• Keine Ergebnisse gefunden

Eitrige Klauengelenksentzündung beim Rind

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Eitrige Klauengelenksentzündung beim Rind"

Copied!
249
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Eitrige Klauengelenksentzündung beim Rind: Vergleich des Hei- lungsverlaufes nach Klauengelenksresektion mit plantarem Zugang

und nach hoher Klauenamputation

I N A U G U R A L – D I S S E R T A T I O N

zur Erlangung des Grades einer Doktorin der Veterinärmedizin

(Dr. med. vet.)

durch die Tierärztliche Hochschule Hannover

Vorgelegt von M a i k e H e p p e l m a n n

aus Hannover

Hannover 2004

(2)

Wissenschaftliche Betreuung: Univ.–Prof. Dr. J. Rehage

1. Gutachter: Univ.–Prof. Dr. J. Rehage 2. Gutachter: Univ.–Prof. Dr. H. Waibl

Tag der mündlichen Prüfung: 18.11.2004

(3)

Meiner Familie

(4)
(5)

2. LITERATURÜBERSICHT 14 2.1. Wirtschaftliche Bedeutung von Klauenerkrankungen 14

2.2. Anatomie der Rinderzehe 15

2.2.1. Allgemeiner Aufbau 15

2.2.2. Knochen 15

2.2.3. Zehengelenke und Bänder des distalen Sesambeines 16

2.2.4. Muskeln und Sehnen 17

2.2.5. Sehnenscheiden 20

2.2.5.1. Sehnenscheiden der Strecksehnen 20

2.2.5.2. Sehnenscheiden der Beugesehnen – Fesselbeugesehnenscheide 20

2.2.6. Hautaufbau im Bereich der Klaue 23

2.3. Spezielle Untersuchung des Bewegungsapparates –

Diagnostik an der Zehe des Rindes 24

2.3.1. Klinische Untersuchung 24

2.3.2. Punktion des Klauengelenkes 25

2.3.2.1. Technik der Punktion 25

2.3.2.2. Eigenschaften der Synovia 26

2.3.3. Röntgenologische Untersuchung 28

2.3.3.1. Technik der röntgenologischen Untersuchung 28 2.3.3.2. Alters– und haltungsbedingte Veränderungen der Knochenstruktu-

ren 28 2.3.3.3. Röntgenologische Veränderungen im Zusammenhang mit einer

Arthritis 29

2.3.4. Sonographische Untersuchung 31

2.3.4.1. Bedeutung der sonographischen Untersuchung am Bewegungs-

apparat 31 2.3.4.2. Technik der sonographischen Untersuchung im B – Mode 31

(6)

Zehe des Rindes 36 2.5. Chirurgische Therapie der Klauengelenksentzündung 37

2.5.1. Klauenamputation 37

2.5.1.1. Methodik der Klauenamputation 37

2.5.1.2. Ergebnisse nach Klauenamputation 43

2.5.2. Klauengelenksresektion 47

2.5.2.1. Methodik der Klauengelenksresektion 47

2.5.2.2. Ergebnisse nach Klauengelenksresektion 51

3. EIGENE UNTERSUCHUNGEN 57

3.1. Material und Methode 57

3.1.1. Patientenmaterial 57

3.1.2. Maßnahmen bis zur operativen Behandlung 57

3.1.2.1. Allgemeine Untersuchung 58

3.1.2.2. Spezielle Untersuchung des Bewegungsapparates 60 3.1.2.2.1. Untersuchung im Stand und in der Bewegung 60

3.1.2.2.2. Untersuchung am liegenden Tier 60

3.1.2.3. Aufnahme in die Studie 60

3.1.2.4. Röntgenologische Untersuchung 61

3.1.2.5. Sonographische Untersuchung 62

3.1.3. Präoperative Diagnose und Einteilung der Patienten zu einer Ope-

rationsart 64

3.1.4. Operationstechnik und postoperative Behandlung 64

3.1.4.1. Anästhesie der Zehe 64

3.1.4.2. Punktion des Klauengelenkes 65

3.1.4.3. Hohe Klauenamputation 65

3.1.4.4. Klauengelenksresektion mit plantarem Zugang 70 3.1.5. Erhebung von Befunden während der Operation 72

(7)

3.1.7.2. Besuch des Bestandes und Abschluss der Studie 76

3.1.8. Statistische Auswertung 76

3.2. Ergebnisse 79

3.2.1. Alters– und Laktationsverteilung bei den Tieren der Studie 79

3.2.2. Rasse, Geschlecht und Nutzungsrichtung 80

3.2.3. Graviditätsstadium und Dauer der Erkrankung 80 3.2.4. Größe, Leistung und Aufstallungsform der Herkunftsbetriebe 83 3.2.5. Lokalisation der Klauengelenksentzündung 85

3.2.6. Ursachen der Klauengelenksentzündung 85

3.2.7. Vollständige Diagnose 86

3.2.8. Defekte der Klauen der Gegengliedmaße und der Vordergliedma-

ßen vor dem chirurgischen Eingriff 88

3.2.9. Klauenhornqualität vor dem chirurgischen Eingriff 89 3.2.10. Erkrankungen der Gliedmaßen außerhalb der Klauen vor dem chi-

rurgischen Eingriff 90

3.2.11. Verlauf des operativen Eingriffes 90

3.2.12. Heilungsverlauf post operationem 92

3.2.12.1. Befunde bei komplikationslosem postoperativem Heilungsverlauf 92 3.2.12.2. Befunde bei postoperativen Komplikationen 104

3.2.13. Klauenerkrankungen post operationem 110

3.2.13.1. Verlauf von Klauenerkrankungen, welche bereits zum Zeitpunkt

der Operation bestanden 110

3.2.13.2. Erneute Klauenerkrankungen post operationem 110 3.2.14. Kippklauenbildung post operationem bei Tieren nach Klauenge-

lenksresektion 120 3.2.15. Anzahl der Verbandswechsel post operationem 123

3.2.16. Lahmheitsverlauf post operationem 125

3.2.17. Milchleistung post operationem 127

(8)

4. DISKUSSION 141

4.1. Eigenschaften des Patientengutes 141

4.1.1. Alter, Rasse, Reproduktionsstatus und Herkunftsbetriebe 141

4.1.2. Dauer und Art der Erkrankung 143

4.1.3. Klauenhornqualität und zusätzliche Klauenerkrankungen vor dem

chirurgischen Eingriff 144

4.2. Methodik 144

4.3. Postoperative Ergebnisse 145

4.3.1. Postoperative Wundheilung 145

4.3.2. Postoperative Komplikationen 146

4.3.3. Erneute Klauenerkrankungen post operationem 150 4.3.4. Kippklauenbildung und Ankylose des Klauengelenkes post opera-

tionem 152 4.3.5. Anzahl der Verbandswechsel post operationem 155

4.3.6. Lahmheitsverlauf post operationem 156

4.3.7. Milchleistung post operationem 156

4.3.8. Abkalbungen post operationem 157

4.3.9. Verbleib der Tiere post operationem 158

4.4 Zusammenfassende Schlüsse 163

5. ZUSAMMENFASSUNG 166

6. SUMMARY 169

7. LITERATURVERZEICHNIS 171

(9)

ANHANG B 241

(10)

Abb. Abbildung Art. Articulatio betr. betroffene BGS Beugesehne bspw. bespielsweise bzw. beziehungsweise circ. circumscripta cm Zentimeter Derm. Dermatitis d. h. das heißt

diff. diffusa dig. digitalis et al. et alii

evtl. eventuell exkl. exklusive FB Fesselbein

FBGSS Fesselbeugesehnenscheide For. Foramen

ggf. gegebenenfalls ggr. geringgradig hgr. hochgradig interd. interdigitalis J. Jahre k. A. keine Angaben

kg Kilogramm KG Klauengelenk KLB Klauenbein KRB Kronbein lat. lateral lfd. laufende M. Musculus med. medial Min. Minuten

Mon. Monate necr. necroticans

(11)

Ph Phalanx Phlegm. Phlegmona

Pod. Pododermatitis Proc. Processus prof. profunda pur. purulenta Q5 5 % Quantil

Q95 95 % Quantil u. und

SB Sesambein sol. solearis superf. superficialis Tab. Tabelle Tg. Tage Tub. Tuberculum US Untersuchung vs. versus

VW Verbandswechsel

~x

0,5 Medianwert z. B. zum Beispiel

(12)

1. EINLEITUNG

Unter den krankheitsbedingten Abgangsursachen stehen nach den Fruchtbarkeits- störungen die Erkrankungen des Bewegungsapparates an führender Stelle. Hier do- minieren Veränderungen im Zehen– und Klauenbereich und dies unabhängig von der Rasse, der Verwendung und der Aufstallung des Tieres. Neben den direkten Ver- lusten durch die Abschaffung erkrankter Tiere sind indirekt bedingte Ertragseinbußen wie z. B. Verringerung der Milchleistung von großer Bedeutung (WEAVER 1983;

STANEK 1987). Vor allem komplizierte Klauenerkrankungen, die einer langwierigen Behandlung bedürfen, bedeuten enorme finanzielle Einbußen für den Landwirt. Die derzeit vorhandenen chirurgischen Behandlungsmethoden solcher Fälle werden in ihrer Durchführbarkeit nicht in jedem Fall den Anforderungen der allgemeinen Rin- derpraxis gerecht. Sicher ist diese Tatsache mit ein Grund für die mangelnde Akzep- tanz durch Tierärzte und auch Landwirte.

Eitrige Arthritiden des Klauengelenkes entstehen zumeist im Verlauf von solchen komplizierten Klauenerkrankungen, seltener infolge perforierender Verletzungen. Vor allem Entzündungen der Lederhaut im Sohlen- und Wandbereich und tiefe Zwi- schenklauennekrosen neigen mit zunehmender Dauer und ohne fachgemäße Be- handlung zu perforieren, tiefere Strukturen in Mitleidenschaft zu ziehen (tiefe Beuge- sehne, Beugesehnenscheide, Bursa podotrochlearis, Klauen–, Kron– und Sesam- bein) und infolgedessen auf das Klauengelenk überzugehen. In derartigen Fällen ist ein chirurgisches Vorgehen notwendig. Die Klauenamputation ist ein relativ unkom- plizierter Eingriff mit breiter Indikation. Die Tiere erreichen nach kurzer Rekonvales- zens wieder ein akzeptables Leistungsniveau (MERKENS 1977; FUNK 1976; BAX- TER et al. 1991; JEONG 1993; FERGUSON 1997). In früheren Untersuchungen war die Nutzungsdauer nach klauenerhaltenden Eingriffen länger als nach Klauen- amputationen. Direkte klinische Vergleiche zwischen beiden Operationsmethoden liegen nur in der Arbeit von MERKENS (1977) vor. Ansonsten werden nur Vergleiche zwischen klinischen Studien und Literaturangaben gezogen (FUNK 1976; NUSS 1988). Gerade in modernen Haltungssystemen, in welchen der Bewegungsapparat und besonders die Klauen hohen Anforderungen unterliegen, könnte die fehlende

(13)

Klaue von Nachteil sein. Mit der Sesambeinresektion steht eine teilchirurgische Maßnahme zur Verfügung, bei welcher die Klaue erhalten bleibt (ASSMUS 1964;

SCHERLE 1970; FRITSCH u. HÄNICHEN 1974). Für diesen Eingriff ist die Indikation sehr schmal bzw. der diagnostische und therapeutische Aufwand sehr hoch. Die Klauengelenksresektion soll in der Indikation der Klauenamputation näher kommen.

Die angestrebte Ankylosierung des Klauengelenks soll Stabilität bringen und einer Kippklauenbildung entgegenwirken (FUNK 1976; NUSS 1988; DESROCHERS et al.

1995).

Ziel dieser Arbeit war es daher, die Klauenamputation und die Klauengelenksresekti- on, als klauenerhaltene Maßnahme, direkt in einer randomisierten, prospektiven Stu- die an Tieren mit identischer Indikationsspanne zu vergleichen.

(14)

2. LITERATURÜBERSICHT

2.1. Wirtschaftliche Bedeutung von Klauenerkrankungen

Der Anteil lahmer Tiere in verschiedenen kontrollierten Milchviehpopulationen lag zwischen 6 und 25 % (FRITSCH 1966; ARKINS 1981; WHITAKER et al. 1983;

HARRIS et al. 1988). Aus tierärztlichen Praxen wurden Lahmheitshäufigkeiten von 4,7 bis 30 % angegeben, der Anteil von Klauenerkrankungen als Lahmheitsursache lag hier bei 80 bis 90 % (PRENTICE u. NEAL 1972; EDDY u. SCOTT 1980;

RUSSELL et al. 1982). In Tierkliniken schwankte der Anteil von Tieren mit Klauener- krankungen 19,1 % und 33,8 % bzw. Tieren mit Gliedmaßenerkrankungen 60,5 % (OTTO 1965; MIETH u. RITTER 1968; DIETZ et al. 1968).

WEAVER (1983) ordnete Klauenkrankheiten als drittgrößte Ursache für finanzielle Verluste nach Euterentzündungen und Unfruchtbarkeit ein. Er gab fünf Faktoren an, die bei Lahmheit finanzielle Verluste hervorrufen: Abgänge, verminderte Fruchtbar- keit, verminderte Milchleistung, Verlust an Körpergewicht, und Behandlungskosten.

Die verminderte Milchleistung zeigte sich laut TRANTER (1991, 1993) sowohl in ver- ringerter Laktationsleistung als auch in einem verringertem Milchfett– und Milchei- weißanteil. Die herabgesetzte Fruchtbarkeit zeigte sich bei lahmen Tieren im Ver- gleich zu gesunden Kühen der gleichen Herde in einem verlängerten Intervall zwi- schen Kalbung und erster Besamung, sowie Kalbung und Befruchtung (LUCEY et.

al. 1986; COLLICK et. al. 1989). HASSALL et. al. (1993) beobachteten, dass lahme Tiere den Melkstand später betreten, unruhiger während des Melkens sind, längere Zeit auf der Weide liegen und kürzere Perioden grasen als gesunde Kühe. Sie schlossen daraus, dass Lahmheit ernstzunehmende Effekte auf das Wohlbefinden und die Produktivität hat. Als Abgangsursachen werden die Klauen- und Gliedma- ßenerkrankungen hinter den Fruchtbarkeitsstörungen und den Euterkrankheiten mit 3 bis 8 % an dritter Stelle der krankheitsbedingten Abgänge eingeordnet (AID 1980;

THIEL 1980; MARTIN et al. 1982; FREY u. BERCHTOLD 1983; MERKT et al. 1985).

(15)

2.2. Anatomie der Rinderzehe

2.2.1. Allgemeiner Aufbau

Die Gliedmaßenstrahlen sind bei dem Zehenspitzengänger Rind auf den 3. und 4.

Strahl als voll ausgebildete Hauptzehen reduziert. Das Skelett der Zehe (Acropodi- um) setzt sich aus drei durch Gelenke miteinander in Verbindung stehenden Gliedern zusammen. Das Fesselbein (Phalanx I; Ph I) ist mit dem Os metacarpale durch das Fesselgelenk, das Fesselbein mit dem Kronbein (Ph II) durch das Krongelenk und das Kronbein mit dem Klauenbein (Ph III) durch das Klauengelenk verbunden. Die rudimentären Afterklauen (2. und 5. Strahl) sind ohne Skelettverbindung entwickelt (NICKEL et al. 1992).

Im Folgenden soll hier nur die Anatomie der Hinterzehe abgehandelt werden.

2.2.2. Knochen

Die drei Phalangen der Zehe sind von unilateral symmetrischer Form. Am Fesselge- lenk sind paarige proximale Sesambeine und am Klauengelenk ein distales Sesam- bein ausgebildet.

Die Fesselbeine (Abb. 1, B) sind dreiseitige, kurzzylindrische Knochen mit einer Plantar- und zwei Seitenflächen, die durch den abgerundeten Dorsalrand in Verbin- dung stehen. Die proximale Gelenkfläche (Fovea articularis) wird durch eine Rinne in zwei Flächen geteilt, wobei die axiale kleiner ist und weiter distal liegt. An die Fovea articularis schließen sich plantar die Gelenkflächen für die Sesambeine an. Lateral und medial von diesen Gelenkflächen befinden sich die proximalen Bandhöcker, die nach plantar herausragen. Die distale Gelenkwalze hat die Form eines Sattels, der schräg gestellt ist, so dass die axiale Fläche weiter distal zu liegen kommt. Axial und abaxial der Walze sind flache Bandgruben ausgebildet. Die paarigen, proximalen Sesambeine (Abb. 1, C) liegen mit ihrer Basis dem Fesselbein plantar an. Die abaxi- alen weisen eine Rinne an ihrer Außenfläche auf.

(16)

Die Kronbeine (Abb. 1, D) sind ebenfalls dreiseitig mit einem schmalen dorsalen Rand. Die proximale Fovea articularis ist durch einen Sagittalkamm, der plantar in einem freien Fortsatz endet, unterteilt. Dorsal am Gelenkrand liegt der Kronbeinfort- satz (Proc. extensorius), plantar die Kronbeinlehne (Tuberositas flexoria) und lateral und medial nach plantar herausragend die beiden proximalen Bandhöcker. Die dista- le Gelenkrolle ist sattelförmig. Sie reicht plantar und dorsal weit nach proximal.

Die Klauenbeine (Abb. 1, E) haben die Form einer dreiseitigen Pyramide, deren Spit- zen einander leicht zugeneigt sind. Es wird eine Wand-, eine Sohlen- und eine Ge- lenkfläche unterschieden. Der Kronrand (Margo coronalis), der nach proximal zum Streckfortsatz (Proc. extensorius) ausgezogen ist, wird von Wand- und Gelenkfläche geformt. Der Sohlenrand (Margo solearis) wird von der Wand- und der Sohlenfläche gebildet. Die Wandfläche (Facies parietalis) teilt sich in die gewölbte abaxiale Außen- fläche und in die schwach ausgehöhlte, axiale Zwischenklauenspaltfläche. Sie treffen sich in dem abgerundeten Dorsalrand. Auf der Wandfläche ist beiderseits eine Wandrinne (Sulcus parietalis) ausgebildet, die plantar am Wandloch (For. abaxiale) endet. Unter den weiteren Löchern in der Wandfläche, die als Öffnungen des Blutge- fäßsystems im Knocheninnern dienen, ist noch das proximodorsal an der Klauen- spaltfläche gelegene For. axiale hervorzuheben. Die Sohlenfläche (Facies solearis) steigt gegen den Zwischenklauenspalt hin auf, plantar ist sie zum Tub. flexorium ausgezogen. Die Gelenkfläche (Facies articularis) ist der distalen Gelenkwalze des Kronbeins entsprechend geformt. Plantar schließt sich eine schmale Facette für das distale Sesambein an. Das distale Sesambein (Abb. 1, F) ist platt und oval. Sowohl die konkave Gelenkfläche, als auch die konvexe Plantarfläche sind mit einem Sagit- talkamm ausgestattet (ZIETZSCHMANN 1974; NICKEL et. al. 1992).

2.2.3. Zehengelenke und Bänder des distalen Sesambeines

Das Fesselgelenk (Art. metatarsophalangea) ist ein Scharniergelenk, das als Wech- selgelenk funktioniert (Abb. 1, a). Es wird aus der distalen Gelenkwalze des Os me- tatarsale, der proximalen Gelenkfläche des Fesselbeines und dem proximalen Se- sambeinpaar gebildet. Die Gelenkkapsel bildet eine dorsale und eine plantare Aus- buchtung. Der Recessus dorsalis reicht ca. 5 cm weit am Os metatarsale nach pro-

(17)

ximal und seitlich bis an die abaxialen Seitenbänder heran. Plantar zieht der Reces- sus 7–8 cm entlang des Os metatarsale nach proximal. Die Gelenkkapseln beider Fesselgelenke stehen im Zwischenklauenspalt plantar des Lig. collaterale axiale und proximal des Interdigitalschenkel des M. interosseus in weit offener Verbindung.

Das Krongelenk (Art. interphalangea proximalis) ist ein Sattelgelenk und wird von der distalen Gelenkwalze des Fesselbeines und der proximalen Gelenkgrube des Kron- beines gebildet (Abb. 1, b). An der Dorsalfläche reicht der Recessus nur geringfügig nach proximal, während er sich distal entlang des Kronbeines bis in die Nachbar- schaft des Klauengelenksrecessus erstreckt. An den Seitenflächen der Zehe ziehen die Ausbuchtungen proximal bis über die Mitte des Fesselbeines hinauf. Der Reces- sus plantaris liegt unter den Beugesehnen und ist kaum ausgebildet.

Das Klauengelenk (Art. interphalangea distalis) ist ein Sattelgelenk. Es wird aus der distalen Gelenkwalze des Kronbeines, der Gelenkgrube des Klauenbeines und der Gelenkfläche des distalen Sesambeines gebildet (Abb. 1, c). Die dorsale Ausbuch- tung der Gelenkkapsel zieht proximal am Kronbein bis in die Nähe des dorsalen Re- cessus des Krongelenkes. Plantar reicht der Rezessus entlang des Kronbeines bis zur Kronbeinlehne (NICKEL et al. 1992; BERG 1995).

Im Folgenden soll genauer auf die Bänder des distalen Sesambeines eingegangen werden. Auf der abaxialen Seite der Klaue zieht das zweischenkelige Kronbein- Sesambeinband sowohl vom proximalen als auch vom mittleren Anteil des Kronbei- nes zum proximalen, abaxialen Rand des Sesambeines. Distal abaxial verläuft das Sesambein-Klauenbeinband vom Sesambein kraniodistal zum Klauenbein. Auf der axialen Seite der Klaue zieht das Kronbein-Sesambeinband proximal vom Kronbein an den Rand des Sesambeines. Das axiale Sesambein-Klauenbeinband verläuft vom distalen Sesambeinrand kraniodistal zum Klauenbein (WISSDORF et al. 1970).

2.2.4. Muskeln und Sehnen

Die Endsehnen des M. extensor digitalis longus (langer Zehenstrecker) und des M.

extensor digitalis lateralis (seitlicher Zehenstrecker) bilden die Strecksehnen dorsal an der Zehe.

(18)

Der lange Zehenstrecker entspringt laterodistal in der Fossa extensoria des Os femo- ris und teilt sich im proximalen Drittel des Unterschenkels in zwei Bäuche auf. Die Sehne des medialen Bauches inseriert dorsomedial am Kronbein der medialen Zehe, nachdem sie sich auf Höhe des Fesselbeines mit dem Unterstützungsast des M. in- terosseus vereinigt hat. Auf Höhe des dorsalen Recessus des medialen Fesselge- lenkes ist die Sehne von einem Schleimbeutel unterlagert. Die Sehne des lateralen Bauches teilt sich oberhalb des Fesselgelenksspaltes auf und inseriert am Proc. ex- tensorius des Klauenbeines beider Zehen.

Der seitliche Zehenstrecker (Abb. 1, 1) entspringt am lateralen Seitenband des Knie- gelenkes und am Condylus lateralis tibiae. Seine Sehne nimmt auf Höhe des Fessel- beines einen Unterstützungsast des M. interosseus auf und inseriert dorsolateral am Kronbein der lateralen Zehe. Diese Sehne wird auf Höhe der dorsalen Fesselge- lenksaussackung von einem Schleimbeutel unterlagert (SCHMIDTCHEN 1907;

SEIFERLE u. FREWEIN 1992; NICKEL et al. 1992).

Die Endsehnen des M. flexor digitalis superficialis (oberflächlicher Zehenbeuger) und des M. flexor digitalis profundus (tiefer Zehenbeuger) bilden die Beugesehnen plan- tar an der Zehe. Weiterhin wird der M. interosseus medius besprochen.

Der oberflächliche Zehenbeuger (Abb. 1, 2) entspringt im Bereich der Tuberositas supracondylaris lateralis des Os femoris. Seine Sehne verläuft plantar am Os meta- tarsale und teilt sich in der unteren Hälfte in einen lateralen und einen medialen Schenkel für die jeweilige Zehe auf. Diese nehmen im distalen Viertel des Metatar- sus einen vom M. interosseus kommenden Unterstützungsast auf und bilden so auf Höhe des Fesselgelenkes eine röhrenförmige Manschette (Abb. 1, 5) um die betref- fende tiefe Beugesehne. Jeder Schenkel teilt sich in drei kurze Äste auf, die am Kronbein ansetzten: die beiden schwächeren, seitlichen Äste an den plantaren Bandhöckern des proximalen Gelenkrandes und der starke, mittlere Ast dazwischen an der Plantarfläche des Knochens.

Der tiefe Zehenbeuger (Abb. 1, 3) setzt sich aus dem M. flexor hallucis longus, M.

tibialis caudalis und des M. flexor digitalis longus zusammen. Alle Muskeln entsprin- gen am lateralen Kondylus der Tibia, der M. flexor hallucis longus zusätzlich noch an der kaudalen Fläche der Tibia. Die tiefe Beugesehne wird aus den Sehnen dieser Muskeln gebildet. Am distalen Ende des Metatarsus teilt sie sich in je einen Ast für

(19)

die 3. und 4. Zehe auf, die von der oben erwähnten Manschette der oberflächlichen Beugesehne umschlossen werden. Distal des Fesselgelenkes (Fesselbeuge) treten sie aus der Manschette aus, so dass die tiefen Beugesehnen jetzt plantar der ober- flächlichen Beugesehne liegen. Sie ziehen über das distale Sesambein hinweg und setzen am Tub. flexorium des Klauenbeines an. Vorher geben sie noch ein elasti- sches Band an das Kronbein ab (Abb. 1, 2´). Zwischen der tiefen Beugesehne und dem distalen Sesambein liegt die Bursa podotrochlearis (GRAU 1974; SEIFERLE u.

FREWEIN 1992; BERG 1995). Das elastische Band wird von FÖLGER (1906) als eine flache Platte beschrieben, die an der Dorsalseite der tiefen Beugesehne ent- springt und mit zwei kurzen, divergierenden Ästen oberhalb der Gelenkfläche distal am Kronbein ansetzt. Proximal des Sesambeines stößt die Synovialmembran der Bursa podotrochlearis (Abb. 1, IV) mit der Membran des plantaren Recessus des Klauengelenkes zusammen und bildet eine Wand, die von distal an das elastische Band zieht, das die tiefe Beugesehne an das Kronbein abgibt.

Der M. interosseus medius (Abb. 1, 6) entspringt proximal am Metatarsus. Etwa auf dessen Mitte gibt er ein Unterstützungsband (Abb. 1, 4) zur oberflächlichen Beuge- sehne ab. Dieses teilt sich in zwei Schenkel auf und bildet lateral bzw. medial mit der entsprechenden oberflächlichen Beugesehne die Manschette um die tiefe Beuge- sehne. Im distalen Drittel des Metatarsus spaltet sich der M. interosseus in drei Schenkel auf: die kräftige Mittelplatte und zwei Seitenstränge. Die Seitenstränge zie- hen an die abaxialen proximalen Sesambeine der 3. und 4. Zehe und geben vorher einen Unterstützungsast von lateral und medial an die Strecker der Ph II ab. Die Mit- telplatte teilt sich nochmals in drei Äste auf. Die beiden Seitenschenkel treten an die axialen Sesambeine der 3. und 4. Zehe. Der interdigitale Schenkel zieht durch den Interdigitalspalt, gabelt sich auf und vereinigt sich von axial mit den Streckern der Ph II (GRAU 1974; SEIFERLE u. FREWEIN 1992; BERG 1995).

Im Bereich der Fesselbeuge werden die Beugesehnen durch mehrere Ringbänder gehalten. PETERS (1965) beschreibt zwei Ringbänder: das Ringband des Fesselge- lenkes und das des Fesselbeines. Nach STANEK (1987), NICKEL (1992), BERG (1995) und BREIT et. al. (1996) existieren drei: ein Fesselringband, sowie ein proxi- males und ein distales Ringband des Fesselbeines, die je nach Autor unterschiedlich benannt sind. Im distalen Abschnitt beschreiben alle Autoren einheitlich das distale

(20)

Zwischenzehenband. Das Fesselringband liegt in der Tiefe unter den Afterklauen. Es entspringt am Fesselbein, dem Os metatarsale und dem abaxialen Sesambein, ü- berspannt die Sehnen und setzt axial am Sesambeinbandapparat an (PETERS 1965). Es erreicht eine proximodistale Ausdehnung von etwa 4 cm. Proximal am Fesselbein liegt das proximale Ringband des Fesselbeines, das eine Breite von ma- ximal 1 cm aufweist. Distal schließt das distale Ringband des Fesselbeines an, wel- ches mit dem proximalen durch gekreuzte Fasern in Verbindung steht. Das distale Zwischenzehenband verläuft von axial und distal in einem Winkel von 45° nach pro- ximal und abaxial am Kronbein über Zwischenklauenspalt und tiefe Beugesehne hinweg (BREIT et al. 1996).

2.2.5. Sehnenscheiden

2.2.5.1. Sehnenscheiden der Strecksehnen

Dorsal an der Zehe auf Höhe des Fesselgelenkes ist für die Strecksehne jeder Zehe eine Sehnenscheide ausgebildet. Die Sehnen des lateralen Bauches des M. exten- sor digitalis longus sind von der Teilungsstelle oberhalb des Fesselgelenkes bis auf Höhe des Kronbeines je von einer Sehnenscheide umhüllt, die an der lateralen Zehe meist etwas länger ist (SCHMIDTCHEN 1907; SEIFERLE u. FREWEIN 1992).

2.2.5.2. Sehnenscheiden der Beugesehnen – Fesselbeugesehnenscheiden

Plantar im Bereich des Fesselgelenkes und der Fesselbeuge ist für die Endäste der oberflächlichen und tiefen Beugesehne jeder Zehe eine ausgedehnte Sehnenschei- de, die Fesselbeugesehnenscheide, ausgebildet (FÖLGER 1906; SCHMIDTCHEN 1907; PETERS 1965; STANEK 1987; SEIFERLE u. FREWEIN 1992; BERG 1995;

BREIT et al. 1996). Das Hohlraumsystem der Sehnenscheide ist in eine innere und eine äußere proximale sowie in eine distale Abteilung aufgeteilt (FÖLGER 1906;

PETERS 1965). STANEK (1987) verwendet dieselbe Einteilung, spricht aber von Kompartimenten.

(21)

Abb. 1: Anatomisches Schema einer lateralen Rinderklaue im Medianschnitt (nach FÖLGER 1906)

A

B

D

E

Knochen A: Metatarsus B. Fesselbein

C: Proximales Sesambein D: Kronbein

E: Klauenbein

F: Distales Sesambein Gelenke

a: Fesselgelenk b: Krongelenk c: Klauengelenk Sehnen

1: Sehne des M. extensor digi- talis lateralis

2: Sehne des M. flexor digitalis superficialis

2´ elastisches Band des M.

flexor digitalis profundus an das Kronbein

3: Sehne des M. flexor digitalis profundus

4: Unterstützungsast des M.

interosseus

5: Manschette um die Sehne des M. flexor digitalis pro- fundus (schraffiert) 6: M. interosseus

Fesselbeugesehnenscheide und Schleimbeutel

I: äußeres Kompartiment der Fesselbeugesehnenscheide II: inneres Kompartiment der

Fesselbeugesehnenscheide III: distales Kompartiment der

Fesselbeugesehnenscheide IV: Bursa podotrochlearis 1

2 3 4 6

F C

a

b

c 5

II

III

IV II

(22)

Zwischen der 3. und der 4. Zehe bestehen keine wesentlichen Unterschiede. Das proximale äußere Kompartiment (Abb. 1, I) umschließt die Sehnenmanschette aus oberflächlicher Beugesehne und Unterstützungsband des M. interosseus. Es umgibt das innere Kompartiment konzentrisch und reicht unterschiedlich weit nach proximal.

Der plantare Anteil des äußeren Kompartimentes endet etwa auf Höhe des Fessel- gelenksspaltes, wobei er sich abaxial weiter nach proximal erstreckt als axial. Weiter distal wird er plantar durch das Fesselringband verstärkt. Der dorsale Anteil des äu- ßeren Kompartimentes reicht weiter nach proximal als der plantare, etwa so weit wie der plantare Recessus des Fesselgelenkes. Er wird dorsal durch Anteile des M. inte- rosseus und die proximalen Sesambeine begrenzt. Sowohl proximal als auch distal der proximalen Sesambeine ist das Kompartiment stellenweise nur durch eine dünne Synovialisduplikatur vom Recessus des Fesselgelenkes getrennt.

Das proximale innere Kompartiment (Abb. 1, II) umgibt die tiefe Beugesehne und wird von oben genannter Sehnenmanschette umschlossen. Es endet etwa 8-10 cm proximal des Gelenksspaltes des Fesselgelenkes, wobei sich der dorsale Anteil wei- ter rumpfwärts erstreckt. Somit reicht das innere deutlich weiter nach proximal als das äußere Kompartiment. Während beide Kompartimente proximal voneinander getrennt sind, stehen sie distal in weit offener Verbindung zueinander. Distal endet es, wo die tiefe Beugesehne aus der Sehnenmanschette austritt.

Das einfache distale Kompartiment (Abb. 1, III) umhüllt in der Fesselbeuge nur noch die tiefe Beugesehne. Es beginnt mit dem Austritt der tiefen Beugesehne aus der Sehnenmanschette. Dorsal wird es von der Endplatte der oberflächlichen Beugeseh- ne begrenzt. Seitlich dieser Platte tritt ein Blindsack bis in die unmittelbare Nähe des plantaren Recessus des Krongelenkes heran. Der dorsale Anteil des Kompartimen- tes wird distal durch das elastische Band begrenzt, das die tiefe Beugesehne an das Kronbein abgibt. Beiderseits dieses Bandes reichen zwei kleine Blindsäcke weiter distal und somit in direkte Nähe der Bursa podotrochlearis. Der plantare Anteil zieht etwa bis auf Höhe des proximalen Randes des distalen Sesambeines und befindet sich so schon innerhalb des Hornschuhs. An der lateralen Zehe reicht das Kompar- timent etwa 1 cm weiter distal als an der medialen Zehe (STANEK 1987). Plantar wird die Sehnenscheide in ihrer gesamten Ausdehnung durch genannte Ringbänder eingeschnürt, so dass sich dazwischen Aussackungen bilden. Zwischen dem Fessel-

(23)

ringband und dem proximalen Ringband des Fesselbeines wölbt sich am Ausguss- präparat nur abaxial eine etwa weizenkorngroße Bucht vor. Da das proximale und das distale Ringband durch gekreuzte Fasern in Verbindung stehen, buchten sich nur axial und abaxial zwei maximal kirschkerngroße Aussackungen aus. Zwischen dem distalen Ringband und dem gekreuzten Zwischenzehenband erstreckt sich die Aussackung über die gesamte plantare Fläche. Distal ragt die Sehnenscheide über das Zwischenzehenband hinaus (BREIT et al. 1996).

In der Beschreibung von SCHMIDTCHEN (1907) kommunizieren die Sehnenschei- den der lateralen und medialen Zehe. Bei PETERS (1965) stehen an 4 von 60 Gliedmaßen die beiden Seiten miteinander in Verbindung. Allerdings sind hier nur Vordergliedmaßen betroffen. Er beschreibt den Sitz der Kommunikationsöffnung in der proximalen äußeren Abteilung. Nach STANEK (1987) kommunizieren nur an 3 von 105 Füßen die Sehnenscheiden der 3. und 4. Zehe. Allerdings findet er eine Verbindung zwischen den inneren Kompartimenten. BERG et al. (1996) beschreiben in keinem Fall eine Kommunikation beider Seiten. Sowohl PETERS (1965) als auch STANEK (1987) können bei einem geringen Anteil der Füße eine Verbindung zum plantaren Recessus des Krongelenkes nachweisen. Ebenso finden FÖLGER (1906) und STANEK (1987) an einigen Zehen eine Verbindung zwischen der distalen Abtei- lung der Sehnenscheide und der Bursa podotrochlearis. Eine Verbindung zum Fes- sel– oder Klauengelenk kann keiner der Autoren nachweisen.

2.2.6. Hautaufbau im Bereich der Klaue

Der Hautüberzug an der Klaue des Rindes wird in Schichten und Segmente geglie- dert. Drei Schichten werden unterschieden: die Klauensubkutis (–unterhaut), das Klauenkorium (–lederhaut) und die Klauenepidermis (–horn). Die Segmente teilen sich in das Saum-, Kron-, Wand-, Sohlen- und Ballensegment auf (WILKENS 1963;

HABERMEHL 1984; FÜRST 1992).

Die Klauensubkutis umgibt die zentralen Stützteile und ist an den einzelnen Segmen- ten unterschiedlich stark ausgeprägt. Im Bereich des Saum-, Kron- und Ballenseg- mentes sind Polster oder Kissen ausgebildet. Das Ballenkissen nimmt die gesamte plantare Fläche der Klaue ein, ist etwa 1,5 cm dick und hat eine stoßbrechende

(24)

Funktion bei der Belastung der Klaue. Im Bereich des Sohlen- und Wandsegmentes stellt die Unterhaut einen Teil des Periostes dar und verbindet so die Lederhaut fest mit den zentralen Stützteilen.

Das Klauenkorium liegt der Subkutis direkt auf. Die Klauenlederhaut bildet mit der Klauenunterhaut und den zentralen Stützteilen die charakteristische Klauenpatrize.

Das schon makroskopisch sichtbare, ausgeprägte Stratum papillare ist im Saum-, Kron-, Sohlen- und Ballensegment zottenförmig und im Wandsegment blättchenför- mig ausgebildet.

Die Klauenepidermis ist ein mehrschichtiges Plattenepithel, das sich durch starke Verhornung auszeichnet. Die Innenfläche der Epidermis formt die Matrize, das Ge- genstück zum Papillarkörper der Klauenlederhaut, der tief in das Epithel hineinragt.

Das gewährleistet eine feste Verbindung mit der Epidermis und stellt die Ernährung sicher. Der Klauenschuh setzt sich aus Platte, Sohle und Ballen zusammen. Die Klauenplatte ist so gebogen, dass dorsal eine abgerundete Kante entsteht. Sie teilt sich in einen Zehenteil, eine konvexe Außenwand und eine konkave Interdigitalwand auf. Die beiden letzteren sind noch mal in einen vorderen Seitenteil und einen hinte- ren Trachtenteil aufgeteilt. Die Grenzlinie zwischen der Klauenplatte und der Sohle ist durch die weiße Linie gekennzeichnet (WILKENS 1963; HABERMEHL 1984).

2.3. Spezielle Untersuchung des Bewegungsapparat – Diagnostik an der Zehe des Rindes

2.3.1. Klinische Untersuchung

Der speziellen Untersuchung des Bewegungsapparates geht in jedem Fall eine ge- naue anamnestische Erhebung voraus. DIRKSEN (1990) empfiehlt zusätzlich eine kurze Allgemeinuntersuchung, um Erkrankungen anderer Organsysteme auszu- schließen.

Die spezielle Untersuchung beginnt mit der Adspektion des Tieres. Diese wird zuerst am stehenden Tier und dann in der Bewegung durchgeführt. Am vorgeführten Tier wird Lahmheitsgrad und –art bestimmt. DESROCHERS et al. (2001a) empfehlen ei- ne mehrere Minuten dauernde Beobachtung des Tieres in seiner normalen Umge-

(25)

bung. DIRKSEN (1990) führt zusätzlich eine Adspektion des Tieres im Liegen, beim Aufstehen und Niederlegen durch. Liegen bei dem Tier Stallklauen vor, so soll laut GÜNTHER (1991a) vor der Beurteilung des vorgeführten Tieres eine Klauenkorrektur erfolgen.

Nach der Identifikation der erkrankten Gliedmaße wird diese genauer untersucht.

Hierbei sollten geeignete Zwangsmittel bzw. –maßnahmen zur Fixation des Tieres angewendet werden. Bei der Adspektion der Zehe sind nach DIRKSEN (1990) und STANEK (1997) die Klauen auf regelmäßige Form bzw. Formveränderungen hin zu untersuchen. Bei der Palpation werden die Zangendruckprobe, das Nachschneiden verdächtiger Bezirke und das Sondieren evtl. vorhandener Fistelkanäle durchgeführt.

DIRKSEN (1990) und GÜNTHER (1991a) prüfen zusätzlich die Pulsation der Hauptmittelfußarterie. Weiterhin führen sie eine Perkussion der Klauen auf Schmerz- empfindlichkeit durch. DIRKSEN (1990), GÜNTHER (1991a) und STANEK (1997) untersuchen die Gelenke auf Schmerzhaftigkeit, indem sie eine Beuge–, Streck- und Rotationsprobe durchführen. Weiterführende Untersuchungsmaßnahmen sind dia- gnostische Anästhesien, röntgenologische und sonographische Untersuchungen, sowie Punktionen synovialer Einrichtungen und pathologischer Flüssigkeitsansamm- lungen mit nachfolgender Untersuchung des gewonnenen Punktates (CLEMENTE 1986; DIRKSEN 1990; GÜNTHER 1991a; STANEK 1997; DESROCHERS et al.

2001a).

2.3.2. Punktion des Klauengelenkes

2.3.2.1. Technik der Punktion

BERG (1995) und FERGUSON (1997) punktieren das Klauengelenk an der dorsalen Aussackung der Gelenkskapsel. Nach BERG (1995) liegt die Punktionsstelle 2 cm proximal des Hornschuhrandes und 2 cm lateral bzw. medial der Medianebene der Zehe. Hier soll der Einstich distoaxial gerichtet durch die gemeinsame Strecksehne erfolgen. FERGUSON (1997) beschreibt die Punktion auf Höhe des Kronsaumes 1 cm abaxial des Randes der gemeinsamen Strecksehne. Der Einstich soll im rech- ten Winkel zur Hautoberfläche durchgeführt werden. DESROCHERS et al. (2001b)

(26)

erwähnen bei der Beschreibung einer Klauengelenksspülung drei Punktionsstellen:

dorsoproximal des Kronsaumes axial oder abaxial der gemeinsamen Strecksehne mit Einstichen im Winkel von 60° zum Kronsaum oder plantar des abaxialen Kollate- ralbandes des Klauengelenkes oberhalb des Kronsaumes im Winkel von 45° zur Hautoberfläche.

2.3.2.2 Eigenschaften der Synovia

Anhand der Beschaffenheit der Synovia lässt sich Vorliegen, Art und Stadium einer Gelenkserkrankung feststellen. Grobsinnlich wird die Flüssigkeit auf Menge, Farbe, Transparenz, Geruch, Viskosität und spontane Gerinnung beurteilt. Weiterhin sind die zytologische Untersuchung, die Bestimmung des Eiweißgehaltes, die Qualität des Muzinpräzipitates und der Erregernachweis diagnostisch von Bedeutung (DIRK- SEN 1990).

Die Menge der Synovialflüssigkeit variiert zwischen den verschiedenen Gelenken des gleichen Tieres. Bei Bewegung nimmt die Synovia an Volumen zu, während sich bei Inaktivität des Tieres das Volumen verringert (WEAVER 1997). Bei der Punktion des gesunden Klauengelenkes sollen mehrere Milliliter Flüssigkeit gewonnen werden können (FERGUSON 1997).

Die Farbe unveränderter Synovia des Rindes reicht von farblos bis gelb (LANGE 1961; EISENMENGER 1974; KARATZIAS 1982; DIRKSEN 1990 und WEAVER 1997). Jüngere Tiere neigen zu farbloser Synovia, während ältere zu gelber Gelenks- flüssigkeit tendieren (DIRKSEN 1990; WEAVER 1997).

Die normale Synovia des Rindes ist eine klare Flüssigkeit (EISENMENGER 1974;

KARATZIAS 1982; DIRKSEN 1990; WEAVER 1997). LANGE (1961) beschreibt bei 18 % der normalen Synovialproben eine geringe Trübung.

Nach EISENMENGER (1974), DIRKSEN (1990) und WEAVER (1997) ist die norma- le Synovia eine visköse Flüssigkeit. Bei LANGE (1961) zeigen sich 98,6 % aller Sy- novialproben deutlich viskös, 1,4 % sogar überdurchschnittlich. KARATZIAS (1982) stuft 96 % seiner Punktate von gesunden Gelenken als viskös und 4 % als leicht vis- kös ein. Die Viskosität war bei chronischen Gelenksergüssen und bei akut entzünde- ten Gelenken vermindert. Erhöht kann die Viskosität in ruhiggestellten Gelenken, bei

(27)

älteren Tieren und bei Störungen des Gelenkstoffwechsels sein. Die Viskosität wird grobsinnlich nach der Länge des Muzinfadens, den ein Tropfen Synovia nach sich zieht, beurteilt (EISENMENGER 1974). Nach DIRKSEN (1990) reißt dieser Faden bei normaler Synovia auf einer Länge von 3-4 cm ab; bei herabgesetzter Viskosität dagegen schon eher. WEAVER (1997) gibt die Länge des Muzinfadens normaler Synovia mit 2 cm an.

Die normale Synovia des Rindes ist eine geruchlose Flüssigkeit (KARATZIAS 1982;

DIRKSEN 1990).

Aus der Gesamtzahl der kernhaltigen Zellen und dem Differentialzellbild lassen sich wohl die wichtigsten Schlüsse auf Art und Stadium der Erkrankung ziehen (DIRKSEN 1990). LANGE (1961) gibt einen Mittelwert von 137 / 3 kernhaltigen Zellen / cm³ für die normale Synovia des Rindes an; hier fiel die Einheit der Zellzahl im Gegensatz zu den anderen Autoren auf. Im Differentialzellbild dominieren mit 97,6 % vor allem die Synoviozyten. Die Zellzahl des klinisch gesunden Gelenkes beschreibt EISENMEN- GER (1974) mit einer Schwankungsbreite von 0-700 Zellen / mm³; nach DIRKSEN (1990) können im gesunden Gelenk bis zu 500 kernhaltige Zellen / µl vorkommen.

Bei WEAVER (1997) enthält die normale Synovialflüssigkeit bis zu 250 Leukozyten / µl. Eine Infektion des Gelenkes liegt nach EISENMENGER (1974) und ASSMUS (1964) bei Zellzahlen von über 10000 / mm³ vor; laut WEAVER (1997) ab 50000 Leukozyten / µl. DIRKSEN (1990) spricht bei über 10000 Zellen / µl und einem Anteil neutrophiler Granulozyten von mehr als 90 % von einer Infektion. Nach ROHDE et al.

(2000) liegt ab 25000 kernhaltige Zellen / µl und mehr als 80 % polymorphkernige Zellen eine infektiöse Arthritis vor.

EISENMENGER (1974) hält die bakteriologische Untersuchung der Synovia bei eitri- gen Entzündungen infolge perforierender Verletzungen nicht für indiziert. Sie ist sinnvoller bei Gelenksergüssen ohne sichtbare äußere Ursache, wo spezielle Erre- ger entdeckt werden können. Laut DIRKSEN (1990) fallen trotz offensichtlich vorlie- gender Infektion des Gelenkes die mikrobiologischen Untersuchungen oft negativ aus.

(28)

2.3.3. Röntgenologische Untersuchung

2.3.3.1. Technik der röntgenologischen Untersuchung

Die röntgenologische Untersuchung der Zehe des Rindes ermöglicht in vielen Fällen sowohl eine genauere Lokalisation der Lahmheitsursache als auch eine Präzisierung der Prognosestellung (UELTSCHI 1977). Weiterhin kann die Ausdehnung und Dauer des Krankheitsprozesses näher bestimmt werden (DESROCHERS et al. 2001b).

FARROW (1985) und PHARR u. BARGAI (1997) schlagen vier Standardprojektions- richtungen an der Zehe des Rindes vor, der lateromediale, der dorsoplantare sowie der dorsomediale und der dorsolaterale Strahlengang. Zusätzlich können noch aba- xioaxiale Aufnahmen mit in den Zwischenklauenspalt eingelegten Filmen gemacht werden. UELTSCHI (1977) führt neben der dorsoplantaren Aufnahme zur kompletten Darstellung von Klauenbein und –gelenk eine schiefe abaxioaxiale Projektion mit weit in den Zwischenklauenspalt eingeschobenen folienlosen Film durch, wobei der Zentralstrahl 10–15° nach distal gerichtet auf die Klaue treffen soll. Bei derselben Projektionsrichtung verläuft der Strahlengang bei NUSS (1988) und GANTKE (1997) mit einem Einfallswinkel von 60° zur Extremitätenachse. GANTKE (1997) führt zu- sätzlich noch die abaxioaxiale Ablichtung mit einem Einfallswinkel von 90° durch.

Hier kann das Klauenbein besser beurteilt werden, da nicht wie bei der Schrägpro- jektion ein Parallaxenbild entsteht.

2.3.3.2. Alters– und haltungsbedingte Veränderungen der Knochenstrukturen

Zur Beurteilung von Röntgenaufnahmen im Bereich der Zehe dürfen altersbedingte Veränderungen nicht außer Acht gelassen werden (WEAVER 1969).

Nach RUSTERHOLZ (1920) zeigt das Klauenbein makroskopisch je nach Alter, Kör- pergewicht und Gebrauchszweck unterschiedliche Formen auf. Mit zunehmendem Alter treten besonders am Tub. flexorium deutliche Unebenheiten auf. Hierbei ist be- sonders das Tub. flexorium der hinteren lateralen Klaue stärker entwickelt, als das der medialen. SIMON (1963) weist auf makroskopisch sichtbare exostosenartige Wucherungen am Tub. flexorium und Proc. extensorius hin. Diese treten erstmalig im

(29)

Alter von fünf bis sechs Jahren auf und nehmen mit dem Älterwerden zu. FISCHER (1971) kann bei Kühen aus Gitterrost- und Einstreuhaltung röntgenologisch ähnliche Befunde mit steigendem Alter nachweisen. EBEID (1992) ordnete Formveränderun- gen und Aufrauungen am Proc. extensorius sowie Knochenzubildungen an der Soh- lenfläche ebenfalls den Altersveränderungen zu.

DENNINGER (1966), GÜHRING (1969) und FISCHERLEITNER und STANEK (1987) beschreiben am Proc. extensorius und an der Sohlen- und Dorsalfläche an Klauenbeinen von Bullen ab einem Alter von ein bis zwei Jahren röntgenologisch nachweisbare Exostosen, die in direkter Abhängigkeit zum Alter und Gewicht der Tiere stehen. Weiterhin sind an den Ansatzstellen der Sehnen und Bänder des Kron- und Fesselbeines ebenfalls Exostosen sichtbar. Mit zunehmendem Alter wurden die Veränderungen stärker, sie konnten bis hin zu Schalenbildung am Klauengelenk und Periostitis ossificans reichen.

HOMANN (1968) vergleicht makroskopisch FESSL (1986) röntgenologisch normale Klauen und Stallklauen. Bei HOMANN (1968) zeigen die Wand- und Sohlenfläche des Klauenbeins der normalen Klauen keine Unebenheiten. Tub. flexorium und Proc.

extensorius sind gut ausgeprägt, aber ohne sichtbare Auflagerungen. An Stallklauen weisen die Wand–, die Sohlenfläche und der Sohlenrand makroskopisch ausgedehn- te Exostosen auf. Der Sohlenrand ist nach oben aufgebogen und unterhalb des Proc.

extensorius ist eine deutliche Einbuchtung der dorsalen Wandfläche sichtbar. Nach FESSL (1986) sind röntgenologisch am Proc. extensorius und dem Tub. flexorium vom Grad der Stallklauenbildung abhängig Exostosen nachweisbar.

2.3.3.3. Röntgenologische Veränderungen in Zusammenhang mit einer Arthritis

Bei einer Arthritis können je nach Dauer und Grad der Erkrankung mehrere röntge- nologische Befunde erhoben werden. Dazu gehören die Weichteilschwellung, die Erweiterung des Gelenkspaltes durch Vermehrung von Synovia oder Ansammlung von Exsudat und Zelltrümmern und die Verengung des Gelenkspaltes durch sub- chondralen Abbau von Knochsubstanz. Weiterhin kann es zu periartikulären Kno- chenzubildungen und periostalen Reaktionen kommen, die je nach Grad und Dauer in ihrer Ausprägung variieren. In fortgeschrittenen Stadien können Osteomyelitiden

(30)

der beteiligten Knochen, Knochensequestrierungen, pathologische Frakturen und Luxationen auftreten (VERSCHOOTEN u. DEMOOR 1974; NIGAM u. SINGH 1980;

FARROW 1985; NUSS 1988; KOFLER 1988; EBEID 1992; STANEK u. KOFLER 1995; GANTKE 1997; DESROCHERS et al. 2001b).

FARROW (1985) und EBEID (1992) schlagen zur Diagnose einer frühen Phase der Klauengelenksentzündung ein Vergleich mit dem kontralateralen Gelenk vor. Der gesunde Gelenkspalt des Klauengelenkes weist eine Breite von 1-2 mm auf. Laut DESROCHERS et al. (2001b) wird die Klauengelenksentzündung 7-14 Tage nach der Infektion als eine Erweiterung des Gelenkspaltes röntgenologisch sichtbar. Die ersten röntgenologischen Veränderungen bei einer Klauengelenksentzündung treten an den Knochen nach zwei- bis dreiwöchigem Bestehen der Infektion auf (KOFLER 1988). FARROW (1985) schätzt anhand der Reife der knöchernen Zubildungen die Dauer der Erkrankung grob ein. Er ordnet Knochenzubildungen einer Lokalisation (regional oder diffus) und einem Reifestadium (unreif, reif und überreif) zu. Es wer- den allerdings keine genaueren Angaben gemacht, anhand welcher Merkmale das Reifestadium eingeteilt wird. Bei STANEK und KOFLER (1995) sprechen massive über 5 mm hohe, axiale und abaxiale periostale Veränderungen am Kronbein für eine Mindestdauer des Bestehens einer Klauengelenksinfektion von drei Wochen.

Laut NUSS (1988) laufen bei einer Infektion des Klauengelenkes die Osteolyse- und Knochenbildungsvorgänge nebeneinander ab. Nach STANEK und KOFLER (1995) treten bei der septischen Arthritis des Klauengelenkes osteolytische Prozesse am häufigsten am Klauenbein auf, gefolgt vom Sesambein und Kronbein. Periostale Auf- lagerungen hingegen sind häufiger am Kronbein, treten aber auch am Fesselbein auf. Hier folgen die periostalen Prozesse den osteolytischen Veränderungen. Bei GANTKE (1997) laufen Osteolyse- und Zubildungsvorgänge auch getrennt vonein- ander ab.

(31)

2.3.4. Sonographische Untersuchung

2.3.4.1. Bedeutung der sonographischen Untersuchung am Bewegungsapparat

Während man die Ultraschalluntersuchung am Bewegungsapparat beim Pferd vor allem zur Diagnostik von Sehnenverletzungen und –erkrankungen einsetzt, wird sie beim Rind hauptsächlich zur Abgrenzung und Zuordnung von Weichteilschwellungen verwandt. Sie ermöglicht als nichtinvasives, bildgebendes Verfahren im Gegensatz zur röntgenologischen Untersuchung eine zuverlässige Beurteilung raumfordernder Prozesse und Läsionen in Weichteilgeweben. Lokalisation und Ausdehnung entzünd- licher Prozesse, Beschaffenheit des Inhaltes entstandener Kavernen oder synovialer Strukturen können bestimmt werden. Gerade im Gliedmaßenbereich, wo synoviale Einrichtungen dicht beieinander liegen, können die Unterschiede zwischen betroffe- nen und unveränderten Bereichen dargestellt bzw. Kavernen unter sonographischer Kontrolle gezielt punktiert werden. Ist eine Punktion aufgrund der Konsistenz des Inhalts nicht möglich, ist die Sonographie zur Beurteilung des Inhaltes von besonde- rem Nutzen (KOFLER 1994a, 1994b, 1994d, 1995a, 1996b, 1997a; KOFLER u. E- DINGER 1995).

2.3.4.2. Technik der sonographischen Untersuchung im B – Mode

Zur Vorbereitung der sonographischen Untersuchung wird die Zehe geschoren, mit Alkohol entfettet und Ultraschallgel aufgetragen. Die Untersuchung erfolgt bevorzugt mit einem Linearschallkopf einer Frequenz von 7,5 MHz. Eine Vorlaufstrecke wird je nach Bedarf benutzt. Man beginnt die Zehe von proximal nach distal sowohl dorsal als auch plantar in longitudinalen und transversalen Ebenen zu untersuchen. Hierbei wird sich an Knochenoberflächen, Sehnen, Gelenkspalten und Gefäßen orientiert.

Die Unterhaut, Sehnen– bzw. Sehnenscheiden, Gelenke und Knochen werden auf Lokalisation, Echogenität, Echomuster, Größe und Begrenzung von Läsionen und Raumforderungen sowie auf dorsale Schallverstärkung, Schallschatten und Strö- mungsphänomene hin beurteilt (KOFLER 1994a, 1994d, 1995a, 1995b, 1996a, 1996b, 1997a, 1997b; KOFLER u. EDINGER 1995; TYRON u. CLARK 1999). Es ist

(32)

einige Erfahrung des Untersuchers nötig, um zwischen pathologischen Veränderun- gen und Artefakten unterscheiden zu können. Pathologische Veränderungen sollen nur als solche angesprochen werden, wenn sie sowohl in der longitudinalen als auch in der transversalen Schnittebene dargestellt werden können (HAUSER 1986;

STADTBÄUMER 1988; KEHNSCHERPER u. SIEBERT 1990; DIK u. VAN DEN BELT 1991; SCHARNER et al. 1999).

2.3.4.3. Sonoanatomie – Normalbefunde

Synoviale Einrichtungen Gelenke

Der plantare Rezessus des gesunden Fesselgelenkes stellt sich als eine dünne ane- chogene Zone unmittelbar proximal der proximalen Sesambeine zwischen Metatar- sus und M. interosseus dar. Der Gelenkspalt des Fesselgelenkes ist im longitudina- len Schnitt dorsal und lateral, der des Krongelenkes vor allem dorsal als Unterbre- chung der hyperechoischen Knochenoberfläche sichtbar. Der Gelenkspalt des Klau- engelenkes lässt sich nicht darstellen, da er innerhalb des Hornschuhes liegt (KOFLER 1994c; KOFLER u. EDINGER 1995).

Fesselbeugesehnenscheide

An der gesunden Zehe des Rindes sind weder die Begrenzungen noch Inhalt der Sehnenscheide und ihrer einzelnen Kompartimente auf dem Ultraschallbild sichtbar.

Die einzige Ausnahme bildet die plantare Portion des äußeren Kompartimentes, wel- che sich als schmale anechogene Linie plantar der oberflächlichen Beugesehne dar- stellt (KOFLER u. EDINGER 1995).

Beugesehnen

Sehnen erscheinen in der transversalen Schnittebene deutlich echogen mit homoge- ner feinkörniger Echotextur. Im Longitudinalschnitt stellen sie sich als echogene pa- rallel angeordnete Faserbündel dar. Bei der Untersuchung von Sehnen ist es beson- ders wichtig, dass die Ultraschallwellen senkrecht und in paralleler Anordnung auf den betroffenen Bereich auftreffen. Ist dies nicht der Fall, kann durch den Echogeni-

(33)

tätsverlust ein Strukturdefekt vorgetäuscht werden (GENOVESE et al. 1986; FOR- NAGE 1987; STADTBÄUMER 1988; DIK u. VAN DEN BELT 1991; MARTINOLI et al.

1993; KOFLER u. EDINGER 1995; KOFLER 1996a). Die im plantaren Bereich proximal der Afterklauen liegenden, oberflächliche und tiefe Beugesehnen, das Un- terstützungsband des M. interosseus und der M. interosseus lassen sich so- nographisch gut voneinander abgrenzen. Sie zeigen echoreiche, linear angeordnete Fasern, mit Ausnahme des M. interosseus der durch seine echoärmere Struktur auf- fällt. Distal der Afterklauen lassen sich die oberflächliche und tiefe Beugesehne dar- stellen (KOFLER 1996a; TRYON u. CLARK 1999).

Knochen

Knochen stellt sich als eine schmale, hyperechoische, glatte Linie dar, hinter der eine vollständige Schallauslöschung stattfindet. Die Knochenoberfläche wird nur von den oben genannten Gelenkspalten unterbrochen (KOFLER 1997b).

2.3.4.4. Sonoanatomie – pathologische Befunde

Synoviale Einrichtungen Allgemeine Befunde

Pathologisch veränderte Synovialräume wie Gelenksaussackungen, Sehnenschei- den und Schleimbeutel können sich als vermehrt gefüllte Raumforderungen mit Inhalt unterschiedlicher Echogenität darstellen. Bei bestimmten Ultraschallbefunden (Tab. 1) kann man auf die Art der Entzündung bzw. des Inhaltes schließen (KOFLER 1996b, 1997b).

(34)

Tab. 1: Ultraschallbefunde erkrankter Synovialräume (nach KOFLER 1997b)

Echogenität Inhalt Strömungsphä- nomene

Schallverstär- kung

Art des Punktates bzw.

Inhaltes

homogen, anechoisch nachweisbar deutlich serös, serofibrinös homogen, anechoisch nicht nachweis-

bar deutlich frisch koagulierte, galler- tige Fibrinmassen inhomogen, anechoisch

bis hypoechoisch

nicht nachweis- bar

undeutlich bis schlecht

chronisch fibrinöse Ent- zündung, Fibrin in Orga-

nisation inhomogen mit unter-

schiedlich verteilten ane- choischen, hypoechoi- schen und echogenen

Reflexen

unterschiedlich deutlich nach-

weisbar

relativ deutlich serofibrinöse Flüssigkeit mit Fibrinflocken bzw.

fließfähiger, eitriger Inhalt

Gelenke

Als pathologische Veränderungen an Gelenken lassen sich sonographisch eine ver- mehrte Füllung der Gelenksaussackungen und eine Veränderung der Echogenität des Gelenksinhaltes (Tab. 1) darstellen. Bei vermehrter Füllung des Fesselgelenkes lassen sich der dorsale und plantare Rezessus gut darstellen. Der plantare Rezessus ist als Raumforderung proximal der Afterklauen zwischen Metatarsus und M. interos- seus sichtbar. Dorsal erstreckt sich die Ausbuchtung im Longitudinalschnitt je nach Füllung vom Gelenkspalt ausgehend auf der Knochenunterlage nach proximal und distal. Der plantare Rezessus des Krongelenkes wird im Transversalschnitt proximal des Gelenkspaltes vom Fesselbein und der oberflächlichen Beugesehne begrenzt.

Dorsal verhält es sich ähnlich wie beim Fesselgelenk; der Rezessus erstreckt sich ausgehend vom Gelenkspalt nach proximal und distal. Obwohl der Gelenkspalt beim Klauengelenk innerhalb der Hornkapsel liegt, lässt sich der dorsale Rezessus bei vermehrter Füllung darstellen. Er reicht im Longitudinalschnitt entlang des Kronbei- nes teilweise bis in die Nähe des Gelenkspaltes des Krongelenkes (KOFLER 1995a, 1995b, 1996b; KOFLER u. EDINGER 1995).

Fesselbeugesehnenscheide

Bei pathologischen Veränderungen kommt es zu vermehrter Füllung der Komparti- mente, die sich dann gut darstellen lassen. Weiterhin kann es zu einer Veränderung

(35)

der Echogenität des Fesselbeugesehnenscheideninhaltes kommen (Tab. 1). Es sind nicht immer alle Abteilungen gleichmäßig erweitert. Das äußere Kompartiment stellt sich im Longitudinal– und Transversalschnitt proximal der Afterklauen als Raumfor- derung um die oberflächliche Beugesehne und das Unterstützungsband dar. Plantar wird es von der Unterhaut, dorsal durch den M. interosseus begrenzt. Das innere Kompartiment ist ebenfalls in beiden Schnittebenen proximal der Afterklauen dar- stellbar. Es liegt um die tiefe Beugesehne herum, plantar durch die oberflächliche Beugesehne und dorsal durch das Unterstützungsband des M. interosseus begrenzt.

Das distale Kompartiment lässt sich als Raumforderung um die tiefe Beugesehne herum darstellen. Es ist vor allem im Transversalschnitt gut erkennbar. Der Longitu- dinalschnitt ist aufgrund der Größe des Schallkopfes und damit fehlender Auflageflä- che bzw. Ankopplung in der Fesselbeuge zwischen Afterklauen und Kronsaum schwer durchzuführen. Plantar der Sehnenscheide liegt im Bereich des distalen Kompartiments Unterhaut, dorsal je nach Schallkopfposition die oberflächliche Beu- gesehne oder das Kronbein (KOFLER 1994d, 1995a, 1996a; KOFLER u. EDINGER 1995).

Beugesehnen

Bei Erkrankungen im Bereich der Sehne kommt es meist zu einer Veränderung der Form und der klaren Abgrenzung zur Umgebung evtl. auch zu einer Lageverände- rung. Die Echogenität nimmt ab und die Echotextur der Sehne wird unregelmäßig.

Besonders im Longitudinalschnitt ist ein Verlust der parallelen Anordnung der Fasern zu erkennen. Heilen diese Veränderungen wieder ab, nimmt die Echogenität in die- sem Bereich wieder zu. Im chronischen Zustand von Sehnenerkrankungen nimmt vor allem die Differenzierbarkeit zwischen den einzelnen Beugesehnenanteilen ab. Zu- sammenhangstrennungen von Sehnen stellen sich als Kontinuitätsverlust des Faser- verlaufes im Longitudinalschnitt dar (GENOVESE et. al. 1986; STADTBÄUMER 1988; KEHNSCHERPER u. SIEBERT 1990; DIK u. VAN DEN BELT 1991; MARTI- NOLI et al. 1993; KOFLER 1994d, 1996a; SCHARNER et al. 1999).

(36)

Knochen

Liegen am Knochen periostale Zubildungen vor, so stellen sich diese als unregelmä- ßig verlaufende, von der Knochenoberfläche abgehobene, vielfach unterbrochene Reflexstreifen dar. Bei Osteomyelitiden kann man sonographisch die Abhebung des Periostes mit subperiostalen Flüssigkeitsansammlungen darstellen (KOFLER 1995a, 1997a).

2.4. Ursache und Indikation für einen chirurgischen Eingriff an der Zehe des Rindes

Kommt es im Verlaufe von Klauenerkrankungen zur Infektion von Knochen, Beuge- sehne, Sehnenscheide oder Klauengelenk ist eine konservative Behandlung aus medizinischen und wirtschaftlichen Gründen nicht mehr vertretbar (BREUER 1963;

WESTHUES u. BREUER 1964a). Sie ist langwierig und selten erfolgreich. Erschwe- rend kommt hinzu, dass meist Ausmaß und Lokalisation der Gewebsläsionen ohne weiterführende Diagnostik von außen kaum abzuschätzen sind (ASSMUS 1964). Der chirurgische Eingriff mit großzügiger Entfernung des veränderten Gewebes stellt die einzig erfolgversprechende Therapie dar. Sie ist meist die einzige Alternative zur Schlachtung (GREENOUGH u. FERGUSON 1985; BAXTER et al. 1991; FERGU- SON 1997).

Bei der Wahl der Art des chirurgischen Eingriffes müssen neben den medizinischen Indikationen auch wirtschaftliche Faktoren mit in Betracht gezogen werden (BAUM- GARTNER 1929; HESS u. WYSSMANN 1931; ASSMUS 1964; FUNK 1976; BAX- TER et al. 1991; FERGUSON 1997). Als medizinische Indikationen für eine Klauen- gelenksresektion werden purulente Infektionen des Klauengelenkes multipler Genese angegeben (BAUMGARTNER 1929; CLEMENTE 1965; BREUER 1963;

WESTHUES u. BREUER 1964a; NUMANS et al. 1966; FUNK 1977; NUSS 1988;

KÖSTLIN u. NUSS 1988; NUSS u. WEAVER 1991; GÜNTHER 1991b; FERGUSON 1997; DESROCHERS et al. 1996, 2001b). Die medizinischen Indikationen für eine Klauenamputation sind eitrige Klauen- und / oder Krongelenksentzündungen mit er- heblichen Nekrosen an Knochen, Sehnen und Gelenken infolge tiefer Klauenge- schwüre, tiefer Panaritien, tiefer Sohlen–Wandabszesse und Verletzungen (z. B. Ga-

(37)

belstiche), ungedeckte, komplizierte Klauenbein- bzw. Kronbeinfrakturen und Ent- zündungen der Fesselbeugesehnenscheide (RÖDER 1931; CLEMENTE 1965;

WESTHUES u. BREUER 1964a; DIETZ 1970; FUNK 1977; CLEMENTE 1986;

GÜNTHER 1991b; PEJSA et al. 1993; FERGUSON 1997; DESROCHERS et al.

1996, 2001b; DIRKSEN 2002). Als wirtschaftliche Faktoren werden Alter, Wert und Nutzungsart des Tieres, beabsichtigte Nutzungsdauer, Aufstallungsform und Art der Weidehaltung sowie Bereitschaft des Besitzers, Zeit und Geld zu investieren, aufge- führt (MERKENS 1977; BAXTER et al. 1991; FERGUSON 1997). BAXTER et al.

(1991) führten die Klauengelenksresektion bei jungen, wertvollen Tieren durch, wel- che für eine längere Produktionsdauer vorgesehen waren. Weiterhin war hier ein höherer Kosten– und Behandlungsaufwand notwendig. Auch FERGUSON (1997) hielt bei wertvollen Tieren die Klauengelenksresektion für die Methode der Wahl.

2.5. Chirurgische Therapie der Klauengelenksentzündung

2.5.1. Klauenamputation

2.5.1.1. Methodik der Klauenamputation

Das Absetzen der Zehe kann als Amputation, d. h. die kunstgerechte Abtrennung eines Körperteils in seiner Kontinuität (im Verlaufe des Gliedes) oder als Exartikulati- on, d. h. die kunstgerechte Abtrennung in seiner Kontiguität (im Gelenk eines Glie- des) erfolgen (ZEHL–TREBBIN 1905; HESS u. WYSSMANN 1931; DIRKSEN 2002).

Prinzipiell wird zwischen einer tiefen Klauenamputation, dem Absetzen distal im Kronbein, und einer hohen Klauenamputation, dem Absetzen des Kronbeines bzw.

distal im Fesselbein, unterschieden. Alle Methoden können mit oder ohne Erhaltung des Kronsaumes vorgenommen werden (DIRKSEN 2002).

Tabelle 2 zeigt eine Übersicht der Methoden und ihrer Autoren.

(38)

Tab. 2: Übersicht der verschiedenen Methoden der Klauenamputation und der be- schreibenden Autoren

Art der Klauen-

amputation Autoren Exartikulation im

Klauengelenk

DYKSTRA (1929), HARMS (1931), GIBBONS (1939), MUSSIL (1964), BERGE u. WESTHUES (1969), MERKENS (1977), GÜNTHER (1991b)

Exartikulation im Krongelenk

RÖDER (1931), MIETH u. RIEBE (1959), BOUCKAERT (1964), RITTER (1968), OSMAN (1970), SCHERLE (1970), MEYER–BUCHTIEN (1971), CLE- MENTE (1979), KOFLER (1988), JEONG (1993), DIRKSEN (2002)

Exartikulation im

Fesselgelenk SALVISBERG (1912)

Amputation im Kronbein

OSMAN (1970), MERKENS (1976) u. (1977), VERMUNT (1983), KOFLER (1988), FERGUSON (1997)

Amputation im Fesselbein

ZEHL–TREBBIN (1905), PFEIFFER (1912), DYKSTRA (1929), DIERSCHKE (1956), ARTHUR (1960), MUSSIL (1964), VUKELIC u. MAROLT (1965), BER- GE u. WESTHUES (1969), OSMAN (1970), DESROCHERS et al. (1996) u.

(2001b)

Exartikulation im Klauengelenk

DYKSTRA (1929) nimmt bei leichteren Fällen, die eine Amputation erfordern eine Exartikulation im Klauengelenk vor. Die Klaue wird mit einer Drahtsäge von dorsal nach plantar zur Ballenmitte hin unter Schonung des Kronsaumes abgesetzt. Der Rest des Sesambeines muss meist noch entfernt werden. Erkranktes Gewebe und der Gelenkknorpel werden mit Hilfe einer Kürette beseitigt.

Nach HARMS (1931) werden mit dem Rinnmesser axial, abaxial und dorsal ineinan- derlaufende, bis an die Weichteile reichende, Schnitte gesetzt. Dies soll unter sorg- fältiger Schonung des Ballens geschehen. Dann wird das Klauenbein inklusiv bede- ckendem Horn entfernt, wobei das Sesambein belassen wird. Sämtliche Knorpelflä- chen sollen mit dem scharfen Löffel entfernt werden. Ziel ist eine komplette Verhor- nung des Stumpfes.

GIBBONS (1939), MUSSIL (1964), BERGE und WESTHUES (1969), MERKENS (1977) und GÜNTHER (1991b) führen die Exartikulation auf dieselbe Art wie DYKSTRA (1929) durch. MUSSIL (1964) betont, dass die Beugesehnenscheide un-

(39)

versehrt bleiben soll, da sie sonst infiziert werden kann. GIBBONS (1939) und BERGE und WESTHUES (1969) belassen das Sesambein, der Proc. extensorius wird entfernt. Diese Methode kann nur durchgeführt werden, wenn sich der Prozess auf das Klauengelenk beschränkt. Hat sich die Erkrankung weiter nach proximal ausgedehnt, muss ein radikalerer Eingriff vorgenommen werden. MERKENS (1977) und GÜNTHER (1991b) entfernen das Klauensesambein in jedem Fall.

Exartikulationen im Krongelenk

RÖDER (1931) führt eine Exartikulation im Krongelenk durch. Bei gespreizten Klau- en wird im Verlaufe des Zwischenklauenspaltes ein Schnitt bis ca. 1 cm über das Krongelenk hinauf gesetzt. Von hier aus legt man einen lateral, elliptischen Lappen- schnitt an, dessen Konvexität nach abwärts gerichtet ist und bis auf Fingerbreite zum Kronsaum heran reicht. Der Lappen wird abpräpariert, umgeschlagen und das freie Krongelenk exartikuliert. Der Gelenkknorpel wird mit einem scharfen Löffel entfernt, und der Lappen an die Schnittränder angenäht.

BOUCKAERT (1964) exartikuliert im Krongelenk, ligiert die Hauptgefäße und vernäht die Haut. Er strebt eine Wundheilung per primam an.

RITTER (1968) setzt die Klaue mit einer Säge dicht unterhalb des Kronsaumes ab, wobei im Ballenteil 15 mm Horn erhalten bleiben sollten. Reste des Klauen– und Se- sambeines werden entfernt. Das Kronbein wird mit Hilfe eines Lorbeerblattmessers im Krongelenk exartikuliert. Den Knorpel der distalen Gelenkfläche des Fesselbeines entfernt man mit einem scharfen Löffel. Dann wird die tiefe Beugesehne in der Seh- nenscheide möglichst hoch abgesetzt. Liegt eine eitrige Tendovaginitis vor, erfolgt eine Resektion der Beugesehnen im distalen Drittel des Mittelfußes. MIETH und RIE- BE (1959), SCHERLE (1970), MEYER–BUCHTIEN (1971) und DIRKSEN (2002) amputieren ebenfalls nach dieser Methode.

VERMUNT (1983) sägt zuerst im Zwischenklauenspalt 3–4 cm nach proximal und dann 4–5 cm über dem Kronsaum nach abaxial das Kronbein durch. Dann erfolgt die Exartikulation im Krongelenk.

OSMAN (1970) führt zur Behandlung der Klauengelenksentzündung mehrere Verfah- ren der Amputation durch und vergleicht diese miteinander. Zur Exartikulation im Krongelenk nimmt er proximal des Kronsaumes einen Hautschnitt vor. Dann erfolgt

(40)

die Exartikulation. Der Knorpel am distalen Fesselbein wird bei der Hälfte der Tiere belassen.

CLEMENTE (1979) sägt die Klaue unter Belassen des Kronsaumes ab. Dann wer- den die Reste des Klauen– und Kronbeines mit dem Forstnerbohrer zu Knochenmehl verarbeitet. Die Gelenkfläche des Fesselbeines entfernt man ebenfalls mit dem Boh- rer.

KOFLER (1988) legt einen T–förmigen Schnitt an; der longitudinale Schnitt verläuft vom distalen Drittel des Fesselbein lateral entlang der Gliedmaßenachse bis zum Kronsaum und der horizontale parallel entlang des Kronsaumes. Die beiden Haut- lappen werden nach oben geklappt und die Klaue im Krongelenk unter Durchtren- nung der Gelenkbänder und der oberflächlichen und tiefen Beugesehne exartikuliert.

Den Gelenkknorpel entfernt man, um die Bildung von Granulationsgewebe zu ermög- lichen. Das interdigitale Fettpolster wird ebenso wie nekrotisches Material reseziert.

Die Wundhöhle wird mit Einzelheften verschlossen und ein Verband angelegt.

DIRKSEN (2002) führt die Exartikulation im Krongelenk auch ohne Erhaltung des Kronsaumes durch. Nach einem Hautschnitt der fingerbreit über dem Kronsaum von dorsal nach plantar führt, wird die Klaue auf dieser Höhe mit einer Drahtsäge abge- setzt. Der Rest des Kronbeines soll entfernt werden, da bei Verbleiben das Risiko für postoperative Komplikationen oder verzögerte Wundheilung größer ist.

Exartikulation im Fesselgelenk

SALVISBERG (1912) exartikuliert im Fesselgelenk. Er setzt einen umgekehrt T–

förmigen Schnitt. Er schneidet longitudinal lateral bzw. medial auf Höhe des Fessel- gelenkes beginnend bis zum horizontalen Schnitt, der am Kronsaum um die gesamte Klaue herum führt. Dann wird die Klaue unter Schonung der Gelenkknorpel im Fes- selgelenk exartikuliert. Der Schnitt wird durch Knopfhefte verschlossen. Den Erfolg des Eingriffes macht er zu großen Teilen von der aseptischen Ausführung abhängig.

Amputation im Kronbein

OSMAN (1970) amputiert indem er nach einem Hautschnitt auf Höhe des Kronsau- mes das Kronbein mit einer Drahtsäge in der Mitte durchsägt. Die Nachversorgung erfolgt wie oben beschrieben.

(41)

MERKENS (1976 u. 1977) amputiert nach einem Schnitt in den Zwischenklauenspalt die Klaue mit einem Sägeschnitt durch die Mitte des Kronbeines.

KOFLER (1988) setzt einen Hautschnitt der als Führung für die Ließ´sche Drahtsäge dient. Dieser beginnt dorsal fingerbreit über dem Kronsaum, zieht über lateral nach plantar und endet zweifingerbreit über dem Kronsaum. Mit der Säge wird das ganze Gewebe der Zehe durchtrennt, während ein Helfer die Klaue in gestreckter Haltung fixiert. Die Versorgung erfolgt durch einen Verband.

FERGUSON (1997) setzt das Kronbein im distalen Drittel unter dem Gefäßloch mit Hilfe einer Drahtsäge im leicht schrägen Winkel ab. Als Besonderheit wird erwähnt, dass diese Operationsmethode auch am stehenden Tier mit aufgesetzter Gliedmaße durchgeführt werden kann.

Amputation im Fesselbein

ZEHL–TREBBIN (1905) empfiehlt zur Amputation der Zehenglieder des Rindes den

„einzeitigen Zirkelschnitt“. Hierbei werden Haut, Unterhaut, Weichteile und Fessel- bein senkrecht zur Längsachse des Knochens durchschnitten. Der Zirkelschnitt be- ginnt in der Mitte des Fesselbeines durch die Haut bis auf den Knochen. Das Fessel- bein selber wird von außen nach innen durchsägt. Die scharfen Knochenkanten wer- den mit einer Knochenzange abgekniffen. Nach dem Unterbinden größerer Gefäße legt man einen Kompressionsverband an.

PFEIFFER (1912) beginnt eine Amputation im Fesselbein mit einem dorsalen Schnitt vom proximalen Ende des Fesselbeines bis zum Kronsaum. Dort schlägt der Schnitt einerseits in den Zwischenklauenspalt und andererseits nach abaxial hin um. Ein ähnlicher Schnitt wird an der plantaren Fläche gesetzt und distal mit dem dorsalen vereinigt. Den Hautlappen präpariert man abaxial ab, ebenso wie den axial gelege- nen Hautrand. Das Fesselbein wird in schräger Richtung von distal axial nach proxi- mal abaxial mit einer Drahtsäge durchtrennt. Der Hautlappen wird mit einer fortlau- fenden Naht fixiert und ein Verband angelegt.

DYKSTRA (1929) nimmt eine Amputation im mittleren Teil des Fesselbeines vor.

Hierbei soll soviel Weichteilgewebe wie möglich geschont werden, um ein befriedigendes Polster über dem Knochenstumpf zu erhalten.

(42)

DIERSCHKE (1956) modifiziert die Methode von PFEIFFER (1912). Er stellt fest, dass nach Vernähen der Haut nicht immer eine Wundheilung per primam eintritt, e- her stört der Hautlappen die Weiterbehandlung nur. Er durchtrennt daher Haut und Weichteile auf Höhe des Krongelenkes in lateroproximaler Richtung. Das Fesselbein wird durchsägt, nekrotisches Gewebe entfernt und ein Druckverband angelegt.

ARTHUR (1960) versucht so viel Haut und Gewebe wie möglich zu erhalten, so dass eine Granulations– bzw. Gewebsbildung über dem Knochenstumpf beschleunigt wird. Es wird ein zirkulärer Hautschnitt proximal des Kronsaumes angelegt, die Haut bis zum Krongelenk abpräpariert und hochgeklappt. Nach der Exartikulation im Krongelenk wird das freiliegende Ende des Fesselbeines mit einer Drahtsäge abge- setzt. Gefäße werden ligiert und ein Verband angelegt.

MUSSIL (1964) amputiert im Fesselbein. Er durchschneidet die Weichteile fingerbreit distaler als den Knochen.

VUKELIC und MAROLT (1965) setzen lateral einen Hautschnitt am Metatarsus be- ginnend 10–12 cm proximal des Fesselgelenkes. Dieser läuft schräg distal zu den Afterklauen, zwischen ihnen hindurch bis zum Ballen und von dort aus entlang des Kronsaumes bis nach abaxial. Die Haut wird mitsamt der Afterklaue nach dorsal hin abpräpariert. Nach der Durchtrennung der Sehnen und Bänder wird das Fesselbein mit der Drahtsäge im proximalen Drittel in schräger Richtung abgesetzt. Die Blutun- gen werden gestillt, der Hautlappen vernäht und ein Verband angelegt. Der Vorteil dieser Methode liegt nach Meinung der Autoren darin, dass man einen guten Über- blick über den Zustand von Sehnen und Knochen und Ausmaß der Nekrosen erhält.

BERGE und WESTHUES (1969) führen die Amputation nach der Methode von PFEIFFER (1912) durch. Bei Infektion der Sehnenscheide wird eine Resektion der Beugesehnen proximal der Afterklauen vorgenommen.

OSMAN (1970) exartikuliert vor dem Absetzten des Fesselbeines die Klaue im Kron- gelenk. Hiermit soll eine präzisere Amputation ermöglicht werden. Bei einem Teil der Tiere wird das Fesselbein direkt über der Gelenkfläche distal des Gefäßloches der Diaphysenarterie abgesetzt. Bei den anderen Tieren amputiert er proximal des Gefäßloches.

DESROCHERS et al. (1996, 2001b) setzen im Zwischenklauenspalt einen Haut- schnitt bis auf Höhe des distalen Endes des Fesselbeines. Von dort aus sägen sie

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

rein symptomatisch, radiologisch oder bewiesen mit Endoskopie oder 24h- Messung? Zudem ist zu beachten, dass es Interpretationssache ist, ob man den Wiederbeginn einer PPI-Therapie

Patienten mit Hinweisen auf eine Peri- myokarditis ist zur Vermeidung einer fortschreitenden myokardialen Fibro- sierung durch eine anhaltende Inflam- mation körperliche Schonung

Patterns of myocardial injury in recovered troponin-positive COVID-19 patients assessed by cardiovascular magnetic resonance.. Prospective Case-Control Study of Cardiovascular

Sind Sie näher als zwei Meter an der Straße, darf der Stacheldraht oder sonstige spitze Gegenstände nur in einer Höhe von mehr als zwei Meter über der Straße und nur so

Die Diagnose „Ovarialzyste“ kann (Ausnahme: kleinzystische Ovardegeneration) mittels einmaliger, rektaler Untersuchung nur dann gestellt werden, wenn sich auf einem oder auch auf

In Frankreich wurde bei Charolais Tieren zudem ein Wackelhorn-ähnlicher Phänotyp (Erscheinungsbild) beobachtet, der bei Tieren ohne polled Mutation durch eine Mutation im TWIST1

In der Gruppe des Autogenen Trainings (AT) zeigte sich eine signifikante Abnahme der morgendlichen Schmerzintensität zwischen der Woche vor Beginn der Intervention (Woche

Nach einer kurativen Resektion eines Gallenblasenkarzinoms konnte unabhängig von allen anderen Faktoren bei Patienten mit der Blutgruppe O Rh-positiv ein 10 Jahre-Überleben von