Die Information:
Bericht und Meinung
AUS DEN BUNDESLÄNDERN
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Ein zentrales
Kinder-Tumor-Register
Neben dem im Klinikum der Univer- sität Kiel seit elf Jahren bearbeiteten Lymphknoten-Register ist jetzt eine zweite Zentrale Erfassungsstelle für tumorartige Veränderungen bei Kin- dern eingerichtet worden. Leiter des Forschungsprojektes „Erfassung bi- optischen Tumormaterials und des- sen histologische Auswertung" ist der Pathologe Prof. Dr. med. Dieter Harms, Abteilungsleiter in der Kin- derpathologie des Kieler Universi- tätsklinikums. Das neue Projekt ist auf Anregung und Initiative der „Ge- sellschaft für Pädiatrische Onkolo- gie" zustande gekommen. Es wird von der Stiftung Volkswagenwerk fi- nanziert, die für fünf Jahre die er- heblichen Personal- und Sachmittel für das Kieler Projekt übernommen hat.
Das jetzt in Kiel mit Hilfe der VW- Stiftung eingerichtete Kinder-Tu- mor-Register bietet zur Bewältigung seiner Forschungsaufgaben eine besonders günstige Voraussetzung, weil in dem von Prof. Dr. K. Lennert aufgebauten Lymphknoten-Register bereits 50 Prozent der in der Bun- desrepublik Deutschland vorkom- menden kindlichen Lymphom-Kno- ten-Tumoren registriert sind. yn
Ehrenbergs Pläne belasten Kommunen
Die Investitionskosten für ein Kran- kenhausbett stiegen von 1960 bis 1975 von 50 000 auf 150 000 DM;
konnte ein Patient 1961 noch für 19 DM pro Tag im Krankenhaus betreut werden, muß er heute 140 bis 150 DM als Pflegesatz hinnehmen. Diese Tatsachen zwingen uns alle, so er- klärte der schleswig-holsteinische Sozialminister Karl-Eduard Claus- sen bei der Einweihung des Kreis- krankenhauses Bad Segeberg,
„ernsthaft zum Sparen und Über- denken unserer Forderungen an das Gesundheitswesen".
Doch Kostenverlagerungen auf Dritte, wie sie der Entwurf der Bun- desregierung zum Krankenversiche- rungs-Kostendämpfungsgesetz vor- sieht, seien wenig hilfreich. Der Mi- nister nannte als Beispiel die ge- plante Beteiligung der Kranken- hausträger an den Investitionsko- sten und die Abkehr vom Prinzip des kostendeckenden Pflegesatzes. Die Kommunen als Träger werden bei ihrer hohen Verschuldung erhebliche Schwierigkeiten haben, entstehende Defizite zu decken.
„Sie können diese Belastung letzt- lich nur dadurch tragen, indem sie Steuermittel einsetzen, die dann für andere öffentliche Aufgaben feh- len." Für die freigemeinnützigen und privaten Krankenhäuser bedeu- te die Kostenverlagerung das Ende.
Sie würden vermutlich schließen müssen. „Entweder fallen dann die über 1200 freigemeinnützigen Kran- kenhäuser mit rund 250 000 Betten (37 Prozent des gesamten Bettenan- gebots im Bundesgebiet) aus, oder sie müssen als zusätzliche Be- lastung von den Kommunen über- nommen werden." yn
HESSEN
Häusliche Unfälle:
Vorwiegend alte Menschen betroffen
Eine Statistik, die Sozialminister Ar- min Clauss in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage bekannt- gab, läßt mit erschreckender Deut- lichkeit erkennen, wie stark alte Menschen durch Unfälle im Haus und in der Freizeit gefährdet sind:
Von 1371 häuslichen Unfällen mit tödlichem Ausgang, die sich 1975 in Hessen ereigneten, entfielen allein 1100 Todesfälle auf Personen über 70 Jahren. Weiteren 100 tödlichen Unfällen fielen Menschen zwischen 60 und 70 Jahren zum Opfer, in 70 Fällen verunglückten Kinder unter einem Lebensjahr tödlich. Auf die große Mehrheit der älteren Kinder, der Jugendlichen und der Erwach- senen bis 60 entfallen also weniger als 10 Prozent aller tödlichen Unfälle im Haus. Wz
BAYERN
Sewering aufgefordert, die Auseinandersetzung durchzustehen
Der Vorstand des Gesundheitspoliti- schen Arbeitskreises der CSU befaß- te sich in seiner letzten Sitzung mit der seit Monaten gegen Professor Dr. Sewering laufenden Diffamie- rungskampagne: Abgesehen davon, daß die gegen ihn erhobenen Vor- würfe in vieler Hinsicht einer Nach- prüfung schon bisher nicht standge- halten haben — die Kampagne ist in keiner Weise auf eine Klärung etwa- iger Sachverhalte, sondern allein auf Rufmord abgestellt.
Besondere Aufmerksamkeit verdient es nach Auffassung des Gesund- heitspolitischen Arbeitskreises, daß Sprecher der bayerischen Sozialde- mokratischen Partei mit auffallender Schnelligkeit auf jede neue Aktion des Landesverbandes der Ortskran- kenkassen in Bayern reagierten und lautstark den Rücktritt von Profes- sor Sewering forderten. Sie verletz- ten damit allgemein anerkannte
rechtsstaatliche Grundsätze und lie- ßen unzweideutig erkennen, daß es ihnen lediglich darauf ankommt, ei- nen unbequemen Gesundheits- und Sozialpolitiker außer Gefecht zu setzen.
Die bisherigen Erklärungen der SPD Bayern zum sogenannten Fall Sewe- ring sind, wie es weiter heißt, als ein unzulässiger Eingriff in die gesetz- lich geregelte Selbstverwaltung der Ärzte zurückzuweisen. Niemand an- ders als die Ärzte selbst wären be- rechtigt gewesen, einen Rücktritt Professor Sewerings zu fordern.
Der Vorstand des Gesundheitspoliti- schen Arbeitskreises sprach seinem Mitglied Professor Sewering sein volles Vertrauen aus und versicherte ihn seiner Solidarität: „Der GPA er- wartet, daß er diese Auseinanderset- zung im Interesse einer freiheitli- chen Gesundheitspolitik ungebro- chen durchstehen wird. Alle Gleich- gesinnten sollten ihn dabei unter- stützen." WZ