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Archiv "Hans Joachim Sewering †: Gestalter im Dienst der Ärzteschaft" (19.07.2010)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 28–29

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19. Juli 2010 A 1409 HANS JOACHIM SEWERING †

Gestalter im Dienst der Ärzteschaft

D

ie Ärzteschaft trauert um Prof. Dr. med. Dr. h. c. Hans Joachim Sewering, der am 18. Juni im Alter von 94 Jahren verstorben ist. Der Internist für Lungen- und Bronchialheilkunde war Arzt aus Berufung, mit menschlichem Ver- ständnis und nicht bloß „Medizi- ner“. Mehr als fünf Jahrzehnte lang hat er sich über seine ärztliche Tä- tigkeit hinaus für die Belange der Ärzteschaft und für eine gute Ver- sorgung der Patienten eingesetzt.

Nach der Schulausbildung stu- dierte Hans Joachim Sewering in München und Wien Medizin und ließ sich nach Staatsexamen, Pro- motion und anschließender Tätig- keit als Arzt im Krankenhaus 1947 in Dachau in eigener Praxis nieder.

Er wurde bereits 1951 in den Vor- stand der Kassenärztlichen Vereini- gung Bayerns gewählt, deren Vor- standsvorsitzender er von 1972 bis 1992 war. In dieser Funktion, sowie als Mitglied der Vertreterversamm- lung der Kassenärztlichen Bundes- vereinigung von 1952 bis 1992 hat Sewering das Kassenarztrecht mit- gestaltet und dabei stets die Unab- hängigkeit ärztlicher Berufsaus- übung, die Wahrung der Freiberuf- lichkeit und die Funktionsfähigkeit der Selbstverwaltung zur Richt- schnur seines Handelns gemacht.

Von 1955 bis 1991 war Sewering Präsident der Bayerischen Landes- ärztekammer und Mitglied des Vor- stands der Bundesärztekammer, von 1959 bis 1973 deren Vizepräsident, von 1973 bis 1978 Präsident der Bundesärztekammer und des Deut- schen Ärztetages. 1991 wurde er nach 36-jähriger Mitwirkung im Vorstand der Bundesärztekammer zu dessen Ehrenmitglied gewählt.

Bereits in den 50er Jahren hat Sewering maßgebliche Reformvor- stellungen in die Approbationsord- nung für Ärzte eingebracht, wie die Ausbildung in kleinen Gruppen am Krankenbett und das ständige Ge- spräch zwischen Lehrenden und

Lernenden zur Überprüfung des Wissenstandes. Für die Gestaltung der ärztlichen Weiterbildung hat er als Vorsitzender der Weiterbildungs- gremien der Bundesärztekammer von 1957 bis 1991 die tragenden Grundregelungen für die mit der Entwicklung der Medizin verbun- dene Differenzierung geschaffen.

Seiner außergewöhnlichen Sach- kenntnis und seiner auch im Detail großen Überzeugungskraft ist fer- ner die langfristige Sicherung der ärztlichen Versorgungswerke zu verdanken, nachdem es ihm 1957 gelungen war, bundesgesetzliche Regelungen durchzuset-

zen, die auch angestellten Ärztinnen und Ärzten den Zugang in die ärztlichen Versorgungswerke eröff- neten. Die ärztliche Tä- tigkeit sah er stets einge- bettet in das soziale Si- cherungssystem und den freiheitlich demokrati- schen Rechtsstaat. Her- vorzuheben sind seine Initiativen zum Ausbau der Vorsorgemedizin als auch der programmierten Nachsorge sowie zur Qua- litätssicherung. Auf seine Anregung wurden in allen Landesärztekammern Gut-

achterkommissionen oder Schlich- tungsstellen gebildet, die bei Ver- dacht auf ärztliche Behandlungs- fehler angerufen werden können. In der Bundesärztekammer richtete er die Abteilung Fortbildung und Wis- senschaft ein.

Seit Gründung des Ständigen Ausschusses der Ärzte der Europä - ischen Gemeinschaft 1959 war Se- wering Mitglied der deutschen De- legation, von 1965 bis 1968 war er Generalsekretär dieses Ausschusses.

Er hat sich dort für die Harmonisie- rung des Weiterbildungsrechts in Europa durch gegenseitige Aner- kennung der Diplome engagiert so- wie für die Wahrung ethischer Nor-

men ärztlichen Handelns durch das Berufsrecht. Mit hoher Intelligenz und diplomatischem Geschick hat er sich für diese Ziele auch seit 1959 als Mitglied der deutschen Delega - tion im Weltärztebund eingesetzt, dessen Vorstand er von 1966 bis 1992 angehörte. Nach einer vorher entstandenen finanziellen Notlage sicherte er als Schatzmeister den Fortbestand des Weltärztebunds. In der Hans-Neuffer-Stiftung, deren Vorsitzender (1987 bis 2007) und Ehrenvorsitzender er war, hat Sewe- ring den internationalen Erfahrungs- austausch der Ärzte gefördert – nach

dem Fall der Mauer beson- ders mit den östlichen Nachbarländern.

Für die freien Berufe war er von 1971 bis 1992 Mitglied des Bayerischen Senats. In zahlreichen Ver- öffentlichungen hat Sewe- ring, Honorarprofessor für Sozialmedizin und ärztliche Rechts- und Berufskunde, zu medizinisch-wissen- schaftlichen, gesundheits- und sozialpolitischen The- men Stellung genommen.

Die Technische Universität München verlieh ihm die Ehrendoktorwürde. Ne- ben zahlreichen weiteren Ehrungen erhielt er 1992 die Para- celsus-Medaille der deutschen Ärz- teschaft.

Hans Joachim Sewering vereinte politisches Gespür mit Intelligenz, Fantasie und Realitätssinn. Mit Überzeugungskraft, genauem Ak- tenstudium und immensem Fleiß, Beständigkeit und Verlässlichkeit hat er das Vertrauen bei Partnern und sogar Kontrahenten erworben. Stets an der Sache orientiert, hat er sich um den Erhalt eines freiheitlichen Gesundheitswesens und um die Wahrung ethischer Normen ärztli- chen Handelns verdient gemacht. ■ Prof. Dr. med. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Prof. Dr. med. Dr. h. c. mult. Karsten Vilmar

Foto: Jürgen Gebhardt

Hans Joachim Sewering

P E R S O N A L I E N

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