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Ergebnisse nach Klauengelenksresektion

2.5. Chirurgische Therapie der Klauengelenksentzündung

2.5.2.2. Ergebnisse nach Klauengelenksresektion

Die Ergebnisse nach Klauengelenksresektionen mittels Drahtsäge mit kompletter Resektion der oberflächlichen und tiefen Beugesehne werden folgend beschrieben.

WESTHUES und BREUER (1964a) untersuchten 66 Tiere in einem Zeitraum bis zu zwei Jahren post operationem. Die Operationswunde war bei allen Patienten nach vier Wochen komplikationslos abgeheilt. 40 Tiere zeigten weder Lahmheit noch

Roll-klauenbildung. 12 Rinder zeigten unterschiedlich stark ausgeprägte Rollklauen, wo-bei nur drei Tiere lahm gingen. In der Zeit zwei bis sechs Monate nach der Operation wurden sechs Rinder aus Lahmheitsgründen der Schlachtung zugeführt (zwei Tiere mit tiefem Sohlengeschwür der Partnerklaue, zwei mit eitriger Fesselgelenksentzün-dung und zwei Tiere mit bestehender Lahmheit).

MAROLT (1966) führte den Eingriff bei 15 Tieren durch. Drei dieser Kühe mussten innerhalb von zehn Tagen nach der Operation geschlachtet werden, da der Prozess auf die Sehnen der anderen Zehe des gleichen Fußes übergegriffen hatte. Als weite-re Komplikationen traten eine Phlegmone der Hautwunde und ein Kronsaumabszess auf. Bei komplikationsloser Heilung war der Wundbereich im Ballenteil nach 40-55 Tagen mit Horn überdeckt. Der Ballen zeigte sich nach der Operation etwas kon-kav mit einer engen Rinne zur Krone. Es wurde festgestellt, dass die operierte Klaue auch nach Entfernung des Holzklotzes kaum in Belastung kam. Dies führte er auf die verkürzte Zehe zurück, die aufgrund der Kronbeinresektion und der Narbenretraktion entstand. Röntgenologisch konnte ein solider Kallus schon innerhalb von zwei Mona-ten entstehen, aber auch dauernd ausbleiben. Die Rollklaue, hier als eine Verände-rung im Sinne einer dorsalen Klauenflexion definiert, war nicht selten und konnte be-reits nach drei Monaten entstehen.

Bei FRITSCH (1966) traten bei 200 Tieren nach Klauengelenksresektion als Kompli-kationen fünfmal Granulome und Caro luxurians im Bereich der wunde auf. Weitere Komplikationen waren Abzesse im proximalen Sehnenscheiden-bereich, sowie Einbrüche der Infektion in das Fesselgelenk oder die Sehnenscheide der anderen Zehe. Trotz einer monatelangen Fixierung wurde bei einigen Tieren eine

„Aufkippung“ der operierten Klaue festgestellt.

Die folgenden Autoren hatten bei fehlender Infektion der Sehnenscheide auf die komplette Resektion der oberflächlichen und tiefen Beugesehne verzichtet. Sie hat-ten die Resektion des Klauengelenkes mittels einer Fräse durchgeführt.

CLEMENTE (1965) musste bei drei von insgesamt neun Tieren nach Klauengelenks-resektion eine Amputation vornehmen, da kein gesundes Gewebe für eine Heilung vorhanden war.

GRIGORESCU (1972) nahm bei 13 Tieren eine Klauengelenksresektion vor. Klinisch zeigte sich bei neun Tieren das Gelenk als fest, die restlichen Gelenke waren noch

beweglich. Der Ballen der operierten Klaue war narbig eingezogen. Die Klaue schien nur passiv beweglich und wenig an der Stützfunktion beteiligt zu sein. Bei zwei Tie-ren wurde eine Kippklauenbildung festgestellt. Röntgenologisch konnte in keinem Fall eine Ankylose des Klauengelenkes festgestellt werden, es kam nur zu einer Ver-schmälerung des Resektionsspaltes. Besonders am Kronbein waren knöcherne Re-aktionen ausgebildet. Pathologisch zeigte sich nur eine fibrös–knorpelige Ankylose.

Histologisch konnten desmale und chondrale Verknöcherungsprozesse beobachtet werden. Das Ausbleiben der knöchernen Ankylose wurde durch die unvollkommene Ruhigstellung des Klauengelenkes erklärt.

FUNK (1976) führte bei 132 Tieren eine Klauengelenksresektion durch. Die durch-schnittliche Dauer bis zum vollständigen Wundverschluss betrug acht Wochen. Die 78 auswertbaren Patienten zeigten eine durchschnittliche Überlebensdauer von 20 Monaten. Tiere ohne weitere Klauenerkrankungen zum Zeitpunkt der Operation überlebten 21,8 Monate, während Tiere mit einer zusätzlich erkrankten Klaue nur 17,2 Monate genutzt wurden. 66 % der Tiere erreichten ihre ursprüngliche Milchleis-tung und 80 % der Patienten wurden erneut tragend. Die in der Klinik ein bis fünf Jahre post operationem kontrollierten Tiere zeigten keine Lahmheit, es bestand teil-weise eine Tendenz zur Kippklauenbildung. Die Operationswunde deutete sich noch durch eine Vertiefung im Horn an. Der Kronsaum war wulstartig zirkulär vorgewölbt.

Röntgenologisch konnte in der Mehrzahl der Fälle eine knöcherne Ankylose nach-gewiesen werden (Tab. 3, Spalte 7).

NUSS (1988) und KÖSTLIN und NUSS (1988) berichten über Ergebnisse von 281 Tieren nach Klauengelenksresektion. Bis zum völligen Wundverschluss vergin-gen durchschnittlich 56,2 Tage. Es wurden im Schnitt 4,2 Verbandswechsel durch-geführt. Der stationäre Klinikaufenthalt betrug durchschnittlich 14,4 Tage. 21,7 % der Tiere zeigten postoperative Komplikationen. Diese bestanden hauptsächlich in einem überlastungsbedingten Sohlengeschwür der Partnerklaue und in eitriger Exsudation der Wunde. Weiterhin traten aufsteigende Phlegmonen, Tendovaginitiden der latera-len und medialatera-len Sehnenscheide, subkutane Abszeßbildungen und Osteomyelitiden der Klauenbeinspitze der operierten Klaue auf. Bei 2,1 % der Tiere musste eine Nachamputation durchgeführt werden. Die durchschnittliche Nutzungsdauer aller Tie-re bis zum Abschluss der Studie betrug 18 Monate. Für alle geschlachteten TieTie-re, die

nur an der operierten Klaue erkrankt waren, lag sie bei 16,1 Monaten. Bei Tieren, bei denen eine weitere Klaue erkrankt war, bei 12,1 Monaten und bei mehr als zwei krankten Klauen bei 3,6 Monaten. 45,5 % der Tiere kalbten nach der Operation er-neut ab. 52,7 % der Patienten erreichten ihre ursprüngliche Milchleistung wieder. An 71 verbliebenen Tieren erfolgte eine klinische und röntgenologische Nachuntersu-chung. 31 % dieser Tiere wiesen weiterhin oder erneut Klauenerkrankungen, sowohl an der operierten Gliedmaße als auch an der Gegenseite, auf. Von diesen 71 Tieren zeigten 50,7 % eine gering- bis hochgradige Kippklauenbildung. Es konnte kein Ein-fluss der unterschiedlichen Fixationsmethoden festgestellt werden. Außerdem war eine Kippklauenbildung auch nach längerer Fixation möglich. Andererseits konnte auch nur nach kurzer Fixationsdauer eine physiologische Klauenform entstehen. Bei allen Tieren wurde an der betroffenen Gliedmaße verstärkt die Partnerklaue belastet und über sie abgerollt. Die operierte Klaue unterstützte nur bestimmte Phasen der Bewegung. Röntgenologisch zeigten von 46 Tieren, die nach zehn Monaten unter-sucht wurden, 41 Tiere eine Ankylose des Klauengelenkes. Man kam zu dem Schluss, dass die Klauengelenksresektion bei richtiger Indikation der Klauenamputa-tion in Bezug auf Erhaltung des Nutzwertes und der Nutzungsdauer überlegen war.

Hiermit konnten die höheren Kosten durch die längere Nachbehandlung abgedeckt werden (Tab. 3, Spalte 8).

DESROCHERS et al. (1995) führten bei 12 Tieren eine Resektion des Klauengelen-kes durch. Die Tiere zeigten durchschnittlich bis zu vier Monate eine geringgradige Lahmheit. Zur Zeit der Nachuntersuchung (Ø nach 27 Mon.) ging keines der Tiere mehr lahm. Röntgenologisch zeigten drei Tiere nach 7–12 Monaten keine vollständi-ge Ankylose des Klauenvollständi-gelenkes. Keines der Tiere wurde aufgrund von Lahmheit geschlachtet. Alle Tiere erreichten eine normale Lastaufnahme der Gliedmaße und ihre alte Produktivität wieder. Es wurde von einer Erfolgsrate von 100 % gesprochen und die Klauengelenksresektion als Alternative zur Amputation, um Langlebigkeit und Produktivität zu fördern, empfohlen.

MERKENS (1977) verglich als einziger klinisch die Klauengelenkresektion (n=17) mit der Amputation unter (n=16) bzw. über (n=16) dem Kronrand bei Tieren, die an einer purulent, nekrotisierenden Klauengelenksentzündung litten. Über die Auswahl der Art der Methode wurden keine Angaben gemacht. Nach Amputation belasteten die Tiere

innerhalb von zwei bis sechs Wochen die Gliedmaße wieder gut, nach Klauenge-lenksresektion erst innerhalb von 6–10 Wochen. Von den 17 Tieren, bei denen eine Klauengelenksresektion durchgeführt wurde, hielten sich neun Tiere über mehrere Laktationsperioden. Während nach Amputation von 32 Kühen 30 innerhalb eines Jahres geschlachtet wurden. Eine Kippklauenbildung wurde kaum beobachtet. Als Schlussfolgerung wurde gezogen, dass die Wahl des chirurgischen Eingriffes von der weiteren Bestimmung der Kuh abhängig gemacht werden sollte. Wenn der Besit-zer das betreffende Tier länger halten wollte und gewillt war eine aufwendigere Nachbehandlung in Kauf zu nehmen, war eine Klauengelenksresektion angebracht.

Sollte das Tier möglichst schnell verwertet werden, war eine Amputation ausrei-chend.

Tab. 3: Angaben verschiedener Autoren zur Überlebens– bzw. Nutzungsdauer post operationem getrennt nach Art des chirurgischen Eingriffes

MEYER–

Art der Operation Klauenamputation

Klauengelenkresek-tion