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Zusammenfassung

Im Dokument Labmagenverlagerung beim Rind (Seite 145-151)

Markus Ricken

Labmagenverlagerung beim Rind:

Analyse von genetischen Faktoren und ökonomischen Auswirkungen auf die Milchproduktion

Vom 01.07.2001 bis zum 31.01.2003 wurden in 50 der Milchleistungsprüfung angeschlossenen Betrieben in der näheren Umgebung von Hannover alle an Labmagenverlagerung erkrankten Tiere der Rasse Deutsche Holsteins registriert. Die Betriebe gehörten zur Klientel der Klinik für Rinder der Tierärztlichen Hochschule Hannover. In die Auswertung konnten insgesamt 4090 Laktationen von 3706 Kühen einbezogen werden.

Insgesamt kam es zu 147 Labmagenverlagerungen, das entspricht einer Laktationsprävalenz von 3,59 %. Die Prävalenz pro Betrieb lag zwischen 0 und 12,9 %. Die linksseitige Labmagenverlagerung kam mit 73,5 % der Fälle bedeutend häufiger vor als die rechtsseitige Labmagenverlagerung. 74 % der Labmagenverlagerungen traten innerhalb des ersten Monats nach der Abkalbung auf. Von signifikanter Bedeutung für das Auftreten aller Labmagenverlagerungen waren der Betrieb, der Landkreis, das Haltungssystem, das Auftreten von Mehrlingsträchtigkeiten beziehungsweise männlichen Kälbern, die Laktationsnummer und der Vater der Kuh. Für die linksseitige Labmagenverlagerung war zusätzlich noch der Abkalbemonat, nicht aber der Betrieb signifikant. Für die rechtsseitige Labmagenverlagerung konnten keine signifikanten systematischen Effekte nachgewiesen werden.

Die Heritabilitätsschätzung mittels linearen Tiermodellen unter Berücksichtigung der Verwandtschaftsmatrix aller Tiere ergab für die Laktationsprävalenz aller Labmagenverlagerungen einen Schätzwert von h² = 0,04 ± 0,017, für die linksseitige Labmagenverlagerung einen Schätzwert von h2 = 0,019 ± 0,020 und für die rechtsseitige Labmagenverlagerung einen Schätzwert von h2 = 0,020 ± 0,011. Nach Transformation der Schätzwerte in das Schwellenmodell lagen die Heritabilitätsschätzwerte bei h2 = 0,20 für alle Labmagenverlagerungen, bei h2 = 0,12 für die linksseitige Labmagenverlagerung und bei h2 =

0,26 für die rechtsseitige Labmagenverlagerung. Die Analysen zeigen somit, dass bei Deutschen Holstein Kühen eine genetische Disposition für die Labmagenverlagerung besteht.

Zur Schätzung genetischer Parameter für das Auftreten von Labmagenverlagerungen im Zusammenhang mit Milchleistungsmerkmalen wurde ein Datensatz von 3578 Kühen ausgewertet. Diese stammten aus den oben beschriebenen Betrieben in der näheren Umgebung von Hannover. Die Heritabilitätsschätzung mittels linearen Tiermodellen unter Berücksichtigung der Verwandtschaftsmatrix aller Tiere ergab für alle Labmagenverlagerungen einen Schätzwert von h² = 0,034 ± 0,014, für die linksseitige Labmagenverlagerung einen Schätzwert von h2 = 0,017 ± 0,013 und für die rechtsseitige Labmagenverlagerung einen Schätzwert von h2 = 0,029 ± 0,011. Die additiv-genetischen Korrelationen zwischen allen Labmagenverlagerungen und den Milchleistungsmerkmalen waren nahe bei Null und variierten von rg = -0,20 (Fett-%) bis rg = 0,08 (Milch-kg). Dagegen bestand zwischen der linksseitigen Labmagenverlagerung und der Milchmenge eine additiv-genetische Korrelation von rg = 0,683 ± 0,227. Die Schätzwerte für Fett- und Eiweissmenge sowie Fett- und Eiweissgehalt waren rg = 0,595 ± 0,297, rg = 0,653 ± 0,250, rg = -0,768 ± 0,328 und rg = -0,643 ± 0,354. Für den Quotienten aus Fett-% und Eiweiss-% ergab sich eine additiv-genetische Korrelation von rg = -0,585 ± 0,470. Für die rechtsseitige Labmagenverlagerung lagen die additiv-genetischen Korrelationen mit umgekehrten Vorzeichen in ähnlicher Höhe. Für alle residuale Korrelationen konnten jedoch nur geringe Werte festgestellt werden.

Aus dem Patientengut der Klinik für Rinder der Tierärztlichen Hochschule Hannover konnte von insgesamt 5159 Rindern, die von 1996 bis 2002 wegen einer Labmagenverlagerung eingeliefert wurden, für 1411 Kühe aus Milchleistungsbetrieben eine Überlebensdaueranalyse durchgeführt werden. Dabei erwiesen sich die Effekte des Abstands zwischen Kalbung und Labmagenverlagerung, der Laktationsnummer, der Art der Labmagenverlagerung, des Inzuchtkoeffizienten, des Kalbeverlaufs, des Landkreises und des Vaters des Kalbes als signifikant. Auch einzelne Faktorstufen des Abkalbemonats und des Vaters der Kuh erwiesen sich als signifikant. Die individuelle Milchleistung der Kuh sowohl in der Laktation vor dem Auftreten wie auch in der Laktation nach der Labmagenverlagerung war von signifikanter

Bedeutung für das Überleben der Kuh. Die Heritabilitätsschätzung mittels eines univariaten linearen Tiermodells für den additiv-genetischen Effekt der Kuh unter Verwendung von Residual Maximum Likelihood ergab für die Überlebensdauer nach einer Labmagenverlagerung einen Wert von h2 = 0,01 ± 0,03.

Für die Schätzung von Milchleistungsverlusten wurden 14209 Testtagsgemelke von 752 Kühen der Rasse Deutsche Holsteins analysiert. Die Milchleistungsergebnisse wurden in monatlichen Intervallen erhoben. Die Leistungsverluste wurden durch einen Vergleich der täglichen Milchleistung in der Laktation, in der eine Labmagenverlagerung auftrat, mit der vorausgegangenen Laktation mittels zwei verschiedenen Methoden geschätzt. In Methode 1 wurden die Verläufe der 305-Tage-Leistungen vor und nach einer Labmagenverlagerung miteinander verglichen. Dieser Ansatz führte zu einer Unterschätzung der Milchverluste. In Methode 2 konnte über die Berücksichtigung des Abstands zwischen Testtag und Einlieferung der Kuh in die Klinik der Verlauf der Milchleistung in Abhängigkeit der Erkrankung dargestellt werden. Der Verlust in der Milchmenge pro Laktation wurde auf 410 kg, in der Fettmenge auf 8,6 kg und in der Eiweissmenge auf 17,4 kg geschätzt. Die Milchleistung erreichte nach ca. zwei Monaten wieder annähernd das Niveau der vorherigen Laktation. Die Werte für den Fettgehalt lagen bis auf den Zeitpunkt der Erkrankung oberhalb der vergleichbaren Werte der vorhergehenden Laktation. Der Eiweissgehalt erreichte nach ca. 6 Wochen den Referenzwert und lag für den Rest der Laktation etwas über dem Referenzwert.

Der somatische Zellgehalt erhöhte sich kurzzeitig um den Zeitpunkt der Labmagenverlagerung, blieb jedoch auch während der restlichen Laktationen leicht über den vergleichbaren Werten der vorhergegangenen Laktation. Die Nettoerlöse pro betroffene Kuh sanken infolge der verminderten Milchleistung um ca. 72,23 €.

Summary

Markus Ricken

Abomasal displacement in cattle: Analysis of genetic parameters and economical effects on milk yield

The objectives of this study were to analyse risk factors for the prevalence of abomasal displacement in German Holstein cows. In the period from 01/07/2001 to 31/01/2003 all cases of abomasal displacements in German Holstein cows were registered in 50 farms being under the official milk recording scheme. The farms were customers of the Clinic for Cattle, School of Veterinary Medicine Hanover. In total, 4090 lactations of 3706 cows could be included in the study. An abomasal displacement was registered in 147 German Holstein cows, corresponding to a frequency of 3.59 %. The prevalence per farm was between 0 and 12.9 %.

Left abomasal displacements (73.5 %) were much more often registered than right abomasal diplacements. About 74 % of all abomasal displacements appeared during the first four weeks after calving. Significant influences on the prevalence of abomasal displacements were herd, district, type of housing system, birth of twins or even more calves or birth of male calves, lactation number and sire. Additionally for the prevalence of left abomasal displacement, the month of calving was significant, however, the herd effect exerted no significant influence.

The analysis of the prevalence of the right abomasal displacement revealed no systematic effect as significant.

Heritability estimates using linear REML models with the relationship matrix of all animals were h² = 0.04 ± 0.017 for the lactational prevalence of all abomasal displacements, h² = 0.019 ± 0.020 for the leftsided abomasal displacements, and h² = 0.020 ± 0.011 for the rightsided abomasal displacements. Using the threshold model the heritabilities yielded estimates of h² = 0.20 for all cases of abomasal displacements, h² = 0.12 for the left abomasal displacement and h² = 0.26 for the right abomasal displacement. Therefore, the analyses could show a genetic disposition for abomasal diplacement in German Holstein cows.

Further, genetic parameters for the prevalence of abomasal displacement and for milk yield traits were estimated using a data set of 3578 cows. The animals originated from the 50 farms

near Hannover mentioned above. Using REML heritability estimates in linear animal models were h² = 0.034 ± 0.014, h2 = 0.017 ± 0.013 and h2 = 0.029 ± 0.011 for all cases of abomasal displacement, leftsided abomasal displacement and rightsided abomasal displacement, respectively. Additive genetic correlations between all cases of abomasal displacement and milk yield traits were small, ranging from rg = –0.20 (fat content) to rg = 0,08 (milk kg).

However, there was a highly positive additive genetic correlation between leftsided abomasal displacement and milk yield of rg = 0.683 ± 0.227. Leftsided abomasal displacement was correlated additive genetically to fat and protein yield, fat and protein content with rg = 0.595

± 0.297, rg = 0.653 ± 0.250, rg = -0.768 ± 0.3280 und rg = -0.643 ± 0.354, respectively. The additive genetic correlation to the ration between fat and protein content was rg = -0.585 ± 0.470. For rightsided abomasal displacement additive genetic correlations were of similar size but with reversed signs. The estimates obtained for the residual correlations were negligibly small throughout.

From 1996 to 2002 5159 cows with abomasal displacement were treated in the Clinic for Cattle, School of Veterinary Medicine Hannover. An analysis of systematic effects on influences on the length of survivorship after the reposition of the abomasal displacement could be performed for 1411 cows. These animals were under the official milk recording scheme. Significant influences on lifetime after an abomasal displacement were interval between calving and onset of disease, lactation number, type of abomasal displacement, inbreeding coefficient, calving difficulties, region of origin and sire of the calf. The lifetime after an abomasal displacement significantly differed between several months of calving and some sires of the cow. The individual milk yield in lactation before and after abomasal displacement of the cow was significant for the length of lifetime. The heritability estimate for length of lifetime after abomasal displacement using residual maximum likelihood (REML) in a linear animal model was h² = 0.01 ± 0.03.

The effects of displaced abomasums on 14209 test day milk yields collected in monthly intervals in Lower Saxony from 752 German Holstein cows were estimated. The estimation procedure differentiated between the daily milk yields in the lactation after diagnosis of displaced abomasum and that before diagnosis of displaced abomasum. The lactation curve in

dependence of the date when the cow was hospitalized was fitted by using 38 categories of the interval between test day and hospitalization date of the cow. Total milk loss reached 410 kg milk, 8.6 kg fat and 17.4 kg protein. Milk losses lasted about two months. Fat content was increased in the lactation after diagnosis of displaced abomasum with exception the time the disease occurred; protein content was lowered for six weeks, but exceeded the reference value for the rest of the lactation. Somatic cell score temporarily increased at the time of abomasal displacement. After diagnosis of disease it remained slightly elevated. The losses of net income due to effects of displaced abomasum on milk performance were 72.23 € per diseased cow.

Im Dokument Labmagenverlagerung beim Rind (Seite 145-151)