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Fütterungsbedingte Faktoren

Im Dokument Labmagenverlagerung beim Rind (Seite 20-23)

2 Literatur

2.5 Einflussfaktoren auf das Auftreten der Labmagenverlagerung

2.5.2 Fütterungsbedingte Faktoren

Auch die Fütterung wurde von der Mehrzahl der Autoren als eine der Größen angesehen, die über eine eventuelle Labmagenverlagerung bestimmen (ROSENBERGER u. DIRKSEN 1957, ESPERSEN 1961, DIRKSEN 1961). Nur MARTIN (1972) und JUBB et al. (1991) schlossen sich dieser Meinung nicht an.

Fütterung ante partum

In einer Feldstudie stellten CURTIS et al. (1985) fest, dass die Fütterung ante partum einen wichtigen Faktor in der Prophylaxe diverser Erkrankungen darstellte. Durch vorsichtige Gewöhnung des Tieres und seiner mikrobiellen Flora ante partum an das während der Laktation verabreichte Kraftfutter konnte die Gefahr des Auftretens einer Labmagenverlagerung post partum vermindert werden.

Eine Überversorgung mit Energie während der Trockenstehperiode führte hingegen dazu, dass die Tiere zur Zeit des Partus überkonditioniert waren, was das Ketoserisiko und damit das Verlagerungsrisiko steigerte (CORREA et al. 1990, FÜRLL u. KRÜGER 1999a), insbesondere nach einer langen Trockenstehzeit (FÜRLL u. KRÜGER 1999a).

Ein weiterer Effekt der energetischen Überversorgung während des Trockenstehens bestand darin, dass bei einsetzender Laktation mit vermehrter Lipomobilisation reagiert wird. Die damit verminderte Cholesterinverfügbarkeit veranlasste mehrere Autoren zu der Annahme, dass anfallende Endotoxine die Entleerung des Labmagens stören und seine Dilatation und Verlagerung begünstigen (CORREA et al. 1990, FÜRLL u. KRÜGER 1999a).

Außerdem sollte im Falle des Lipomobilisationssyndroms post partum allein durch eine Anhäufung von ketophoren Substanzen die Gefahr einer Labmagenverlagerung vermehrt gegeben sein. Diese Ansicht vertraten VÖRÖS u. KARSAI (1987) in ihrer

klinisch-chemischen Studie von 3 Wochen ante bis 5 Wochen post partum mit 39 Holstein Friesian Kühen, von denen 7 an einer Labmagenverlagerung erkrankten. FÜRLL u. KRÜGER (1999b) kamen zu demselben Ergebnis auf der Basis von 260 Kühen, von denen 38 Probanden post partum an einer Labmagenverlagerung erkrankten.

Fütterung post partum

Die Fütterung in diesem Zeitraum ist für die Gesundheit des Tieres von großer Wichtigkeit.

Allein die Tatsache, dass die meisten Labmagenverlagerungen in einem relativ kleinen Zeitraum nach der Abkalbung auftraten, macht die Bedeutung der Ernährung des Tieres in diesem Zeitraum für das Auftreten einer Labmagenverlagerung deutlich (DIRKSEN 1967).

FÜRLL u. KRÜGER (1999c) beobachteten nach der Abkalbung eine verminderte Grundfutteraufnahme des Tieres. Dies, so vermuteten CONSTABLE et al. (1992), könnte als begünstigender Faktor für das Entstehen der Labmagenverlagerung anzusehen sein, weil der Pansen dadurch weniger gefüllt und so als natürliche Barriere gegen eine eventuelle Labmagenverlagerung weniger wirksam sei.

COPPOCK et al. (1972) stellten in einem Fütterungsversuch fest, dass es durch hochenergetische Fütterung ebenfalls zu geringerer Grundfutteraufnahme und damit zu geringerer Pansenfüllung kam.

Auch ein hoher Fett-Eiweiss-Quotient in der Milch, der Folge eines Futters mit niedrigem Energiegehalt sein kann, wurde von GEISHAUSER u. ZIEBELL (1995) als Indikator für eine anstehende Labmagenverlagerung angesehen.

Andere Autoren sahen hingegen keinen Zusammenhang zwischen Labmagenverlagerung und Energieversorgung der Tiere (CURTIS et al. 1985).

Rohfaseranteil im Futter

In einem Fütterungsversuch wurde durch einen hohen Rohfaseranteil im Futter das Wiederkauen und damit der Speichelfluss angeregt, was zu einem erhöhten Zufluss von Bicarbonat ins Vormagensystem führte. Dieses wirkte der Entstehung einer Pansenacidose entgegen, die die Funktionsfähigkeit des Vormagensystems stark einschränkt (SVENDSEN 1970).

Von größter Bedeutung war ein ausreichender Rohfaseranteil in der Ration. Es wurde vermutet, dass dadurch der Pansen in ausreichendem Maße gefüllt sei, um als Barriere gegen den aufsteigenden Labmagen wirksam sein zu können (COPPOCK et al. 1972, CONSTABLE et al. 1992). GRYMER et al. (1981) folgerten aus ihrer Studie, dass mindestens 18 % Rohfaser in der Ration enthalten sein müssen, davon mindestens 2/3 strukturiert, um dem Anspruch wiederkäuergerechter Fütterung gerecht zu werden. FÜRLL et al. (1996) stellten in diesem Zusammenhang bei einer Feldstudie fest, dass bei vermehrtem Einsatz von totaler Mischration (TMR) in den neuen Bundesländern die Prävalenz der Labmagenverlagerung um ca. 5 % anstieg. Dies soll durch zu kurz gehäckselte und nicht ausreichend strukturierte Silage verursacht worden sein.

Kraftfutterfütterung

Ein weiterer Faktor bei der Entstehung einer Labmagenverlagerung könnte eine zu hohe Kraftfuttergabe ante oder post partum sein (JONES 1959, HESSELHOLT u. GRYMER 1979, SUTHERLAND 1984), wobei diese Ansicht nicht von allen Autoren geteilt wurde (SACK u.

SVENDSEN 1970).

Es ist vonnöten, der Pansenflora durch mäßige Gaben des später verwendeten Milchleistungsfutters schon vor der Abkalbung die Gelegenheit zu geben, sich an dieses zu adaptieren (ROBERTSON 1968, CURTIS et al. 1985). Mäßige Kraftfuttergaben ante partum bewirken auch eine stärkere Proliferation der Pansenzotten, so dass die im Pansen entstehenden flüchtigen Fettsäuren vermehrt resorbiert werden und nicht in den Labmagen gelangen, wo sie eine Atonie der Muskulatur verursachen können (SVENDSEN 1970 u.

1972).

Die Wirksamkeit der präpartalen Pansenadaptation als Prophylaxemaßnahme gegen die Labmagenverlagerung wurde jedoch nicht von allen Autoren bestätigt (BREUKINK u.

RUYTER 1976).

Weitere Fütterungsfaktoren

Die Umstellung von Weide- auf Stallfütterung, wie auch Futterumstellungen im Allgemeinen, wurde von einigen Autoren als mögliche Ursache der Erkrankung diskutiert. Vor allen Dingen versuchten sie hiermit auch die saisonalen Unterschiede in der Verteilung der Erkrankungsrate

zu erklären (DIRKSEN 1961, DOLL 1990, LOTTHAMMER 1992). Desweiteren wurde eine mangelhafte Futterqualität, wie zum Beispiel verschimmeltes Heu, als eine mögliche Ursache für eine Indigestion mit mangelhafter Grundfutteraufnahme und damit auch als Ursache einer Labmagenverlagerung angesehen (JACOBSEN 1995, FÜRLL u. KRÜGER 1999a).

Kälberfütterung

DIRKSEN (1981) beobachtete bei Kälbern in der Umstellungsphase von Milchtränke auf Festfutter ein vermehrtes Auftreten von Labmagenverlagerungen. Eine zu hohe Kraftfuttergabe könnte bei Kälbern direkt zu einer Labmagenverlagerung (MEDINA-CRUZ et al. 1990) oder zu Labmagengeschwüren, die ihrerseits eine Verlagerung begünstigen, führen (HAWKINS et al. 1986). Eine Möglichkeit, dies zu vermeiden, bestand darin, dem Milchaustauscher in der Entwöhnungsphase Rohfaser zuzufügen (DOLL 1990).

Eine weitere Ursache wurde in einer Überfüllung des Labmagens gesehen, in deren Folge es zu einer Überdehnung der Wand kommen kann, die zu Mangeldurchblutung und Labmagenulcera führt, was bei Kälbern eine Labmagenverlagerung nach sich ziehen kann (RADEMACHER 2000).

Im Dokument Labmagenverlagerung beim Rind (Seite 20-23)