• Keine Ergebnisse gefunden

Überlebensdauer

Im Dokument Labmagenverlagerung beim Rind (Seite 86-102)

3 Eigene Untersuchungen

3.3 Analyse der Überlebensdauer von Deutschen Holstein Kühen nach

3.3.2.2 Überlebensdauer

Von den 1411 Kühen gingen 534 Tiere innerhalb eines Jahres ab. Dies entspricht einem Prozentsatz von 37,9 %. 80 von ihnen kehrten nach dem Klinikaufenthalt nicht wieder in den Betrieb zurück. Die Überlebensdauer dieser Kühe wurde gleich eins gesetzt. 1068 dieser 1411 Kühe mit Labmagenverlagerung gingen bis zum 31.1.2003 ab (75,7 %). Der maximale Abstand zwischen Erkrankung und Abgang eines Tieres lag bei 2457 Tagen. Der durchschnittliche Abstand zwischen Einstellung in die Klinik und Abgangsdatum für den gesamten Beobachtungszeitraum betrug 467 ± 436 Tage. 17 % der Probanden wurden innerhalb der ersten drei Monate nach der Labmagenbehandlung gemerzt. Bei den 534 Tieren, die innerhalb eines Jahres abgingen, betrug der Durchschnittswert für die Überlebensdauer 138 ± 122 Tage (von 0 bis 365 Tage). Auf Grund der Restriktion, dass nur Kühe, die bis zum 31.1.2002 in die Klinik eingeliefert wurden, in die Auswertung kamen, war das Jahr 2002 mit nur 81 Beobachtungen vertreten. Um die Überlebensdauer hinsichtlich der nach einem Jahr noch lebenden Kühe auswerten zu können, wurde deren Überlebensdauer auf einen Wert von 366 Tagen gesetzt. So erreichten alle Kühe für die Überlebensdauer innerhalb eines Jahres einen durchschnittlichen Wert von 280 ± 133 Tagen. Für die einzelnen Behandlungsjahre variierte sie von 267 bis 297 Tagen (Tab. 23).

Tab. 23: Verteilung der durchschnittlichen Überlebensdauer (x) innerhalb des ersten Jahres nach Labmagenverlagerung nach den einzelnen Klinikjahren

Verbleiberate (%) nach Monaten abgegangene Tiere

Jahr Fälle x SD

3 6 9 12 n x SD

1996 122 297,2 121,2 87,7 82,8 75,4 66,4 41 161,3 126,3 1997 132 276,7 127,9 83,3 75,0 67,4 56,8 57 159,2 116,2 1998 176 278,6 131,9 84,1 78,4 67,0 61,4 68 139,7 116,4 1999 191 279,7 134,1 82,2 76,4 69,6 62,3 72 137,0 122,4 2000 399 284,7 132,7 83,7 77,4 72,2 64,4 142 137,6 125,9 2001 310 272,5 138,3 81,6 74,5 67,4 60,0 124 132,2 122,4 2002 81 266,5 145,7 76,5 72,8 66,7 63,0 30 97,3 107,2 Gesamt 1411 279,9 133,3 83,0 76,7 69,7 62,2 534 138,4 121,6

Bei den 534 wegen Labmagenverlagerung abgegangenen Kühen wurden am häufigsten

„sonstige Gründe“ im Rahmen der Erhebung in der Milchleistungsprüfung angegeben (36 %), gefolgt von „Unfruchtbarkeit“ (18,6 %), „Eutererkrankungen“ (15,2 %),

„Fundamentproblemen“ (7,9 %) und „Stoffwechselstörungen“ (4,9 %). Die Kühe mit der Abgangsursache „sonstige Gründe“ hatten eine durchschnittliche Überlebensdauer von 91 Tagen, mit Fruchtbarkeitsproblemen 240 Tage, mit Eutererkrankungen 173 Tage und mit übrigen Gründen 115 Tage (Tab. 24).

Tab. 24: Mittlere Überlebensdauer nach Labmagenverlagerung nach Abgangsursachen

Abgangsursache n x SD % von Gesamt

sonstige Gründe 192 91,1 112,0 36,0

Unfruchtbarkeit 99 239,8 88,2 18,5

Euter 81 173,2 108,8 15,2

übrige Gründe 162 115,1 115,2 30,3

Die Patienten stammten aus 24 Landkreisen (3-254 Fälle), 140 Orten (1-119 Fälle) und 336 Betrieben (1-33 Fälle). Der Abstand zwischen der Abkalbung und der Labmagenverlagerung betrug im Durchschnitt 28 ± 50 Tage post partum (von 112 Tage ante partum bis 270 Tage post partum). Die Tiere waren zum Zeitpunkt der Erkrankung durchschnittlich 5,4 ± 1,8 Jahre

alt (zwischen 2 und 14 Jahre). Die durchschnittliche Laktationsnummer zum Zeitpunkt der Erkrankung lag bei 2,97 ± 1,63 (zwischen 2. und 10. Laktation).

Die meisten Patienten gingen unmittelbar nach der Klinikeinstellung ab (Abb. 15). In den weiteren Wochen und Monaten nach der Labmagenbehandlung waren die Abgänge relativ gleichmäßig verteilt.

Abb. 15: Kumulierte Verteilung der Abgänge nach einer Labmagenverlagerung innerhalb eines Jahres

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

1 4 7 10 13 16 19 22 25 28 31 34 37 40 43 46 49 52

Wochen nach Labmagenverlagerung

Prozent der Abgänge

Die Analyse der Überlebensdauer der Kühe nach einer Labmagenverlagerung erfolgte mittels Methoden des verallgemeinerten linearen Modells. Dafür wurde SAS, Version 8.2, (Statistical Analysis System Institute Inc., Cary, N.C., 2003) mit der Prozedur Generalized Linear Model (GLM) verwendet. Als Auswertungsvariable wurde die Dauer in Tagen zwischen Labmagenverlagerung und Abgang der Kuh innerhalb eines Jahres verwendet. Für alle nach 365 Tagen noch lebenden Kühe wurde ein einheitlicher Beobachtungswert von 366 verwendet. Im Gegensatz zu einer Verbleiberate für 12 Monate enthält die hier verwendete Variable Überlebensdauer für 365 Tage mehr Information, da die einzelne Kuh mit ihrem Abgangsdatum innerhalb eines Jahres berücksichtigt wird. Jedoch gestattet diese Analyse

keine Aussagen für die über 12 Monate hinausgehende Überlebensdauer nach einer Labmagenverlagerung.

Der Einfluss der Effekte des Herdendurchschnitts in der 305-Tage-Milchleistung (Milch-kg, Fett-kg, Fett-%, Eiweiss-kg und Eiweiss-%), Abkalbejahr, Abkalbemonat, Laktationsnummer, Art der Labmagenverlagerung, Inzuchtkoeffizient der Kuh, vorhergegangene Trächtigkeitsdauer, Kalbeverlauf, Vorkommen von Mehrlingsgeburten, Geschlecht des Kalbes, Herkunftsregion (Landkreis), Abstand zwischen Labmagenverlagerung und Abkalbung, Rasse des Kalbvaters, Kalbvater innerhalb Rasse und Vater der Kuh wurde jeweils in einfachen Varianzanalysen auf Signifikanz für die Überlebensdauer einer Kuh innerhalb von 365 Tagen nach Labmagenverlagerung getestet.

Die durchschnittliche Herden-Milch-kg-Leistung wurde in 5 Klassen mit etwa gleich starker Besetzung eingeteilt. Für die Einteilung der Herdendurchschnittsklassen von Fett-kg und – prozent sowie Eiweiss-kg und -prozent wurde ebenso verfahren. Die Gruppengröße war für Milch-kg zwischen 253 und 323 Tieren, für Fett-kg zwischen 262 und 319 Tieren, für kg zwischen 249 und 313 Tieren, für Fett-% zwischen 245 und 325 und für

Eiweiss-% zwischen 200 und 322 Tieren.

Beim Abkalbejahr der Kuh wurden sechs Klassen (1: 1996, 2: 1997, 3: 1998, 4: 1999, 5:

2000, 6: 2001 u. 2002) mit Probandenzahlen zwischen 135 und 407 Beobachtungen unterschieden.

Pro Abkalbemonat (Januar bis Dezember) standen zwischen 69 und 169 Probanden zur Verfügung.

Die Laktationsnummern wurden in fünf Klassen unterteilt, wobei für die ersten vier die jeweilige Laktationsnummer verwendet wurde und alle höheren Laktationen in einer Klasse zusammengefasst wurden. Die Anzahl der Beobachtungen pro Stufe lag zwischen 232 und 313.

Bei der Art der Labmagenverlagerung wurde die beim Gesamtklinikmaterial verwandte Einteilung linksseitige Labmagenverlagerung (n = 994), rechtsseitige Labmagenverlagerung (n = 323) und sonstige (n = 94) übernommen.

Die Inzuchtkoeffizienten wurden in sechs Klassen eingeteilt, wobei Klasse 0 den Kühen entsprach, die einen Inzuchtkoeffizienten von Null aufwiesen, Kühe in Klasse 1 einen Inzuchtkoeffizienten von bis zu 1 %, in Klasse 2 bis 2 %, in Klasse 3 bis 3 %, in Klasse 4 bis

4 % und in Klasse 5 von über 4 % hatten. Die Anzahl der Beobachtungen pro Klasse lag zwischen 145 und 365. Für die Berechnung der Inzuchtkoeffizienten standen die Pedigreedaten der Kühe für bis zu 18 Generationen zur Verfügung.

Die vorangegangene Trächtigkeitsdauer wurde in fünf Klassen eingeteilt: unter 278 Tage, 278 - 282 Tage, 283 - 286 Tage, 286 Tage und keine Angabe zur Trächtigkeitsdauer. Die Anzahl der Abkalbungen pro Klasse lag zwischen 114 und 454.

Der Kalbeverlauf bestand aus drei Faktorstufen: 1: normaler Geburtsverlauf, 2: Schwergeburt, d. h. manuelle Hilfe beim Auszug, Kaiserschnitt oder Fetotomie, 3: keine Angaben zum Geburtsverlauf. In den einzelnen Faktorstufen wurden 47 bis 725 Fälle ausgewertet.

Das Geschlecht und die Anzahl der Kälber wurden in männlich (1), weiblich (2) und Mehrlinge (3) eingeteilt, mit Gruppengrößen von 74 bis 764.

Für das Erstkalbealter wurden sechs Klassen berücksichtigt. Klasse 0 entsprach den Tieren ohne Angaben über das Erstkalbealter, Klasse 1: unter 28 Monaten, Klasse 2: 28 – 29 Monate, Klasse 3: 30 – 31 Monate, Klasse 4: 32 – 34 Monate, Klasse 5: über 34 Monate. Die einzelnen Klassen waren mit 176 bis 408 Tieren besetzt.

Alle Landkreise mit unter 20 Fällen wurden zu einem Pseudolandkreis zusammengeführt. So blieben 15 Landkreise und 1 Pseudolandkreis in der Auswertung. In diesen Landkreisen waren zwischen 25 und 254 Tiere vertreten.

Der Abstand der Labmagenverlagerung zur Abkalbung wurde in sechs Klassen eingeteilt.

Klasse 1 umfasste die Tiere mit Labmagenverlagerung vor der Abkalbung, Klasse 2: 0 - 7 Tage post partum, Klasse 3: 8–14 Tage, Klasse 4: 15–31 Tage, Klasse 5: 32 – 62 Tage, Klasse 6: über 62 Tage post partum. Die Klassen repräsentierten zwischen 60 und 421 Tieren.

Die Einteilung der Rasse des Kalbes erfolgte in vier Klassen: 1: Deutsche Holsteins, Farbrichtung Schwarzbunt, 2: Deutsche Holsteins, Farbrichtung Rotbunt, 3: sonstige Rassen, 4: Rasse unbekannt. In den einzelnen Klassen waren zwischen 18 und 1120 Beobachtungen vertreten.

Bei den Kalbvätern (n = 23) wurden nur diejenigen berücksichtigt, die bei zehn oder mehr Abkalbungen als Kalbvater vorkamen, alle übrigen Kalbväter wurden in einem Pseudokalbvatereffekt zusammengefasst. Von den Vätern der Kühe (n = 99) wurden nur diejenigen in den Modellen berücksichtigt, die bei mindestens drei Abkalbungen im

Beobachtungszeitraum als Vater der abkalbenden Kuh angegeben wurden, alle übrigen Kuhväter wurden in einem Pseudokuhvatereffekt zusammengefasst.

Die fixen Effekte Herdendurchschnittsleistung (Milch-kg, Fett-kg, Eiweiss-kg, Fett-%, Eiweiss-%), Abkalbejahr, Trächtigkeitsdauer, Geschlecht und Anzahl der Kälber, Erstkalbealter und Rasse des Kalbvaters hatten keinen signifikanten Einfluss auf die Überlebensdauer nach einer Labmagenverlagerung (Tab. 25). Die Irrtumswahrscheinlichkeit für diese Effekte lag in der linearen Analyse über p = 0,05 und zwischen den einzelnen Faktoren eines Effektes traten keine signifikanten Differenzen auf. Die Nichtberücksichtigung dieser Effekte beeinflusste die mittlere Reststreuung nur unwesentlich.

Tab. 25: Mittlere Abweichungsquadrate (MSR) und Irrtumswahrscheinlichkeiten (P) der systematischen Einflussfaktoren auf die Überlebensdauer nach

Labmagenverlagerung

Einfache Varianzanalyse Multiple Varianzanalyse * Einflussfaktoren

Abkalbemonat 26201 0,133 26428 0,081 Laktationsnummer 108225 <0,001 70816 0,002 Art der

Labmagen-verlagerung 260348 <0,001 137666 <0,001

Inzuchtkoeffizient 105578 <0,001 77742 <0,001

Trächtigkeitsdauer 17964 0,401 - -

Kalbeverlauf 99632 0,004 74769 0,010

Geschlecht und Anzahl

Kälber 9965 0,571 - -

Erstkalbealter 27377 0,174 - -

Landkreis 31287 0,033 24567 0,088

Abstand Abkalbung 81669 <0,001 90886 <0,001

Rasse Kalbvater 17270 0,405 - -

Kalbvater 35230 0,003 30855 0,006

Vater der Kuh 19762 0,204 16840 0,361

* R2 = 0,202; mittlerer Restfehler (MSE) =16079.

Somit ergab sich für die Auswertung der Überlebensdauer folgendes Modell mit insgesamt neun fixen Effekten:

Modell 6 für die Analyse systematischer fixer Effekte:

yijklmnopqr = µ + MONi + LAKj + LMVk + INZKl + KALBUNGm + LDKn + ABSTANDKo + KAVATp + VATq + eijklmnopqr

yijklmnopqr = phänotypischer Beobachtungswert für die Überlebensdauer innerhalb eines Jahres in Tagen nach einer Labmagenverlagerung der ijklmnopqr-ten Kuh

µ = Modellkonstante

MONi = Abkalbemonat (i = 1-12) LAKj = Laktationsnummer (j = 1-5)

LMVk = Art der Labmagenverlagerung (k = 1-3)

INZKl = Klassen für den Inzuchtkoeffizienten der Kuh (l = 1-6) KALBUNGm = Verlauf der vorhergehenden Kalbung (m = 1-3)

LDKn = Landkreis (n = 1–16)

ABSTANDKo = Abstand der Labmagenverlagerung zur Abkalbung (o = 1-6) KAVATp = Vater des Kalbes (p = 1-24)

VATq = Vater der Kuh (q = 1-100) eijklmnopqr = Resteffekte

In Modell 7 sollte der Einfluss der individuellen Milchleistung vor der Labmagenverlagerung und in der von Labmagenverlagerung betroffenen Laktation auf die Überlebensdauer überprüft werden (Tab. 26). Hierzu wurde der Einfluss der 305-Tage Milchmengenleistung in der Laktation vor der Labmagenverlagerung (MKGVL) und die der durchschnittlichen Tagesmilchleistung in der auf die Labmagenverlagerung folgenden Laktation (MKGAL) überprüft. Das durchschnittliche Tagesgemelk wurde aus dem Grunde verwendet, dass viele Tiere wegen frühzeitiger Abgänge eine 305-Tage-Laktation nicht erreichten und mit der durchschnittlichen Tagesmilchleistung der Leistungsstand besser beschrieben werden konnte.

In diese Auswertung wurden nur 998 Tiere einbezogen. Alle Tiere, die in der ersten Laktation eine Labmagenverlagerung hatten, sowie alle Tiere, über die keine Angaben in der vorherigen und der auf eine Labmagenverlagerung folgenden Laktation verfügbar waren, konnten nicht ausgewertet werden.

Für die Laktation vor der Labmagenverlagerung wurden insgesamt sechs Klassen gebildet.

Klasse 1: unter 6000 kg, Klasse 2: 6000-6999 kg, Klasse 3:7000-7999 kg, Klasse 4. 8000-8999 kg, Klasse 5: 9000-9999 kg, Klasse 6: über 9999 kg. Die Klassengrößen betrugen zwischen 99 und 241 Beobachtungen. Sie wurden bewusst nicht nach gleicher Besetzung, sondern nach Leistungshöhe eingeteilt.

Für die durchschnittliche Tagesmilchmengenleistung in der auf eine Labmagenverlagerung folgenden Laktation wurden fünf Klassen mit jeweils 112 bis 302 Beobachtungen gebildet:

Klasse 1: unter 20 kg, Klasse 2: 20-22,9 kg, Klasse 3: 23 –25,9 kg, Klasse 4: 26-29,9 kg, Klasse 5: über 29,9 kg.

Tab. 26: Mittlere Abweichungsquadrate (MSR) und Irrtumswahrscheinlichkeiten (P) für die Milch-kg-Leistung vor und nach Labmagenverlagerung auf die

Überlebensdauer nach Labmagenverlagerung

Einflussfaktoren MSR P

305-Tage-Milch-kg-Leistung vor einer

Labmagenverlagerung 27569 0,060

durchschnittliche tägliche Milch-kg

nach einer Labmagenverlagerung 111011 <0,001

R2 = 0,037; mittlerer Restfehler (MSE) =12943.

Für die Auswertung der Abhängigkeit der Überlebensdauer von der individuellen Milchleistung der Kuh wurde folgendes Modell mit fixen Effekten benutzt:

Modell 7 für die Analyse der individuellen Milchleistung:

yijk = µ + MKGVLi + MKGALj + eijk

yijk = phänotypischer Beobachtungswert für die Überlebensdauer innerhalb von 365 Tagen nach einer Labmagenverlagerung der ijk-ten Kuh

MKGVLi = Klassen für die 305-Tage-Leistung (Milch-kg) in der Laktation vor der Labmagenverlagerung (i = 1–6)

MKGALj = Klassen für die durchschnittliche Tagesleistung (Milch-kg) in der auf eine Labmagenverlagerung folgenden Laktation (j = 1–5)

eijk = Resteffekte

In Modell 8 wurden die jeweiligen Zuchtwerte der Väter der Kühe als Einflussfaktoren für die Überlebensdauer nach einer Labmagenverlagerung analysiert (Tab. 27). In diese Auswertung konnten insgesamt 950 Kühe aufgenommen werden, für deren Väter alle Zuchtwerte vom VIT Verden aus der letzten aktuellen Schätzung des Jahres 2003 zur Verfügung standen. Es

wurden der Gesamtzuchtwert (RZG), der Zuchtwert Milch (RZM), der Zuchtwert Exterieur (RZE), der Zuchtwert Nutzungsdauer (RZN), der Relativ-Zuchtwert somatische Zellzahl (RZS) und der Relativ-Relativ-Zuchtwert Zuchtleistung (RZZ) jeweils einzeln getestet.

Für den Gesamtzuchtwert (RZG) und die Zuchtwerte Milch (RZM), Exterieur (RZE), Nutzungsdauer (RZN), somatische Zellzahl (RZS) und Zuchtleistung (RZZ) wurden jeweils fünf Klassen gebildet. Diese Klassen waren jeweils mit einer annähernd gleichen Fallzahl besetzt (RZG: 142 bis 210, RZM: 158 bis 230, RZE: 159 bis 209, RZN: 140 bis 247, RZS:

169 bis 210, RZZ: 162 bis 223).

Tab. 27: Bestimmtheitsmaß (R2), mittlerer Restfehler (MSE), mittlere

Abweichungsquadrate (MSR) und Irrtumswahrscheinlichkeiten (P) der Relativzuchtwerte der Kuhväter für die Überlebensdauer nach

Labmagenverlagerung

Einflussfaktoren R2 MSE MSR P

RZG 0,006 17012 25458 0,201 RZM 0,005 17030 21273 0,289 RZN 0,003 17070 12012 0,590 RZE 0,006 17013 25207 0,206 RZS 0,004 17058 14850 0,481 RZZ 0,009 16970 35518 0,080

Für die Auswertung der Abhängigkeit der Überlebensdauer von den Relativzuchtwerten der Väter der Kuh wurde folgendes Modell benutzt:

Modell 8 für die Analyse der Relativzuchtwerte der Kuhväter:

yij = µ + RZi + eij

yij = phänotypischer Beobachtungswert für die Überlebensdauer nach einer Labmagenverlagerung der ij-ten Kuh

RZi = Gesamtzuchtwert (RZG), Relativ-Zuchtwert Milch (RZM), Relativ-Zuchtwert Exterieur (RZE), Relativ-Zuchtwert

Nutzungsdauer (RZN), Relativ-Zuchtwert somatische Zellzahl (RZS) oder Relativ-Zuchtwert Zuchtleistung (RZZ) des Vaters der Kuh (i = 1–5)

eij = Resteffekte

Für die Schätzung des zufälligen additiv-genetischen Effektes der Überlebensdauer der Kuh nach einer Labmagenverlagerung wurde ein univariates lineares Tiermodell unter Verwendung von Residual Maximum Likelihood (REML) und der gesamten Verwandtschaftsmatrix der Kuh angewandt (Modell 9). Bei dieser Auswertung erfolgte die Parametrisierung der fixen Effekte Abkalbemonat, Laktationsnummer, Art der Labmagenverlagerung, Inzuchtkoeffizient der Kuh, Kalbeverlauf, Herkunftsregion (Landkreis), Abstand zwischen Labmagenverlagerung und Abkalbung und Kalbvater analog zu Modell 6.

Die gesamte Verwandtschaftsmatrix der Kuh wurde in die Schätzung des zufälligen additiv-genetischen Effektes einbezogen, um die Vermengung des Effektes der Kuh mit dem Betrieb aufzulösen, und um alle additiv-genetischen Beiträge aller verwandten Tiere für die jeweilige Kuh berücksichtigen zu können. Für die Varianzkomponentenschätzung mittels Residual Maximum Likelihood (REML) wurde das Programm VCE4 (GROENEVELD 1998) verwendet.

Modell 9 für die Schätzung genetischer Parameter:

yijklmnopqr = µ + MONi + LAKj + LMVk + INZKl + KALBUNGm + LDKn + ABSTANDKo + KAVATp + aq + eijklmnopqr

yijklmnopqr = phänotypischer Beobachtungswert für die Überlebensdauer

innerhalb eines Jahres nach einer Labmagenverlagerung bei der ijklmnopqr-ten Kuh

aq = zufälliger additiv-genetischer Effekt des Tieres (q = 1 – 4483 Tiere, davon 1339 Basistiere und 3144 Nichtbasistiere)

3.3.3 Ergebnisse

Das Modell 6 hatte ein Bestimmtheitsmaß von R2 = 0,202. Zwischen den einzelnen Abkalbemonaten traten signifikante Unterschiede auf, der Effekt Abkalbemonat erreichte jedoch nicht die Signifikanzgrenze von 5 %. Kühe mit Labmagenverlagerung im Monat Juli wiesen die höchste Überlebensdauer mit 280 Tagen auf, während Patienten aus dem Monat Februar mit 225 Tagen die geringste Überlebensdauer zeigten. Zwischen den Monaten Januar und März, Juli und September, Februar und März, Juni, Juli, September, Oktober und November sowie Mai und Juli bestanden signifikante Unterschiede (Tab. 28). Die Laktationsnummer war von signifikanter Bedeutung für die Überlebensdauer nach einer Labmagenverlagerung. Je niedriger die Laktationsnummer war, desto höher war die Überlebensdauer. Sie nahm von 283 Tagen in der 1. Laktation bis auf 228 Tage in der 5. und höheren Laktation ab (Tab. 29).

Kühe mit sonstigen Labmagenbefunden hatten eine um 59 Tage signifikant geringere Überlebensdauer als die übrigen Probanden, während bei linksseitiger und rechtsseitiger Labmagenverlagerung nahezu identische Schätzwerte gefunden wurden (Tab. 30).

Der Inzuchtkoeffizient hatte ebenfalls einen signifikanten Einfluss auf die Überlebensdauer.

Alle Kühe, die nicht ingezüchtet waren, hatten nur eine Überlebensdauer von 216 Tagen, während die Kühe mit einem Inzuchtkoeffizienten unter 1 % eine Überlebensdauer von 248 Tagen und die Kühe mit höheren Inzuchtkoeffizienten LS-Mittelwerte von 257-270 Tagen für die Überlebensdauer hatten (Tab. 31).

Bei der Analyse der Überlebensdauer hatte der Kalbeverlauf einen signifikanten Einfluss.

Tiere, die eine Schwergeburt bei der Abkalbung hatten, verblieben signifikant länger im Betrieb (+12 Tage) als Tiere mit einem normalen Kalbeverlauf (Tab. 32).

Der Landkreis erwies sich bei dieser Untersuchung als signifikanter Einflussfaktor. So unterschieden sich die Kühe aus den verschiedenen Landkreisen zwischen 205 und 281 Tagen in der Überlebensdauer.

Für den Effekt Zeitdauer zwischen der Abkalbung und Einlieferung in die Klinik wegen Labmagenverlagerung traten die größten signifikanten Unterschiede von allen analysierten Einflussfaktoren auf. Die Kühe, die ante partum eine Labmagenverlagerung bekamen, hatten mit 282 Tagen die größte Überlebensdauer, während Tiere, die relativ spät nach der Abkalbung erkrankten, die kürzeste Überlebensdauer mit 204 Tagen hatten (Tab. 33).

Der Einfluss des Kalbvaters war ebenfalls signifikant und für die einzelnen Kalbväter ergab sich eine Überlebensdauer zwischen 159 und 304 Tagen.

Der Einfluss des Vaters beschränkte sich auf signifikante Einzelfälle. Die Überlebensdauer der Kühe variierte in Abhängigkeit ihrer Zugehörigkeit zu väterlichen Halbgeschwistergruppen zwischen 69 und 347 Tagen.

Das Modell 7 für die Beziehung zwischen der Milchmengenleistung und der Überlebensdauer nach einer Labmagenverlagerung hatte ein Bestimmtheitsmaß von R2 = 0,037. Es ergaben sich für die 305-Tage-Milch-kg-Leistung in der Laktation vor der Labmagenverlagerung in den einzelnen Faktorstufen signifikante Unterschiede. Die Kühe mit Leistungen unter 6000 kg Milch hatten eine sehr hohe Überlebensdauer (313 Tage). Die geringste Überlebensdauer hatten die Kühe mit einer Leistung von 6000 - 6999 kg (279 Tage). In den weiteren Klassen stieg die Überlebensdauer dann bis auf 316 Tage an (Tab. 34).

Die tägliche Milch-kg-Leistung in der auf die Labmagenverlagerung folgenden Laktation war signifikant mit der Überlebensdauer korreliert. Die Kühe mit einer niedrigen Tagesmilchmenge (< 20 kg, Tab. 34, Stufe 1) oder einer sehr hohen Milchmenge (> 29,9 kg, Stufe 5) wiesen mit 279 bzw. 267 Tagen eine signifikant niedrigere Überlebensdauer auf, als die Tiere mit einer Milchleistung von 20 bis 30 kg pro Tag (Stufen 2 – 4).

Wie das Bestimmtheitsmaß von R2 = 0,003 bis 0,009 im Modell 8 zeigt, hängt die Überlebensdauer nach einer Labmagenverlagerung nicht signifikant mit den Relativ-Zuchtwerten der Väter zusammen. Beim Gesamtrelativzuchtwert (RZG) zeigte sich, dass je höher der Zuchtwert, desto höher auch die Überlebensdauer war. Beim Relativ-Zuchtwert Milch (RZM) stieg die Überlebensdauer bis zu einem Wert von 301 Tagen an, und bei noch höherem RZM als 110 fiel sie deutlich ab. Beim Relativzuchtwert Nutzungsdauer (RZN) machte sich ein Einfluss auf die Überlebensdauer erst ab einer Höhe von 113 bemerkbar. Die Töchter dieser Väter hatten mit 297 Tagen die höchste Überlebensdauer (Tab. 35).

Der Heritabilitätsschätzwert im linearen Tiermodell (Modell 9) betrug für die Überlebensdauer innerhalb eines Jahres nach einer Labmagenverlagerung h² = 0,01 ± 0,03.

Tab. 28: LS-Mittelwerte (LSM) und deren Standardfehler (SE) für die Überlebensrate nach Labmagenverlagerung nach Abkalbemonaten

Abkalbemonat n LSM SE P:2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1 166 235,0 14,9 n.s. * n.s. n.s. n.s. * n.s. * n.s. n.s. n.s.

2 133 224,7 15,9 ** n.s. n.s. n.s. ** n.s. ** * * n.s.

3 133 269,3 16,1 n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s.

4 126 247,8 15,8 n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s.

5 129 238,6 15,8 n.s. * n.s. n.s. n.s. n.s. n.s.

6 84 257,1 17,9 n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s.

7 81 279,7 18,3 n.s. n.s. n.s. n.s. n.s.

8 69 247,6 19,6 n.s. n.s. n.s. n.s.

9 117 270,5 16,7 n.s. n.s. n.s.

10 120 261,1 16,4 n.s. n.s.

11 106 258,7 16,7 n.s.

12 147 250,0 15,3

n.s.: p>0,05; *: p ≤ 0,05; **: p ≤ 0,01.

Tab. 29: LS-Mittelwerte (LSM) und deren Standardfehler (SE) für die Überlebensrate nach Labmagenverlagerung nach Laktationsnummer

Laktations-nummer n LSM SE P:2 3 4 ≥5

1 303 282,5 13,8 * ** * ***

2 313 253,0 14,0 n.s. n.s. n.s.

3 309 248,8 12,9 n.s. n.s.

4 254 254,3 13,5 *

≥5 232 228,1 13,7

n.s.: p>0,05; *: p ≤ 0,05; **: p ≤ 0,01; ***: p ≤ 0,001.

Tab. 30: LS-Mittelwerte (LSM) und deren Standardfehler (SE) für die Überlebensrate nach Labmagenverlagerung nach Art der Labmagenverlagerung

Art der

Labmagenverlagerung n LSM SE P: links rechts

sonstige 94 213,8 16,8 *** ***

links 994 273,0 11,1 n.s.

rechts 323 273,3 12,3

n.s.: p>0,05; ***: p ≤ 0,001.

Tab. 31: LS-Mittelwerte (LSM) und deren Standardfehler (SE) für die Überlebensrate nach Labmagenverlagerung für den Inzuchtkoeffizienten

Inzucht-koeffizient n LSM SE P:-1% -2% -3% -4% >4%

0% 365 216,1 13,2 * *** *** * ***

-1% 273 247,6 13,5 n.s. n.s. n.s. n.s.

-2% 282 260,3 13,1 n.s. n.s. n.s.

-3% 195 270,9 14,7 n.s. n.s.

-4% 151 257,2 15,5 n.s.

>4% 145 268,0 15,6 n.s.: p>0,05; *: p ≤ 0,05; ***: p ≤ 0,001.

Tab. 32: LS-Mittelwerte (LSM) und deren Standardfehler (SE) für die Überlebensrate nach Labmagenverlagerung für den Kalbeverlauf

Kalbeverlauf n LSM SE P: einfach schwer

unbekannt 47 239,1 21,5 n.s. n.s.

einfach 725 249,4 10,4 *

schwer 639 271,6 10,6 n.s.: p>0,05; *: p ≤ 0,05.

Tab. 33: LS-Mittelwerte (LSM) und deren Standardfehler (SE) für die Überlebensrate nach Labmagenverlagerung für den Abstand zwischen Abkalbung und Labmagenverlagerung

Abstand zwischen

Abkalbung und LMV n LSM SE P: b c d e f

<0 (a) 60 281,9 19,8 n.s. n.s. n.s. n.s. ***

0-7 (b) 327 264,5 13,3 n.s. n.s. n.s. ***

8-14 (c) 322 269,8 12,9 n.s. n.s. ***

15-31 (d) 421 252,1 12,6 n.s. ***

32-62 (e) 133 248,0 15,8 **

>62 (f) 148 203,7 15,2

n.s.: p>0,05; **: p ≤ 0,01; ***: p ≤ 0,001.

Tab. 34: LS-Mittelwerte (LSM) und deren Standardfehler (SE) für die Überlebensdauer nach Labmagenverlagerung nach Klassen der vorhergehenden 305-Tage-Milch- kg-Leistung und der Tagesleistung der Laktation in der die Labmagenverlagerung stattgefunden hat

Milchleistung vor der Labmagenverlagerung

Milchleistung nach der Labmagenverlagerung Faktorstufe

LSM ± SE LSM ± SE

1 313,4 ± 11,8 279,1 ± 11,4

2 278,6 ± 9,0 313,0 ± 10,6

3 290,5 ± 7,5 320,1 ± 8,1

4 292,6 ± 8,6 315,1 ± 6,9

5 301,8 ± 10,2 266,8 ± 8,0

6 316,1 ± 10,5

Tab. 35: LS-Mittelwerte (LSM) und deren Standardfehler (SE) für die Überlebensdauer nach Labmagenverlagerung nach den Relativzuchtwerten RZG, RZM, RZZ und RZN der Väter

RZG RZM RZZ RZN Faktorstufe

LSM ± SE LSM ± SE LSM ± SE LSM ± SE 1 268,9 ± 9,0 270,8 ± 9,2 274,2 ± 9,1 276,1 ± 9,4 2 285,6 ± 11,0 286,1 ± 8,6 270,9 ± 8,7 285,0 ± 8,3 3 281,1 ± 8,5 286,1 ± 10,4 299,9 ± 10,2 278,1 ± 10,0 4 294,4 ± 9,0 301,1 ± 10,1 299,0 ± 9,4 289,6 ± 9,2 5 297,8 ± 10,5 282,4 ± 9,3 284,8 ± 10,1 297,2 ± 11,0

3.3.4 Diskussion

Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Bedeutung systematischer Einflussfaktoren auf die Überlebensdauer bei Kühen der Rasse Deutsche Holsteins nach Beseitigung einer Labmagenverlagerung zu analysieren. Desweiteren sollte die Verteilung der in den Jahren 1996 – 2002 behandelten Labmagenverlagerungsfälle näher beschrieben werden.

Im Dokument Labmagenverlagerung beim Rind (Seite 86-102)