• Keine Ergebnisse gefunden

Eigenschaften des Patientengutes

3. EIGENE UNTERSUCHUNGEN

4.1. Eigenschaften des Patientengutes

Die randomisierte Zuordnung zu den beiden Operationsmethoden stellte sicher, dass in beiden Gruppen ein vergleichbares Patientengut vorlag und die Eigenschaften der Tiere beider Gruppen zufällig verteilt waren.

4.1.1. Alter, Rasse, Reproduktionsstatus und Herkunftsbetriebe

Das durchschnittliche Alter aller Tiere betrug fünf Jahre (3.2.1.). LUTZ et. al. (1980), ZIFFER (1980) und NUSS (1988) beschrieben einen ähnlichen Altersdurchschnitt. In den Studien von FUNK (1976, 1977) und GÜLLER und MARTIG (1977) waren die Tiere mit durchschnittlich sechs bzw. sieben Jahren älter als die unserer Untersu-chung. Das durchschnittliche Alter der milchleistungsgeprüften Kühe im Bereich der Landwirtschaftskammer Hannover lag im Jahr 2003 bei 4,8 Jahren (LANDWIRT-SCHAFTSKAMMER HANNOVER 2003). Diese Übereinstimmung des Alters mit den

Tieren der eigenen Untersuchung spricht gegen eine Häufung von schwerwiegenden Klauenerkrankungen in einer bestimmten Altersgruppe. Dies konnte auch HORTIG (1979) bestätigen, der Tiere mit Erkrankungen an den Klauen, die in die Klinik für Rinderkrankheiten der Tierärztlichen Hochschule Hannover eingeliefert wurden, prüf-te.

Nur 23 % der Tiere waren zum Zeitpunkt der Operation tragend (3.2.3.). Bei FUNK (1977) traten ebenfalls zahlreiche Klauenerkrankungen zur Zeit des Abkalbetermines auf. Erklärt wurde dies durch die maximale Stoffwechselbelastung zum Zeitpunkt der Abkalbung. Auch JUNGE (1983) fand bei einer Untersuchung zu Klauenerkrankun-gen und ihren Ursachen bei Tieren aus Schleswig–Holsteinischen Milchviehbetrieben in den ersten 200 Tagen der Laktation ein vermehrtes Auftreten von Klauenerkran-kungen. Als eine Ursache vermutete er eine mangelhafte Hornneubildung infolge der hohen Milchleistung post partum. LEE (1983) folgerte demgegenüber, dass die Be-sitzer die hochtragenden Kühe aufgrund der fehlenden Melkzeiten weniger gut beo-bachteten, so dass eventuelle Klauenerkrankungen erst post partum bemerkt wur-den. HORTIG (1979) und LEE (1983) gaben als einen weiteren möglichen Grund für das Auftreten von Klauenerkrankungen post partum an, dass die Tierhalter den Zeit-punkt für die Klauenpflege bis über den Abkalbetermin hinausgeschoben hatten.

27,5 % der nicht tragenden Tiere in der eigenen Untersuchung lagen über der durch-schnittlichen Güstzeit von 132 Tagen (LANDWIRTSCHAFTSKAMMER HANNOVER 2003). Dies kann durch eine herabgesetzte Fruchtbarkeit infolge der Klauenerkran-kungen erklärt werden. Auch LUCEY et. al. (1986) und COLLICK et. al. (1989) be-schrieben verlängerte Intervalle zwischen Abkalbung und erneuter Trächtigkeit infol-ge von Klauenerkrankuninfol-gen. LEE (1983) erklärt die laninfol-ge Dauer bis zur Konzeption bei klauenkranken Tieren durch herabgesetzte Brunstsymptome infolge der auftre-tenden Schmerzen.

69 % der Tiere stammten aus Betrieben mit Laufstallhaltung, die restlichen wurden in Anbindeställen gehalten (Tab. 8 u. 9). Vor 25 bzw. 35 Jahren kamen nur 5 % bzw.

11,8 % der Tiere, die in der Klinik für Rinder der Tierärztlichen Hochschule Hannover einer Klauenamputation unterzogen wurden aus Laufställen (MEYER–BUCHTIEN 1971; ZIFFER 1980). Diese Unterschiede spiegeln die Entwicklung von der Anbinde–

zur Laufstallhaltung wieder.

Die oben genannten Parameter lassen sich in tierspezifische (Alter und Reprodukti-onsstatus) und bestandsspezifische Faktoren (Aufstallungsform) aufteilen. Die Tiere und die damit verbundenen unterschiedlichen Faktoren wurden durch das Losverfah-ren zufällig auf beide Gruppen verteilt. Das soll gewährleisten, dass etwaige Unter-schiede bei den postoperativen Ergebnissen zwischen den Tieren der beiden Grup-pen hauptsächlich als Folge des jeweiligen Behandlungsverfahrens anzusehen sind.

Inwieweit die tier– und bestandsspezifischen Faktoren einen Einfluss auf die Überle-benszeit der Tiere hatten, wurde dennoch geprüft und im Folgenden diskutiert.

4.1.2. Dauer und Art der Erkrankung

Die Tiere waren laut Angabe der Besitzer zum Zeitpunkt der Operation durchschnitt-lich 14 Tagen erkrankt (3.2.3.). Im Gegensatz dazu gaben GÜLLER und MARTIG (1977) und NUSS (1988) eine Erkrankungsdauer von 28 bzw. 25 Tagen an. Die vor-berichtlich angegebene kurze Dauer für die meist fortgeschrittenen Stadien der Er-krankung in der eigenen Untersuchung ist kritisch zu betrachten. Möglich ist auch, dass die Lahmheiten von den Besitzern erst spät entdeckt bzw. die Zeiten nach un-ten korrigiert wurden, um einem Vorwurf der „Verschleppung des Krankheitsprozes-ses“ entgegen zu wirken.

90,4 % der Tiere waren laut Besitzerangabe vorbehandelt (3.2.3.). GÜLLER und MARTIG (1977) machen ähnliche Angaben, während in der Untersuchung von NUSS (1988) nur 68,7 % der Tiere vorher einer Behandlung unterzogen worden wa-ren.

Die Ursachen für die Arthritis purulenta des Klauengelenkes waren bei den Tieren unserer Studie vorrangig perforierende Sohlengeschwüre (76,9 %), gefolgt mit wei-tem Abstand von perforierenden Wand– (17,3 %) und Zwischenklauendefekten (5,8 %) (Tab. 12). GÜLLER und MARTIG (1977) und NUSS (1988) beschrieben eine ähnliche Verteilung. Als weitere Ursachen wurden von den Autoren Ballenabzesse, traumatische Einwirkungen und hämatogene Infektionen angegeben. Die Ursachen-verteilung und die hohe Vorbehandlungsrate bei den Tieren in unserer Studie sowie bei den anderen Autoren mit ähnlichen Untersuchungen sprechen dafür, dass Arthri-tiden des Klauengelenkes vor allem aufsteigend infolge von komplizierten, meist

be-reits erfolglos vorbehandelten Klauenerkrankungen entstehen und seltener hämato-gen verursacht werden.

4.1.3. Klauenhornqualität und zusätzliche Klauenerkrankungen vor dem chi-rurgischen Eingriff

Ein Großteil der Tiere wies eine mäßige bzw. schlechte Klauenhornqualität auf (65,8 %) (3.2.9.). Auch JUNGE (1983) berichtet, dass lediglich 50 % der auf Klauen-erkrankungen untersuchten Milchkühe in Schleswig–Holsteinischen Betrieben eine Hornqualität ohne erkennbare Mängel aufwies. Dies zeigt, dass die Klauenhornquali-tät offenbar häufig ein Wegbereiter für komplizierte Klauenerkrankungen ist.

Von den 52 Tieren zeigten 55,8 % bereits vor dem chirurgischen Eingriff zusätzlich einen Defekt an der Gegengliedmaße bzw. an den Vordergliedmaßen (3.2.8.). Ähnli-che Angaben machten auch FUNK (1977) mit 48,7 % und NUSS (1988) mit 49,8 %.

Diese hohe Rate an zusätzlichen Klauenerkrankungen kann ebenfalls als Indiz für die schlechte Klauenhornqualität bzw. Klauengesundheit der Tiere gewertet werden.

Andererseits ist sie wahrscheinlich auf einen beginnenden Überlastschaden an den Klauen der Gegengliedmaße durch die lange Erkrankungsdauer zurückzuführen.

Eine weitere Schlussfolgerung könnte sein, dass Tiere mit mehreren Lederhautde-fekten eher zu Komplikationen der Klauenerkrankung neigen.

4.2. Methodik

Indikation für diese Studie war das Vorliegen einer Arthritis purulenta des Klauenge-lenkes an einer Hintergliedmaße. Als limitierende Faktoren wurden der Zustand des Kronsaumes und die Befunde an Klauen– und Kronbein herangezogen. Der Kron-saum sollte mindestens zur Hälfte erhalten sein, um post operationem ein erneutes Hornwachstum zu gewährleisten. Die osteomyelitischen Veränderungen an Klauen–

und Kronbein mussten im Zuge der Klauengelenksresektion entfernbar sein. Auf-grund des plantaren Zuganges galt dies für Defekte am Klauen– und Kronbein nur, wenn sie plantar bzw. in unmittelbarer Umgebung des Fräskanals lagen. Diese

ge-naue Definition der Indikationsspanne wurde vorgenommen, um vergleichbare Be-funde für die postoperative Entwicklung zu erhalten.

Neben einer klinischen Untersuchung wurden auch eine röntgenologische und eine sonographische Untersuchung durchgeführt (Tab. 6). Somit konnte präoperativ eine genaue Beurteilung der betroffenen Strukturen erfolgen. Die sonographische Unter-suchung erlaubte eine Aussage über den Füllungszustand und Art des Inhaltes der Gelenke und Fesselbeugesehnenscheide. Dies war vor allem dann von Vorteil, wenn die Punktion der synovialen Strukturen aufgrund der Art des Inhaltes erfolglos oder aufgrund einer starken, phlegmonösen Schwellung nicht zu empfehlen war.

Bei der Klauenamputation wurde die etablierte Klinikmethode durchgeführt. Bei der Wahl der Methode für die Klauengelenksresektion wurde versucht, die eigenen Er-fahrungen und die Vorteile verschiedener in der Literatur vorgestellten Verfahren zu kombinieren. Es war unser Ziel, eine relativ einfach und zügig durchführbare, mög-lichst wenig Geräteaufwand erfordernde Operationsmethode zu etablieren, die eine breite Indikation ermöglichte.

Vom zeitlichen Aufwand her zeigte sich für einen geübten Operateur bei den beiden Operationsmethoden kein Unterschied (3.2.11.). Allerdings war der materielle Auf-wand bei der Klauengelenksresektion höher. Hier wurde neben einem chirurgischen Besteck, ähnlich dem bei der Klauenamputation, außerdem noch eine Fräse benö-tigt. Weiterhin mussten nach der Klauengelenksresektion zusätzlich noch ein Klotz und eine Kippklauenprophylaxe angebracht werden.