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Kippklauenbildung und Ankylose des Klauengelenkes post operationem

3. EIGENE UNTERSUCHUNGEN

4.3. Postoperative Ergebnisse

4.3.4. Kippklauenbildung und Ankylose des Klauengelenkes post operationem

Bei instabilem, passiv leicht beweglichem Klauengelenk und fehlendem aktiven Zug der tiefen Beugesehne wurde von einer so genannten „kippelnden Klaue“ gespro-chen. Von einer Kippklaue sprachen wir, wenn sich die Klauenspitze vom Boden ab-hob und das Tier bei gerader Gliedmaße vor allem im Ballenbereich fußte. Hier war das Klauengelenk passiv nicht mehr oder kaum noch beweglich, weil es knöchern ankylosiert bzw. bindegewebig straff durchbaut war. Bei beiden Klauenformen kam es zu einer suboptimalen Lastaufnahme.

Die Kippklauenbildung sollte durch eine Kippklauenprophylaxe verhindert werden.

Hier waren die Anforderungen für uns leichte Anbringung bzw. Entfernung ohne Schädigung der Klauen, wenig zusätzlicher Material- bzw. Zeitaufwand und lange Haltbarkeit. Dem schien die Methode nach CLEMENTE (1986) am ehesten zu ent-sprechen. Sie wurde weiter modifiziert, indem die Rinne in der Sohlenfläche auch abaxial fortgesetzt und gesamthaft mit Technovit® verschlossen wurde (Abb. 10–12).

Dies sollte ein Durchscheuern der Binde beim Aufstehen und Laufen verhindern.

Nicht so effektiv war diese Art der Kippklauenprophylaxe bei den Tieren, wo aufgrund der Druckempfindlichkeit unter der Partnerklaue anfänglich ein Anbringen des Klot-zes nicht möglich war. Eine Kippklauenprophylaxe mit Doppelfedereisen (NUSS 1988) wäre in diesen Fällen alternativ nicht möglich gewesen, da auch diese das An-bringen eines Klotzes voraussetzt. Die Methode nach PATSAAMA (1955) war laut CLEMENTE (1965) und NUSS (1988), sowie nach eigenen Erfahrungen nicht haltbar genug oder führte oft zu Verletzungen der Lederhaut. Aufgrund der mangelnden Größe bzw. Dicke der handelsüblichen Klötze wurden von uns Holzklötze mit neuen Maßen angefertigt (3.1.4.4.). Diese dickeren Klötze ermöglichten die Erhaltung der Stabilität nach dem Einfräsen der Rinne in die Sohlenfläche des Klotzes. Weiterhin war trotz der Flexionsstellung der operierten Klaue durch die Kippklauenprophylaxe eine Entlastung dieser gewährleistet. Alle 26 Tiere unserer Untersuchung hatten in der Zeit zwischen dem 28. und 90. Tag post operationem die Kippklauenprophylaxe aufgrund eines verlorenen Klotzes eingebüßt. Das zeigte, dass diese Art der Kipp-klauenprophylaxe nicht uneingeschränkt haltbar war.

Die kippelnde Klaue trat vor allem anfänglich nach der Operation auf. Da 90 Tage nach der Operation das Klauengelenk in jedem Fall noch instabil war, erachten wir eine konkrete Aussage zur Ausbildung einer Kippklaue erst nach 180 Tagen als sinnvoll. In der eigenen Untersuchung zeigten trotz oben beschriebener Kippklauen-prophylaxe nach 180 Tagen 52,9 % der noch 17 lebenden Tiere und in der Zeit von 300–660 Tagen 20 % der zehn Tiere eine Kippklaue bzw. eine kippelnde Klaue (3.2.14.). Ähnliche Ergebnisse beschrieben WESTHUES und BREUER (1964a), FRITSCH (1966), MAROLT (1966), FUNK (1976) und NUSS (1988), die ebenfalls trotz Kippklauenprophylaxe zu unterschiedlichen Zeiten post operationem eine Kipp-klauenbildung nachwiesen.

Auffällig war, dass sich bei drei Tieren in der eigenen Untersuchung die Kippklaue nach 180 Tagen zurückbildete. Dies könnte durch eine zunehmende bindegewebige und knöcherne Stabilität der Klaue erklärt werden.

Da sowohl in der eigenen Untersuchung, als auch in der Literatur trotz Kippklauen-prophylaxe die Ausbildung einer Kippklaue beobachtet wurde, müssten Überlegun-gen angestellt werden, ob auf das AnbrinÜberlegun-gen einer Prophylaxe nicht grundsätzlich verzichtet werden kann.

Da unter anderem durch eine knöcherne Durchbauung eine Stabilität der Klaue er-reicht wurde, stand die Ankylose des Klauengelenkes in enger Beziehung zu der postoperativen Klauenstellung. Nach 90 Tagen zeigte sich kein Klauengelenk rönt-genologisch durchbaut. Nach 180 Tagen hatten nur zwei der 17 Tiere ein vollständig, knöchern durchbautes Klauengelenk. Nach 300–660 Tagen war nur bei einem von fünf der noch für eine Untersuchung zur Verfügung stehenden Tiere das Klauenge-lenk vollständig, knöchern durchbaut (3.2.12.1.). GRIGORESCU (1971) konnte bei Tieren nach Klauengelenksresektion bis neun Monate post operationem nur eine fibrös–knorpelige Ankylose nachweisen. FUNK (1976) konnte in älteren Fällen ohne Angabe eines genauen Zeitraumes eine Ancylosis ossea des Klauengelenkes nach-weisen. NUSS (1988) hingegen fand bei 89,1 % der Tiere, die sich im Zeitraum über 297 Tage post operationem befanden, eine knöcherne Ankylose. Die Zeit der Durch-bauung liegt nach Meinung dieses Autors zwischen sieben und zwölf Monaten post operationem. Die niedrige Durchbauungsrate nach 180 Tagen post operationem in der eigenen Untersuchung stimmt mit den Beobachtungen von NUSS (1988) über-ein, bei dem die knöcherne Durchbauung erst nach sieben Monaten erkennbar war.

Ein Vergleich mit anderen Autoren fällt schwer, da hier nur ungenaue Angaben vor-liegen. Die Ergebnisse der eigenen Untersuchung zu späteren Zeitpunkten post ope-rationem zeigten sich allerdings abweichend zu denen der Arbeit von NUSS (1988).

Hier stimmen die eigenen Beobachtungen eher mit denen von GRIGORESCU (1971) überein. Die bei vielen Tieren ungenügende Ankylose des Klauengelenkes lässt sich durch die mangelhafte Ruhigstellung bzw. Belastung des Gelenkes post operationem erklären. Durch eine dauernde Ruhigstellung, wie es bei den größeren Gelenken nach Arthrodese bspw. durch Anlegen eines Castes angestrebt wird (STARKE et. al.

2004), könnte man dies vielleicht erreichen.

4.3.5. Anzahl der Verbandswechsel post operationem

In der eigenen Untersuchung wurde Wert darauf gelegt, dass alle Kontrollen und Verbandswechsel bis 180 Tage post operationem von uns selbst in der Klinik bzw. im Bestand durchgeführt wurden. Zum einen wurde dadurch erreicht, dass die Versor-gung bei allen Tieren immer nach dem gleichen Schema erfolgte, und zum anderen unterlagen so die Tiere einer besseren Kontrolle.

Die bei den Tieren notwendigen Verbandswechsel sollten als Maß für den postopera-tiven Behandlungsaufwand betrachtet werden. Sie wurden nach ihren Ursachen ein-geteilt, um sie differenziert auswerten zu können. Die Anzahl der Verbandswechsel die bis zur Abheilung der Operationswunde benötigt wurden lag in beiden Grup-pen bei drei. Hier kamen bei den Tieren nach Klauengelenksresektion die Ver-bandswechsel zum Anlegen der Kippklauenprophylaxe und Anbringen des Klot-zes bei Verlust hinzu. Durch diese zusätzlichen Verbandswechsel kam es zu einem signifikant höheren Behandlungsaufwand bei „normalem“ Heilungsverlauf nach Klau-engelenksresektion, der sich aus der Operationsmethode und der spezifischen Nachversorgung ergab (Tab. 32). Auch die durchschnittliche Anzahl der gesamten Verbandswechsel innerhalb der ersten 360 Tage post operationem war bei Tieren nach Klauengelenksresektion (n=6) signifikant höher als bei Tieren nach Klauenam-putation (n=3) (Tab. 35). Diese Zahlen ergaben sich aus dem methodisch bedingten Mehraufwand und den häufiger auftretenden erneuten Klauenerkrankungen bei Tie-ren nach Klauengelenksresektion. ZIFFER (1980) benötigte 2,6 Verbandswechsel und KOFLER (1988) 6,2 Verbandswechsel nach Klauenamputation. NUSS (1988) führte nach Klauengelenksresektion 4,2 Verbandswechsel durch. Hier können kaum Vergleiche untereinander oder mit den eigenen Untersuchungen gezogen werden, da die Untersuchungsbedingungen sehr unterschiedlich sind. Manche Autoren führ-ten Verbandswechsel bis zur vollständigen Abheilung selbst durch, andere überlie-ßen die Nachversorgung den jeweiligen Bestandstierärzten. Hierdurch erklärt sich die schwankende Anzahl an Verbandswechseln in der Literatur.

4.3.6. Lahmheitsverlauf post operationem

Beim Vergleich des Lahmheitsverlaufes post operationem zeigte sich, dass die Tiere nach Klauengelenksresektion innerhalb der ersten 14 Tage eine signifikant stärkere Lahmheit aufwiesen als die Tiere nach Klauenamputation. Nach 28 Tagen war kein Unterschied im Grad der Lahmheit zwischen den Tieren beider Gruppen nachweis-bar. Die Tiere nach Klauengelenksresektion zeigten am ersten Tag post operationem sogar eine signifikant schwerere Lahmheit als vor dem chirurgischen Eingriff (3.2.16.). MERKENS (1977) und JEONG (1993) zeigten nach Klauengelenksresekti-on bzw. KlauensesambeinresektiKlauengelenksresekti-on im Vergleich zur KlauenamputatiKlauengelenksresekti-on ähnliche Er-gebnisse wie in der eigenen Untersuchung. NUSS (1988) beschrieb bei Tieren nach Klauengelenksresektion 14 Tage post operationem eine gering– bis mittelgradige Lahmheit. Nach durchschnittlich 38,5 Tagen gingen die Tiere lahmheitsfrei.

Nach Klauenamputation zeigte sich auch für den Tierhalter ersichtlich ein schneller Behandlungserfolg; die Tiere gingen alsbald besser. Währenddessen bei den Tieren nach Klauengelenksresektion der für den Besitzer erkennbare Behandlungserfolg auf sich warten ließ.

4.3.7. Milchleistung post operationem

Die Milchleistung innerhalb der ersten 14 Tage post operationem stieg bei den Tieren beider Gruppen stetig an. Zwischen den beiden Operationsmethoden gab es keine Unterschiede (3.2.17.). MERKENS (1977) zeigte, dass bei Kühen nach Klauenge-lenksresektion die Milchproduktion langsamer als bei Tieren nach Klauenamputation wieder zu ihrer vorherigen Leistung zurückkehrte. Bei der nachgewiesenen längeren und schwereren Lahmheit und somit den größeren Schmerzen nach Klauengelenks-resektion wären ähnliche Milchleistungsdaten in den eigenen Untersuchungen wie bei MERKENS (1977) zu erwarten gewesen. Hier scheint sich aber die stärkere Lahmheit nicht so deutlich auf die Milchleistung auszuwirken. Allerdings waren die Tiere in der Klinik in Anbindung aufgestallt und hatten somit keine weiten Wege zum Futter zurückzulegen.

Die Milchleistung der Tiere nach dem Rückgang in den Bestand wurde ebenfalls un-tersucht. Hier verglich man die Leistung der schon laufenden Laktation oder bei zum Zeitpunkt der Operation trockenstehenden Tieren bzw. im letzten Drittel der Laktation befindlichen Tiere die Leistung der folgenden Laktation mit der durchschnittlichen Leistung des jeweiligen Bestandes. Es wurde kein Vergleich zu der vorhergehenden Laktation gezogen wie bei den unten erwähnten Autoren, da in dieser die Milchleis-tung aufgrund der länger dauernden Erkrankung schon gemindert sein konnte. Hier sollte die durchschnittliche Milchleistung des Bestandes einen konstanteren Ver-gleichsparameter abgeben. Es sollte geprüft werden, inwieweit sich die Tiere wieder leistungsmäßig und damit wirtschaftlich vertretbar in den Bestand eingliederten.

38,5 % der Tiere lagen unter dem Durchschnitt, 55,8 % der Tiere lagen im Durch-schnitt bzw. über dem DurchDurch-schnitt der Milchleistung des Bestandes. Über die restli-chen Tiere lagen keine Daten vor (3.2.17.). Es gab hier keine Unterschiede zwisrestli-chen den beiden Operationsmethoden. Andere Autoren gaben ähnliche oder höhere Wer-te für Tiere nach Klauenamputation bzw. Klauengelenksresektion an (MEYER–

BUCHTIEN 1971; FUNK 1976, 1977; GÜLLER u. MARTIG 1977; NUSS 1988). Alle diese Autoren verglichen die Milchleistung post operationem mit den bisherigen Leis-tungen des Tieres. Aus diesem Grund sind diese Zahlen schwer mit denen der eige-nen Untersuchung in Beziehung zu setzen. Es wird aber ersichtlich, dass alle laktie-renden Tiere innerhalb der ersten Tage post operationem ihre Milchleistung steiger-ten und mehr als die Hälfte der Tiere unabhängig von der Operationsmethode wieder eine für den Bestand wirtschaftliche Milchleistung erreichten.

4.3.8. Abkalbungen post operationem

Nach der Operation wurden 15,4 % der Tiere erneut tragend und kalbten ab (Klau-enamputation n=3 / Klauengelenksresektion n=5). Kein Tier kalbte ein zweites Mal post operationem ab. Es gab bei diesem Parameter keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Operationsmethoden (3.2.18.). Im Gegensatz hierzu kalbten nach Klauenamputation laut MEYER–BUCHTIEN (1971) 28,6 % der Tiere erneut ab, bei FUNK (1977) wurden 55 % der Tiere erneut tragend. Nach

Klauengelenksresek-tion wurden bei FUNK (1976) 80 % der Tiere erneut tragend, und laut NUSS (1988) wurden 45,5 % der Tiere erneut tragend und kalbten ab.

Die deutlich niedrigere Zahl von erneuten Abkalbungen in der eigenen Untersuchung lässt sich vermutlich durch die hohen Remontierungsraten in den Herkunftsbetrieben der betroffenen Tiere erklären. Bei Abgangsraten von bis zu 40 % werden Tiere, die in den Augen der Besitzer nicht mehr vollwertig erscheinen, wesentlich leichter nicht mehr zur Besamung zugelassen als „vollwertige Tiere“. Weiterhin wird bei vielen Tie-ren bspw. eine Klauenamputation nur mit dem Ziel durchgeführt, das Tier in einen schlachtfähigen Zustand zu versetzen, tragende Tiere nochmals abkalben zu lassen bzw. frischmelkende Tiere abzumelken.

4.3.9. Verbleib der Tiere post operationem

Innerhalb des ersten Jahres post operationem gingen insgesamt 50 % der Tiere zur Verwertung (Klauenamputation 46,2 % / Klauengelenksresektion 53,8 %). Der Unter-schied zwischen den beiden Gruppen war nicht signifikant (Tab. 36, Abb. 39). Bei MEYER–BUCHTIEN (1971) gingen 75 %, bei FUNK (1977) 58,6 %, bei GÜLLER und MARTIG (1977) 55 %, bei ZIFFER (1980) 59,1 % und bei PEJSA et al. (1993) 31,7 % der Tiere nach Klauenamputation innerhalb des ersten Jahres ab. Bei FUNK (1976) kamen 44,6 % und bei NUSS (1988) 46,6 % der Tiere nach Klauengelenksre-sektion während des ersten Jahres post operationem zur Verwertung (Tab. 47, grau unterlegt). Bei dem Vergleich zwischen den oben genannten Autoren ergab sich für die Tiere nach Klauengelenksresektion ein leichter Vorteil: innerhalb des ersten Jah-res post operationem waren hier noch nicht so viele Tiere abgegangen wie nach Klauenamputation. Dieser Vergleich war allerdings nicht direkt, da die Tiere nicht den gleichen Indikationen unterlagen.

Die Überlebensdauer der Tiere der beiden Gruppen der eigenen Untersuchung lag geringfügig unter der von anderen Autoren berichteten Überlebensdauer (Tab. 47, grau unterlegt). Vor allem die Überlebensdauer nach Klauengelenksresektionen in der eigenen Untersuchung wich von den Angaben in der Literatur ab. Zwischen bei-den Methobei-den bestand in bei-den eigenen Untersuchungen kein signifikanter Unter-schied. Die bisherigen Vergleiche von Ergebnissen nach Klauengelenksresektion

Tab. 47: Angaben verschiedener Autoren und der eigenen Untersuchung zur Überlebens– bzw. Nutzungsdauer post operationem getrennt nach Art des chirurgischen Eingriffes (k. A.=keine Angaben) MEYER– BUCHTIE N (1971) FUNK (1977)

LLER und MARTIG (1977)

ZIFFER (1980) PEJSA et al. (1993)

Eigene Untersuc hung (2004)

FUNK (1976)NUSS (1988)

Eigene Untersuc hung (2004)

Eigene Untersuc hung (2004) Art der OperationKlauenamputationKlauengelenkresektionBeide Anzahl Tiere188 8855 422 41 26 78 25126 52 Untersuchungszeitr aum (Jahre)4 5,5 6,5 4 19 4 10 7 4 4 Ø Überlebensdauer / Nutzungsdauer post operationem (Monate)

k. A. 15,6 16,5 13,5 20 13,5 20 1810,9 12,1 3 23,4 % k. A. k. A. 17,8 % k. A. 15,4 % k. A. 20,7 % 11,5 % 13,5 % 6 29,2 % 24,4 % k. A. 16,6 % k. A. 19,2 % 21,8 % 9,2 % 19,2 % 19,2 % 12 22,4 % k. A. 55 % 24,7 % 31,7 % 11,5 % k. A. k. A. 23,1 % 17,3 % 24 21,0 % k. A. 20 % 25,4 % 24,4 % 34,6 % k. A. k. A. 26,9 % 30,8 % 36 4,0 % k. A. 17,5 % 9,6 % k. A. 11,5 % k. A. k. A. 11,5 % 11,5 % 48 - k. A. 5 %5,2 %k. A. k. A. k. A. 60 - k. A. 2,5 % 0,7 % k. A. k. A. k. A.

verwertet post operatione m bis (Monate) 72 - k. A. - - k. A.

Abschluss der Untersuch ung k. A. k. A.

Abschluss der Untersuch ung

Abschluss der Untersuch ung <1275 % 58,6 % 55 %59,1 %31,7 %46,2 % 44,6 % 46,6 % 53,8 % 50 % >12k. A. 41,4 % k. A. k. A. k. A. 53,8 % 56,4 % 53,4 % 46,2 50 % >24k. A. 19,5 % k. A. k. A. 31,7 % 19,2 % 30,7 % 30,3 % 19,2 19,2 % >36k. A. 8,5 % k. A. k. A. k. A. 7,7 % 17,9 % 18,0 % 7,7 7,7 % >48k. A. 3,6 % k. A. k. A. k. A. k. A. 7,6 % 6,4 % k. A. k. A. >60k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. 2,0 %k. A. k. A.

Überlebens dauer (Monate) >72k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. 0,4 %k. A. k. A.

mit Ergebnissen nach Klauenamputation aus der Literatur (FUNK 1976; NUSS 1988), zeigten einen deutlichen Vorteil für die Tiere nach Klauengelenksresektion.

Bei diesen Arbeiten über klauenerhaltende Maßnahmen ist es durchaus möglich, dass hier Tiere ausgewählt wurden, bei denen von vornherein eine längere Überle-bensdauer angestrebt wurde und sie deshalb der aufwendigeren Behandlung unter-zogen wurden. Für die bei allen Tieren niedrigere Überlebensdauer der eigenen Un-tersuchung ist unserer Meinung nach unter anderem die Preisentwicklung in der Landwirtschaft, die eine kürzere Nutzungsdauer zur Folge hat, verantwortlich.

Weiterhin wurden die Einflüsse verschiedener Faktoren wie Alter, Reproduktionssta-tus, Aufstallung, Weidehaltung, zusätzliche Klauenerkrankungen und Klauenhorn-qualität auf die durchschnittliche Überlebensdauer geprüft. Es zeigte sich bei allen Faktoren kein Unterschied zwischen den beiden Operationsmethoden.

Der Reproduktionsstatus zum Zeitpunkt der Operation zeigte keinen signifikanten Einfluss auf die Überlebensdauer der Tiere. Allerdings war bei den Tieren nach Klauenamputation die Überlebensdauer bei tragenden Tieren deutlich höher (p = 0,06) als bei nicht tragenden Tieren, während die Werte bei Tieren nach Klau-engelenksresektion annähernd gleich waren. Dies zeigt, dass die Halter bei Tieren nach Klauenamputation eher als bei Tieren nach Klauengelenksresektion dazu nei-gen, sie nach der laufenden Laktation zu verwerten. Hier spielt offenbar die Tatsache mit hinein, dass die Tiere nach Klauenamputation von den Besitzern nicht mehr als vollwertige Tiere angesehen werden.

Das Alter der Tiere hatte den erwarteten Einfluss, dass die älteren Tiere eine signifi-kant kürzere Überlebensdauer als die jungen Tiere aufwiesen. Auffällig war hier die hohe Überlebensdauer bei jungen Tieren nach Klauengelenksresektion (695,5 Tg.), die sich zwar in der Tendenz, aber nicht signifikant von der nach Klauenamputation (424 Tg.) unterschied. Dies zeigt, dass junge Tiere mit einer erhaltenen Klaue durch-aus eine höhere Lebenserwartung haben als nach einer Klauenamputation.

Bei den verschiedenen Arten der Aufstallung zeigte sich kein signifikanter Unter-schied in der Überlebenszeit. FUNK (1976, 1977) gab für Laufställe mit solidem Stallboden bei Tieren nach Klauengelenksresektion und –amputation einen günsti-gen Einfluss auf die Nutzungsdauer an. In unseren Untersuchungünsti-gen konnte die

land-läufige Meinung, dass Tiere nach Klauenamputation grundsätzlich nicht in Laufstäl-len mit Spaltenboden gehalten werden können, nicht bestätigt werden.

Auch zwischen Tieren mit und ohne Weidehaltung konnte kein signifikanter Unter-schied der Überlebenszeit ausgemacht werden. Im Gegensatz dazu wiesen FUNK (1976, 1977) und NUSS (1988) längere Überlebenszeiten bei Tieren mit Weidegang nach.

Zwischen den Tieren mit und ohne Defekt an der Gegengliedmaße zum Zeitpunkt der Operation waren keine signifikanten Unterschiede der Überlebensdauer erkenn-bar. FUNK (1976, 1977) fand sowohl nach Klauenamputation als auch nach Klauen-gelenksresektion bei zwei oder mehr erkrankten Klauen zum Zeitpunkt der Operation eine deutlich verminderte Überlebensdauer als bei Tieren mit nur einer erkrankten Klaue. Diese zu erwartende geringere Überlebensdauer bei Tieren mit zusätzlichen Defekten hat sich in der eigenen Untersuchung nicht gezeigt. Ein Grund hierfür ist wohl die intensive Versorgung dieser Erkrankungen in der eigenen Untersuchung zum Zeitpunkt der Operation.

Die Klauenhornqualität zum Zeitpunkt der Operation hatte keinen signifikanten Ein-fluss auf die postoperative Überlebensdauer.

Bei den Abgangsursachen die Lahmheit (37,4 %) die erste Position ein, gefolgt von Fruchtbarkeit und Euterkrankungen (je 25 %). Bei der Unterteilung der Abgangsursa-che Lahmheit nahm die Kategorie erneute Klauenerkrankungen die erste Position ein. Es ergab sich kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Operations-methoden. MEYER–BUCHTIEN (1971), FUNK (1976, 1977), GÜLLER und MARTIG (1977), ZIFFER (1980) und NUSS (1988) kamen zu ähnlichen Ergebnissen (Tab. 48). Bei den Abgangsursachen der milchleistungsgeprüften Tiere im Bereich der Landwirtschaftskammer Hannover 2003 standen Klauen / Gliedmaßen mit 8,7 % an dritter Stelle nach Unfruchtbarkeit und Eutererkrankungen (LANDWIRTSCHAFTSKAMMER HANNOVER 2003). Zieht man die Abgänge nach Behebung einer linksseitiger Labmagenverlagerung zum Vergleich heran, rangierten die Abgänge infolge von Lahmheit an vierter Stelle nach Eutererkrankungen, Un-fruchtbarkeit und schlechter Milchleistung (v. FREITAL 2003). Dies zeigt, dass die Abgänge aufgrund von Lahmheit in einer normalen Rinderpopulation und bei Tieren mit Stoffwechselerkrankungen viel weiter hinten rangieren als bei Tieren, die einer

Tab. 48: Angaben verschiedener Autoren und der eigenen Untersuchung zu den Abgangsursachen post operationem getrennt nach Art des chirurgischen Eingriffes MEYER BUCHTIEN (1971) FUNK (1977)

LLER und MARTIG (1977)

ZIFFER (1980) Eigene Untersuch ung (2004)

FUNK (1976)NUSS (1988) Eigene Untersuch ung (2004)

Eigene Untersuch ung (2004) KlauenamputationKlauengelenkresektionBeide Anzahl abgegangener Tiere 188 67 40 345 24 78 191 24 48 Abgangsursachen Lahmheit22,9 % 4,4 % 10 % 10,2 % 12,5 % 14,3 % 4,2 % 8,3 % Komplikationen bei der Heilung 8,9 % 7,5 % 8,4 % 14,3 % 20,4 % Beschwerden operierter Fuß 5 % 9,4 % Erneute Klauenerkrankungen22,3 %27,5 % 10,4 % 20,8 % 23,2 % 17,3 % 20,8 % 20,8 % Erkrankungen außerhalb der Zehe8,3 % 8,3 % 8,3 % Gesamt Abgänge Lahmheit22,9 %35,6 %50 % 29 % 41,6 % 51,8 % 47,1 % 33,3 % 37,4 % Leistungsabfall 5,9 % 13,4 % 8,7 % 3,5 % 2,1 % Sterilität/Fruchtbarkeit 23,9 %28,3 %17,5 % 22,9 % 25 % 16 % 23,6 % 25 % 25 % Alter 5,9 % 1,5 % 12,5 % 1,8 % Eutererkrankungen 7,4 % 5,9 % 7,5 % 4,4 % 20,8 % 4,7 % 29,2 % 25 % Betriebsaufgabe 3,2 % 1,8 % Schlechter Ernährungszustand 1,5 % 1,7 % Beschwerden beim Treiben auf schlechten Wegen4,7 % Sonstiges26,6 % 13,4 % 7,5 % 33,3 % 12,5 % 25 % 22,5 % 12,5 % 12,5 %

Klauenamputation bzw. Klauengelenksresektion unterzogen worden sind. Ein Grund ist, dass diese Tiere wahrscheinlich eher als andere Tiere erneute Klauenprobleme entwickeln. Dies liegt zum einen an der angesprochenen schlechten Klauenhornqua-lität der Tiere, zum anderen stammten solche Tiere meist aus Beständen, die eine erhöhte Inzidenz an Klauenerkrankungen aufwiesen. Des Weiteren bedürfen diese Tiere einer besonderen Behandlung im Hinblick auf die Klauenpflege post operatio-nem, die sie wohl nicht in jedem Fall nach Beendigung der direkten Betreuung durch die Klinik genossen haben. Berücksichtigen sollte man, dass die Halter bei diesen Tieren auf das Thema „Klauenerkrankungen“ sensibilisiert sind, und dadurch bei er-neuten Problemen in dieser Richtung viel eher dazu neigen, das Tier zur Verwertung zu geben.

Ein besonders zu beachtender Punkt sind die acht Tiere nach Klauenamputation, die post operationem Defekte unter der Partnerklaue entwickelt hatten. Zwei dieser Tiere gingen direkt infolge des perforierenden Defektes unter der Partnerklaue ab, führten also zum Totalausfall. Die restlichen sechs Tiere konnten nur mit hohem wirtschaftli-chem Aufwand geheilt werden. Unter Praxisbedingungen hätte diese Erkrankung zur sofortigen Verwertung des Tieres geführt. Betrachtet man die Überlebenszeiten und die Abgangsursachen unter diesem Aspekt, verschiebt sich das Verhältnis zugunsten der Tiere nach Klauengelenksresektion.