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Analyse des Laktationskurvenverlaufs der Milchleistung nach

Im Dokument Labmagenverlagerung beim Rind (Seite 111-141)

3 Eigene Untersuchungen

3.4 Analyse des Laktationskurvenverlaufs der Milchleistung nach

3.4.1 Einleitung

Die Labmagenverlagerung beeinträchtigt das Leistungsvermögen der Milchkühe und führt auch bei Überleben der Kühe nach operativer Behebung zu ökonomischen Verlusten. Die Verluste pro Laktation wurden für die Milchmenge auf 249 bis 1016 kg geschätzt (MARTIN et al. 1978a, WOLFERS 1979, BRUNK 1982, GRYMER et al. 1982, MANNUSS 1984, NOTTEBROCK 1996, DETILLEUX et al. 1997, GEISHAUSER et al. 1998b, WOLF 2001).

GEISHAUSER et al. (1998b) und WOLF (2001) beschrieben einen Rückgang der Milchfettmenge um 12 bis 41 kg und der Milcheiweissmenge um 10 bis 36 kg.

In dieser Untersuchung sollten die Auswirkungen einer Labmagenverlagerung auf die Milchleistungsmerkmale von Kühen, bei denen in der Klinik für Rinder der Tierärztlichen Hochschule Hannover die Labmagenverlagerung repositioniert wurde, an Hand der Testtagsergebnisse aus der Milchleistungsprüfung quantifiziert werden.

3.4.2 Material und Methoden

Das der hier vorliegenden Arbeit zugrunde liegende Datenmaterial stammt von Patienten der Klinik für Rinder der Tierärztlichen Hochschule Hannover und umfasst die Fälle von Labmagenverlagerung zwischen dem 1.1.1994 und dem 31.1.2003, denen Daten aus der Milchleistungsprüfung (MLP) zugeordnet werden konnten. Eine detaillierte Beschreibung des Probandenmaterials findet sich in Kapitel 3.3.2. Die Daten der MLP wurden von den Vereinigten Informationssystemen Tierhaltung (VIT) Verden zur Verfügung gestellt. Die Kühe wurden nur dann in die Auswertung aufgenommen, wenn sie sich mindestens in der zweiten Laktation befanden. Damit standen für jede Kuh die Milchleistungsergebnisse aus der Laktation vor einer Labmagenverlagerung und der Laktation, in der die Labmagenverlagerung auftrat, zur Verfügung. Insgesamt konnten somit 752 Kühe mit 1504 Laktationen ausgewertet werden. Zu diesen Laktationen standen aus dem VIT-Datensatz insgesamt 14209

Testtagsergebnisse mit Prüfungsdatum, Milch-kg, Fett-%, Eiweiss-% und somatischer Zellzahl zur Verfügung.

Die 752 Kühe stammten aus 271 Betrieben (1 bis 18 Fälle), die über 127 Orte (1 bis 87 Fälle) und 22 Landkreise (1 bis 160 Fälle) verteilt waren. Die Tiere wiesen zum Zeitpunkt der Erkrankung im Durchschnitt 3,02 ± 1,09 Laktationen auf (2. bis 9. Laktation) (Tab. 36).

Tab. 36: Verteilung der Kühe mit Labmagenverlagerung nach Laktationsnummern

Laktationsnummer n %

2 274 36,44

3 299 39,76

4 106 14,1

5 51 6,78

6 14 1,86

7 4 0,53

8 2 0,27

9 2 0,27

Gesamt 752 100

Im Durchschnitt erkrankten die Tiere mit 5,37 ± 1,24 Jahren (von 3 bis 12 Jahren). 80 % aller Labmagenverlagerungen ereigneten sich innerhalb eines Monats nach der Abkalbung und insgesamt 90 % innerhalb von zwei Monaten post partum. Die durchschnittliche Milch-kg-Leistung pro Testtag betrug 25,04 ± 9,58 kg, für Fettmenge 1,05 ± 0,39 kg und für Eiweissmenge 0,85 ± 0,30 kg. Die durchschnittlichen Werte für Fett-% lagen bei 4,14 ± 1,11

%, für Eiweiss-% bei 3,35 ± 0,75 % und für den SCS bei 3,35 ± 1,68 (Tab. 37).

Tab. 37: Mittelwerte (x), Standardabweichungen (SD), Minima und Maxima der Milchleistungsmerkmale pro Testtag

n x SD Min Max

Milch-kg 14209 25,04 9,58 2,60 62,80 Fett-kg 14209 1,05 0,39 0,10 3,45

Eiweiss-kg 14209 0,85 0,30 0,12 2,13

Fett-% 14209 4,14 1,11 1,62 15,59

Eiweiss-% 14209 3,35 0,75 2,09 6,00

SCS 14209 3,35 1,68 -2,06 9,64

Die Auswertung hatte zum Ziel, den Milchleistungsverlust von Kühen infolge Labmagenverlagerung zu schätzen. Dazu wurden die Testtagsergebnisse von der Laktation vor der Labmagenverlagerung und der Laktation, in der die Labmagenverlagerung auftrat, verwendet. Die Milchleistungsergebnisse aus der Laktation, bevor die Labmagenverlagerung auftrat, dienten als Referenz für die Schätzung des Abfalls der Milchleistung im Zusammenhang mit der Labmagenverlagerung. In Methode 1 der Auswertung wurde die Tage-Milchleistung der einer Labmagenverlagerung vorausgehenden Laktation mit der 305-Tage-Leistung der auf eine Labmagenverlagerung folgenden Laktation verglichen. Diese Methode entspricht der in der Literatur am häufigsten durchgeführten Analyse der von einer Labmagenverlagerung verursachten Milchverluste. In Methode 2 wurde über den Effekt des Abstands des Testtags zum Zeitpunkt der Einlieferung in die Klinik der zeitliche Verlauf der Milchleistung in Abhängigkeit der Labmagenverlagerung geschätzt. Bei Leistungsabfall würden sich negative Schätzwerte für die Zeit um die Labmagenverlagerung ergeben. Hat die Labmagenverlagerung keine Auswirkungen auf die Milchleistung, würden sich für die einzelnen Faktorstufen des Effektes Abstand des Testtags zur Einlieferung in die Klinik ähnlich hohe Werte ergeben wie für die Referenzlaktation. Die Auswertungen wurden für die Merkmale Milch-kg, Fett-kg, Fett-%, Eiweiss-kg, Eiweiss-% und Somatic Cell Score (SCS) vorgenommen. Fett-kg und Eiweiss-kg ergaben sich aus der Multiplikation von Milch-kg und Fett-% bzw. Eiweiss-% pro Probegemelk für den Zeitraum der Laktation. Die somatische Zellzahl pro ml (SCC) wurde für die Auswertung zum Somatic Cell Score (SCS) mit der Formel SCS = (log2 (SCC / 105) + 3) transformiert.

Um den Effekt des Abstands des Testtags von der Labmagenverlagerung unverzerrt schätzen zu können, war es notwendig, alle weiteren systematischen Effekte auf die Milchleistung in das Modell aufzunehmen. Deshalb wurden zusätzlich die Einflüsse von Herkunftsregion (Landkreis), Abkalbemonat, Abkalbejahr, Laktationsnummer, Probemelkintervall, vorhergegangener Trächtigkeitsdauer, Kalbeverlauf, Vorkommen von Mehrlingsgeburten, Geschlecht des Kalbes, Abkalbealter, Tage in Milch und des Tieres simultan in der Prozedur MIXED von SAS, Version 8.2 (Statistical Analysis System Institute Inc., Cary, N. C., 2003) berücksichtigt.

Alle Landkreise mit unter 100 Beobachtungen wurden in einem Pseudolandkreis zusammengefasst. So verblieben 17 Landkreise und 1 Pseudolandkreis in der Auswertung.

Für diese Landkreise ergaben sich zwischen 118 und 3008 Beobachtungen.

Pro Abkalbemonat (Januar bis Dezember) konnten zwischen 727 und 1596 Beobachtungen ausgewertet werden.

Die Abkalbejahre 1994 und 1995 wurden zu einer Klasse zusammengefasst. Die Jahre von 1996 bis 2002 bildeten jeweils eine eigene Klasse. Die einzelnen Klassen repräsentierten zwischen 372 und 3450 Testtagsergebnisse.

Bei den Laktationsnummern wurden 5 Klassen unterschieden, wobei die ersten vier Laktationen jeweils einer Stufe entsprachen und alle höheren Laktationen einer weiteren. Die Anzahl der Beobachtungen pro Stufe lag zwischen 812 und 5449.

Das Probemelkintervall wurde in Monaten pro Jahr zusammengefasst. Die Intervalle begannen im Oktober 1994 und endeten im Dezember 2002. Insgesamt gab es 102 Probemelkintervalle mit 5 bis 381 Probegemelken.

Die vorangegangene Trächtigkeitsdauer wurde in 5 Klassen eingeteilt: unter 278 Tage, 278 - 282 Tage, 283 - 286 Tage, 286 Tage und „keine Angabe zur Trächtigkeitsdauer“. Die Anzahl der Beobachtungen pro Klasse lag zwischen 1093 und 4261.

Beim Kalbeverlauf wurden drei Faktorstufen unterschieden: 1: normaler Geburtsverlauf, 2:

Schwergeburt, d. h. manuelle Hilfe beim Auszug, Kaiserschnitt oder Fetotomie, 3: keine Angaben zum Geburtsverlauf. Die einzelnen Faktorstufen waren mit 473 bis 8371 Beobachtungen besetzt.

Das Geschlecht und die Anzahl der Kälber wurden in männlich (1), weiblich (2) und Mehrlinge (3) eingeteilt. In diesen einzelnen Gruppen waren zwischen 639 und 7455 Testtage vertreten.

Für das Abkalbealter wurden 4 Klassen berücksichtigt: Klasse 1: unter 40 Monate, Klasse 2:

40 – 47 Monate, Klasse 3: 48 – 58 Monate, Klasse 4: über 58 Monate. Die einzelnen Klassen waren mit 3298 bis 3903 Probegemelke besetzt.

Der Abstand zwischen Testtagsdatum und der Labmagenverlagerung wurde in 38 Klassen eingeteilt. Alle Testtage der einer Labmagenverlagerung vorausgehenden Laktation, soweit diese 50 Tage vor der Einstellung in die Klinik lagen, entsprachen einer Klasse. Der Mittelwert in den Milchleistungsmerkmalen dieser Klasse diente damit als Referenz für die Schätzung der Milchverluste. Dies waren 8446 Beobachtungen. Die Abstände von 50 Tagen vor bis zu 120 Tagen nach der Labmagenverlagerung wurden in Klassen zu je 5 Tagen aufgeteilt. Dies ergab 34 Klassen, die mit jeweils 13 bis 125 Beobachtungen besetzt waren.

Der restliche Laktationszeitraum wurde in drei Klassen zu je 61 Tagen (120 – 181, 182 – 243, 244 – 305 Tage) eingeteilt, womit bis zu 305 Tage nach einer Labmagenverlagerung berücksichtigt wurden. Diese Klassen waren mit 867 bis 1103 Beobachtungen repräsentiert.

Die Tage in Milch stellten die Differenz zwischen Abkalbedatum und Testtagsdatum dar und wurden als lineare, quadratische, logarithmische und logarithmisch-quadratische Kovariable im Modell berücksichtigt.

Für die Analyse des Verlustes an Milchleistung nach Methode 1 wurden die Laktationskurven für die Kühe vor und nach Labmagenverlagerung geschätzt und danach die Differenz über die 305-Tage-Leistung aufsummiert. Dazu wurde folgendes Modell verwendet:

Modell 10 für die Analyse des Milchleistungsverlustes infolge Labmagenverlagerung unter Berücksichtigung systematischer Effekte nach Methode 1:

yijklmnopqrstu = µ + LDKi + MONj + JAHRk + LAKl + PIm + TRDAn + KALBUNGo

+ KALBp + KAq + LMVLAKr + b1 TIM (LMVLAK)rs + b2 TIM2 (LMVLAK)rs + b3 ln (TIM (LMVLAK))rs + b4 (ln (TIM (LMVLAK)))2rs + tt + eijklmnopqrstu

yijklmnopqrstu = beobachtetes Merkmal für Milch-kg, Fett-kg, Eiweiss-kg, Fett-%, Eiweiss-% und den SCS des ijklmnopqrstu-ten Probegemelks

µ = Modellkonstante

LDKi = fixer Effekt des Landkreises (i = 1-18) MONj = fixer Effekt des Abkalbemonats (j = 1-12) JAHRk = fixer Effekt des Abkalbejahres (k = 1-8) LAKl = fixer Effekt der Laktationsnummer (l = 1-5) PIm = fixer Effekt des Probemelkintervalls (m = 1-102)

TRDAn = fixer Effekt der vorhergehenden Trächtigkeitsdauer (n = 1-5) KALBUNGo = fixer Effekt des Verlaufs der vorhergehenden Kalbung (o = 1-3) KALBp = fixer Effekt des Auftretens von männlichen oder weiblichen

Einlingskälbern oder Mehrlingsgeburten (p = 1-3) KAq = fixer Effekt des Abkalbealters (q = 1-4)

LMVLAKr = fixer Effekt der einer Labmagenverlagerung vorausgehenden bzw.

nachfolgenden Laktation (r = 1–2) b1- b4 = Regressionskoeffizienten

TIMs = Tage in Milch als lineare, quadratische, logarithmische und logarithmisch-quadrierte Kovariable

tt = zufälliger Effekt des Tieres (t = 1-752) eijklmnopqrstu = Resteffekte

Für die Auswertung des Verlaufs der Milchleistung in Abhängigkeit von dem Abstand zur Labmagenverlagerung wurde folgendes gemischtes Modell benutzt:

Modell 11 für die Analyse des Milchleistungsverlustes infolge Labmagenverlagerung unter Berücksichtigung systematischer Effekte nach Methode 2:

yijklmnopqrstu = µ + LDKi + MONj + JAHRk + LAKl + PIm + TRDAn + KALBUNGo

+ KALBp + KAq + ABSTr + b1 TIMs + b2 TIM2s + b3 ln (TIM)s + b4 (ln (TIM))2s + tt + eijklmnopqrstu

yijklmnopqrstu = beobachtetes Merkmal für Milch-kg, Fett-kg, Eiweiss-kg, Fett-%, Eiweiss-% und den SCS des ijklmnopqrstu-ten Probegemelks

ABSTr = fixer Effekt des Abstands zwischen Testtagsdatum und Einlieferungsdatum (r = 1–38)

eijklmnopqrstu = Resteffekte

Zur Auswertung der Auswirkung einer Labmagenverlagerung auf die Milchleistungsmerkmale wurden der Least-Square-Mittelwert (LS-Mittelwert) des Referenzzeitraums herangezogen und mit den LS-Mittelwerten der einzelnen Stufen des Effektes zwischen 50 Tage vor und 305 Tage nach der Klinikeinlieferung verglichen. Aus den aufsummierten Differenzen dieser Schätzwerte konnte der Gesamtverlust für die Milchmengenleistung geschätzt werden. Da jede einzelne Differenz ein Intervall von 5 bzw.

61 Tagen repräsentierte, erfolgte für die aufsummierte Differenz eine Multiplikation mit 5 bzw. 61. Für die Gehaltsmerkmale ließ sich entsprechend eine durchschnittliche Veränderung in Abhängigkeit der Labmagenverlagerung berechnen.

Das Modell wurde in zwei weiteren Auswertungen jeweils um einen Interaktionsterm ergänzt.

Bei dem ersten erweiterten Modell wurde die Interaktion zwischen der Art der Labmagenverlagerung und dem Abstand des Testtags zur Klinikeinlieferung als weiterer Effekt in das Modell mit aufgenommen. Die Art der Labmagenverlagerung wurde in Klasse 1:

linksseitige (4177 Beobachtungen) und Klasse 2: rechtsseitige oder sonstige Labmagenverlagerung (1586 Beobachtungen) eingeteilt. Für die Referenzlaktation wurde unabhängig von der Art der späteren Labmagenverlagerung nur ein Referenzwert verwendet.

Bei dem zweiten erweiterten Modell wurde die Interaktion des durchschnittlichen Leistungsniveaus der Tiere in der vorhergehenden Laktation mit dem Abstand des Testtags zur Klinikeinlieferung als Effekt berücksichtigt. Das Leistungsniveau wurde in drei Klassen nach der Milchmenge eingeteilt: Klasse 1: unter 22,6 kg, Klasse 2: 22,6 – 27,1 kg, Klasse 3:

über 27,1 kg. Die einzelnen Klassen waren mit 4683 bis 4791 Testtagsergebnissen besetzt.

3.4.3 Ergebnisse

Mit Methode 1 für die Analyse der Auswirkung der Labmagenverlagerung auf die Milchleistungsmerkmale wurde ein Milchverlust von 386 kg für die 305-Tage-Leistung geschätzt. Die Milchleistung erreichte nach ca. drei Monaten ungefähr wieder das Niveau der

Referenzlaktation, differierte aber bis zum Ende der Laktation um ca. 0,7 kg Milch (Abb. 16, 17).

Die Fett- und Eiweissmenge erreichten ebenfalls nach ca. drei Monaten nur annähernd wieder das Niveau der vorherigen Laktation. Die Differenzen in der restlichen Laktation zur Referenzlaktation betrugen 0,03 kg Fett und 0,02 kg Eiweiss. Insgesamt wurden in der von einer Labmagenverlagerung betroffenen Laktation 12,7 kg weniger Fett und 13,5 kg weniger Eiweiss von den Kühen produziert (Abb. 18 – 21). Die Differenz infolge der fehlenden Überlappung der Laktationskurven ab dem 4. Laktationsmonat machte bei der Milchmenge 185,6 kg, bei der Fettmenge 9,5 kg und bei der Eiweissmenge 7,3 kg aus. Würde diese Differenz nicht als Folge der Labmagenverlagerung angesehen, so würden die Verluste nur 200,4 kg Milch, 3,2 kg Fett und 7,3 kg Eiweiss betragen.

Die Schätzwerte für die Fett-%-Leistung bewegten sich deutlich über dem Referenzwert. Der größte Abstand war um Tag 50 der Laktation zu erkennen. Insgesamt lag der Fettgehalt der betroffenen Laktation 0,11 % über dem Wert der Referenzlaktation (Abb. 22, 23).

Die Werte für den Eiweissgehalt lagen in den ersten 50 Tagen nach der Abkalbung unterhalb der Referenzwerte und ab diesem Zeitpunkt dann oberhalb der Werte der vorherigen Laktation. Insgesamt lag der Eiweissgehalt der Laktation nach Labmagenverlagerung 0,02 % oberhalb des durchschnittlichen Eiweissgehalts der Laktation vor einer Labmagenverlagerung (Abb. 24, 25).

Der Somatic Cell Score (SCS) in der Laktation nach Labmagenverlagerung verlief immer oberhalb der Referenzwerte, wobei sich der Abstand zum Ende der Laktation hin ständig vergrößerte. Insgesamt ergab sich eine Differenz zu Gunsten der Laktation nach Labmagenverlagerung von 0,24 Einheiten des SCS (Abb. 26, 27).

Bei der Methode 2 erwies sich der Abstand zwischen Testtag und Labmagenverlagerung bei allen sechs Milchleistungsmerkmalen als signifikant (Tab. 38, 39).

Die Milch-kg-Leistung wurde bis auf Kalbeverlauf und Tage in Milch (logarithmisch) von allen übrigen überprüften Faktoren beeinflusst. Sie fiel ca. 20 Tage (Klasse –4) vor dem Erkrankungstag ab und war für den Zeitraum der Einlieferung in die Klinik mit 17 kg am geringsten. Ca. 55 Tage nach der Erkrankung näherte sich die Milchleistung wieder dem Niveau der Referenzlaktation (25,7 kg). Die Kühe erreichten aber bis zum Ende der Laktation nicht mehr das bisherige Niveau. Bereits 25 Tage vor Einlieferung in die Klinik war die

Milchmenge signifikant erniedrigt. Erst 40 Tage nach Einlieferung in die Klinik war der Milchverlust nicht mehr signifikant. Über die Laktation betrug er 410 kg (Abb. 28).

Für die Fett-kg-Leistung konnten bis auf das Abkalbealter bei allen Effekten signifikante Zusammenhänge gefunden werden. Die Fettmenge fiel ab dem 10. Tag (Klasse –2) vor der Labmagenverlagerung deutlich ab und sank in der Klasse 0 mit 0,67 kg auf ihr Minimum.

Nach 25 Tagen erreichte sie dann ungefähr wieder das Niveau des Referenzwertes (1,06 kg), blieb jedoch stets unter ihm. Der signifikante Rückgang der Fettmenge begann 20 Tage vor Einlieferung in die Klinik und dauerte danach gut 40 Tage an. Insgesamt wurden innerhalb dieses Zeitraums 8,6 kg weniger Fett von den Kühen produziert (Abb. 29).

Der Kalbeverlauf, das Geschlecht und die Anzahl der Kälber sowie die Tage in Milch (logarithmisch, logarithmisch-quadriert) hatten keinen signifikanten Einfluss auf die Eiweiss-kg-Leistung. Die Eiweissmenge sank schon 25 Tage (Klasse -5) vor der Erkrankung deutlich ab. Fünf Tage vor bis fünf Tage nach der Klinikeinlieferung lag sie mit 0,6 kg am niedrigsten.

Bis zur Klasse 12 (65 Tage) steigerte sie sich wieder kontinuierlich bis in die Nähe des Referenzwertes (0,87 kg), was einen Gesamtverlust von 17,4 kg Eiweiss zur Folge hatte (Abb.

30).

Beim Fettgehalt (Fett-%) der Milch konnte ein signifikanter Einfluss der Effekte Abkalbemonat, Abkalbejahr, Laktationsnummer, Probemelkintervall, Trächtigkeitsdauer, Abkalbealter, Abstand Probemelkintervall und Tage in Milch nachgewiesen werden. Die Schätzwerte für die Fett-%-Leistung in Bezug zu dem Abstand des Testtags zur Labmagenverlagerung bewegten sich meist deutlich über den Referenzwert. Nur 0 bis 10 Tage nach der Erkrankung lagen die Werte mit 3,40 – 3,95 % unter dem Referenzwert von 4,22 % (Abb. 31).

Als signifikanter Einfluss für den Eiweissgehalt (Eiweiss-%) erwiesen sich das Abkalbejahr, das Probemelkintervall, das Geschlecht und die Anzahl der Kälber, das Abkalbealter, der Abstand zum Probemelkintervall und die Tage in Milch. Die Werte für Eiweiss-% fielen 25 Tage vor der Klinikeinstellung deutlich ab und zeigten in Klasse 0 mit 2,87 % den niedrigsten Wert. 35 Tage nach der Labmagenverlagerung wurde das Referenzniveau von 3,41 % wieder erreicht, und ab diesem Zeitraum lag der Eiweissgehalt über dem Referenzwert (Abb. 32).

Bei dem Somatic Cell Score (SCS) bestanden signifikante Zusammenhänge für die ausgewerteten Einflüsse, außer beim Landkreis, dem Kalbeverlauf und den Tagen in Milch

(logarithmisch). Der Verlauf des SCS in Abhängigkeit zum Abstand der Labmagenverlagerung ergab ein sehr uneinheitliches Bild. Im Bereich 5 Tage (Klasse –1) vor der Labmagenverlagerung erreichte der SCS mit 4,08 den höchsten Wert. 20 Tage nach der Labmagenverlagerung war der SCS dem Referenzwert (3,55) ähnlich und in der folgenden Zeit lag der SCS meist oberhalb des Referenzwertes (Abb. 33).

Im ersten erweiterten Modell konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen den Milchleistungsmerkmalen und der Art der Labmagenverlagerung gefunden werden. Auch beim Vergleich des Referenzwertes mit der Milchleistung zum Zeitpunkt des stärksten Leistungsabfalls ergaben sich mit Ausnahme von Fett-% keine signifikanten Differenzen. Bei einer linksseitigen Labmagenverlagerung war der Milch-kg-Abfall um 0,58 kg höher als bei den rechtsseitigen oder sonstigen Labmagenverlagerungen, bei der Fettmenge um 0,08 kg niedriger und bei der Eiweissmenge nahezu identisch. Der Fettgehalt ging bei linksseitiger Labmagenverlagerung um 0,43 % stärker zurück als bei der rechtsseitigen oder den sonstigen Labmagenverlagerungen, beim Eiweissgehalt um 0,17 % stärker und beim SCS um 0,21 weniger zurück (Tab. 40).

Beim zweiten erweiterten Modell konnte für alle Milchleistungsmerkmale eine signifikante Verringerung der Milchleistung gegenüber der Referenzlaktation gefunden werden. Sowohl für Milch- als auch für Fett- und Eiweiss-kg sowie Eiweiss-% bestand der stärkste Leistungsabfall in der Klasse 3, also den Kühen mit der höchsten Leistung in der Referenzlaktation. Tiere mit mittleren Leistungen in der vorherigen Laktation (Klasse 2) zeigten die geringste Differenz zwischen Referenzwert und dem Wert des maximalen Rückgangs der Leistung. Beim Fettgehalt war die Differenz zwischen Referenzwert und dem Wert zum Zeitpunkt der Klinikeinlieferung für die Kühe mit der geringsten Referenzleistung (Klasse 1) am höchsten (1,24 %) gefolgt von den Tieren der Klasse 3 (0,85 %) und Klasse 2 (0,32 %). Für den SCS zeigte sich für die Kühe in der Klasse 1 und 3 eine ähnlich geringe Zunahme (0,20 bzw. 0,23) aber für Klasse 2 einen starken Anstieg des Wertes (0,52) im Vergleich zum Referenzwert (Tab. 41).

Ein Vergleich der Ergebnisse von Methode 1 und 2 ergab eine Differenz für die Milchmengenleistung von 24 kg. Dies entspricht einer Unterschätzung von 6,2 % durch die Methode 1. Dagegen wurden die Verluste in der Fettmenge durch Methode 2 um 32,3 %

unterschätzt, während für die Eiweissmenge die Verluste durch Methode 1 um 28,9 % unterschätzt wurden.

Tab. 38: Signifikanz der systematischen Einflussfaktoren auf die Milchleistungsmerkmale

Einflussfaktoren Milch-kg Fett-kg

Eiweiss-kg Fett-%

Eiweiss-% SCS

Landkreis * * *** n.s. + n.s.

Abkalbemonat *** *** *** n.s. * ***

Abkalbejahr *** *** *** *** *** *

Laktationsnummer * *** * * *** *

Probemelkintervall *** *** *** *** *** *

Trächtigkeitsdauer *** *** *** * n.s. ***

Kalbeverlauf n.s. * n.s. n.s. n.s. n.s.

Geschlecht und Anzahl Kälber * * + n.s. * ***

Abkalbealter * n.s. * * *** +

Abstand Testtag zur LMV *** *** *** *** * *

Tage in Milch linear *** *** * *** *** ***

Tage in Milch quadratisch * *** *** *** *** ***

Tage in Milch logarithmisch n.s. *** n.s. *** *** n.s.

Tage in Milch

logarithmisch-quadratisch * *** n.s. *** *** *

ATL*ALMV n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s.

ATL*LN *** *** *** *** * ***

n.s.: p > 0,10; *: p ≤ 0,05; **: p ≤ 0,01; ***: p ≤ 0,001; +: p ≤ 0,10.

LMV: Labmagenverlagerung, ATL: Abstand Testtag zur Labmagenverlagerung, ALMV: Art der Labmagenverlagerung, LN: Leistungsniveau der Kühe in der Referenzlaktation.

Tab. 39: Varianzen für den Tiereffekt (σt2), sowie Residual- (σe2) und Gesamtvarianzen (σp2) der Milchleistungsmerkmale

Milchleistungsmerkmal σt2 σe2 σp2

Milch-kg 20,0244 29,9229 49,9473

Fett-kg 0,03419 0,06489 0,09908

Eiweiss-kg 0,02101 0,03611 0,05712

Fett-% 0,24180 0,86900 1,11080

Eiweiss-% 0,04581 0,43550 0,48131

SCS 0,93170 1,57420 2,50590

Tab. 40: LS-Mittelwerte für die Minimalwerte der Milchleistung von Kühen infolge einer linksseitigen oder rechtsseitigen Labmagenverlagerung

Labmagenverlagerung Milchleistungsmerkmal

linksseitig rechtsseitig P*

Milch-kg 17,17 16,59 0,651

Fett-kg 0,65 0,73 0,159

Eiweiss-kg 0,59 0,59 0,979

Fett-% 3,25 3,68 0,045

Eiweiss-% 2,81 2,98 0,261

SCS 3,96 3,75 0,533

*: Irrtumswahrscheinlichkeit für die Differenz der beiden angegebenen Minima für die Milchleistungsmerkmale.

Tab. 41: LS-Mittelwerte für die Minimalwerte der Milchleistung von Kühen infolge einer Labmagenverlagerung in Abhängigkeit der Leistungshöhe (Milch-kg) in der vorhergehenden Laktation

Milchleistungs-merkmal <22,6 kg 22,6-27,1 kg >27,1 kg

Max. Rückgang 12,14 19,41 18,60

Referenzwert 19,89 24,70 29,99

Milch-kg

P <0,001 <0,001 <0,001

Max. Rückgang 0,44 0,82 0,74

Referenzwert 0,86 1,03 1,22

Fett-kg

P <0,001 <0,001 <0,001

Max. Rückgang 0,45 0,69 0,61

Referenzwert 0,68 0,84 1,01

Eiweiss-kg

P <0,001 <0,001 <0,001

Max. Rückgang 2,96 3,89 3,40

Referenzwert 4,20 4,21 4,25

Fett-%

P <0,001 0,098 <0,001

Max. Rückgang 2,73 3,21 2,70

Referenzwert 3,35 3,40 3,45

Eiweiss-%

P <0,001 0,157 <0,001

Max. Rückgang 4,03 4,09 3,63

Referenzwert 3,83 3,57 3,40

SCS

P 0,495 0,088 0,391

Abb. 16: Verlauf der Milch-kg-Leistung in der 305-Tage-Laktation vor und nach Labmagenverlagerung

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0

0 50 100 150 200 250 300

Tage in Milch

Milch-kg pro Tag

Laktation vor LMV Laktation mit LMV

Abb. 17: Verlauf der Differenz der Milch-kg-Leistung in der 305-Tage-Laktation vor und nach Labmagenverlagerung

-6 -5 -4 -3 -2 -1 0

0 50 100 150 200 250 300

Tage in Milch

Milch-kg pro Tag

Abb. 18: Verlauf der Fett-kg-Leistung in der 305-Tage-Laktation vor und

nach Labmagenverlagerung

0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6

0 50 100 150 200 250 300

Tage in Milch

Fett-kg pro Tag

Laktation vor LMV Laktation mit LMV

Abb. 19: Verlauf der Differenz der Fett-kg-Leistung in der 305-Tage-Laktation vor und

nach Labmagenverlagerung

-0,2 -0,1 0,0

0 50 100 150 200 250 300

Tage in Milch

Fett-kg pro Tag

Abb. 20: Verlauf der Eiweiss-kg-Leistung in der 305-Tage-Laktation vor und nach Labmagenverlagerung

0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2

0 50 100 150 200 250 300

Tage in Milch

Eiweiss-kg pro Tag

Laktation vor LMV Laktation mit LMV

Abb. 21: Verlauf der Differenz der Eiweiss-kg-Leistung in der 305-Tage-Laktation vor und nach Labmagenverlagerung

-0,3 -0,2 -0,1 0,0

0 50 100 150 200 250 300

Tage in Milch

Eiweiss-kg pro Tag

Abb. 22: Verlauf des Fettgehalts in der 305-Tage-Laktation vor und nach Labmagenverlagerung

3,00 3,25 3,50 3,75 4,00 4,25 4,50 4,75 5,00

0 50 100 150 200 250 300

Tage in Milch

Fett-%

Laktation vor LMV Laktation mit LMV

Abb. 23: Verlauf der Differenz des Fettgehalts in der 305-Tage-Laktation vor und nach Labmagenverlagerung

0,0 0,1 0,2

0 50 100 150 200 250 300

Tage in Milch

Fett-%

Abb. 24: Verlauf des Eiweissgehalts in der 305-Tage-Laktation vor und nach Labmagenverlagerung

2,00 2,25 2,50 2,75 3,00 3,25 3,50 3,75 4,00

0 50 100 150 200 250 300

Tage in Milch

Eiweiss-%

Laktation vor LMV Laktation mit LMV

Abb. 25: Verlauf der Differenz des Eiweissgehalts in der 305-Tage-Laktation vor und nach Labmagenverlagerung

-0,40 -0,30 -0,20 -0,10 0,00 0,10

0 50 100 150 200 250 300

Tage in Milch

Eiweiss-%

Abb. 26: Verlauf des SCS in der 305-Tage-Laktation vor und nach Labmagenverlagerung

2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0

0 50 100 150 200 250 300

Tage in Milch

SCS

Laktation vor LMV Laktation mit LMV

Abb. 27: Verlauf der Differenz des SCS in der 305-Tage-Laktation vor und nach Labmagenverlagerung

0,00 0,25 0,50 0,75 1,00

0 50 100 150 200 250 300

Tage in Milch

SCS

Abb. 28: Verlauf der Milch-kg-Leistung in Abhängigkeit des Abstands des Testtags zur Labmagenverlagerung

15 17 19 21 23 25 27 29

-10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22

4-6 Mo n 8-10 M

on

Abstand des Testtags zur LMV in 5-Tagesintervallen bzw. Monaten

Milch-kg

Referenzwert Laktation mit LMV

Abb. 29: Verlauf der Fett-kg-Leistung in Abhängigkeit des Abstands des Testtag zur Abstand des Testtags zur LMV in 5-Tagesintervallen bzw. Monaten

Abb. 29: Verlauf der Fett-kg-Leistung in Abhängigkeit des Abstands des Testtag zur Abstand des Testtags zur LMV in 5-Tagesintervallen bzw. Monaten

Im Dokument Labmagenverlagerung beim Rind (Seite 111-141)