenz der Labmagenverlagerung ... 6

2.4.2 Lokalisation der Labmagenverlagerung ... 7

2.4.3 Saisonabhängigkeit... 8

2.4.4 Alter bei Erkrankung ... 8

2.4.5 Labmagenverlagerung als postpartale Erkrankung... 8

2.4.6 Rasse... 9

2.5 Einflussfaktoren auf das Auftreten der Labmagenverlagerung ... 9

2.5.1 Mechanische Faktoren... 10

2.5.2 Fütterungsbedingte Faktoren ... 11

2.5.3 Stressbedingte Faktoren... 14

2.5.4 Begleiterkrankungen... 15

2.5.5 Disposition von Hochleistungskühen... 18

2.5.6 Genetische Faktoren ... 18

2.6 Ökonomische Folgen der Labmagenverlagerung... 21

2.6.1 Milchleistung... 21

2.6.2 Fruchtbarkeit ... 23

2.6.3 Nutzungsdauer... 24

3 Eigene Untersuchungen ... 25

3.1 Analyse systematischer Einflüsse auf das Auftreten von Labmagenverlagerungen bei Deutschen Holstein Kühen... 25

3.1.1 Einleitung ... 25

3.1.2 Material und Methoden ... 26

3.1.3 Ergebnisse ... 37

3.1.4 Diskussion ... 52

3.2 Genetische Analyse der Prävalenz von Labmagenverlagerung und deren Beziehung zu Milchleistungsmerkmalen bei Deutschen Holstein Kühen ... 60

3.2.1 Einleitung ... 60

3.2.2 Material und Methoden ... 60

3.2.3 Ergebnisse ... 64

3.2.4 Diskussion ... 69

3.3 Analyse der Überlebensdauer von Deutschen Holstein Kühen nach Labmagenverlagerung ... 73

3.3.1 Einleitung ... 73

(6)

3.3.2 Material und Methoden ... 73

3.3.2.1 Beschreibung des Klinikmaterials... 73

3.3.2.2 Überlebensdauer... 77

3.3.3 Ergebnisse ... 88

3.3.4 Diskussion ... 93

3.3.4.1 Auswertung der Labmagenverlagerungsfälle in der Klinik für Rinder ... 93

3.3.4.2 Überlebensdauer... 95

3.4 Analyse des Laktationskurvenverlaufs der Milchleistung nach Labmagenverlagerung bei Deutschen Holstein Kühen ... 102

3.4.1 Einleitung ... 102

3.4.2 Material und Methoden ... 102

3.4.3 Ergebnisse ... 108

3.4.4 Diskussion ... 124

4 Schlussfolgerungen für die Zucht ... 132

5 Zusammenfassung ... 136

6 Literaturverzeichnis ... 142

(7)

Verzeichnis der Abkürzungen

ABST Abstand zwischen Testtagsdatum und Einlieferungsdatum ABSTANDK Abstand der Labmagenverlagerung zur Abkalbung

ALMV Art der Labmagenverlagerung

ap ante partum

ATL Abstand Testtag zur Labmagenverlagerung

b Regressionskoeffizient

BETR landwirtschaftlicher Betrieb BSE Bovine Spongiforme Encephalopathie

DH Deutsche Holsteins

EDV Elektronische Datenverarbeitung

GEBJ Geburtsjahr

GLM General Linear Model

h2 Heritabilität

L Heritabilität im Schwellenmodell

INZK Inzuchtkoeffizient

JAHR Abkalbejahr

KA Abkalbealter

KALB Auftreten von männlichen oder weiblichen Einlingskälbern oder Mehrlingsgeburten in der vorhergehenden Abkalbung

KALBUNG Verlauf der vorhergehenden Abkalbung KAVAT Vater des Kalbes

LAK Laktationsnummer LAKNR Laktationsnummer LDK Landkreis

LKV Landeskontrollverband

LMV Labmagenverlagerung

LMVL linksseitige Labmagenverlagerung

LMVLAK die der Labmagenverlagerung vorausgehende bzw. nachfolgende Laktation

LMVR rechtsseitige Labmagenverlagerung LN Leistungsniveau der Kühe in der Referenzlaktation

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LSM Least Square Mittelwerte

Max Maximum

Min Minimum

MKGAL durchschnittliche Tagesleistung (Milch-kg) in der auf eine Labmagenverlagerung folgenden Laktation

MKGVL 305-Tage-Leistung (Milch-kg) in der Laktation vor der Labmagenverlagerung

MKS Maul- und Klauenseuche

MLP Milchleistungsprüfung

MON Abkalbemonat

MSE Mittlerer Restfehler

MSR Mittleres Abweichungsquadrat

N. C. North Carolina

P Irrtumswahrscheinlichkeit

PI Probemelkintervall

R2 erklärte Varianz

r Korrelation

rg additiv-genetischer Korrelationskoeffizient re residualer Korrelationskoeffizient

rp Wiederholbarkeit

RAKA Rasse des Kalbvaters

REML Residual Maximum Likelihood

RZ Relativ-Zuchtwert

RZE Relativ-Zuchtwert Exterieur

RZG Gesamtzuchtwert

RZM Relativ-Zuchtwert Milch

RZN Relativ-Zuchtwert Nutzungsdauer

RZS Relativ-Zuchtwert somatische Zellzahl RZZ Relativ-Zuchtwert Zuchtleistung SAS Statistical Analysis System

SCC Somatische Zellzahl

SCS Somatic Cell Score

(9)

SD Standardabweichung

SE Standardfehler

σa2 additiv-genetische Varianz σe2 Residualvarianz

σp2 Gesamtvarianz

σs2 Varianz für den Vatereffekt σt2 Varianz für den Tiereffekt

STALL Haltungssystem

TIM Tage in Milch

TRDA vorhergehende Trächtigkeitsdauer

VAT Vater der Kuh

VATKA Vater des Kalbes

VCE Variance Component Estimation

VIT Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung

x Mittelwert

(10)

1 Einleitung

Die Labmagenverlagerung ist eine weit verbreitete Erkrankung bei Deutschen Holstein Kühen. Eine genetische Disposition gilt inzwischen als gesichert, jedoch besteht noch Diskussion über die Höhe der Heritabilität und welche Beziehungen zu Milchleistungs- und weiteren Zuchtzielmerkmalen beim Milchrind bestehen. Auf Grund der vermuteten hohen ökonomischen Verluste in Folge von Labmagenverlagerung, vor allem durch eine verringerte Milchproduktion und herabgesetzte Nutzungsdauer, scheint es notwendig zu sein, züchterische Maßnahmen zu ergreifen.

In der Klinik für Rinder der Tierärztlichen Hochschule Hannover wurden von 1996 bis 2002 4547 Tiere auf Grund von Labmagenverlagerung eingestellt und behandelt. Dieses umfangreiche Datenmaterial soll die Basis für die vorliegende Arbeit darstellen. Zum einen sollte auf der Basis des Klinikmaterials über einen Zeitraum von 18 Monaten eine epidemiologische Erhebung von Fällen in Milchviehbetrieben, die über verschiedene Regionen des Einzugsgebiets der Klinik verteilt sind, durchgeführt werden. Zum anderen sollten bei den in der Klinik operierten Kühen, die aus MLP-Betrieben stammen, die wirtschaftlichen Folgen analysiert werden.

Auf Grund des Umfangs dieser Fragestellung wurde die Arbeit in verschiedene Abschnitte eingeteilt, um die jeweiligen Ergebnisse der Untersuchung zu erörtern. Die vorliegende Arbeit enthält somit vier Abschnitte.

Im ersten Abschnitt werden systematische umweltbedingte und genetische Einflüsse auf die Prävalenz der Labmagenverlagerung untersucht. Dafür werden die Daten der zum Klientel der Klinik gehörenden Betriebe und von zufällig ausgewählten Vergleichsbetrieben derselben Gemeinde verwendet.

An diesem Datensatz werden im zweiten Abschnitt auch die Zusammenhänge zwischen dem Auftreten von Labmagenverlagerung und Milchleistungsmerkmalen sowie weiteren Zuchtzielmerkmalen untersucht, um eventuelle korrelierte Selektionseffekte auf hohe Milchleistung quantifizieren zu können.

(11)

Die Folgen der Labmagenverlagerung auf die Überlebensdauer und die Milchleistungsergebnisse werden im dritten und vierten Abschnitt erläutert. Das analysierte Datenmaterial basiert hier auf dem Patientengut der Klinik für Rinder. Von besonderer Wichtigkeit ist die Frage, ob die Nutzungsdauer durch die Labmagenverlagerung beeinträchtigt wird und diese möglicherweise bestehenden negative Effekte auf die Nutzungsdauer sich in den Zuchtwerten für funktionale Nutzungsdauer widerspiegeln.

Weiterhin sollen Faktoren, die für den vorzeitigen Abgang einer Kuh nach Labmagenverlagerung von signifikanter Bedeutung sind, herausgearbeitet werden.

Abschließend sollen dann die Auswirkungen einer Labmagenverlagerung auf die Milchleistungsmerkmale an Hand der Testtagsergebnisse aus der Milchleistungsprüfung quantifiziert werden.

(12)

2 Literatur

2.1 Anatomie des Labmagens

Der Labmagen des Wiederkäuers hat die Gestalt eines birnenförmigen Sackes. Er besitzt eine nach links und ventral gerichtete große Krümmung und eine entsprechend rechts und dorsal gelegene kleine Krümmung, in die sich der Blättermagen einfügt. Mit dem Fundus und dem Corpus liegt er caudal der Haube auf der ventralen Bauchwand zwischen den dem Brustbein zustrebenden beiden Rippenbögen und überschreitet von links cranial nach rechts caudal ziehend die Mediane. Die engste Befestigung erfährt er in Höhe seines Eingangs und Ausgangs durch das kleine Netz mit der Leberpforte. Bei starker Füllung kann er sich unter dem ventralen Pansensack hindurch bis zur linken Bauchwand hin vordrängen (VOLLMERHAUS u. ROOS 1999). Beim jungen Kalb reicht er bis kurz vor das Becken, während er beim ausgewachsenen Tier nur noch etwa bis zu einer Querebene durch den ersten und zweiten Lendenwirbel reicht (DIRKSEN 1990).

Histologisch betrachtet besteht der Labmagen aus drei Schichten: Serosa, Muskelhaut und Schleimhaut. Die Schleimhaut teilt sich in die Region der Glandulae gastricae propriae und die Region der Glandulae pyloricae auf; im Fundusbereich bildet sie große, pyloruswärts verstreichende Falten, die den Reflux von Labmageninhalt in den Psalter verhindern sollen.

Der Pylorus wird vom Musculus sphincter pylori und dem Torus pyloricus, einem Wulst aus Fett- und Muskelgewebe, gebildet.

Die arterielle Blutversorgung des Labmagens hat ihren Ursprung in der Arteria coeliaca.

Cranial entspringt aus ihr die Arteria gastrica sinistra, die in cranioventraler Richtung über das Atrium ruminis verläuft. Dorsal des Psalters zweigt von ihr die Arteria gastroepiploica sinistra ab, die bis zur kleinen Kurvatur des Labmagens läuft und im Ansatzbereich des kleinen Netzes mit der Arteria gastrica anastomosiert. Caudal entspringt aus der Arteria coeliaca die Arteria hepatica, von der die Arteria gastroduodenalis abgeht. Diese entlässt unter anderem die Arteria gastroepiploica dextra, die entlang des Pylorus und der großen Kurvatur verläuft und von dort aus den Labmagen mit arteriellem Blut versorgt (WAIBL u. WILKENS 1996).

(13)

Bezüglich seiner Funktion ist der Labmagen dem monogastrischen Magen der Nichtruminantier analog, das heißt er sezerniert Verdauungsenzyme und Salzsäure, die dem Aufschluss der aus dem Vormagensystem strömenden Ingesta dienen. Auch seine Motorik entspricht der des einhöhligen Magens. Im distalen Drittel des Labmagens, das der Vermischung, Separierung und dem Weitertransport der Ingesta dient, treten klassische peristaltische Wellen auf, die als zirkuläre Einschnürungen in Richtung Pylorus fortgeleitet werden. Diese Wellen entstehen durch myogene Schrittmacherpotentiale, die durch spontane zyklische Depolarisation der Muskelzellen verursacht werden. Übergeordnete nervale und hormonelle Einflüsse spielen in dieser Magenregion keine Rolle.

Im Fundusbereich kommt es dagegen bedingt durch einen inhibitorischen vago-vagalen Reflex zu tonischen Kontraktionen, die über mehrere Minuten gleichmäßigen Druck auf den Labmageninhalt ausüben. Zunehmende Füllung des Labmagens führt zur adaptiven Relaxation der Magenwand, was bedeutet, dass der Labmagen sich ausdehnt, ohne das sich der Druck in seinem Inneren erhöht (WOLFFRAM 1996).

2.2 Formen der Labmagenverlagerung beim Rind

Prinzipiell kann sich der Labmagen mit seinem weniger gut befestigten Teil entlang der linken oder auch der rechten Bauchwand verlagern (VOLLMERHAUS u. ROOS 1999), wobei es stets primär zu einer Erweiterung und Gasanreicherung des Labmagens kommt und erst sekundär die Verlagerung eintritt (ESPERSEN 1961).

Bei einer linksseitigen Labmagenverlagerung schiebt sich das Organ zwischen Haube und ventralem Pansensack hindurch, steigt danach je nach Volumen der angesammelten Gas- und Flüssigkeitsmenge entlang der linksseitigen Bauchwand nach dorsal auf und kann mit seiner großen Kurvatur die linke Hungergrube erreichen und sogar ausfüllen. Beim Aufstieg faltet sich der Labmagen soweit, dass die Pars cardiaca und der Pylorus dicht beieinander zu liegen kommen. Dadurch entsteht in diesem Bereich eine Abknickung, die zu einer Abflussstörung des Labmageninhaltes führt (ROSENBERGER u. DIRKSEN 1957).

Bei rechtsseitiger Verlagerung tritt der Labmagen zwischen die rechte Bauchwand und die Darmspirale (ESPERSEN 1961), wobei diese Verlagerung von einer Torsion begleitet sein kann. Hierbei wird zwischen einer Rechts- und einer Linkstorsion von jeweils bis zu 450°

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unterschieden (DIRKSEN 1990). Als Folge der Torsion sistiert der Ingestafluss aus dem Labmagen. Weiterhin wird die Wand des Organs durch Abklemmen der Gefäße und daraus resultierender Störung der Zirkulation in den zu- und abführenden Blutgefäßen ungenügend durchblutet, wodurch es zur hämorrhagischen Infarzierung kommen kann (ESPERSEN 1961).

2.3 Pathogenese der Labmagenverlagerung

Die Pathogenese der Labmagenverlagerung ist bislang unbekannt. Wahrscheinlich ist, dass eine Gasansammlung im Fundus des Labmagens zum Aufsteigen und zur Verlagerung des Organs führt (DIRKSEN 2002). Viele Autoren vermuten, dass es nur durch Atonie der Labmagenmuskulatur zu einer Dilatation und Aufgasung des Organs kommen kann und in deren Folge zu einer Verlagerung (DIRKSEN 1961, PINSENT et al. 1961, HULL u. WASS 1973a). GEISHAUSER et al. (1998a) fanden in in-vitro Untersuchungen der Lamina muscularis des Labmagens von an Labmagenverlagerung erkrankten Tieren eine erhöhte Syntheserate von Stickoxid, das in den Nervenzellen der Labmagenwand aus Arginin gebildet wird. Mit der vermehrten Bildung von Stickoxid trat zugleich eine Hemmung der Kontraktilität der Labmagenmuskulatur auf. Die Autoren sahen hierin eine mögliche Ursache für die Atonie. Da Stickoxid aus Arginin synthetisiert wird, untersuchten GEISHAUSER u.

GRONOSTAY (1998) in einer Fall-Kontroll-Studie die Beziehung zwischen Arginin in der Labmagenflüssigkeit und der Labmagenverlagerung. Insgesamt wurden 18 klinisch unauffällige Tiere als Kontrolle, 16 Kühe mit linksseitiger Labmagenverlagerung, 10 mit rechtsseitiger Labmagenverlagerung und 11 mit hochgradiger rechtsseitiger Labmagenverlagerung in die Studie einbezogen. Die Auswertung erfolgte mit multiplen linearen Regressionen auf den Arginingehalt unter Verwendung der Faktoren linksseitige, rechtsseitige ohne und rechtsseitige Labmagenverlagerung mit hochgradiger Drehung, Alter der Kuh, Zeitraum zwischen Abkalbung und Messung, Krankheitsdauer und Berücksichtigung der Intraherdenkorrelation. Hierbei ergaben sich für keine der drei Arten von Labmagenverlagerung signifikante Zusammenhänge zwischen Arginingehalt in der Labmagenflüssigkeit und dem klinischen Bild.

(15)

2.4 Vorkommen der Labmagenverlagerung

Der erste Fallbericht über das Auftreten einer Labmagenverlagerung, in dem die Autoren die Sektionsbefunde eines acht Tage alten Kalbes mit Labmagentorsion beschrieben, stammt aus dem Jahr 1898 (CAROUGEAU u. PRESTAT 1898). Der erste Fall einer Labmagenverlagerung bei einer Kuh wurde von LAGERLÖF im Jahre 1925 beschrieben.

Ab 1950 wurde in zunehmendem Maße über das Auftreten der Erkrankung berichtet; zuerst in England (BEGG 1950, FORD 1950), dann auch in Deutschland (MÜLLER 1953) und in den USA (MOORE et al. 1954).

Während die ersten Veröffentlichungen rein deskriptive Fallberichte waren (JONES 1952, MARR u. JARRETT 1955), wurden in den folgenden Jahren bereits eine eventuelle Ätiologie und Behandlungsmethoden der Erkrankung diskutiert (HANSEN et al. 1957, JENNINGS 1957, WOOD 1957).

NEAL u. PINSENT (1960) waren dabei der Ansicht, dass in den Nachkriegsjahren bei Kühen die Labmagenverlagerung schon relativ häufig auftrat, oft aber nicht als solche erkannt und fälschlicherweise als Fremdkörpererkrankung diagnostiziert wurde.

Die Labmagenverlagerung ist zwar nicht geschlechtsgebunden, tritt aber vor allem bei adulten weiblichen Tieren auf (DIRKSEN 1961, ESPERSEN 1961, DIRKSEN 2002).

Desweiteren kommt die Erkrankung auch bei Kälbern beiderlei Geschlechts (ESPERSEN 1961, MACLEOD 1968, ROBERTSON 1968) und auch bei älteren männlichen Tieren vor (MACLEOD 1960).

2.4.1 Prävalenz der Labmagenverlagerung

Die Angaben über die Häufigkeit des Vorkommens von Labmagenverlagerungen bei Kühen variierten von 0,06 % bis zu 5,5 %. Sie sind in Tabelle 1 zusammengefasst.

(16)

Tab. 1: Prävalenzen von Labmagenverlagerungen bei Kühen

Rasse Anzahl

Kühe Land Prävalenz Autor

2365 Norwegen 2,30% VARDEN 1979

Holstein Friesian 7026 Israel 1,70% MARKUSFELD 1986 Holstein Friesian, Jersey 60000 Australien 0,06% JUBB et al. 1991

Holstein Friesian 11008 USA 2,30% LYONS et al. 1991 Holstein Friesian 7416 Kanada 2,80% URIBE et al. 1995 Holstein Friesian 57883 USA 5,50% DETILLEUX et al.

1997 Deutsche Holsteins 9315 Deutschland 1,60% WOLF et al. 2001

Dabei lag die Prävalenz in Australien am niedrigsten (0,06 %, JUBB et al. 1991). Deutschland (WOLF et al. 2001) und Israel (MARKUSFELD 1986) nahmen mit 1,6 % bzw. 1,7 % einen Platz im unteren Feld ein, während Norwegen (2,3 %, VARDEN 1979), Kanada (2,8 %, URIBE et al. 1995) und USA (2,3 %, LYONS et al. 1991) im oberen Feld bzw. mit 5,5 % (DETILLEUX et al. 1997) an der Spitze standen.

Einige Autoren sahen in Regionen mit intensiver Rinderhaltung eine deutlich höhere Prävalenz der Erkrankung (DIRKSEN 1967, HESSELHOLT u. GRYMER 1979, CONSTABLE et al. 1992) als in Gebieten mit moderater Fütterungsintensität. Die Prävalenz ist nach Meinung vieler Autoren in den letzten Jahren stetig gestiegen (VARDEN 1979, SUTHERLAND 1984, LOTTHAMMER 1992).

2.4.2 Lokalisation der Labmagenverlagerung

85-96% der Fälle von Labmagenverlagerung bei Kühen traten linksseitig und 4-15 % rechtsseitig auf (VARDEN 1979, CONSTABLE et al. 1992, WOLF et al. 2001). Nach WALLACE (1989) betrug die Häufigkeit der rechtsseitigen Verlagerung jedoch 29 %, während bei adulten männlichen Tieren gleich viele linksseitige und rechtsseitige Labmagenverlagerungen beobachtet wurden (CONSTABLE et al. 1992).

(17)

2.4.3 Saisonabhängigkeit

Das Auftreten der Labmagenverlagerung wies eine deutliche Saisonalität auf. So kam sie besonders häufig im Frühjahr (Januar bis Mai) vor, zeigte aber auch Spitzen im Herbst und Frühwinter, während im Juni und Juli die Zahl am niedrigsten war (DIRKSEN 1961, ERB u.

MARTIN 1978, WOLF et al. 2001). Nicht alle Autoren bestätigten diese Saisonabhängigkeit (VARDEN 1979).

Kälber können ganzjährig ohne saisonalen Unterschied an Labmagenverlagerung erkranken (CONSTABLE et al. 1992).

2.4.4 Alter bei Erkrankung

Die Ergebnisse zahlreicher Untersuchungen belegen, dass sich die Mehrzahl der Labmagenverlagerungen bei Kühen im Alter zwischen vier und sieben Jahren ereignen (ERB u. MARTIN 1978, CONSTABLE 1992, WOLF et al. 2001), wobei das mittlere Erkrankungsalter mit 4,7 bis 5,6 Jahren angegeben wird (ROBERTSON 1968, BRUNK 1982, WILLEBERG et al. 1982), was der dritten und vierten Laktation entspricht (DETILLEUX et al. 1997, VAN DORP et al. 1999)

WILLEBERG et al. (1982) waren der Meinung, dass bei einer Kuh das Risiko, an einer Labmagenverlagerung zu erkranken, mit zunehmendem Alter ansteigt.

Demgegenüber vertraten PINSENT et al. (1961) wie auch MARTIN (1972) die Ansicht, dass alle Tiere zwischen zwei und zehn Jahren gleichermaßen betroffen waren.

2.4.5 Labmagenverlagerung als postpartale Erkrankung

Eine bedeutende Rolle für das Auftreten der Erkrankung spielte die Abkalbung (MARTIN et al. 1978a). Nach AREGGER (1992) und CONSTABLE et al. (1992) ereigneten sich nur 10 – 13 % der Fälle in einem fortgeschrittenen Stadium der Trächtigkeit, während ca. 80 % der linksseitigen Labmagenverlagerungen im ersten Monat post partum auftraten (DIRKSEN 1961, ROBERTSON 1968, WOLF et al. 2001). Bei der rechtsseitigen Labmagenverlagerung wurden ca. 50 % der Fälle im ersten Monat post partum beobachtet (CONSTABLE et al.

1992).

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2.4.6 Rasse

Bei folgenden Rassen wurde das Auftreten der Labmagenverlagerung bisher beobachtet:

Ayrshires in Kanada (ERB u. MARTIN 1978) und in den USA (CONSTABLE et al. 1992), Brown-Swiss in den USA (CONSTABLE et al. 1992), Deutsche Holsteins (GEISHAUSER et al. 1996, WOLF et al. 2001), Guernseys in den USA (CONSTABLE et al. 1992), Holstein Friesian in Kanada und Australien (MARTIN et al. 1978a), Jerseys in Australien (JUBB et al.

1991) und Simmental-Red-Holstein-Kreuzungstiere in der Schweiz (AREGGER 1992).

Bei der Frage, ob die Rasse für das Auftreten der Labmagenverlagerung prädisponierend sein kann, gehen die Ansichten weit auseinander. Viele Autoren verneinten eine Rassedisposition (DIRKSEN 1961, ROBERTSON 1968, JUBB et al. 1991). AREGGER (1992) hingegen konnte auf Grund seiner Untersuchungen über Simmental-Red-Holstein-Kreuzungstiere eine Rassedisposition nicht ausschließen, da sie in seiner Studie häufiger vertreten waren als in der Gesamtpopulation.

In vielen Studien wurde auch eine erhöhte Inzidenz bei Jersey- und Guernsey-Kühen festgestellt (MATHER u. DEDRICK 1965, ERB u. MARTIN 1978). CONSTABLE et al.

(1992) stellten fest, dass Guernseykühe öfter erkrankten als Holstein-Friesian-Tiere und diese wiederum häufiger betroffen waren als Ayrshire und Brown Swiss. SUTHERLAND (1984), GEISHAUSER et al. (1996) sowie FÜRLL et al. (1996) schlossen aus ihren Studien, dass die Rasse Holstein Friesian besonders gefährdet sei.

2.5 Einflussfaktoren auf das Auftreten der Labmagenverlagerung

Die Ätiologie der Labmagenverlagerung ist bis heute ungeklärt. Es wird von einer multifaktoriellen Erkrankung ausgegangen (PINSENT et al. 1961, IDE u. HENRY 1964 GRYMER et al. 1981), wobei für viele der möglichen Einflüsse widersprüchliche Ansichten bestehen. Die einzelnen Faktoren bedingen teilweise einander, so dass ihre strikte Trennung manchmal schwerfällt.

(19)

2.5.1 Mechanische Faktoren Platzangebot im Abdomen

In früheren Studien wurden hauptsächlich mechanische Ursachen für das Auftreten der Labmagenverlagerung verantwortlich gemacht (DIRKSEN 1961, FOX 1965, HULL u. WASS 1973a).

So stellten einige Autoren die These auf, dass in manchen Fällen durch die Ausdehnung des Uterus während der Hochträchtigkeit der Pansen leicht angehoben und der Labmagen unter den Pansenvorhof gedrängt werde. Nach der Geburt senke sich der Pansen wieder und fixiere so den Labmagen mit seiner großen Kurvatur nahe dem linken Rippenbogen (BEGG u.

WHITEFORD 1956, HANSEN et al. 1957, ROSENBERGER u. DIRKSEN 1957), was zu einer gestörten Nahrungspassage führe (NILSSON 1962); die dann im Labmagen gebildeten Gase könnten nicht entweichen, er dilatiere und steige auf (KUIPER 1991).

Prinzipiell könne jedoch allein das vermehrte Platzangebot im Abdomen nach der Abkalbung allein zur Entstehung einer Labmagenverlagerung beitragen (KUIPER 1991, CONSTABLE et al. 1992), wobei der „Freiraum“ im Abdomen nach Zwillingsträchtigkeiten oder Geburt männlicher Kälber besonders groß sei (MARKUSFELD 1986, FÜRLL u. KRÜGER 1999a, ROHRBACH et al. 1999, WOLF et al. 2001).

Auch wenn der Pansen aus verschiedenen Gründen (Fütterung, diverse Erkrankungen) schlecht gefüllt sei, bleibe Platz für eine mögliche Labmagenverlagerung (COPPOCK et al.

1972).

In diesem Zusammenhang ist auch die Beobachtung einiger Autoren interessant, dass Tiere mit großer Körpertiefe, großer Körpergröße oder großer Abdominalhöhle vermehrt an Verlagerungen des Labmagens erkrankten (STÖBER u. SARATSIS 1981). WOLFERS (1979) und BRUNK (1982) sahen bei Milchkühen ein hohes Körpergewicht per se als Risikofaktor an.

Weitere mechanische Einflüsse

Neben dem Raumangebot im Abdomen wurde Einflüssen wie dem Verladen von Tieren (HANSEN et al. 1957) oder ihrem Transport (NILSSON 1962, STÖBER et al. 1981) eine Rolle bei der Entstehung einer Labmagenverlagerung zugeschrieben.

(20)

Weiterhin steht mangelnde Bewegung im Verdacht, da viele betroffene Tiere in Anbindehaltung gehalten wurden (HULTGREN u. PEHRSON 1996, FÜRLL u. KRÜGER 1999a), wobei besonders Tiere in Kurzständen gefährdet waren (LOTTHAMMER 1992).

Tiere hingegen, die sich im Freien bewegen konnten (Weidegang), waren unterdurchschnittlich oft betroffen (EICHER et al. 1999).

2.5.2 Fütterungsbedingte Faktoren

Auch die Fütterung wurde von der Mehrzahl der Autoren als eine der Größen angesehen, die über eine eventuelle Labmagenverlagerung bestimmen (ROSENBERGER u. DIRKSEN 1957, ESPERSEN 1961, DIRKSEN 1961). Nur MARTIN (1972) und JUBB et al. (1991) schlossen sich dieser Meinung nicht an.

Fütterung ante partum

In einer Feldstudie stellten CURTIS et al. (1985) fest, dass die Fütterung ante partum einen wichtigen Faktor in der Prophylaxe diverser Erkrankungen darstellte. Durch vorsichtige Gewöhnung des Tieres und seiner mikrobiellen Flora ante partum an das während der Laktation verabreichte Kraftfutter konnte die Gefahr des Auftretens einer Labmagenverlagerung post partum vermindert werden.

Eine Überversorgung mit Energie während der Trockenstehperiode führte hingegen dazu, dass die Tiere zur Zeit des Partus überkonditioniert waren, was das Ketoserisiko und damit das Verlagerungsrisiko steigerte (CORREA et al. 1990, FÜRLL u. KRÜGER 1999a), insbesondere nach einer langen Trockenstehzeit (FÜRLL u. KRÜGER 1999a).

Ein weiterer Effekt der energetischen Überversorgung während des Trockenstehens bestand darin, dass bei einsetzender Laktation mit vermehrter Lipomobilisation reagiert wird. Die damit verminderte Cholesterinverfügbarkeit veranlasste mehrere Autoren zu der Annahme, dass anfallende Endotoxine die Entleerung des Labmagens stören und seine Dilatation und Verlagerung begünstigen (CORREA et al. 1990, FÜRLL u. KRÜGER 1999a).

Außerdem sollte im Falle des Lipomobilisationssyndroms post partum allein durch eine Anhäufung von ketophoren Substanzen die Gefahr einer Labmagenverlagerung vermehrt gegeben sein. Diese Ansicht vertraten VÖRÖS u. KARSAI (1987) in ihrer klinisch-

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chemischen Studie von 3 Wochen ante bis 5 Wochen post partum mit 39 Holstein Friesian Kühen, von denen 7 an einer Labmagenverlagerung erkrankten. FÜRLL u. KRÜGER (1999b) kamen zu demselben Ergebnis auf der Basis von 260 Kühen, von denen 38 Probanden post partum an einer Labmagenverlagerung erkrankten.

Fütterung post partum

Die Fütterung in diesem Zeitraum ist für die Gesundheit des Tieres von großer Wichtigkeit.

Allein die Tatsache, dass die meisten Labmagenverlagerungen in einem relativ kleinen Zeitraum nach der Abkalbung auftraten, macht die Bedeutung der Ernährung des Tieres in diesem Zeitraum für das Auftreten einer Labmagenverlagerung deutlich (DIRKSEN 1967).

FÜRLL u. KRÜGER (1999c) beobachteten nach der Abkalbung eine verminderte Grundfutteraufnahme des Tieres. Dies, so vermuteten CONSTABLE et al. (1992), könnte als begünstigender Faktor für das Entstehen der Labmagenverlagerung anzusehen sein, weil der Pansen dadurch weniger gefüllt und so als natürliche Barriere gegen eine eventuelle Labmagenverlagerung weniger wirksam sei.

COPPOCK et al. (1972) stellten in einem Fütterungsversuch fest, dass es durch hochenergetische Fütterung ebenfalls zu geringerer Grundfutteraufnahme und damit zu geringerer Pansenfüllung kam.

Auch ein hoher Fett-Eiweiss-Quotient in der Milch, der Folge eines Futters mit niedrigem Energiegehalt sein kann, wurde von GEISHAUSER u. ZIEBELL (1995) als Indikator für eine anstehende Labmagenverlagerung angesehen.

Andere Autoren sahen hingegen keinen Zusammenhang zwischen Labmagenverlagerung und Energieversorgung der Tiere (CURTIS et al. 1985).

Rohfaseranteil im Futter

In einem Fütterungsversuch wurde durch einen hohen Rohfaseranteil im Futter das Wiederkauen und damit der Speichelfluss angeregt, was zu einem erhöhten Zufluss von Bicarbonat ins Vormagensystem führte. Dieses wirkte der Entstehung einer Pansenacidose entgegen, die die Funktionsfähigkeit des Vormagensystems stark einschränkt (SVENDSEN 1970).

(22)

Von größter Bedeutung war ein ausreichender Rohfaseranteil in der Ration. Es wurde vermutet, dass dadurch der Pansen in ausreichendem Maße gefüllt sei, um als Barriere gegen den aufsteigenden Labmagen wirksam sein zu können (COPPOCK et al. 1972, CONSTABLE et al. 1992). GRYMER et al. (1981) folgerten aus ihrer Studie, dass mindestens 18 % Rohfaser in der Ration enthalten sein müssen, davon mindestens 2/3 strukturiert, um dem Anspruch wiederkäuergerechter Fütterung gerecht zu werden. FÜRLL et al. (1996) stellten in diesem Zusammenhang bei einer Feldstudie fest, dass bei vermehrtem Einsatz von totaler Mischration (TMR) in den neuen Bundesländern die Prävalenz der Labmagenverlagerung um ca. 5 % anstieg. Dies soll durch zu kurz gehäckselte und nicht ausreichend strukturierte Silage verursacht worden sein.

Kraftfutterfütterung

Ein weiterer Faktor bei der Entstehung einer Labmagenverlagerung könnte eine zu hohe Kraftfuttergabe ante oder post partum sein (JONES 1959, HESSELHOLT u. GRYMER 1979, SUTHERLAND 1984), wobei diese Ansicht nicht von allen Autoren geteilt wurde (SACK u.

SVENDSEN 1970).

Es ist vonnöten, der Pansenflora durch mäßige Gaben des später verwendeten Milchleistungsfutters schon vor der Abkalbung die Gelegenheit zu geben, sich an dieses zu adaptieren (ROBERTSON 1968, CURTIS et al. 1985). Mäßige Kraftfuttergaben ante partum bewirken auch eine stärkere Proliferation der Pansenzotten, so dass die im Pansen entstehenden flüchtigen Fettsäuren vermehrt resorbiert werden und nicht in den Labmagen gelangen, wo sie eine Atonie der Muskulatur verursachen können (SVENDSEN 1970 u.

1972).

Die Wirksamkeit der präpartalen Pansenadaptation als Prophylaxemaßnahme gegen die Labmagenverlagerung wurde jedoch nicht von allen Autoren bestätigt (BREUKINK u.

RUYTER 1976).

Weitere Fütterungsfaktoren

Die Umstellung von Weide- auf Stallfütterung, wie auch Futterumstellungen im Allgemeinen, wurde von einigen Autoren als mögliche Ursache der Erkrankung diskutiert. Vor allen Dingen versuchten sie hiermit auch die saisonalen Unterschiede in der Verteilung der Erkrankungsrate

(23)

zu erklären (DIRKSEN 1961, DOLL 1990, LOTTHAMMER 1992). Desweiteren wurde eine mangelhafte Futterqualität, wie zum Beispiel verschimmeltes Heu, als eine mögliche Ursache für eine Indigestion mit mangelhafter Grundfutteraufnahme und damit auch als Ursache einer Labmagenverlagerung angesehen (JACOBSEN 1995, FÜRLL u. KRÜGER 1999a).

Kälberfütterung

DIRKSEN (1981) beobachtete bei Kälbern in der Umstellungsphase von Milchtränke auf Festfutter ein vermehrtes Auftreten von Labmagenverlagerungen. Eine zu hohe Kraftfuttergabe könnte bei Kälbern direkt zu einer Labmagenverlagerung (MEDINA-CRUZ et al. 1990) oder zu Labmagengeschwüren, die ihrerseits eine Verlagerung begünstigen, führen (HAWKINS et al. 1986). Eine Möglichkeit, dies zu vermeiden, bestand darin, dem Milchaustauscher in der Entwöhnungsphase Rohfaser zuzufügen (DOLL 1990).

Eine weitere Ursache wurde in einer Überfüllung des Labmagens gesehen, in deren Folge es zu einer Überdehnung der Wand kommen kann, die zu Mangeldurchblutung und Labmagenulcera führt, was bei Kälbern eine Labmagenverlagerung nach sich ziehen kann (RADEMACHER 2000).

2.5.3 Stressbedingte Faktoren

Stress kann zu einem psychischen und im Folgenden auch physischen Unwohlsein der Tiere führen. Er wurde ebenfalls als Auslöser einer Labmagenverlagerung ins Gespräch gebracht (ROBERTSON 1964, LÜNEBRINK 1973, STÖBER et al. 1981).

Bei Kälbern beispielsweise begünstigen lange Transporte und darauffolgendes Aufstallen von Tieren aus unterschiedlichen Herden (Crowding) das Auftreten einer Labmagenverlagerung (RADEMACHER 2000).

Stress kann in der Milchviehhaltung durch maximalen Kuhkomfort gemindert werden.

Ungeeignete Umweltbedingungen wie zum Beispiel rüde Behandlung durch den Tierhalter (NILSSON 1962) oder zu wenig Fressplätze im Stall wurden als Ursache für Diskomfort angesehen (HULL u. WASS 1973a, STÖBER et al. 1981). Ähnlich wurde die Anbindehaltung mit ihrer erzwungenen Immobilität beurteilt (WALLACE 1975, AREGGER 1992).

(24)

Besonders im peripartalen Zeitraum ist das Management zu optimieren (FÜRLL u. KRÜGER 1999a), da in diesem Zeitraum negative Erlebnisse gravierende Folgen haben können.

Wenn beispielsweise eine Färse vor der Abkalbung nicht in die Milchkuhherde integriert wurde, könnten Rangordnungskämpfe und Anpassungsprobleme das Tier stark belasten (HULTGREN u. PEHRSON 1996, FÜRLL u. KRÜGER 1999a). Aus diesem Grunde sollte die Integration bis zur Abkalbung abgeschlossen sein. Auch eine normal verlaufende Abkalbung bedeutet Stress (FOX 1965). Sie sollte daher in separater, geräumiger Box erfolgen (FÜRLL u. KRÜGER 1999a).

Peripartale Komplikationen sind für das Tier besonders belastend (WALLACE 1975, CORREA et al. 1993), auch unsachgemäße Laiengeburtshilfe ist als starker Stressor anzusehen (GRUNERT u. ANDRESEN 1996).

Das Haltungssystem und eine fehlende räumliche Abtrennung der abkalbenden Kuh von der Herde waren nach MARTIN (1972) allerdings nicht als Ursachen der Labmagenverlagerung anzusehen.

2.5.4 Begleiterkrankungen

Kranke Kühe haben ein erhöhtes Risiko, an einer weiteren Krankheit zu erkranken (CURTIS et al. 1985, ERB u. GRÖHN 1988).

So wurden verschiedene Erkrankungen, die rund um die Geburt häufig auftreten, mit einer Labmagenverlagerung in Verbindung gebracht (COPPOCK 1974). Ihre mögliche pathogenetische Bedeutung wurde darin gesehen, dass sie die Futteraufnahme mindern, den Energiehaushalt belasten, die Entwicklung von Stoffwechselstörungen fördern und dadurch die Labmagenmotorik hemmen.

Ob die einzelnen Erkrankungen als Folge oder als begünstigender Faktor einer Labmagenverlagerung anzusehen sind, ist hingegen sehr umstritten (HULL u. WASS 1973a) und nicht alle Autoren sahen die Begleiterkrankungen in einem Zusammenhang zur Labmagenverlagerung (KUIPER 1991).

(25)

Ketose

Häufig waren betroffene Tiere gleichzeitig an einer klinischen oder subklinischen Ketose erkrankt (AREGGER 1992).

Viele Autoren waren sich hierbei über die Kausalität nicht einig, beobachteten jedoch eine signifikante Häufung des gemeinsamen Auftretens beider Erkrankungen (WALLACE 1975, MANNUSS 1984, VAN DORP et al. 1999). Entweder wurde die Ketose als Ursache der Labmagenverlagerung angesehen (FÜRLL u. KRÜGER 1999c), wobei in Feldstudien auch eine subklinische Ketose als mögliche Ursache postuliert wurde (VÖRÖS u. KARSAI 1987, GEISHAUSER et al. 1999), oder sie wurde als Folge der Erkrankung gewertet (JONES 1959, DIRKSEN 1961, AREGGER 1992). Laut ITOH et al. (1998) konnte in einer Laborstudie die durch die Labmagenverlagerung verursachte Ketose in ihrer biochemischen Entstehungsweise von der primären Ketose unterschieden werden. JUBB et al. (1991) sahen in ihrer Feldstudie eine Ketose nicht unbedingt als Ursache einer Labmagenverlagerung an.

Als weitere Ursache wurde von FÜRLL u. KRÜGER (1999a) das postpartale Lipomobilisationssyndrom angeführt.

Milchfieber

In einigen Arbeiten wurde zwar bei Blutuntersuchungen kein Zusammenhang zwischen niedrigem Blutcalciumgehalt beziehungsweise klinisch manifestem Milchfieber und einer Labmagenverlagerung gefunden (POULSEN u. JONES 1974, MARKUSFELD 1986, GEISHAUSER u. OEKENTORP 1997), doch trat die hypocalcaemische Gebärparese auffällig häufig zusammen mit einer Labmagenverlagerung auf (ERB u. GRÖHN 1988, CORREA et al. 1993, ROHRBACH et al. 1999).

Puerperale Störungen

Nachgeburtsverhaltung (DIRKSEN 1961, MARKUSFELD 1986, ROHRBACH et al. 1999), Genitalkatarrh (MARKUSFELD 1986) und Metritis beziehungsweise Endometritis (WALLACE 1975, MARKUSFELD 1986, ROHRBACH et al. 1999) wurden als weitere Begleiterkrankungen beobachtet.

(26)

Geburt

Wie schon im oberen Teil erwähnt, kommt dem Partus eine besondere Rolle zu (FOX 1965, CONSTABLE et al. 1992, CORREA et al. 1993).

Besonders oft wurden in diesem Zusammenhang Schwer- und Totgeburten (MARKUSFELD 1986, FÜRLL u. KRÜGER 1999a, WOLF et al. 2001) erwähnt, wobei ROHRBACH et al.

(1999) betonen, dass eine Totgeburt schwerer wiege als eine Schwergeburt.

CORREA et al. (1993) vermuteten eine Wehenschwäche als mögliche Ursache.

Nach der Geburt eines großen männlichen Kalbes oder von Zwillingen war das im Abdomen entstandene Platzangebot besonders groß. Hierdurch sollte das Entstehen einer Labmagenverlagerung begünstigt werden (MARKUSFELD 1986, ROHRBACH et al. 1999, WOLF et al. 2001), was aber HULL u. WASS (1973b) in Frage stellten.

Lahmheiten

Von mehreren Autoren (ROBERTSON 1966, REHAGE et al. 1996, FÜRLL u. KRÜGER 1999c) wurde der Gedanke geäußert, dass Erkrankungen der Gliedmaßen über die Einschränkung der Mobilität des Tieres und durch schmerzbedingtes Unwohlsein, zu einer Depression der Futteraufnahme führen und damit eventuell das Entstehen einer Labmagenverlagerung begünstigen.

Mastitis

Ob auch Mastitiden mit der Labmagenverlagerung ursächlich verbunden sind, wurde von verschiedenen Autoren kontrovers diskutiert. ROBERTSON (1968) bejahten die Möglichkeit eines Zusammenhanges, ROHRBACH et al. (1999) waren hingegen nicht dieser Meinung.

Toxine

Erst in letzter Zeit wurden Endotoxine als begünstigende Faktoren angeführt (FÜRLL u.

KRÜGER 1999b). Eine Toxämie wird bei Mastitiden, Metritiden aber auch bei Störungen der Magen-Darm-Barriere vermutet (FOX 1965), die über Störungen des Allgemeinbefindens, herabgesetzte Futteraufnahme und Hemmung der Vormagenmotorik mit zur Labmagenverlagerung beitragen soll.

(27)

Folgende weitere Erkrankungen wurden als begünstigende Faktoren einer Labmagenverlagerung in die Diskussion gebracht:

Geschwüre, Peritonitis, Leukose, Acetonurie, Sandanschoppungen (ESPERSEN 1961), Indigestion (FOX 1965), Fremdkörpererkrankungen (ROBERTSON 1966), unspezifische Stoffwechselstörungen (DIRKSEN 1961, LOTTHAMMER 1999), Alkalose (POULSEN u.

JONES 1974), Diarrhoe (WALLACE 1975), Atemwegserkrankungen (MEDINA-CRUZ et al.

1990), Pansenacidose (KUIPER 1991) und Insulinresistenz (KUIPER 1991).

2.5.5 Disposition von Hochleistungskühen

Viele Autoren sahen eine hohe individuelle Milchleistung der Tiere als einen prädisponierenden Faktor an (DIRKSEN 1967, BRUNK 1982, LOTTHAMMER 1999). Bei BARTLETT et al. (1997) war die Leistung betroffener Tiere vor der Erkrankung um 296 kg höher als die von Kontrolltieren. LYONS et al. (1991) sowie URIBE et al. (1995) sahen hingegen nur eine geringe negative genetische Korrelation (rg = -0,04 bzw. 0,15, rg =- 0,03 bzw. ~ 0) zwischen Milchleistung und Labmagenverlagerung.

Dennoch scheint das Leistungsniveau der Kühe eine Rolle für das Auftreten von Labmagenverlagerung zu spielen, da die erkrankten Tiere vorwiegend aus Herden mit überdurchschnittlichen Leistungen stammten (GRYMER et al. 1982, JUBB et al. 1991, LOTTHAMMER 1992).

MARTIN et al. (1978a) und ROHRBACH et al. (1999) stellten allerdings weder einen signifikanten Unterschied zwischen der Milchleistung der einzelnen Tiere noch der Herden hinsichtlich der Prävalenz von Labmagenverlagerung fest. Auch WOLF et al. (2001) konnten zwischen den Zuchtwerten der Kühe sowie der Väter der Kühe in den Milchleistungsmerkmalen Milchkilogramm, Fettkilogramm, Fettprozent, Eiweisskilogramm und Eiweissprozent und dem Auftreten von Labmagenverlagerung keine Beziehung ermitteln.

2.5.6 Genetische Faktoren

Eine genetische Komponente für das Auftreten von Labmagenverlagerung wurde von vielen Autoren vermutet (IDE u. HENRY 1964, JUBB et al. 1991, CONSTABLE et al. 1992), wobei

(28)

in einigen wenigen Studien gemutmaßt wurde, dass die genetische Komponente gering oder unbedeutend sei (MANNUSS 1984, FÜRLL u. KRÜGER 1999a).

Eine mögliche Erblichkeit der Erkrankung wurde erstmalig von ROBERTSON (1964) erwähnt, der ein langes kleines Netz als Ursache der Labmagenverlagerung ansah und die Netzlänge als erblich betrachtete.

LOTTHAMMER (1992) und FÜRLL u. KRÜGER (1999c) vermuteten einen erblichen Einfluss auf die Futteraufnahmekapazität, die im Falle eines Rückgangs derselben bei Hochleistungstieren zu einer erhöhten Inzidenz der Erkrankung führen soll.

MARTIN (1972) verglich 39 betroffene Tiere mit 30 Kontrolltieren aus nicht von der Erkrankung betroffenen Beständen. Bei dieser Untersuchung stellte er fest, dass es eine Bullenlinie gab, die im Pedigree der betroffenen Tiere bedeutend häufiger vorkam als bei den nicht betroffenen. In dieser Auswertung wurden die Milchmengenleistung, das Abkalbealter, der Kalbeverlauf und die Abstammung als Einflussfaktoren berücksichtigt.

LÜNEBRINK (1973) berichtete von einer statistisch gesicherten näheren Verwandtschaft der erkrankten Tiere im Vergleich zu nicht erkrankten Kontrolltieren. In seiner Studie wurden 104 Tierpaare „betroffen/nicht betroffen“ gebildet, wobei das Material aus der Klinik für Rinder der Tierärztlichen Hochschule Hannover stammte. Die Tiere mit Labmagenverlagerung hatten einen höheren Inzuchtkoeffizienten. In dieser Studie wurden neben den Abstammungsdaten keine weiteren Effekte berücksichtigt.

MARTIN et al. (1978b) konnten in ihrer Arbeit keine Hinweise auf Erblichkeit finden. Sie bildeten 69 Vergleichspaare erkrankter und vergleichbarer nicht erkrankter Tiere und untersuchten diese auf Milchmengenleistung, Körpergröße und Abstammung. Die Autoren relativierten das Ergebnis ihrer Studie jedoch durch die Überlegung, dass die Datenmenge wohl zu gering für eine gesicherte Aussage wäre.

JUBB et al. (1991) konnten eine Bullenlinie mit einer Prädisposition für Labmagenverlagerung identifizieren. Durch Vergleich der einzelnen Väter der betroffenen Tiere wurde festgestellt, dass 25 % der von ihnen untersuchten und an Labmagenverlagerung erkrankten 37 Tiere, die in verschiedenen Betrieben standen, von ein und demselben Bullen abstammten. Das Risiko für Nachkommen von diesem Bullen, an einer Labmagenverlagerung zu erkranken, war 13,7 mal größer. Die Studie erfolgte unter Berücksichtigung der Effekte Rasse, Alter der Kuh und Getreidefütterung.

(29)

LYONS et al. (1991) schätzten bei 9187 Kühen die Heritabilität der Erkrankung über eine Halbgeschwisteranalyse mittels eines linearen REML-Modells unter Berücksichtigung der Faktoren Herde x Jahr und Vater. Dabei ergab sich für die erste Erhebung über die Landwirte ein Schätzwert von h² = 0,16 ± 0,07 und für die zweite Erhebung durch Mitarbeiter eines Zuchtunternehmens ein Schätzwert von h² = 0,04 ± 0,05. Die Kombination der beiden Auswertungen ergab einen Wert von h² = 0,09 ± 0,04.

URIBE et al. (1995) werteten die Häufigkeit der Labmagenverlagerung mit einem Schwellenmodell über REML bei 2941 Kühen in einer väterlichen Halbgeschwisteranalyse aus und schätzten einen Wert von h² = 0,28. Insgesamt standen 2941 Kühe zur Verfügung. In der Analyse wurden die Einflussfaktoren Herde, Abkalbesaison und Abkalbejahr berücksichtigt.

GEISHAUSER et al. (1996) untersuchten die Heritabilität der Labmagenverlagerung bei 221 Deutschen Schwarzbunten Kühen in Hessen. Die Berechnung wurde mittels eines paarweisen Tochter-Mutter Vergleichs über eine Elter-Nachkommen-Regression durchgeführt. Dabei wurden folgende Paarbildungen vorgenommen: „erkrankte Mutter - erkrankte Tochter“,

„gesunde Mutter - erkrankte Tochter“, „erkrankte Mutter - gesunde Tochter“ und „gesunde Mutter - gesunde Tochter“. Der Heritabilitätsschätzwert über die Berechnung des Vierfelderkorrelationskoeffizienten betrug h² = 0,24.

VAN DORP et al. (1998) konnten bei 4386 erstlaktierenden Kühen der Rasse Holstein Friesian keine Heritabilität ermitteln, vermutlich weil die Prävalenz von 0,5 % zu gering war.

Sie berücksichtigten in einem linearen Modell die Herde, das Abkalbejahr, die Abkalbesaison und den Vater in ihrer Auswertung. Sie merkten aber selbst kritisch an, dass das Schwellenmodell auf Grund der geringen Prävalenz der Erkrankung besser für die Auswertung geeignet gewesen wäre.

WOLF et al. (2001) schätzten in einem linearen REML-Tiermodell einen Wert von h² = 0,038

± 0,010 für alle Labmagenverlagerungen zusammen, für die linksseitigen einen Wert von h² = 0,043 ± 0,012 und für die rechtsseitigen einen Wert von h² = 0,007 ± 0,004. Nach Transformation nach DEMPSTER u. LERNER (1950) ergab sich daraus im Schwellenmodell für alle Labmagenverlagerungen ein Schätzwert von h2 = 0,36, für die linksseitige von h2 = 0,51 und für die rechtsseitige Labmagenverlagerung von h2 = 0,19.

Die einzelnen Heritabilitätsschätzwerte sind in Tabelle 2 zusammengefasst.

(30)

Tab. 2: Heritabilitätsschätzwerte für das Auftreten von Labmagenverlagerungen

Rasse Material Heritabilität Analysemethode Autor Holstein

Friesian

9187

Kühe 0,16 ± 0,07 Halbgeschwisteranalyse mittels eines linearen REML-Modells

LYONS et al.

1991 Holstein

Friesian

2941

Kühe 0,28 väterliche Halbgeschwisteranalyse mittels Schwellenmodell über REML

URIBE et al.

1995 Deutsche

Holstein

5252

Kühe 0,24

Heritabilitätsschätzwerte über die Berechnung des

Vierfelderkorrelationskoeffizienten

GEISHAUSER et al. 1996 0,36 (alle)

0,51 (links) Deutsche

Holstein

9315 Kühe

0,19 (rechts)

lineares REML-Tiermodell Transformation nach DEMPSTER u. LERNER (1950) im

Schwellenmodell

WOLF et al.

2001

2.6 Ökonomische Folgen der Labmagenverlagerung

Die Labmagenverlagerung hat für den Tierhalter hohe ökonomische Verluste zur Folge (JUBB et al. 1991). Diese bestehen vor allem in tierärztlichen Behandlungskosten, verringerter Milchproduktion, herabgesetzter Fruchtbarkeit und oft auch dem Verlust des Tieres (GEISHAUSER et al. 1999).

2.6.1 Milchleistung

Die Milchleistung der Kühe nahm nach der Labmagenverlagerung ab (GRYMER et al. 1982), wobei sie laut BARTLETT et al. (1997) im Vergleich mit Kontrolltieren nur innerhalb der ersten drei Monate nach dem Auftreten der Labmagenverlagerung reduziert war. Dafür gaben die betroffenen Tiere ab dem 3. Monat der Laktation signifikant mehr Milch als die Kontrolltiere im gleichen Zeitraum.

PETTY (1981) und VARDEN (1979) stellten fest, dass operierte Tiere 30 Tage, beziehungsweise fünf bis zehn Tage, post operationem wieder die Leistung wie vor der Erkrankung erreichten.

(31)

MARTIN et al. (1978a) beobachteten, dass im Vergleich zu der vorangegangenen Laktation die 305-Tage-Leistung um bis zu 773 kg und im Vergleich zu Kontrolltieren (Herdenzeitgefährtinnen) um bis zu 595 kg Milch geringer war. Auch GRYMER et al. (1982) stellten eine um 427 kg reduzierte auf 305 Tage hochgerechnete Milchleistung gegenüber einer Kontrollgruppe und eine um 610 kg reduzierte Milchleistung gegenüber der vorangegangenen Laktation fest.

Nach BRUNK (1982) nahm die 305-Tage-Milchleistung im Vergleich zur vorherigen Laktation im Durchschnitt um 566 kg ab, nach WOLFERS (1979) um 263 kg und nach NOTTEBROCK (1996) um 249 kg. In diesen Auswertungen wurde jeweils die der Labmagenverlagerung vorausgegangenen mit der nachfolgenden Laktation verglichen.

MANNUSS (1984) ermittelte ein Defizit von 312 kg Milch im Vergleich zur vorangegangenen 305-Tage-Laktation und 1041 kg Milch bei Erstlaktierenden mit Labmagenverlagerung gegenüber dem Herdendurchschnitt aller Erstlaktierenden, die nicht von Labmagenverlagerung betroffen waren.

DETILLEUX et al. (1997) analysierten die Laktationskurven von Kühen mit und ohne linksseitige Labmagenverlagerung von der Abkalbung bis zum 250. Laktationstag. Kühe mit linksseitiger Labmagenverlagerung gaben bis zum 60. Tag nach der Diagnose der Labmagenverlagerung 557 kg weniger Milch als die Kontrolltiere. Danach traten keine Unterschiede mehr in der Milchleistung zwischen den beiden verglichenen Gruppen auf.

GEISHAUSER et al. (1998b) untersuchten die Milch-, Fett- und Eiweissleistung in der 305- Tage-Laktation im Vergleich zu Kontrolltieren. Ihren Ergebnissen nach sank die Milchleistung um 316 kg, die produzierte Milchfettmenge um 12 kg und die Milcheiweissmenge um 10 kg.

Nach WOLF (2001) waren beim Vergleich der 305-Tage-Leistungen mit denen von Kontrolltieren die Milchmenge um 1016 kg, die Milchfettmenge um 41 kg und die Milcheiweissmenge um 36 kg vermindert.

Die einzelnen Studien über die Milchverluste und deren Ergebnisse sind der Tabelle 3 zu entnehmen.

(32)

Tab. 3: Milchproduktionseinbußen (305 Tage) nach Labmagenverlagerung

Autor Jahr Analysemethode n (LMV-Tiere) Milchverluste in kg

1 49 773 MARTIN et al. 1978

2 49 595

WOLFERS 1979 1 81 264

BRUNK 1982 1 50 566

1 22 610 GRYMER et al. 1982

2 22 427 1 353 312 MANNUSS 1984

2 163 1041

NOTTEBROCK 1996 1 35 249

DETILLEUX et al. 1997 2 697 557

GEISHAUSER et al. 1998 2 135 316

WOLF 2001 1+2 118 1016

1: nur Kühe mit Labmagenverlagerung: Vergleich vorhergehende und nachfolgende Laktation.

2: Vergleich von Kühen mit Labmagenverlagerung mit Herdenzeitgefährtinnen ohne Labmagenverlagerung.

2.6.2 Fruchtbarkeit

Die Fertilität der Tiere war nach überstandener Labmagenverlagerung herabgesetzt (PETTY 1981). Nach NOTTEBROCK (1996) verlängerte sich die Zwischenkalbezeit von an Labmagenverlagerung erkrankten Tieren um sieben Tage, nach MANNUSS (1984) um neun Tage, nach BRUNK (1982) um 15 Tage und nach TÖRÖS u. VÖRÖS (1982) um 20 Tage.

WOLFERS (1979) fand allerdings fast identische Zwischenkalbezeiten und der Besamungsindex betrug 1,78 statt 1,6; BRUNK (1982) und NOTTEBROCK (1996) bestätigten im Wesentlichen diese Ergebnisse.

(33)

2.6.3 Nutzungsdauer

Nach NOTTEBROCK (1996) hatten betroffene Tiere eine durchschnittliche Überlebensdauer von 5,4 Monaten, was bedeutet, dass auch die Nutzungsdauer der Kühe nach Labmagenverlagerung signifikant abnahm (PETTY 1981).

Nach MANNUSS (1984) wurden nur 44 % der betroffenen Tiere noch längerfristig genutzt.

Nach WOLFERS (1979) gingen 51,4 % der betroffenen Kühe noch innerhalb derselben Laktation ab, nach BRUNK (1982) waren es 49,3 %.

Die Merzungsrate nach Labmagenverlagerung innerhalb eines Jahres lag bei 47,7 % (WOLF 2001) und nach GEISHAUSER et al. (1998b) schieden Rekonvaleszenten im Durchschnitt neun Monate eher aus der Herde aus als vergleichbare Kontrolltiere.

(34)

3 Eigene Untersuchungen

3.1 Analyse systematischer Einflüsse auf das Auftreten von Labmagenverlagerungen bei Deutschen Holstein Kühen

3.1.1 Einleitung

Die Prävalenz der Labmagenverlagerung liegt bei Holstein Kühen zwischen 1,6 % und 5,5 % (VARDEN 1979, MARKUSFELD 1986, LYONS et al. 1991, URIBE et al. 1995, GEISHAUSER et al. 1996, DETILLEUX et al. 1997, WOLF et al. 2001). In einer Untersuchung aus Norddeutschland betrug die Prävalenz für Labmagenverlagerung 1,6 % (WOLF et al. 2001). Da eine größere Anzahl von Umweltbedingungen und genetischen Faktoren für das Auftreten der Labmagenverlagerung als verantwortlich anzusehen ist, wird von einer multifaktoriellen Erkrankung gesprochen.

Folgende begünstigende Faktoren werden hierbei diskutiert: Jahreszeit der Abkalbung, Alter des Tieres, Anzahl der Laktationen, große Körpertiefe, Fütterung des Tieres, Stress, Geburtsverlauf, Mehrlingsträchtigkeit, Geburtsgewicht der Kälber, Begleiterkrankungen und hohe Milchleistung (HANSEN et al. 1957, PINSENT et al. 1961, IDE u. HENRY 1964, ROBERTSON 1964, HULL u. WASS 1973a, GRYMER et al. 1981, STÖBER u. SARATSIS 1981, AREGGER 1992, FÜRLL u. KRÜGER 1999c, WOLF et al. 2001). In verschiedenen Arbeiten wurden Heritabilitäten für Labmagenverlagerungen in der Höhe von h2 = 0,04 bis h2

= 0,24 im linearen Modell und bis zu h2 = 0,36 im Schwellenmodell geschätzt (LYONS et al.

1991, URIBE et al. 1995, GEISHAUSER et al. 1996, WOLF et al. 2001).

Ziel dieser Arbeit ist es, bei Deutschen Holstein Kühen aus zufällig ausgewählten Betrieben in der Umgebung von Hannover systematische umweltbedingte und genetische Einflüsse auf das Auftreten der Labmagenverlagerung zu analysieren. Zugleich sollen die Zusammenhänge mit den Zuchtwerten für Milchleistungsmerkmale untersucht werden, um mögliche Effekte der Selektion auf hohe Milchleistung festzustellen.

(35)

3.1.2 Material und Methoden

Zur Auswahl geeigneter Betriebe wurden alle Fälle von Labmagenverlagerungen, die in der Klinik für Rinder der Tierärztlichen Hochschule Hannover vom 1. Januar 1996 bis zum 1.

März 2001 diagnostiziert wurden, erfasst. Für diese Klinikfälle wurden die Herkunftsbetriebe und deren Verteilung nach Gemeinden und Landkreisen ermittelt. Daraufhin wurde im Radius von bis zu 150 km um Hannover pro Landkreis ein Ort ausgesucht, in dem sich mindestens fünf Milchleistungsbetriebe mit Patienten befanden, die wegen einer Labmagenverlagerung an der Tierärztlichen Hochschule Hannover behandelt worden waren. Die Stichprobe von ausgewählten Betrieben wurde so geschichtet, dass ca. ein Drittel eine geringe (0 bis 1 Fall), ein Drittel eine mittlere (2 bis 5 Fälle) und ein Drittel (über 5 Fälle) eine hohe Fallzahl von Labmagenverlagerungen in dem Klinikmaterial aufwies. So entstand eine Stichprobe von 50 Betrieben, die über zehn verschiedene Landkreise im Einzugsgebiet der Klinik für Rinder der Tierärztlichen Hochschule Hannover verteilt waren, in der viele regionale und betriebliche Unterschiede berücksichtigt werden konnten.

Das Beobachtungsgebiet erstreckte sich in Nord-Süd-Richtung von Soltau-Fallingbostel bis Göttingen (ca. 200 km) und in Ost-West-Richtung von Peine bis Minden (ca. 150 km).

Die Bedingungen für die Aufnahme der Betriebe in die Studie waren, dass sie an der Milchleistungsprüfung (MLP) teilnahmen, Kooperationsbereitschaft für die Untersuchung garantierten und überwiegend Kühe der Rasse Deutsche Holsteins hielten. Somit konnten die eigenen Erhebungen mit den Milchleistungs- und Abstammungsdaten der Kühe aus der Milchleistungsprüfung ergänzt werden. Im Falle einer Labmagenverlagerung wurden das Diagnosedatum und die Kuh mit Lebensnummer sowie die Verlagerungsrichtung des Labmagens und dessen Aufstiegshöhe, die Art der Behandlung und, falls erfolgt, die Ursache des Abgangs des Tieres vom Landwirt mit Hilfe des Hoftierarztes registriert. Diese Daten wurden in regelmäßigen Abständen von drei Monaten abgefragt. Bei Tieren, die in der Klinik für Rinder behandelt wurden, erfolgte die Erhebung der klinischen Daten in der Klinik.

Diese Daten wurden vom 01.07.2001 bis zum 31.01.2003 gesammelt. Da die meisten Labmagenverlagerungen kurz vor und bis zu drei Monaten nach der Kalbung auftreten, musste eine Restriktion der Daten über das Abkalbedatum durchgeführt werden, damit die Häufigkeit der Labmagenverlagerung für die Kühe unverzerrt bleibt. Aus diesem Grund wurden nur die Kühe mit einem Abkalbedatum vom 1.8.2001 bis zum 31.10.2002 in die

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Untersuchung einbezogen. Somit standen insgesamt 3706 Kühe der Rasse Deutsche Holsteins mit 4090 Abkalbungen für die statistische Analyse zur Verfügung.

Die durchschnittliche Herdengröße der 50 Betriebe betrug 74,2 Kühe. In 43 MLP-Betrieben trat mindestens eine Labmagenverlagerung auf und in sieben Betrieben keine. Die Laktationsprävalenz für die Labmagenverlagerung betrug insgesamt 3,59 %, für die linksseitige Labmagenverlagerung 2,64 % und für die rechtsseitige Labmagenverlagerung 0,95 %. Die linksseitige Labmagenverlagerung trat mit 73,5 % fast dreimal so häufig auf wie die rechtsseitige Labmagenverlagerung.

Der Schweregrad (Grad der Dilatation des Labmagens, festgestellt an der Aufstiegshöhe des verlagerten Labmagens) wurde in drei Klassen eingeteilt. Eine geringgradige Labmagenverlagerung lag dann vor, wenn sich der Labmagen unterhalb einer gedachten Waagerechten auf Höhe des Ellbogengelenkes befand (7,5 % der Fälle). Eine mittelgradige Labmagenverlagerung bestand, wenn sich der Labmagen zwischen einer Waagerechten auf Höhe des Ellbogengelenkes und einer solchen auf Höhe des Kniegelenks befand (35,1 % der Fälle). Als hochgradig wurde die Labmagenverlagerung bezeichnet, wenn sie über den mittelgradigen Schweregrad hinaus ging (57,4 % der Fälle). Die Prävalenzen pro Betrieb bewegten sich zwischen 0 und 12,9 % (Abb. 1).

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Abb. 1: Verteilung der Betriebe nach der Häufigkeit von Labmagenverlagerungen

0 2 4 6 8 10 12 14

Häufigkeit von Labmagenverlagerungen (%)

1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49 Betrieb

Zwischen den einzelnen Orten stellten sich ebenfalls deutliche Unterschiede in der Prävalenz von 1,79 bis 6,82 % heraus (Abb. 2).

(38)

Abb. 2: Verteilung der Gemeinden nach der Häufigkeit von Labmagenverlagerungen

0 1 2 3 4 5 6 7

Häufigkeit von Labmagenverlagerungen (%)

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Gemeinde

Insgesamt hielten 14 Betriebe die Tiere in Anbindehaltung, die restlichen Betriebe im Boxenlaufstall. Die Kühe in der dritten Laktation erreichten mit 4,48 % die höchste Laktationsprävalenz (Tab. 4).

Tab. 4: Häufigkeit der Labmagenverlagerungen nach der Laktationsnummer Häufigkeit (%) von Labmagenverlagerungen Laktations-

nummer n

alle links rechts

1 1381 2,82 2,24 0,58

2 1070 3,83 2,80 1,03

3 696 5,30 3,59 1,58

4 374 5,34 4,28 1,07

≥5 569 1,93 1,05 0,88

gesamt 4090 3,59 2,64 0,95

Die höchste Prävalenz für die linksseitige und für die rechtsseitige Labmagenverlagerung bestand in diesem Datenmaterial im ersten Monat nach der Abkalbung (Abb. 3).

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Abb. 3: Verteilung des Abstands zwischen Kalbung und Auftreten der Labmagenverlagerung in Tagen.

0 10 20 30 40 50 60

90 - 0 ap 1 - 7 8 - 14 15 -31 32 -62 > 62 Abstand in Tagen zur Abkalbung

Anzahl Kühe

alle

Labmagenverlagerungen

davon rechtsseitige Labmagenverlagerungen

ap = ante partum.

Fünf Fälle ereigneten sich bei hochträchtigen Tieren bis zu sechs Wochen vor der Abkalbung und zwei Fälle bei Tieren bis zu drei Monaten vor der Abkalbung. 17 Fälle traten erst nach zwei Monaten nach der Abkalbung auf. Von den 147 erkrankten Tieren waren bis Ende Januar 2003 bereits 50 Tiere (34 %) aus dem Betrieb ausgeschieden, während von den nicht an Labmagenverlagerung erkrankten Kühen nur 28 % abgegangen waren. Von den erkrankten und abgegangenen Kühen wurden 46 % innerhalb eines Monats nach der Diagnose, 12 % innerhalb zweier Monate und 42 % im dritten Monat oder später gemerzt. Der durchschnittliche Abstand zwischen dem Auftreten der Erkrankung und dem Abgang des Tieres lag bei 120 Tagen. Das Durchschnittsalter der Tiere bei der Diagnose der Erkrankung lag bei 51,8 Monaten, das durchschnittliche Abgangsalter in dieser Gruppe bei 59,5 Monaten.

Das durchschnittliche Abgangsalter bei den nicht an Labmagenverlagerung erkrankten Kühen lag bei 64 Monaten. Als Abgangsursache nach einer Labmagenverlagerung wurden vom Landwirt meistens „sonstige Gründe“ (60 %) angegeben, und als nächsthäufigster Grund

„Stoffwechselstörungen“ (8 %) (Abb. 4).

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Abb. 4: Verteilung der Abgangsursachen nach Kontrollkühen und Kühen mit Labmagenverlagerung

0 10 20 30 40 50 60 70

Verkauf zur Zucht

Alter

geringe Leistung

Unfruchtbarkeit

Euter Melkba

rkeit

Lahmheit

Stoffwechsel Ursache

Prozent

Kontrollkühe LMV-Kühe

Bei 5,37 % der an Labmagenverlagerung erkrankten Tiere handelte es sich um ein Rezidiv, beziehungsweise trat in der selben Laktation nochmals eine Labmagenverlagerung auf.

Die Analyse der Häufigkeit der Labmagenverlagerung erfolgte mittels Methoden des verallgemeinerten linearen Modells und der Varianz-Kovarianzkomponentenschätzung mittels Residual Maximum Likelihood (REML). Für die Analysen wurde SAS (Statistical Analysis System Institute Inc., Cary, N.C., 2002) mit der Prozedur MIXED, Version 8.2, und VCE4 (GROENEVELD 1998) verwendet.

Der Einfluss der Effekte von Landkreis, Haltungssystem, Betrieb innerhalb Landkreis und Haltungssystem, Laktationsnummer, Alter zum Zeitpunkt der Abkalbung, Abkalbemonat, vorhergegangene Trächtigkeitsdauer, Kalbeverlauf, Vorkommen von Mehrlingsgeburten, Geschlecht des Kalbes, Inzuchtkoeffizient der Kuh, Rasse des Kalbvaters, Kalbvater innerhalb Rasse und Vater der Kuh auf die Häufigkeit der Labmagenverlagerung wurde jeweils in

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einfachen Varianzanalysen mit der Prozedur MIXED von SAS auf Signifikanz für das Auftreten von Labmagenverlagerungen getestet.

Alle Betriebe, die weniger als 50 Abkalbungen im Beobachtungszeitraum hatten, wurden zu einem Pseudobetrieb zusammengefasst. Somit verblieben 41 Betriebe und ein Pseudobetrieb.

Für das Haltungssystem konnten die Klassen Anbindehaltung (667 Abkalbungen) und Boxenlaufstall (3423 Abkalbungen) unterschieden werden. Pro Abkalbemonat (August 2001 bis Oktober 2002) waren zwischen 192 und 363 Beobachtungen verfügbar.

Bei den Laktationsnummern wurden 5 Klassen unterschieden, wobei die ersten vier Laktationen jeweils einer Stufe entsprachen und alle höheren Laktationen einer weiteren. Die Anzahl der Beobachtungen pro Stufe lag zwischen 374 und 1388.

Das Alter der Tiere wurde in Monaten erfasst. Es wurde so skaliert, dass das Alter des ältesten Tieres (171 Monate) als Divisor für alle Altersangaben galt. Das ergab Werte zwischen 0,11 und 1,0 mit einem Durchschnittswert von 0,3. Diese Skalierung war notwendig, um Rundungsfehler bei den nichtlinearen Regressionstermen zu vermeiden.

Die Inzuchtkoeffizienten wurden in sechs Klassen eingeteilt, wobei Klasse 0 den Kühen entsprach, die einen Inzuchtkoeffizienten von Null aufwiesen, Klasse 1 einen Inzuchtkoeffizienten von bis zu 1 %, Klasse 2 bis 2 %, Klasse 3 bis 3 %, Klasse 4 bis 4 % und Klasse 5 von über 4 % aufwiesen. Die Anzahl der Beobachtungen pro Klasse lag zwischen 378 und 1388.

Die vorangegangene Trächtigkeitsdauer wurde in 5 Klassen eingeteilt: unter 278 Tage, 278 - 282 Tage, 283 - 286 Tage, 286 Tage und „keine Angabe zur Trächtigkeitsdauer“. Die Anzahl der Abkalbungen pro Klasse lag zwischen 303 und 1747.

Beim Kalbeverlauf wurden die drei folgenden Faktorstufen unterschieden: 1: normaler Geburtsverlauf, 2: Schwergeburt, d. h. manuelle Hilfe beim Auszug, Kaiserschnitt oder Fetotomie, 3: keine Angaben zum Geburtsverlauf. Die einzelnen Faktorstufen waren mit 109 bis 3335 Beobachtungen besetzt.

Das Geschlecht und die Anzahl der Kälber wurde in männlich (1), weiblich (2), Mehrlinge (3) und unbekannt (4) eingeteilt. In diesen einzelnen Gruppen waren zwischen 57 und 1957 Beobachtungen vertreten.

(42)

Die Rasse des Kalbes wurde in vier Klassen eingeteilt: 1: Deutsche Holsteins Farbrichtung Schwarzbunt, 2: Deutsche Holsteins Farbrichtung Rotbunt, 3: sonstige Rassen, 4: unbekannt.

Die einzelnen Klassen beinhalteten zwischen 46 und 2276 Beobachtungen.

Bei den Kalbvätern wurden nur diejenigen berücksichtigt, die bei zehn oder mehr Abkalbungen als Kalbväter (n = 58) vorkamen, alle übrigen Kalbväter wurden in einem Pseudokalbvatereffekt zusammengefasst. Von den Vätern der Kühe wurden ebenfalls nur diejenigen direkt in den Auswertungsdatensatz aufgenommen, die bei mindestens drei Abkalbungen im Beobachtungszeitraum als Vater der abkalbenden Kuh (n = 309) feststanden.

Alle übrigen Kuhväter wurden in einem Pseudokuhvatereffekt zusammengefasst.

Alter bei Abkalbung, Trächtigkeitsdauer, Kalbeverlauf, Inzuchtkoeffizient der Kuh, Rasse des Kalbvaters und Kalbvater hatten keinen signifikanten Einfluss auf die Prävalenz aller Labmagenverlagerungen und der linksseitigen Labmagenverlagerungen. Die Irrtumswahrscheinlichkeiten für diese Effekte waren in der linearen Analyse größer als p >

0,05. Die Nichtberücksichtigung dieser Effekte beeinflusste die mittlere Reststreuung nur unwesentlich.

Bei der Analyse der Laktationsprävalenz der rechtsseitigen Labmagenverlagerung war es nicht möglich, eine Signifikanz für einen der oben aufgeführten Effekte zu erhalten. Deswegen wurden im Folgenden dort alle Effekte berücksichtigt, die eine Irrtumswahrscheinlichkeit von unter 0,5 aufwiesen und bei denen zwischen einzelnen Faktorstufen signifikante Differenzen auftraten. Somit ergaben sich für die drei Auswertungen folgende Modelle:

Modell 1 für die Analyse systematischer Effekte:

yijklmnop = µ + LDKi + STALLj + BETR (LDK x STALL)ijk + MONl + LAKm + KALBn + vato + eijklmnop

yijklmnop = phänotypischer Beobachtungswert für das Auftreten von Labmagenverlagerung bzw. linksseitiger Labmagenverlagerung

µ = Modellkonstante

LDKi = fixer Effekt des Landkreises (i = 1–10) STALLj = fixer Effekt des Haltungssystems (j = 1-2)

(43)

BETRijk = fixer Effekt des landwirtschaftlichen Betriebes innerhalb Landkreis und Haltungssystem (i = 1-42)

MONl = fixer Effekt des Abkalbejahrs und -monats (l = 1-15) LAKm = fixer Effekt der Laktationsnummer (m = 1-5)

KALBn = fixer Effekt des Auftretens von männlichen oder weiblichen Einlingskälbern oder Mehrlingsgeburten in der vorhergehenden Abkalbung (n = 1-4)

vato = zufälliger Effekt des Vaters der Kuh (o = 1-310) eijklmnop = Resteffekte

Modell 2 für die Analyse systematischer Effekte auf die rechtsseitige Labmagenverlagerung:

yijklmnopqr = µ + LDKi + STALLj + BETR(LDK x STALL)ijk + MONl + LAKm + KALBn

INZKo + RAKAp + vatkaq + eijklmnopqr

yijklmnopqr = phänotypischer Beobachtungswert für das Auftreten von rechtsseitiger Labmagenverlagerung

INZKo = fixer Effekt der Klassen für den Inzuchtkoeffizienten der Kuh (o = 1-6)

RAKAp = fixer Effekt der Rasse des Kalbvaters (p = 1-4) vatkaq = zufälliger Effekt des Vaters des Kalbes (o = 1-59)

Weiterhin sollte untersucht werden, ob sich die Kühe mit Labmagenverlagerung von den nicht von Labmagenverlagerung betroffenen Kühen in den aktuell geschätzten Zuchtwerten für Milchmenge, Fett-kg, Fett-%, Eiweiss-kg, Eiweiss-% und somatische Zellzahl signifikant unterschieden. Die Zuchtwerte der Kühe stammten aus der routinemäßigen Zuchtwertschätzung (Testtagsmodell mit fixer Regression auf den Herdentesttag für die 1. bis 3. Laktation) vom August 2002 des VIT Verden und des LKV Westfalen-Lippe.

In dem linearen Modell (Prozedur GLM von SAS) wurden die Zuchtwerte als abhängige Variable behandelt.

Modell 3 für die Analyse des Zusammenhangs zwischen Labmagenverlagerung und Zuchtwerten für Milchleistungsmerkmale:

yijkl = µ + GEBKi + INZKj + LMVk + eijkl

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