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Populationsgenetische Untersuchung zum Auftreten der Labmagenverlagerung bei Deutschen Holstein Kühen

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Academic year: 2022

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Aus dem Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung der Tierärztlichen Hochschule Hannover

und der Klinik für Rinderkrankheiten der Tierärztlichen Hochschule Hannover

Populationsgenetische Untersuchung zum Auftreten der Labmagenverlagerung

bei Deutschen Holstein Kühen

INAUGURAL–DISSERTATION zur Erlangung des Grades einer DOKTORIN DER VETERINÄRMEDIZIN

(Dr. med. vet.)

durch die Tierärztliche Hochschule Hannover

Vorgelegt von Viola Wolf aus Cuxhaven

Hannover 2001

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Wissenschaftliche Betreuung: Prof. Dr. O. Distl, Prof. Dr. H. Scholz

1. Gutachter: Prof. Dr. O. Distl, Prof. Dr. H. Scholz 2. Gutachter: Dr. Brade

Tag der mündlichen Prüfung: 29. Mai 2001

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung 1

2 Literatur 2

2.1 Formen der Labmagenverlagerung beim Rind 02

2.2 Vorkommen der Labmagenverlagerung 3

2.3 Ursachen der Labmagenverlagerung 6

2.3.1 Mechanische Einflüsse auf die Labmagenverlagerung 7

2.3.2 Fütterungseinflüsse 8

2.3.3 Stressfaktoren 10

2.3.4 Genetische Einflüsse 10

2.3.5 Disposition von Hochleistungskühen für Labmagenverlagerung 13 2.4 Ökonomische Verluste infolge von Labmagenverlagerung 13

3 Material und Methoden 15

3.1 Material 15

3.1.1 Erhebung des Materials in Tierarztpraxen 15

3.1.2 Abstammungs- und Milchleistungsdaten 17

3.1.3 Erstellen des Datensatzes für die Auswertung 18

3.1.4 Verteilung des Untersuchungsmaterials nach Tierarztpraxen und

Betrieben 20

3.2 Statistische Methoden 21

3.2.1 Statistische Modelle für die Varianzanalyse 22

3.2.2 Statistische Modelle für die Heritabilitätsschätzung 29

4 Ergebnisse 31

4.1 Häufigkeitsverteilungen der Kühe mit Labmagenverlagerung 31 4.2 Häufigkeitsverteilungen der Kühe mit Labmagenverlagerung im

Gesamtmaterial 34

4.3 Zusammenhänge zur Milchleistung 39

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Inhaltsverzeichnis

4.3.1 Einfluss einer hohen Milchleistung in der Laktation vor dem Auftreten

der Labmagenverlagerung 39

4.3.2 Vergleich der Zuchtwerte für Milchleistungsmerkmale zwischen den

Kontrollkühen und den Kühen mit Labmagenverlagerung 40 4.3.3 Einfluss der Labmagenverlagerung auf die Milchleistung 44 4.4 Vergleich der Inzuchtkoeffizienten nach Kontrollkühen und den Kühen

mit Labmagenverlagerung 46

4.5 Systematische Einflüsse auf das Auftreten von Labmagenverlagerung 47 4.6 Schätzung von Varianzkomponenten für das Auftreten von Lab-

magenverlagerungen 48

5 Diskussion 51

5.1 Häufigkeit von Labmagenverlagerungen 51

5.2 Systematische Einflussfaktoren 53

5.3 Genetische Disposition von Labmagenverlagerung 54

5.4 Disposition von Hochleistungskühen für Labmagenverlagerung 55

6 Zusammenfassung / Summary 57

7 Literaturverzeichnis 61

8 Anhang 70

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Inhaltsverzeichnis

Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen

ALT Alter des Tieres

BETR landwirtschaftlicher Betrieb

DFREML derivative free restricted maximum Likelihood FFS Freie Fettsäuren

INZK Inzuchtkoeffizientklasse

LAK Laktationsnummer, bezeichnet die Laktation, in der sich ein Tier gerade befindet.

LMV Labmagenverlagerung

LMVli linksseitige Labmagenverlagerung LMVre rechtsseitige Labmagenverlagerung MLP Milchleistungsprüfung

MON Abkalbemonat

PEST Prediction and Estimation System REML Restricted Maximum Likelihood SAS Statistic Analysis System

VAT Vater des Tieres

VCE Variance Component Estimation

VIT Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung Verden

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Inhaltsverzeichnis

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Einleitung 1

1 Einleitung

Die Holstein Friesians haben sich weltweit als die bedeutendste Milchviehrasse durchgesetzt.

In der Bundesrepublik Deutschland wie in vielen anderen Ländern haben sie sich mit einer eigenen Zuchtrichtung entwickelt, die den speziellen Produktionsbedingungen angepasst ist.

Die Deutschen Holsteins werden vorwiegend in der Farbrichtung Schwarzbunt in der Bundesrepublik Deutschland gezüchtet. Ihr Anteil an der Gesamtzahl der Milchkühe beträgt etwa 62 %. Mit Ausnahme von Süddeutschland sind sie die vorherrschende Milchviehrasse in den landwirtschaftlichen Betrieben.

Das Hauptgewicht in der Selektion wird bei den Deutschen Holsteins auf die Milchleistung gelegt. Gesundheitsmerkmale werden bisher kaum berücksichtigt. Nur die somatische Zellzahl und die funktionale Nutzungsdauer gehen mit geringem Gewicht als Hilfsmerkmale für die Eutergesundheit und die Langlebigkeit in den Gesamtzuchtwert ein. Zu den weitverbreiteten Krankheiten bei den Deutschen Holsteins gehört die Labmagenverlagerung.

Allerdings besteht noch keine Klarheit darüber, ob für die Labmagenverlagerung eine generelle genetische Disposition bei den Deutschen Holsteins vorliegt, oder ob die Labmagenverlagerung ein Problem der hohen Milchleistung bei gleichzeitig suboptimalem Management darstellt.

Ziel dieser Arbeit ist es deshalb, in einer zufällig ausgewählten Population von Deutschen Holstein Kühen die Heritabilität der Labmagenverlagerung zu schätzen. Zugleich soll analysiert werden, inwieweit eine hohe Milchleistung zu einer Labmagenverlagerung prädisponiert. Die durch die Erkrankung entstehenden Verluste durch frühzeitige Merzung der Tiere und verminderte Milchleistung sollen in dieser Untersuchung ebenfalls quantifiziert werden.

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2 Literatur

2 Literatur

2.1 Formen der Labmagenverlagerung beim Rind

Der Labmagen des Wiederkäuers ist der echte Magen, der dem Vormagensystem nachgeordnet ist. Aus ihm fließt die Ingesta in den Dünndarm. Die Form des Labmagens ist länglich mit einer Aussackung, wobei der Labmagen bei physiologischer Lage der ventralen Bauchwand direkt anliegt und von links kranial nach rechts kaudal die Medianebene kurz hinter dem Brustbein überschreitet. Von kaudal umfasst er den Blättermagen. Der Labmagen ist in seiner Lage nur am Ein- und Ausgang über das kleine Netz mit der Leberpforte fixiert.

Der Fundusteil des Labmagens ist frei beweglich, weswegen es möglich ist, dass der Labmagen entlang der Bauchwand aufsteigt, und es so zu einer Labmagenverlagerung kommt (SCHUMMER u. HABERMEHL 1987).

Bei einer linksseitigen Labmagenverlagerung tritt das Organ entweder zwischen Haube und ventralem Pansensack oder unter dem Anfangsblindsack des Pansens hindurch, danach steigt der Labmagen dann je nach Menge der angesammelten Gas- und Flüssigkeitsmenge nach dorsal auf und kann mit seiner grossen Kurvatur die linke Hungergrube erreichen. Bei diesem Vorgang faltet sich das Organ soweit, dass die Pars cardiaca und der Pylorus dicht beieinander zu liegen kommen, daher entsteht in diesen Bereichen eine Abknickung, die zu einer Abflussstörung des Labmageninhaltes führt. Da sich im Labmagen Gase bilden können und auch die Drüsen Sekrete absondern, kann sich der Labmagen noch mehr vergrößern und so das Doppelte seiner ursprünglichen Grösse erreichen (ROSENBERGER u. DIRKSEN 1957).

Bei der rechtsseitigen Labmagenverlagerung schiebt sich der Labmagen zwischen die rechte Flanke und die Darmspirale (ESPERSEN 1961). Dabei kann es sich um eine Verlagerung ohne oder mit Torsion des Labmagens handeln. Bei einer Torsion wird zwischen einer Rechts- und einer Linkstorsion unterschieden, wobei der Grad einer Torsion bis zu 450°

betragen kann. Eine Torsion führt zu extremen Abflussstörungen des Labmageninhaltes.

Auch die Wand des Organs wird durch Störung der Blutzirkulation in den zu- und

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Literatur 3

abführenden Blutgefässen ungenügend durchblutet, wodurch es zur hämorrhagischen Infarzierung kommen kann (ESPERSEN 1961).

2.2 Vorkommen der Labmagenverlagerung

Der erste Bericht über eine Labmagenverlagerung stammt von CAROUGEAU und PRESTAT (1898), die eine Labmagenverlagerung eines 8 Tage alten Kalbes, das nach dem Verenden pathologisch-anatomisch untersucht wurde, beschreiben. Aufmerksamkeit hat die Erkrankung aber erst seit dem Jahre 1950 erlangt (BEGG 1950, FORD 1950, JONES 1952, MARR u. JARRETT 1955, BEGG u. WHITEFORD 1956, HANSEN et al. 1957, JENNINGS 1957, ROSENBERGER u. DIRKSEN 1957, WOOD 1957, JONES 1959).

Während die ersten Veröffentlichungen nur Fallbeschreibungen (FORD 1950, JONES 1952, MARR u. JARRETT 1955) über die bis dahin weitgehend unbekannte Erkrankung enthalten, werden kurze Zeit später bereits erste Behandlungs- und Operationsmethoden beschrieben (HANSEN et al. 1957, JENNINGS 1957, WOOD 1957).

Labmagenverlagerungen sind u.a. bei folgenden Rinderrassen beschrieben worden:

Ayrshires in den USA (CONSTABLE et al. 1992), Brown-Swiss in den USA (CONSTABLE et al. 1992), Deutsche Holsteins (GEISHAUSER et al. 1996), Guernsey in den USA (CONSTABLE et al. 1992), Holstein Friesian in Kanada und Australien (MARTIN et al.

1978b) und Jerseys in Australien (JUBB et al. 1991). AREGGER (1992) stellt sie in der Schweiz bei Simmental-Red-Holstein Kreuzungstieren fest.

Die Häufigkeit des Vorkommens ist bei den einzelnen Rassen und in den einzelnen Gebieten sehr unterschiedlich. Dabei beobachten CONSTABLE et al. (1992) und KUIPER (1991) eine ansteigende Häufigkeit von Labmagenverlagerungen in Gebieten mit intensiver Rinderhaltung, besonders in Milchviehregionen. Die Häufigkeit des Auftretens von Labmagenverlagerung bei Tieren, die in Universitätskliniken in den USA behandelt worden sind, beträgt 8,01 % (CONSTABLE et al. 1992), hingegen ist die Häufigkeit im Patientengut in den einzelnen Tierarztpraxen geringer. Die Angaben für die Häufigkeit von Labmagen- verlagerungen an allen behandelten Kühen neuerer Arbeiten liegen zwischen 1,7 % in Israel (MARKUSFELD 1986), 2,3 % in Norwegen (VARDEN 1979) und 5,5 % im Osten der USA

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4 Literatur

(DETILLEUX et al. 1997). JUBB et al. (1991) geben den Anteil von Kühen mit Labmagenverlagerung in Australien gemessen an der Gesamtpopulation mit 0,06 % an.

Die linksseitige Labmagenverlagerung tritt häufiger auf als die rechtsseitige Labmagen- verlagerung. Bezogen auf alle Labmagenverlagerungen kommt die linksseitige Labmagen- verlagerung mit 85-96 % und die rechtsseitige Labmagenverlagerung mit 4-15% vor (VARDEN 1979, MARKUSFELD 1986, CONSTABLE et al. 1992).

Das Auftreten von Labmagenverlagerungen zeigt jahreszeitliche Häufungen, dabei berichten alle Autoren von einem Anstieg der Erkrankungsfälle im Frühjahr (Januar bis Mai).

Auch im Herbst und Frühwinter treten teilweise vermehrt Labmagenverlagerungen auf. In den Sommermonaten Juni und Juli erkranken die wenigsten Tiere an Labmagenverlagerung (DIRKSEN 1961, PINSENT et al. 1961, ROBERTSON 1968, WALLACE 1975, ERB u.

MARTIN 1978, VARDEN 1979, AREGGER 1992, CONSTABLE et al. 1992, VAN DORP et al. 1999).

Die Labmagenverlagerung tritt vornehmlich bei Kühen auf. Auch männliche Rinder können von ihr betroffen sein. Sie kann bereits bei Kälbern und Jungrindern beiderlei Geschlechts auftreten (MACLEOD 1960, SWARBRICK 1961, ESPERSEN 1961, ROBSON et al. 1964, MACLEOD 1964 u. 1968, ROBERTSON 1968, MARTIN 1972, KING 1979, DIRKSEN 1981, DENNIS 1984, FRAZEE 1984, HAWKINS et al. 1986, DOLL 1990, MEDINA-CRUZ et al. 1990, RADEMACHER 2000). Während bei weiblichen Tieren die linksseitige Verlagerung öfter vorkommt als die rechtsseitige, ist das bei männlichen Tieren nicht die Regel. Bei ihnen ist die Wahrscheinlichkeit für eine linksseitige Labmagenverlagerung gleich hoch wie für eine rechtsseitige Labmagenverlagerung (CONSTABLE et al. 1992). Bei Studien an männlichen Tieren mit Labmagenverlagerung handelt es sich meist um jüngere Tiere.

Bei Kühen beobachten mehrere Autoren Zusammenhänge zwischen der Labmagenverlagerung und der Anzahl der Abkalbungen (DETILLEUX et al. 1997), dem Alter der Tiere (DIRKSEN 1961, MARTIN 1972, ERB u. MARTIN 1978, CONSTABLE et al. 1992), dem zeitlichen Abstand zur Abkalbung (DIRKSEN 1961, ROBERTSON 1968,

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Literatur 5

VARDEN 1979, JUBB et al. 1991, DETILLEUX et al. 1997) und der individuellen Milchleistung (ROBERTSON 1966, DIRKSEN 1967, COPPOCK 1974, SUTHERLAND 1984, JUBB et al. 1991, KUIPER 1991, FÜRLL u. KRÜGER 1999 b u. c, LOTTHAMMER 1999).

Die linksseitige Labmagenverlagerung ereignet sich meistens kurz nach der Kalbung. So kommen im ersten Monat nach der Geburt des Kalbes 80 % aller linksseitigen Labmagenverlagerungen vor (DIRKSEN 1961, ROBERTSON 1968, VARDEN 1979, JUBB et al. 1991, DETILLEUX et al. 1997). Die rechtsseitige Labmagenverlagerung ist nicht ganz so stark an den Abkalbungszeitraum gebunden. Dort ereignen sich im ersten Monat nach der Kalbung 52 % aller auftretenden Fälle (CONSTABLE et al. 1992). Bei dieser Untersuchung waren 10 % der an Labmagenverlagerung erkrankten Tiere tragend.

Die Erkrankungswahrscheinlichkeit ist bei Kühen im Alter zwischen 4 und 7 Jahren am größten (MARTIN 1972, ERB u. MARTIN 1978, CONSTABLE et al. 1992). DIRKSEN (1961) beobachtet dagegen bereits ein gehäuftes Auftreten bei Kühen im Alter von 3 Jahren.

DETILLEUX et al. (1997) beobachten die höchste Erkrankungsrate von Labmagen- verlagerung bei Kühen, die sich in der 3. oder 4. Laktation befinden. Das Durchschnittsalter einer Kuh mit Labmagenverlagerung liegt laut ROBERTSON (1968) bei 4,9 Jahren. Eine Abhängigkeit zwischen Erkrankungswahrscheinlichkeit und Lebensalter der Kuh bestreiten hingegen PINSENT et al. (1961), da in ihrer Studie das Erkrankungsalter zwischen 2 und 10 Jahren variiert, ohne dass eine bestimmte Altersgruppe signifikant häufiger betroffen ist.

DIRKSEN (1961), ESPERSEN (1961), ROBERTSON (1968) WALLACE (1975) und JUBB et al. (1991) nehmen keine Rassedisposition für die Labmagenverlagerung an, was sie durch Studien an Tiermaterial folgender Rassen begründen: Deutsche Holsteins (DIRKSEN 1961, ROBERTSON 1968, WALLACE 1975), Rotes Dänisches Milchvieh (ESPERSEN 1961), Jersey (ESPERSEN 1961, JUBB et al. 1991, ROBERTSON 1968, WALLACE 1975), Guernsey (WALLACE 1975), Schweizer Braunvieh (WALLACE 1975) und Ayrshire (WALLACE 1975).

Dagegen kann AREGGER (1992) aufgrund des ihm vorliegenden Tiermaterials, hauptsächlich bestehend aus Simmental x Red Holstein – Kreuzungstieren, aber auch einigen Holstein Friesian, Schweizer Braunvieh und Eringer Kühen, eine Rassendisposition nicht

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6 Literatur

ausschliessen. ERB und MARTIN (1978) finden in einer retrospektiven Studie ein erhöhtes Risiko für Ayrshire Kühe, an Labmagenverlagerung zu erkranken. SUTHERLAND (1984) hingegen vermutet ein erhöhtes Risiko bei Holstein Friesian Kühen, da erst dann die Erkrankungsraten zugenommen haben, als sie in der von ihm untersuchten Region vermehrt gezüchtet worden sind. Vorher wurden in der Region Ayrshire Kühe gehalten, bei denen er keine Labmagenverlagerungen beobachtet hatte, weswegen diese Rasse laut SUTHERLAND (1984) ein niedrigeres Risiko besitzt, an Labmagenverlagerung zu erkranken, als Tiere der Rasse Holstein Friesian. PINSENT et al. (1961) haben in ihrer Klinik vermehrt Fälle bei Kühen der Rassen Guernsey und Jersey beobachten können. CONSTABLE et al. (1992) untersuchen die Häufigkeit des Auftretens von Labmagenverlagerung innerhalb der unterschiedlichen Rassen Ayrshire, Brown Swiss, Guernsey und Holstein Friesian im Verhältnis zu den Patientenzahlen der jeweiligen Rassen, die bei ihnen in der Klinik vorgestellt wurden. Dabei beobachten sie bei Kühen der Rassen Ayrshire und Brown Swiss ein signifikant geringeres Risiko für Labmagenverlagerung als bei Kühen der Rasse Holstein Friesian. Hingegen ist das Risiko einer Labmagenverlagerung bei Guernsey Kühen signifikant höher als bei Holstein Friesian Kühen.

2.3 Ursachen der Labmagenverlagerung

Die Ätiologie der Labmagenverlagerung ist bis heute nicht geklärt. Es wird von einer multifaktoriellen Erkrankung gesprochen. Folgende Ursachen sollen eine Rolle spielen:

Mechanische Einflüsse, genetische Effekte, das Alter des Tieres, die Jahreszeit der Abkalbung, die Anzahl erbrachter Laktationen, die Milchleistung des jeweiligen Tieres, der Geburtsverlauf und die Fütterung des Tieres (PINSENT et al. 1961, IDE u. HENRY 1964, ROBERTSON 1964, HULL u. WASS 1973, GRYMER et al. 1981).

2.3.1 Mechanische Einflüsse auf die Labmagenverlagerung

Wenn eine Kuh sich im fortgeschrittenen Stadium der Trächtigkeit befindet, dann nimmt die Gebärmutter einen Großteil des abdominalen Raumes in Anspruch. Dabei kann sie auch unter den Pansen gelangen und letzteren von der Bauchwand abheben. Dadurch entsteht eine Lücke, die es dem Labmagen ermöglicht, auf die linke Seite zu gelangen (BEGG u.

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Literatur 7

WHITEFORD 1956, HANSEN et al. 1957, WOOD 1957). Unmittelbar nach dem Abkalben sinkt der Pansen wieder auf die Bauchwand zurück und fixiert somit den Labmagen in seiner unnatürlichen Lage. Wenn der Labmagen unter dem Pansen eingeklemmt ist, ist die Nahrungspassage gestört (NILSSON 1962). Da im Labmagen gebildete Gase nicht entweichen können, kommt es hier zu einer Gasansammlung, was unweigerlich zu einer Dilatation des Labmagens führt, der sich in Richtung Hungergrube ausdehnt (KUIPER 1991).

Auch das vermehrte Platzangebot im Abdomen nach der Abkalbung kann zur Entstehung einer Labmagenverlagerung beitragen (CONSTABLE et al. 1992). Wenn die Gebärmutter während der Trächtigkeit besonders viel Platz benötigt, wie das bei Zwillingsträchtigkeiten oder bei Trächtigkeiten mit besonders großen männlichen Kälbern der Fall ist, entsteht unmittelbar nach der Abkalbung viel Freiraum im Abdomen. Deswegen erkranken Kühe, die Zwillinge oder sehr große männliche Kälber ausgetragen haben, häufiger an Labmagenverlagerung als Kühe mit normal großen Kälbern (WALLACE 1975, MARKUSFELD 1986, FÜRLL u. KRÜGER 1999a).

Weiterhin sorgt die Zucht auf Tiere mit viel Körpertiefe für einen großen Abdominalraum.

STÖBER und SARATSIS (1981) stellen bei an Labmagenverlagerung erkrankten Kühen eine grössere Körpertiefe fest als an Kontrollkühen. FOX (1965) stellt fest, dass die Körpertiefe von Kühen im Zeitraum von 1945 bis 1965 erheblich zugenommen hat. Die Kosten, die aufgrund von Erkrankungen entstehen, sind bei Kühen mit großer Körpertiefe fast doppelt so hoch wie bei kleineren Kühen. Allein 67 % der Mehrkosten erstrecken sich auf Probleme des Verdauungsapparates, zu denen auch die Labmagenverlagerung zählt (MAHONEY et al.

1986).

Das Verladen von hoch tragenden Kühen über steile Rampen kann ebenfalls einen Auslöser einer Labmagenverlagerung darstellen (HANSEN et al. 1957). NILSSON (1962) berichtet von einem Betrieb mit 1000 Milchkühen, in dem trockenstehende Kühe an einem anderen Ort aufgestallt worden sind als die laktierenden Tiere. Dort ist aus organisatorischen Gründen jede Kuh zweimal über eine Rampe mit einem Neigungswinkel von 45° auf ein Transportfahrzeug verladen worden; einmal zu Beginn der Trockenstehperiode und ein weiteres mal direkt vor dem Abkalben. Hierdurch kam es innerhalb eines Monats bei acht Kühen zu einer Labmagenverlagerung. Seit die Tiere zu ebener Erde verladen worden sind, sind kaum noch Labmagenverlagerungen aufgetreten.

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8 Literatur

ESPERSEN (1961) ist der Ansicht, dass der Pylorus verlegt sein muss, um eine Labmagenverlagerung zu erzeugen. Eine Verlegung kann durch tumoröse Wucherungen oder durch Sandansammlungen entstehen (ESPERSEN 1961). JUBB et al. (1991) haben bei 20 % aller Kühe mit Labmagenverlagerung Phytobezoare im Labmagen, die zu einer Verstopfung des Pylorus führen können, beobachtet. Phytobezoare sind Bälle aus zur Verfilzung neigenden Pflanzenteilen, die fast so hart wie Stein werden können. Ob es sich bei den an Labmagenverlagerung erkrankten Kühen mit Phytobezoaren um den normalen Populationsdurchschnitt von Tieren mit Phytobezoaren handelt, oder ob Phytobezoare bei Labmagentieren gehäuft vorkommen, ist nicht bekannt.

2.3.2 Fütterungseinflüsse

Der Pansen einer Kuh muß ausreichend gefüllt und geschichtet sein. Letzteres bedeutet ein ausreichendes Angebot von genügend strukturierter Rohfaser. GRYMER et al. (1981) fordern einen Mindestgehalt von 16 % strukturierter Rohfaser, um das Erkrankungsrisiko zu senken.

In diesem Zusammenhang ist außerdem zu beachten, dass die Trockenmasseaufnahme einer Kuh sinkt, je höher die Verdaulichkeit der Futterration ist (COPPOCK et al. 1972). Zusätzlich ist die Futteraufnahme nach der Kalbung eingeschränkt (FÜRLL u. KRÜGER 1999b). Nur wenn der Pansen ausreichend gefüllt ist, kann er als natürliche Barriere dienen, um eine linksseitige Labmagenverlagerung zu verhindern (CONSTABLE et al. 1992). Auch regt ein hoher Rauhfutteranteil zum Wiederkauen an, die Nahrung wird intensiv eingespeichelt, wobei der Speichel wiederum durch seinen Bicarbonatgehalt die Entstehung einer Pansenazidose verhindert (KUIPER 1991), die die Funktionsfähigkeit des Vormagensystems stark einschränken würde. Ebenfalls empfiehlt sich für die Funktionsfähigkeit des Vormagensystems kurz vor der Abkalbung für hochtragende Kühe eine spezielle Vorbereitungsfütterung, um die Bakterienflora im Pansen auf die Kraftfuttergaben während der Laktation vorzubereiten. Auch benötigen die Schleimhautpapillen eine Adaptationszeit von etwa acht Wochen, um sich an die Resorption der Abbauprodukte leicht verdaulicher Kohlenhydrate anzupassen. Verfüttert man ohne diese Adaptationszeit größere Kraftfuttermengen, so werden die flüchtigen Fettsäuren, die beim Verdauungsprozess in den Vormägen entstehen, nicht von den Pansenzotten resorbiert und sie gelangen in den

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Literatur 9

Labmagen. Die flüchtigen Fettsäuren hemmen hier die Motilität, so dass es zur Atonie der Labmagenmuskulatur kommen kann. Gleichzeitig steigern sie die Gasbildung im Labmagen und somit steigt das Risiko einer Labmagenverlagerung an (KUIPER 1991).

Viele Autoren (CURTIS et al. 1985, MARKUSFELD 1986, VÖRÖS u. KARSAI 1987, CORREA et al. 1990, KUIPER 1991, JACOBSEN u. RIDDELL 1995, FÜRLL u. KRÜGER 1999b) sehen im Hinblick auf die Vermeidung einer Labmagenverlagerung in der Minimierung ketophorer Substrate einen wichtigen Ansatzpunkt. Werden die Kühe in der Vorbereitungsfütterung für die nächste Laktation energetisch überversorgt, steigt das Ketoserisiko an (CORREA et al. 1990), weil die Kuh nach der Abkalbung ihre während der Trockenstehperiode angelegten Fettreserven mobilisiert, wodurch es zur Lipomobilisation und zur Leberverfettung kommen kann. Eine derartig veränderte Leber kann ihre Entgiftungsfunktion nicht mehr aufrechterhalten. Zusätzlich ist wahrscheinlich durch die Verfettung der Leber die Cholesterinproduktion vermindert. Da das Cholesterin die Endotoxine im Blut bindet, kommt es vermutlich durch den Cholesterinmangel zu stärkeren Endotoxinwirkungen im Körper, wobei die Endotoxine auch die Labmagenentleerung beein- trächtigen können. Eine Gasansammlung mit Dilatation des Labmagens ist die Folge, die ihrerseits zu einer Labmagenverlagerung führen kann (FÜRLL u. KRÜGER 1999b).

Bei Kälbern führt eine regelmäßige Überfüllung des Labmagens zur Überdehnung der Labmagenwand. Die Folge ist eine mangelhafte Durchblutung, was wiederum die Entstehung von Labmagengeschwüren fördert, die neben anderen Funktionsstörungen auch Labmagenverlagerungen begünstigen (RADEMACHER 2000).

2.3.3 Stressfaktoren

Stress soll ebenfalls prädisponierend für eine Labmagenverlagerung sein. Dabei gibt es sehr unterschiedliche Auslöser für Stress.

Wenn eine Färse kurz vor der ersten Abkalbung in die Herde der laktierenden Kühe integriert wird, kommt es zu Rangordnungsproblemen, die für das junge Tier besonderen Stress bedeuten (HULTGREN u. PEHRSON 1996, FÜRLL u. KRÜGER 1999b).

Ein weiterer Stressfaktor sind Schwergeburten, die meistens durch männliche und/oder schwere Kälber hervorgerufen werden. Geburtsstress verursacht wiederum erhöhte

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10 Literatur

Lipomobilisation (FÜRLL u. KRÜGER 1999c). Um diesen Stress möglichst zu vermeiden, ist ein ausreichender Kuhkomfort in Form einer gut eingestreuten Abkalbebox von Vorteil. Auch ermöglicht die separate Aufstallung der kalbenden Kuh eine Vermeidung von Rangordnungsproblemen (FÜRLL u. KRÜGER 1999b). Beachtet werden soll ebenfalls, dass eine Kuh genügend Zeit für die Kalbung erhalten sollte (GRUNERT u. ANDRESEN 1996), da eine zu zeitig einsetzende Geburtshilfe bei noch ungenügender Eröffnung der Gebärmutter ebenfalls zu Geburtsstress führt. Eine Geburtshilfe ist bei Schwergeburten notwendig, damit die Kuh nicht zu lange unter Geburtsstress steht (FÜRLL u. KRÜGER 1999b).

2.3.4 Genetische Einflüsse

Über eine mögliche genetische Prädisposition der Erkrankung berichtete zuerst ROBERTSON (1964). Da nach seiner Ansicht die Länge des kleinen Netzes genetisch festgelegt ist und dieses den Labmagen fixiert, ist eine Verlagerung bei abnorm langem Netz eher möglich. Auch IDE u. HENRY (1964) vermuten bereits eine erbliche Komponente der Labmagenverlagerung.

MARTIN (1972) vergleicht die Abstammungsunterlagen von in einer Klinik wegen Labmagenverlagerung vorgestellten Kühen (n= 39 Tiere) mit den Abstammungsdaten von Kontrolltieren (n= 30 Tiere), die aus Herden stammen, in denen über mindestens drei Jahre keine Labmagenverlagerungen vorgekommen sind. Aus diesen Herden ist je eine Kuh per Zufall ausgewählt worden und ein Abstammungsvergleich über drei Generationen hinweg erfolgt. Berücksichtigt werden in dieser Studie die Milchmengenleistung, das Alter der Kuh bei der aktuellen Kalbung, der Kalbeverlauf und die Abstammung. Dabei stellt er fest, dass es eine Bullenlinie gegeben hat, die im Pedigree der an Labmagenverlagerung erkrankten Kühe bedeutend häufiger vorgekommen ist als in der Kontrollgruppe.

LÜNEBRINK (1973) berichtet von einer statistisch gesicherten, näheren Verwandtschaft der an Labmagenverlagerung erkrankten Tiere im Vergleich zu einer Kontrollgruppe. Das Tiermaterial seiner Untersuchung stammt aus dem Patientengut der Klinik für Rinderkrankheiten der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Zu jedem erkrankten Tier wird ein derselben Herde entstammendes Kontrolltier gleichen Alters und gleicher Milchleistung ausgewählt, so dass insgesamt 104 Tierpaare gebildet werden können. Berücksichtigt werden

(17)

Literatur 11

in dieser Untersuchung ausschließlich die Pedigreeinformationen. Aufgrund der Häufigkeit des Vorkommens bestimmter männlicher Ahnen im Pedigree werden Verwandtschaftsindizes berechnet. Eine nähere Verwandtschaft von an Labmagenverlagerung betroffenen Proban- dinnen, kann bestätigt werden.

Ebenfalls Vergleichspaare bilden MARTIN et al. (1978b). Bei den Versuchstieren handelt es sich ausschliesslich um reinrassige Holstein Friesian Kühe, die älter als 1 Jahr sind. Die Kontrollkühe stammen aus denselben Herden, aus denen die erkrankten Tiere gekommen sind, wobei Vergleichstiere möglichst gleichen Alters und gleicher Laktation wie die an Labmagenverlagerung erkrankten Kühe sind. In dieser Studie, die 69 Vergleichspaare beinhaltet, können keine signifikanten Unterschiede in den Abstammungen erkrankter Tiere und der Kontrollkühe gefunden werden. Weder gibt es Unterschiede bei der Häufigkeit des Einsatzes einzelner Bullen noch gibt es eine Häufung einer Bullenfamilie bzw. eines bestimmten Bullen in einer der beiden Versuchsgruppen. Berücksichtigt werden in dieser Studie die Abstammung der Kühe, die Milchmengenleistung und die Körpergröße von Kuh und Vaters der Kuh. MARTIN et al. (1978b) vermuten, dass aufgrund der geringen Datenmenge keine signifikanten Unterschiede in der Abstammung gefunden werden können.

In dem geringen Datenmaterial kommen 80 % der männlichen Vorfahren der Kühe in dieser Untersuchung nur maximal dreimal vor.

Eine weitere Studie stammt aus einer Rinderpraxis in Australien (JUBB et al. 1991), in der innerhalb von 10 Monaten 37 Fälle von Labmagenverlagerung aufgetreten sind. 25 % der Tiere stammen von einem Bullen ab und erkranken meist schon zweijährig an Labmagenverlagerung. Diese Tiere stehen auf unterschiedlichen Betrieben. Das Risiko eines Tieres, an Labmagenverlagerung zu erkranken, ist 13,7 fach grösser, wenn es von diesem Bullen abstammt. Diese Studie erfolgt unter Berücksichtigung der Rasse, des Alters der Kuh gemessen in Jahren und der Fütterung.

Eine große Anzahl von Tieren steht in einer amerikanischen Studie zur Verfügung. LYONS et al. (1991) werten Datenmaterial von 9187 Kühen mit 229 Vätern aus. Etwa 1/3 des Materials ist von den Landwirten selbst erhoben worden, die restlichen 2/3 sind von Mitarbeitern der 21st Century Genetics Cooperative (CGC) gesammelt worden. Die Häufigkeit der Labmagenverlagerung beträgt im ersten Datensatz 2,2 % und im zweiten Datensatz 1,0 %. Die Schätzung der Heritabilität der Labmagenverlagerung erfolgt über eine

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12 Literatur

Halbgeschwisteranalyse mittels eines linearen REML (Restricted Maximum Likelihood) Modells unter Berücksichtigung der Faktoren Herde, Jahr und Vater. Dabei ergeben sich Heritabilitätsschätzwerte von h2 = 0,16 ± 0,07 für die Erhebungen der Landwirte, von h2 = 0,04 ± 0,05 für die Daten der Erhebung von den Mitarbeitern der 21st CGC und für den kombinierten Datensatz einen Schätzwert von h2 = 0,09 ± 0,04.

In einer Studie aus Kanada wird die Häufigkeit von Labmagenverlagerung mit einem Schwellenmodell über REML in einer väterlichen Halbgeschwisteranalyse ausgewertet (URIBE et al. 1995). Als Datenmaterial stehen 2941 Holstein Friesian Kühe aus 54 Herden im südlichen Ontario zur Verfügung. Die Labmagenverlagerung erreicht eine Häufigkeit von 2,8 %. Die Erhebung erstreckt sich über 3 Jahre. Berücksichtigt werden die Einflussfaktoren Herde, Abkalbesaison und Abkalbejahr. Die Heritabilität der Labmagenverlagerung in dem Schwellenmodell beträgt h2 = 0,28.

GEISHAUSER et al. (1996) untersuchen die Heritabilität von Labmagenverlagerung von Deutschen Schwarzbunten Rindern in Hessen. Als Material dienen 221 Tiere, die wegen Labmagenverlagerung in der Medizinischen und Gerichtlichen Veterinärklinik II an der Universität in Giessen behandelt worden sind. Die Heritabilität wird hier mittels Eltern- Nachkommen-Analyse anhand der Mutter-Tochter-Ähnlichkeit geschätzt, wobei ausschließ- lich die Pedigreeinformationen berücksichtigt werden. In den Herden der erkrankten Tiere werden mit Hilfe der Zuchtbücher für jede Kuh der Herde Mutter-Tochter-Paare unter Berücksichtigung des Nicht-Vorkommens bzw. Vorkommens von Labmagenverlagerung gebildet. Insgesamt ergeben sich 2626 Paare. Aus diesen Informationen wird eine Vierfeldertafel erstellt. Die vier Gruppen bilden erkrankte Mutter-Tochter-Paare, gesunde Mütter / erkrankte Tochter-Paare, erkrankte Mutter / gesunde Tochter-Paare und gesunde Mutter-Tochter-Paare. Die Schätzung der Heritabilität erfolgt über die Berechnung des Vierfelderkorrelationskoeffizienten und sie beträgt h2 = 0,24.

Ausschließlich Färsen in ihrer ersten Laktation berücksichtigen VAN DORP et al. (1998) in ihrer Studie. Die Daten stammen von 30 Herden in British Columbia (Kanada) aus 3 Jahren.

Insgesamt werden 4368 Färsen, die von 439 Vätern und 2484 Müttern abstammen, untersucht. Die Häufigkeit der Labmagenverlagerung beträgt 0,5 %. Effekte, die in dieser Studie berücksichtigt werden, sind die Herde, das Abkalbejahr und die Abkalbesaison, eingeteilt in vier Klassen von jeweils drei Monaten, sowie das Alter der Kühe. Die

(19)

Literatur 13

Auswertung erfolgt über ein lineares DFREML-Modell mit Berücksichtigung der Verwandtschaftsmatrix der Eltern und Großeltern. Eine Heritabilität für die Labmagen- verlagerung konnte nicht ermittelt werden.

2.3.5 Disposition von Hochleistungskühen für Labmagenverlagerung

Schon früh bemerken HANSEN et al. (1957), dass an Labmagenverlagerung vor allem Kühe erkranken, die im Vergleich zum Durchschnitt der Herde, in der sie stehen, eine höhere Milchleistung aufweisen.

Viele Autoren sehen eine hohe Milchleistung als Risikofaktor an (ROBERTSON 1966, DIRKSEN 1967, COPPOCK 1974, SUTHERLAND 1984, JUBB et al. 1991, KUIPER 1991, FÜRLL u. KRÜGER 1999 b u. c, LOTTHAMMER 1999), wobei es auch einige Autoren gibt, in deren Untersuchungen keine signifikante Erhöhung des Erkrankungsrisikos bei Hochleistungstieren festgestellt worden ist (MARTIN 1972, MARTIN et al. 1978a, ERB 1987).

Wenn das Leistungsniveau nicht für das Einzeltier, sondern für die gesamte Herde betrachtet wird, so erkranken Tiere, die in Hochleistungsherden gehalten werden, häufiger an Labmagenverlagerung als Tiere, die in Herden mit geringerer Milchleistung stehen (COPPOCK 1974, GRYMER et al. 1982, JUBB et al. 1991, KUIPER 1991, LOTTHAMMER 1992). ERB und GRÖHN (1988) hingegen erwarten kein erhöhtes Risiko von Labmagenverlagerungen in Hochleistungsherden.

2.4 Ökonomische Verluste infolge von Labmagenverlagerung

Von reduzierter Milchleistung in der Laktation, in der sich die Labmagenverlagerung ereignet, berichten mehrere Autoren. MARTIN et al. (1978a) können keine signifikanten Unterschiede in der Milchleistung zwischen an Labmagenverlagerung erkrankten Kühen und Kontrollkühen feststellen, wenn sie die der Labmagenverlagerung vorausgehenden Laktation als Vergleichsmaßstab heranziehen. Hingegen geben die Kühe, die an Labmagenverlagerung

(20)

14 Literatur

erkranken, in der Laktation, in der sich die Labmagenverlagerung ereignet hat, 725 kg weniger Milch als die Kontrollkühe.

Eine ebenfalls reduzierte Leistung im Vergleich zur Kontrollgruppe stellen GRYMER et al.

(1982) fest. Der Verlust beträgt unter den dortigen Bedingungen 610 kg Milch. Dieser Unterschied zur Kontrollgruppe ist signifikant.

Die Milchleistung ist laut BARTLETT et al. (1997) nur innerhalb der ersten Monate nach dem Auftreten der Labmagenverlagerung reduziert. Dafür geben die erkrankten Kühe aber ab dem dritten Monat nach der Kalbung signifikant mehr Milch als ihre nicht erkrankten Stallgefährtinnen. In ihrer Studie geben die Kühe, die eine Laktation später an Labmagenverlagerung erkranken, in der vorhergehenden Laktation 296 kg mehr Milch.

Dieser Unterschied ist signifikant.

GEISHAUSER et al. (1998) untersuchen nicht nur die reduzierte Michleistung, sondern auch Veränderungen in den Milchinhaltsstoffen Fett und Eiweiss, die in Folge einer Labmagenverlagerung auftreten. Die Milchleistung innerhalb der Laktation, in der die Kuh an Labmagenverlagerung erkrankt ist, sinkt im Mittel um 316 kg Milch ab, die Kuh liefert 12 kg weniger Milchfett und 10 kg weniger Milcheiweiss als eine Kuh durchschnittlich in derselben Laktation liefert, wenn sie nicht an Labmagenverlagerung erkrankt ist.

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Material und Methoden 15

3 Material und Methoden

3.1 Material

3.1.1 Erhebung des Materials in Tierarztpraxen

Der größte Teil des Auswertungsmaterials wurde im Landkreis Cuxhaven gesammelt. Der Rest stammt aus dem angrenzenden Landkreis Rotenburg / Wümme. Im Jahr 2000 hatte die Landwirtschaftskammer Hannover im Landkreis Cuxhaven 2796 landwirtschaftliche Betriebe mit insgesamt 277.000 Rindern registriert. Im Durchschnitt wurden pro Milchkuhhalter rund 41 Kühe gehalten. Die durchschnittliche Betriebsgrösse lag bei 38,6 Hektar. Lediglich 1000 Betriebe bewirtschafteten über 50 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche.

Die Betriebe in diesem Landkreis sind Familienbetriebe. Meist wird neben dem Erwerbszweig Milchproduktion noch Bullenmast betrieben, zumindest mit den eigenen Bullenkälbern. Oft werden auch zusätzlich männliche Kälber zugekauft.

Die Inhaber von fünf in diesem Gebiet niedergelassenen Tierarztpraxen hatten sich bereit erklärt, an dieser Untersuchung mitzuwirken. Die Tierarztpraxen A – E arbeiten als Gemischtpraxen mit einem grossen Rinderanteil.

Praxis A: Tierärztliche Gemeinschaftspraxis mit 2 Teilhabern Praxis B: Tierärztliche Einzelpraxis mit einem Assistenten Praxis C: Tierärztliche Einzelpraxis mit mehreren Assistenten Praxis D: Tierärztliche Einzelpraxis ohne Assistenten

Praxis E: Tierärztliche Gemeinschaftspraxis mit 3 Teilhabern und mehreren

Assistenten

Da das Tiermaterial für diese Untersuchung nicht vorselektiert sein sollte, wurden in diesen fünf Tierarztpraxen alle auftretenden Fälle von Labmagenverlagerung registriert. Die einzige Bedingung war, dass das erkrankte Tier in einem Betrieb steht, auf dem eine Milchleistungs- prüfung durchgeführt wird, um sicher zu sein, dass sowohl die Abstammung als auch die Leistung des Tieres von den Vereinigten Informationssystemen Tierhaltung in Verden (VIT) kontrolliert und dokumentiert wurden. Der Prozentsatz der an die Milchleistungsprüfung

(22)

16 Material und Methoden

angeschlossenen Betriebe schwankt in den einzelnen Praxen zwischen 75 und 95 %.

Auftretende Fälle von Labmagenverlagerung wurden von allen Tierärzten in den Praxen mit Adresse des Betriebes, betriebsinterner Nummer des Tieres, Diagnosedatum und Schwere der Erkrankung registriert.

In regelmäßigen Abständen von 14 Tagen wurden die von den Tierärzten erfassten Daten abgefragt.

Daraufhin wurde mit den Tierbesitzern ein Termin zur Untersuchung des Tieres, sofern dieses noch im Betrieb verblieben war, und zur weiteren Datenaufnahme vereinbart. Über Befragung des Landwirtes wurden weitere Erhebungen, wie z.B. Kalbeverlauf, eventuelle Begleiterkrankungen, der Erkrankungsverlauf und die Art der Therapie der Labmagenverlagerung durchgeführt. Der Erhebungsbogen ist im Anhang dargestellt (Abb.

32a+b). Für die Verknüpfung der Daten aus der Milchleistungsprüfung wurde die Lebens- ohrmarkennummer des an Labmagenverlagerung erkrankten Tieres festgehalten.

Die an Labmagenverlagerung erkrankten Kühe in diesen 5 Tierarztpraxen dienen als Gruppe der erkrankten Tiere. Alle Kühe von Betrieben, die zum einen der Milchleistungsprüfung angeschlossenen waren und zum anderen von den 5 Tierarztpraxen zur Zeit der Untersuchung betreut wurden und die nicht an einer Labmagenverlagerung erkrankten, wurden als Kontrollgruppe erfasst. Es wurden somit auch die MLP-Betriebe in die Untersuchung mit einbezogen, in denen es keine Erkrankungsfälle gab, die jedoch zur Klientel der Tierarztpraxen im Untersuchungszeitraum gehörten.

Die Erhebung der Erkrankungsfälle von Labmagenverlagerung konnte in 4 Tierarztpraxen vom 11. Februar 1999 bis 3. März 2000 durchgehend durchgeführt werden. In der fünften Praxis kam es 3 1/2 Monate nach Beginn der Erhebung zu keiner weiteren Meldung, so dass alle Daten aus dieser Praxis nur für den genannten Zeitraum berücksichtigt werden konnten.

Insgesamt wurden 205 an Labmagenverlagerung erkrankte Tiere registriert.

Im Untersuchungszeitraum wurden 161 landwirtschaftliche MLP-Betriebe besucht. Dabei trat auf 101 MLP-Betrieben mindestens ein an Labmagenverlagerung erkranktes Tier auf. In 60 MLP-Betrieben wurden keine Labmagenverlagerungen beobachtet.

Der Schweregrad der Labmagenverlagerung wurde in drei Klassen eingeteilt (Abb. 1). Bei der Klasse I handelt es sich um eine geringgradige Labmagenverlagerung. Hierbei ist der

(23)

Material und Methoden 17

Labmagen bis zu einer gedachten Geraden auf Höhe des Ellbogengelenks aufgestiegen.

Mittelgradige Labmagenverlagerungen werden der Klasse II zugeordnet. Hier reicht der Labmagen bis zu einer gedachten waagerechten Linie durch das Kniegelenk. Alle Labmagen- verlagerungen, die über diese Linie hinausgehen, sind hochgradig und werden deshalb in Klasse III eingeordnet.

Abb. 1: Einteilung der Labmagenverlagerung in Klassen entsprechend der Höhe des Aufsteigens des Labmagens

3.1.2 Abstammungs- und Milchleistungsdaten

Um möglichst alle Kühe, die sich im Erhebungszeitraum in Laktation befanden, zu erfassen, wurden die Milchleistungsprüfungsdaten der Kühe mit allen Abkalbungen vom 1. Oktober 1998 bis zum 1. April 2000 für diese 161 MLP-Betriebe vom VIT bereitgestellt.

Das VIT stellte die Datensätze von 14.961 Tieren zur Verfügung. In diesem Datenmaterial waren 177 der an Labmagenverlagerung erkrankten Kühe enthalten. Bei den nicht zu ermittelnden Tieren handelte es sich zunächst mal um 3 Mastbullen, deren Lebensohrmarken- nummern vom VIT nur dem Betrieb und nicht einem einzelnen Tier zugeteilt werden, weswegen die Abstammung dieser Tiere nicht geklärt werden konnte. Für 7 Kühe lagen keine Daten vom VIT vor. Die restlichen 18 Kühe kalbten entweder außerhalb des Zeitraumes, für

(24)

18 Material und Methoden

den vom VIT Daten geliefert wurden, oder wurden nicht mit einer Kalbung registriert oder nahmen nicht an der Milchleistungsprüfung in diesen Betrieben teil.

3.1.3 Erstellen des Datensatzes für die Auswertung

Der vom VIT gelieferte Datensatz wurde auf Abkalbungen zwischen dem 1. Februar 1999 bis zum 31. Januar 2000 begrenzt. Diese Restriktion wurde gesetzt, damit von allen Kühen mit Abkalbungen in diesem Zeitraum möglichst alle mit dieser Laktation in Zusammenhang stehenden Labmagenverlagerungen erfasst werden konnten. Das wiederum schränkte die Anzahl der an Labmagenverlagerung erkrankten Kühe im Datenmaterial auf 152 Tiere ein. Da für die Kühe aus der Tierarztpraxis A nur über einen Zeitraum von 3 1/2 Monaten die Erkrankungen registriert worden sind, wurde der Untersuchungszeitraum hier auf 2 1/2 Monate begrenzt, so dass alle registrierten, in die Untersuchung einbezogenen Kühe nach der Abkalbung so lange beobachtet wurden, dass eine zur Entwicklung einer Labmagen- verlagerung ausreichend lange Zeitspanne abgewartet wurde. Diese weitere Einschränkung reduzierte die an Labmagenverlagerung erkrankten, in die Analyse eingehenden Kühe auf 151 Fälle.

Die Anzahl der Kühe, die im oben definierten Untersuchungszeitraum der Praxisgebiete A – E abkalbten und nicht an Labmagenverlagerung erkrankten betrug 9375. Da die Auswertungen nur für Kühe der Rasse „Deutsche Holsteins“ durchgeführt werden sollte, blieben Kühe anderer Rassen unberücksichtigt. 53 Tiere waren Fleischrinder und deren Kreuzungen. Die übrigen 9322 Tiere waren Deutsche Holsteins entweder der Farbrichtung Schwarzbunt (96,44 %) oder der Farbrichtung Rotbunt (3,56 %). Weiterhin wurde ein landwirtschaftlicher Betrieb, der sich bei der Untersuchung bereits in der Phase der Betriebsaufgabe befand, herausgenommen. In diesem Betrieb waren nur noch 2 Tiere zur Milchleistungsprüfung gemeldet. Es blieben danach für die Auswertung 9320 Kühe in 160 MLP-Betrieben übrig. Von diesen Kühen waren 5 nicht in der vom VIT gelieferten Abstammungsdatei enthalten und wurden deshalb aus dem Datensatz entfernt.

Das Material für die statistische Analyse umfasst somit insgesamt 9315 Kühe in 160 MLP- Betrieben. Von den 9315 Kühen erkrankten 151 (1,62 %) an Labmagenverlagerung, die übrigen 9164 Kühe dienen als Kontrolltiere.

(25)

Material und Methoden 19

Mit Hilfe der vom VIT gelieferten Abstammungsdaten wurde ein Pedigree-Datensatz für alle Kühe, die in der Datenanalyse berücksichtigt wurden, erstellt. Dieser Datensatz konnte nicht für alle Kühe vollständig erstellt werden. Die Abstammung einzelner Kühe konnte bis zu maximal 20 Generationen zurückverfolgt werden. Abb. 2 gibt einen Überblick über den Prozentsatz an Vorfahren, der für die 9315 Probanden zur Verfügung stand. Bei 15 Kühen mit Labmagenverlagerung konnte kein Vater sowie bei 14 der Kühe mit Labmagenverlagerung keine Mutter ermittelt werden.

vvvat = Urgroßvater des Vaters väterlicherseits mvvat = Urgroßvater des Vaters mütterlicherseits vvmut = Urgroßmutter des Vaters väterlicherseits mvmut = Urgroßmutter des Vaters mütterlicherseits vmvat = Urgroßvater der Mutter väterlicherseits mmvat = Urgroßvater der Mutter mütterlicherseits vmmut = Urgroßmutter der Mutter väterlicherseits mmmut = Urgroßmutter der Mutter mütterlicherseits

vvat = Großvater väterlicherseits mvat = Großvater mütterlicherseits

vmut = Großmutter väterlicherseits mmut = Großmutter mütterlicherseits

Vater = Vater des Probanden Mutter = Mutter des Probanden

Abb. 2: Vollständigkeit der Pedigrees der Probanden bis zur Urgroßelterngeneration

Proband Vater

vvat vmut mvat mmut

mmmut mmvat

mvmut mvvat

vmmut vmvat

vvmut vvvat

Mutter

9315 90%

90% 90%

87%

87%

90%

90% 82%

82%

91%

82% 73% 73%

82%

(26)

20 Material und Methoden

3.1.4 Verteilung des Untersuchungsmaterials nach Tierarztpraxen und Betrieben

Aus den einzelnen Tierarztpraxen gingen in die Untersuchung unterschiedlich viele an Labmagenverlagerung erkrankte Kühe ein. Von den Tierarztpraxen D und E stammten 81 % der an Labmagenverlagerung erkrankten Kühe, während die Tierarztpraxen A – C nur 19 % der an Labmagenverlagerung erkrankten Kühe lieferten. Die Anzahl der von den einzelnen Tierarztpraxen betreuten und in die Untersuchung eingeschlossenen MLP-Betriebe betrug 6 in Tierarztpraxis A, 11 in Tierarztpraxis B, 21 in Tierarztpraxis C, 57 in Tierarztpraxis D und 65 in Tierarztpraxis E. Dementsprechend belief sich die Anzahl der MLP-Kühe auf 141 in Tierarztpraxis A, davon 6 Kühe mit Labmagenverlagerung (4,26 %), 694 in Tierarztpraxis B, davon 9 Kühe mit Labmagenverlagerung (1,30 %), 1122 in Tierarztpraxis C, davon 13 Kühe mit Labmagenverlagerung (1,16 %), 3726 in Tierarztpraxis D, davon 59 Kühe mit Labmagenverlagerung (1,58 %) und 3632 in Tierarztpraxis E, davon 65 Kühe mit Labmagenverlagerung (1,79 %). Die Verteilung der Probanden nach den einzelnen Tierarztpraxen ist Abbildung 3 zu entnehmen.

Abb. 3: Verteilung des Anteils (%) anKühen mit Labmagenverlagerung für die einzelnen Tierarztpraxen (n = 151)

4% 6%

9%

39%

42%

Praxis A Praxis B Praxis C Praxis D Praxis E

(27)

Material und Methoden 21

Die Zahl der Kühe, die an einer Milchleistungsprüfung teilnahmen, schwankte zwischen den einzelnen Betrieben erheblich. Im kleinsten Betrieb standen 9 Kühe, im grössten Betrieb waren es 157 Kühe. Daraus ergab sich eine durchschnittliche Betriebsgrösse von 58 Kühen.

Die Verteilung der Betriebsgrössen ist in Abb. 4 zu finden.

Abb. 4: Verteilung der Betriebsgrössen (Anzahl Kühe) aller MLP-Betriebe

3.2 Statistische Methoden

Die statistische Auswertung erfolgte im Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung der Tierärztlichen Hochschule Hannover mittels Methoden des verallgemeinerten linearen Modells und der Varianz-Kovarianzkomponentenschätzung mittels Restricted Maximum Likelihood (REML). Die zur Auswertung herangezogenen Prozeduren entstammen dem Programmpaket Statistical Analysis System, Version 8.1 (SAS Institute Inc., Cary, North

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180

1 7 13 19 25 31 37 43 49 55 61 67 73 79 85 91 97 103 109 115 121 127 133 139 145 151 157

Anzahl Betriebe

Anzahl Kühe

(28)

22 Material und Methoden

Carolina, 1999), PEST, Version 3.1 (GROENEVELD et al. 1993) und VCE 4 (GROENEVELD 1998). Diese Auswertungen wurden auf der Workstation SUN ULTRA Enterprise 450 mit 1 GB RAM am Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung der Tierärztlichen Hochschule Hannover durchgeführt.

3.2.1 Statistische Modelle für die Varianzanalyse

Die Varianzanalysen wurden mit Hilfe der Prozedur GLM von SAS, Version 8.1, durchgeführt. In den Varianzanalysen wurde der Einfluss systematischer Effekte auf die Häufigkeit der Labmagenverlagerungen untersucht. Weiterhin wurde geprüft, ob zwischen dem Auftreten von Labmagenverlagerungen und den Zuchtwerten für Milchleistung, der Milchleistung und dem Inzuchtkoeffizienten Zusammenhänge bestanden.

In den Varianzanalysen wurden sowohl alle Labmagenverlagerungen gemeinsam als ein binäres Merkmal als auch die rechte und die linke Labmagenverlagerung getrennt als jeweils eigene binäre Merkmale ausgewertet. Die Codierung der Auswertungsvariable erfolgte somit einmal unabhängig von der links- und rechtsseitigen Labmagenverlagerung als 0/1-Merkmal.

Zum anderen erhielten bei der Auswertung der Tiere mit linksseitiger Labmagenverlagerung nur diese Tiere den Merkmalswert Eins, alle anderen Tiere erhielten den Merkmalswert Null.

Bei der Auswertung der Tiere mit rechtsseitiger Labmagenverlagerung erhielten diese Tiere bei der Auswertung den Merkmalswert Eins, alle anderen Tiere erhielten den Merkmalswert Null.

Die Irrtumswahrscheinlichkeit für den Fehler 1. Art wurde bei allen Analysen auf 0,05 festgelegt. Die Wahrscheinlichkeit, mit der eine wahre Hypothese abgelehnt wird, betrug somit maximal 5 Prozent.

Folgendes Modell fand für die Varianzanalyse der Häufigkeit der Labmagenverlagerung Anwendung:

Modell 1: Modell für die Analyse der Labmagenverlagerung

yijklmnopqr = µ + BETRi + MONj + LAKNRk + b1 ALT (LAKNR)kl + b2 ALT2 (LAKNR)km

+ b3 ln (ALT (LAKNR))kn + b4 (ln (ALT (LAKNR)))2ko + INZKp + VATq

+ eijklmnopqr

(29)

Material und Methoden 23

yijklmnopqr = phänotypischer Beobachtungswert für das Auftreten von Labmagenverlagerung

µ = Modellkonstante

BETRi = landwirtschaftlicher Betrieb (i = 1-160) MONj = Abkalbemonat (j = 1-12)

LAKNRk = Laktationsnummer des Tieres (k = 1-5) b1- b4 = Regressionskoeffizienten

ALT = Alter des Tieres bei der Kalbung in Tagen als Kovariable INZKp = Klassen für den Inzuchtkoeffizienten (p = 1-5)

VATq = Vater des Tieres (q = 1-533) eijklmnopqr = Resteffekte

Laktationsnummer:

Die Anzahl der Laktationen variierte von 1 bis 13. Dabei wurden die Laktationen in 5 Klassen eingeteilt. Die ersten 4 Laktationen bilden jeweils eine eigene Klasse. Alle höheren Laktationen wurden in der Klasse 5 zusammengefasst. Bei 79 Kühen konnte keine Laktationsnummer vergeben werden. Die Klasseneinteilung wurde in allen anderen Auswertungen beibehalten.

Laktationsnummer Klasse Anzahl Kühe

1 1 2694

2 2 2202

3 3 1539

4 4 1151

5 – 13 5 1650

(30)

24 Material und Methoden

Inzuchtkoeffizient:

Die Inzuchtkoeffizienten wurden in die Klassen 0 – 4 eingeteilt. In allen anderen Auswertungen wurde die Klasseneinteilung beibehalten.

Inzuchtkoeffizient Klasse Anzahl Kühe

0 0 2395

> 0 ≤ 0,01 1 2242

> 0,01 ≤ 0,02 2 1694

> 0,02 ≤ 0,03 3 1144

> 0,03 4 1840

Alter des Tieres:

Das Alter des Tieres in Tagen ging linear und quadratisch sowie linear logarithmisch und quadratisch logarithmisch ein.

In der folgenden Analyse sollte untersucht werden, ob sich die Kühe mit Labmagenverlagerung von den Kontrollkühen in den Zuchtwerten für Milchmenge, Fettkilogramm, Fettprozent, Eiweisskilogramm und Eiweissprozent signifikant unterschieden.

Die Zuchtwerte der Kühe stellte das VIT zur Verfügung. Sie wurden durch ein Testtagstiermodell ermittelt, das die Probegemelke (zwischen dem 5. und dem 365.

Laktationstag) aus den Laktationen 1 bis 3 berücksichtigte. Dabei wurde auch der Herden- Kontrolltagseffekt berücksichtigt. Für das Laktationsstadium erfolgt eine Korrektur über simultan geschätzte Laktationskurven. Der Effekt für das Kalbealter wird dabei direkt im Modell geschätzt. Die in dieser Studie verwendeten Zuchtwerte der Kühe wurden am 5. Mai 2000 geschätzt.

(31)

Material und Methoden 25

Modell 2: Modell für den Vergleich der Zuchtwerte zwischen den Kontrollkühen und den Kühen mit Labmagenverlagerung

yijkl = µ + GEBJi + INZKj + LMVk + eijkl

yijkl = Zuchtwert der ijkl-ten Kuh in den Merkmalen Milch-kg, Fett-kg, Fett-%, Eiweiss-kg und Eiweiss-%

µ = Modellkonstante

GEBJi = Geburtsjahr der Kuh (i = 1 - 18)

INZKj = Klassen für den Inzuchtkoeffizienten (j = 1-5)

LMVk = Effekt des Auftretens von links-/ oder rechtsseitiger Labmagenverlagerung (k = 1 - 2)

eijkl = Resteffekte

Für die Prüfung des Einflusses des Inzuchtkoeffizienten wurde ein weiteres Modell angewandt. Um zu ermitteln, ob sich die Kühe mit Labmagenverlagerung von den Kontrollkühen signifikant im Inzuchtkoeffizienten unterscheiden, wurde eine Varianzanalyse mit folgendem Modell durchgeführt:

Modell 3: Modell für den Vergleich des Inzuchtkoeffizienten zwischen den Kontrollkühen und den Kühen mit Labmagenverlagerung

yijk = µ + GEBJi + LMVj + eijk

yijk = Inzuchtkoeffizient der ijkl-ten Kuh µ = Modellkonstante

GEBJi = Geburtsjahr der Kuh (i = 1 – 18)

(32)

26 Material und Methoden

LMVj = Effekt des Auftretens von links-/oder rechtsseitiger Labmagenverlagerung (j = 1 - 2)

eijk = Resteffekte

Bei der Analyse der 305-Tage-Milchleistung sollten zwei verschiedene Fragestellungen beantwortet werden. Es sollte einmal geprüft werden, inwieweit eine hohe Milchleistung für eine Labmagenverlagerung prädisponierend wirkt. Diese Fragestellung sollte so angegangen werden, dass die Probanden mit Labmagenverlagerung mit entsprechend vergleichbaren Kontrollkühen in der 305-Tage-Milchleistung der der Labmagenverlagerung vorausgehenden Laktation (Vorreferenzzeitraum) verglichen werden sollten. Zum zweiten sollte untersucht werden, welchen Effekt das Auftreten von Labmagenverlagerungen auf die Produktivität der Milchkühe ausübt. Deshalb sollte quantifiziert werden, wie stark die Milchleistung der Kühe mit Labmagenverlagerung in der betreffenden Laktation im Vergleich zu den entsprechenden Kontrollkühen abfällt.

Im folgenden wird zwischen dem Referenz- und dem Vorreferenzzeitraum unterschieden.

Der Vorreferenzzeitraum bezieht sich auf die Laktation, vor der die Labmagenverlagerung auftritt. Der Referenzzeitraum bezieht sich auf die Laktation, in der die Labmagenverlagerung auftritt und entspricht infolge dessen dem Untersuchungszeitraum vom 01.02.1999 bis zum 31.01.2000. Innerhalb dieser beiden Zeiträume wurden die Kühe wieder in Kontrollkühe und Kühe, die im Untersuchungszeitraum an Labmagenverlagerung erkrankten, eingeteilt. Um die Einflüsse des Betriebes möglichst gering zu halten, wurden die Auswertungen auf die Betriebe begrenzt, in denen Kühe mit Labmagenverlagerung im Referenzzeitraum registriert wurden.

Bei den Kontrollkühen wurden nur die Tiere in die Untersuchung einbezogen, die im Vorreferenzzeitraum eine 305-Tage-Milchleistung aufwiesen und im Referenzzeitraum eine Laktation begonnen oder zum Teil auch mit einer 305-Tage-Milchleistung abgeschlossen hatten. Bei den Kühen mit Labmagenverlagerung wurde ähnlich verfahren. Somit wurden im Referenzzeitraum nur die Kühe berücksichtigt, die bereits eine 305-Tage-Milchleistung im Vorreferenzzeitraum aufwiesen. Außerdem wurden nur die Kühe berücksichtigt, die im Referenzzeitraum mindestens 100 Tage in Laktation waren.

(33)

Material und Methoden 27

Durch die gesetzten Restriktionen an das Tiermaterial für diese Untersuchung der Milchleistungsdaten (mindestens eine 100-Tage-Leistung im Referenzzeitraum) standen in den einzelnen Gruppen folgende Anzahlen von Kühen zur Verfügung: Gruppe 1 und Gruppe 2 jeweils 2697 Kühe. Gruppe 3 und Gruppe 4 jeweils 61 Kühe (Tab. 1).

Tab. 1: Einteilung der Kühe und Laktationsleistungen in die Vergleichsgruppen Gruppe 1:

Abkalbung vor dem 01.02.1999.

Tier erkrankt im Referenzzeitraum nicht an Labmagenverlagerung und erbrachte im Vorreferenzzeitraum eine 305-Tage-

Milchleistung und war im Referenzzeitraum in Laktation.

Gruppe 2:

Abkalbung im Zeitraum vom 01.02.1999 bis 31.01.2000.

Tier ist nicht an Labmagenverlagerung erkrankt und befindet sich in der 2. oder einer höheren Laktation.

Gruppe 3:

Abkalbung vor dem 01.02.1999.

Tier erkrankt im Referenzzeitraum an Labmagenverlagerung und erbrachte im Vorreferenzzeitraum eine 305-Tage-

Milchleistung und war im Referenzzeitraum in Laktation.

Gruppe 4:

Abkalbung im Zeitraum vom 01.02.1999 bis 31.01.2000.

Tier ist an Labmagenverlagerung erkrankt und befindet sich in der 2. oder einer höheren Laktation.

Eine weitere Auswertung erfolgte ohne die Restriktion der 100-Tage-Leistung im Referenzzeitraum. Hier wurden alle Kühe im Referenzzeitraum berücksichtigt, die eine Leistung erbracht hatten, wobei die Dauer der erbrachten Leistung keine Rolle spielte. Bei dieser Auswertung standen folgende Kuhzahlen zur Verfügung: Gruppe 1 und Gruppe 2 jeweils 4126 Kühe und Gruppe 3 und Gruppe 4 jeweils 118 Kühe.

(34)

28 Material und Methoden

Modell 4: Modell für die simultane Analyse der vier Vergleichsgruppen

yijklmnopqrstu = µ + BETRi + MONj + LAKNRk + LMVGRl + LAKGRm

+ (LMVGR * LAKGR)kn + b1 Alter (LAKNR)ko + b2 Alter2 (LAKNR)kp

+ b3 ln (Alter (LAKNR))kq + b4 (ln (Alter (LAKNR)))2kr + INZKs+ eijklmnopqrst

yijklmnopqrst = phänotypischer Beobachtungswert für die Milchleistung im Referenz- oder Vorreferenzzeitraum

µ = Modellkonstante BETRi = Betrieb (i = 1-100) MONj = Abkalbemonat (j = 1-12)

LAKNRk = Laktationsnummer des Tieres (k = 1-5)

LMVGRl = Gruppierung nach dem Auftreten von Labmagenverlagerung (l = 1-2) LAKGRm = Gruppierung nach Referenz- und Vorreferenzzeitraum (m = 1- 2) b1 – b4 = Regressionskoeffizienten

INZKs = Klassen für den Inzuchtkoeffizienten (s = 1-5)

Alter = Alter des Tieres bei der Kalbung in Tagen als Kovariable eijklmnopqrst = Resteffekte

Die Milchleistung wurde als 305-Tageleistung bzw. als Teillaktationsleistung berücksichtigt.

Um den Einfluss der Laktationsdauer auszuschliessen, wurde auch die Milchleistung pro Tag (Laktationsleistung/Melktage) ermittelt. Es wurden die Milch-, Fett- und Eiweissmenge sowie der Fett- und Eiweissgehalt berücksichtigt.

(35)

Material und Methoden 29

3.2.2 Statistische Modelle für die Heritabilitätsschätzung

Die Schätzung der Heritabilität für die Häufigkeit der Labmagenverlagerung erfolgte mit linearen Tiermodellen. Die linearen Analysen wurden unter zu Hilfenahme der Programme PEST, Version 3.1 (GROENEVELD et al. 1993) und VCE 4 (GROENEVELD 1998) durchgeführt. Dabei wurden sowohl alle Labmagenverlagerungen gemeinsam in einer binären Variable zusammengefasst (Auswertung 1) als auch jeweils die linksseitige und rechtsseitige Labmagenverlagerung getrennt als binäre Variable multivariat ausgewertet (Auswertung 2).

Eine dritte Auswertung erfolgte multivariat unter Einbeziehung folgender Variablen:

Linksseitige und rechtsseitige Labmagenverlagerung getrennt als binäre Variablen und zusätzlich die Laktationsleistung jeweils für ein Milchleistungsmerkmal (Milch-, Fett- oder Eiweissmenge, Fett- oder Eiweissgehalt) aus der abgeschlossenen Laktation des Vorreferenz- zeitraumes.

Folgendes Modell fand für die Schätzung von Varianz-Kovarianzkomponenten der Häufigkeit von Labmagenverlagerungen in den uni- und multivariaten Analysen Anwendung:

Model 5: Modell für die Varianz-Kovarianzkomponentenschätzung

yijklmnopqr = µ + BETRi + MONj + LAKNRk + b1 Alter (LAKNR)kl + b2 Alter2 (LAKNR)km

+ b3 ln (Alter (LAKNR))kn + b4 (ln (Alter (LAKNR)))2ko + INZKp + aq + eijklmnopqr

yijklmnopqr in Auswertung 1: phänotypischer Beobachtungswert für das Auftreten von Labmagenverlagerung bei der ijklmnopqr-ten Kuh in Auswertung 2: phänotypischer Beobachtungswert für das Auftreten von

rechtsseitiger bzw. linksseitiger Labmagenverlagerung bei der ijklmnopqr-ten Kuh

in Auswertung 3: phänotypischer Beobachtungswert für das Auftreten von rechtsseitiger bzw. linksseitiger Labmagenverlagerung und der Milchleistung bei der ijklmnopqr-ten Kuh

µ = Modellkonstante

(36)

30 Material und Methoden

BETRi = landwirtschaftlicher Betrieb (i = 1-160) MONj = Abkalbemonat (j = 1-12)

LAKNRk = Laktationsnummer des Tieres (k = 1-5) b1- b4 = Regressionskoeffizienten

Alter = Alter des Tieres bei der Kalbung in Tagen INZKp = Klassen für den Inzuchtkoeffizienten (p = 1-5)

aq = additiv-genetischer Effekt des Tieres (q = 1-9315 in Auswertung 1 und 2, q = 5627 in Auswertung 3)

eijklmnopqr = Resteffekte

Die im linearen Modell geschätzten Heritabilitäten für das Auftreten von Labmagenverlagerung wurden in das Schwellenmodell transformiert. Dafür wurde die Transformation von DEMPSTER u. LERNER (1950) verwendet:

h

o2

= ( h

2

z

2

) / ( p q )

ho2 = im linearen Modell geschätzte Heritabilität h2 = Heritabilität im Schwellenmodell

p = Häufigkeit der nicht befallenen Tiere im Datenmaterial q = Häufigkeit der Tiere mit Labmagenverlagerung

z = Ordinate für den Schwellenwert

(37)

Ergebnisse 31

4 Ergebnisse

4.1 Häufigkeitsverteilungen der Kühe mit Labmagenverlagerung

Labmagenverlagerung tritt nicht in allen Monaten gleich häufig auf. In den Sommermonaten kommt es zu weniger Erkrankungen als im Winter während der Stallhaltungsperiode.

Besonders häufig konnten Labmagenverlagerungen in den Monaten Januar, März, Mai und Dezember beobachtet werden. Eine Häufigkeitsverteilung ist Abb. 5 zu entnehmen.

Abb. 5: Verteilung der Anzahl der Diagnosen für Labmagenverlagerung im Untersuchungszeitraum

Eine linksseitige Labmagenverlagerung wurde in 113 Fällen diagnostiziert. Damit ist sie mit 74,8 % von allen Labmagenverlagerungsfällen signifikant häufiger aufgetreten als die rechtsseitige Labmagenverlagerung (p < 0,001). Diese macht mit 38 Diagnosen 25,2 % der erkrankten Tiere aus.

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20

Feb 99

Mrz 99

Apr 99

Mai 99

Jun 99

Jul 99

Aug 99

Sep 99

Okt 99

Nov 99

Dez 99

Jan 00

Feb 00

Mrz 00

(38)

32 Ergebnisse

Am häufigsten wurde die Labmagenverlagerung als hochgradig beurteilt (67,6 % aller Diagnosen). Nur sehr selten (6 %, n = 9 Kühe) wurden geringgradige Labmagen- verlagerungen diagnostiziert. Eine Verteilung der einzelnen Diagnosen nach dem Schweregrad ist Abb. 6 zu entnehmen.

Abb. 6: Verteilung der Schweregrade der links- und rechtsseitigen Labmagenverlagerung

Die Häufigkeit der Labmagenverlagerungen pro Milchviehbetrieb betrug meistens ein bis maximal zwei Kühe pro Jahr. Bei 3 % der betroffenen Betriebe kam es zu 4 oder mehr Labmagenverlagerungen innerhalb eines Jahres. Die höchste Erkrankungshäufigkeit wurde in einem Betrieb mit 6 Fällen von Labmagenverlagerung pro Jahr festgestellt.

Die Labmagenverlagerung kommt bei Kühen aller Altersstufen vor. Betroffen waren sowohl sehr junge Tiere, die das erste mal in Laktation kamen, als auch ältere Kühe in höheren Laktationsnummern. Es ist aber auffällig, dass die Labmagenverlagerung häufig Tiere im Lebensalter zwischen 3 und 7 Jahren betrifft. Eine Verteilung über das Erkrankungsalter kann Abb. 7 entnommen werden.

0 10 20 30 40 50 60 70 80

I II II - III III

Schweregrad der Labmagenverlagerung

Anzahl Kühe

linksseitige

Labmagenverlagerung rechtsseitige

Labmagenverlagerung

(39)

Ergebnisse 33

Abb. 7: Verteilung des Alters der Kühe bei der Diagnose der Labmagenverlagerung

Wenn man die Labmagenverlagerung in Beziehung zum Abkalbungszeitpunkt setzt, so ist festzustellen, dass sich fast alle Labmagenverlagerungen innerhalb eines Monats nach der Abkalbung ereignen. Das größte Risiko für das Auftreten von Labmagenverlagerungen besteht nach der vorliegenden Untersuchung in den ersten 17 Tagen nach der Abkalbung. In dieser Zeit ereignen sich die meisten Fälle von Labmagenverlagerungen. Zwei Fälle von Labmagenverlagerung traten bereits wenige Tage vor der Kalbung auf (Abb. 8).

0 5 10 15 20 25 30 35

2 3 4 5 6 7 8 9 > 9

Alter in Jahren

Anzahl Kühe

(40)

34 Ergebnisse

Abb. 8: Verteilung des Abstands in Tagen zwischen Kalbung und Auftreten der Labmagenverlagerung

Von den 151 erkrankten Tieren wurden bis Anfang April 2000 72 Tiere (47,7 %) gemerzt.

Wegen Labmagenverlagerung verliessen 58,3 % dieser Kühe im ersten Monat nach Auftreten der Erkrankung den Betrieb, weitere 11,1 % gingen im zweiten Monat nach dem Auftreten der Labmagenverlagerung ab und die restlichen 30,6 % wurden zu einem späteren Zeitpunkt verwertet.

4.2 Häufigkeitsverteilungen der Kühe mit Labmagenverlagerungen im Gesamtmaterial Die Häufigkeitsverteilung der Abkalbungen ist leicht saisonal. Die meisten Abkalbungen finden in der zweiten Jahreshälfte von August bis Dezember statt (Abb. 9). Die prozentuale Verteilung der Abkalbungen der Kontrollkühe und der Kühe mit Labmagenverlagerung ist in Abb. 10 dargestellt.

0 10 20 30 40 50 60 70 80

< 8 8 - 17 18 - 27 28 - 37 > 37

Abstand in Tagen zur Abkalbung

Anzahl Kühe

alle Labmagenverlagerungen davon rechtsseitige

Labmagenverlagerungen

(41)

Ergebnisse 35

Linksseitige Labmagenverlagerungen traten im Gesamtmaterial mit einer Frequenz von 1,21 % auf, rechtsseitige Labmagenverlagerungen hatten eine Frequenz von 0,41 %.

Labmagenverlagerungen traten bezogen auf die monatliche Abkalberate am häufigsten zwischen Januar und Mai auf. Das sind die Monate mit den wenigsten Abkalbungen.

Abb. 9: Verteilung der Abkalbungen im Untersuchungszeitraum

Abb. 10: Prozentuale Verteilung der Abkalbungen im Untersuchungszeitraum nach Kontrollkühen und Kühen mit Labmagenverlagerung

0 200 400 600 800 1000 1200 1400

Feb 99

Mrz 99

Apr 99

Mai 99

Jun 99

Jul 99

Aug 99

Sep 99

Okt 99

Nov 99

Dez 99

Jan 00 Monat

Anzahl Kühe

0 2 4 6 8 10 12 14

Feb 99

Mrz 99

Apr 99

Mai 99

Jun 99

Jul 99

Aug 99

Sep 99

Okt 99

Nov 99

Dez 99

Jan 00 Monat

Prozent Kühe

Kontrollkühe LMV-Kühe

Referenzen

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