Therapie- und
Schulungsprogramm
Medizinischer Fakultätentag
Gentechnikgesetz muß verbessert werden
Ein strukturiertes Therapie- und Schulungsprogramm für Patienten mit Hypertonie in Arztpraxen wurde im Jahr 1985 an der Universität Düs- seldorf, Abteilung für Stoffwechsel und Ernährung, entwickelt. Sämtliche Materialien des strukturierten Pro- gramms sind in druckreifer Form vor- handen: Schautafeln, Unterrichts- karten, Nahrungsmittelabbildungen zur Instruktion der Gewichtsredukti- on sowie eine Patienteninformations- broschüre. Das Lernprogramm für das Praxispersonal sowie ein ärztli- cher Leitfaden für niedergelassene Ärzte werden zur Zeit fertiggestellt.
Dies geschieht in Zusammenarbeit mit der Deutschen Hochdruck-Liga.
Dieses strukturierte Behand- lungs- und Schulungsprogramm wur- de auch bereits in mehreren Praxen auf die Praktikabilität und Möglich- keit der Integration in den Praxisall- tag geprüft. Der Nachweis der Effekti- vität des Programms ist in einer vom Bundesgesundheitsministerium ge- förderten Studie erbracht. Das Schu- lungsprogramm hat nachweislich die Behandlungsqualität sämtlicher Pa- tienten mit Hypertonie in den Praxen der Interventionsgruppe signifikant verbessert.
Die Umsetzung des Programms ist aber nun durch die Vorgaben des „Gesundheits-Strukturgesetzes 1993" sehr fraglich geworden, weil die notwendige Vergütung hierfür nicht sichergestellt werden kann Entspre- chendes gilt für das in Arbeit befindli- che strukturierte ernährungsmedizi- nische Fortbildungsprogramm.
Anschrift der Verfassen
Dr. med. Günter Flatten Dr. med. Monika Grüßer Zentralinstitut für die kassen- ärztliche Versorgung
Herbert-Lewin-Straße 5 W-5000 Köln 41 (Lindenthal) Dr. med. Viktor Jörgens Medizinische Universitätsklinik Düsseldorf, Abteilung für Stoffwechselkrankheiten und Ernährung
Moorenstraße 5 W-4000 Düsseldorf
Die Aufnahme der Gebietsbe- zeichnung „Hygiene und Umweltme- dizin" sowie der Zusatzbezeichnung
„Umweltmedizin" in die Muster- Weiterbildungsordnung durch den Deutschen Ärztetag 1992 wurde von der ordentlichen Jahresversammlung des Medizinischen Fakultätentages (MFT) in Regensburg begrüßt. Ver- antwortungsbewußte umweltmedizi- nische Tätigkeiten in Forschung, Lehre und ärztlicher Beratung erfor- derten ein entsprechendes Curricu- lum, das der MFT in Anlehnung an die Beschlüsse des Deutschen Ärzte- tages festlegte.
Voraussetzung für den Erwerb der Zusatzbezeichnung „Umweltme- dizin" sollte eine mindestens zwei- jährige ärztliche Tätigkeit sein, da- von vorzugsweise ein Jahr in einem entsprechenden klinisch-theoreti- schen Institut. Der Nachweis über die aufgeführten Mindestanforde- rungen sei durch eine entsprechende Prüfung zu erbringen.
Auf der Grundlage der Resoluti- on zum Gentechnikgesetz, die von der Delegiertenversammlung der Arbeitsgemeinschaft der Wissen- schaftlichen Medizinischen Fachge- sellschaften verabschiedet worden war, bezeichnet der MFT das derzeit gültige Gentechnikgesetz als wissen- schaftsfeindlich und innovations- schädlich. Das Kernproblem sei die Vollzugspraxis durch die Behörden der Bundesländer. Die vorgesehenen Bearbeitungszeiten würden unter- laufen oder nicht eingehalten; die Auslegung des Gesetzestextes sei un- einheitlich und sinnlos restriktiv.
Deshalb fordert der MFT unter an- derem, die Verfahren der Antrag- stellung zu vereinfachen. Außerdem müßten die Auflagen zur Aufzeich- nungspflicht gelockert werden, da die Forscher von sinnloser Papierflut überhäuft würden.
Die Mitglieder des Medizini- schen Fakultätentages, die sich dem
„gesetzlich verankerten Tierschutz
zutiefst verpflichtet fühlen", warnen vor fundamentalistisch geprägten In- itiativen, die neben dem Umwelt- schutz auch den „Schutz der Tiere als Mitgeschöpfe" in einen Staats- zielkatalog des Grundgesetzes auf- nehmen wollen. Das bedeute das Ende der biologischen und damit auch der medizinischen Grundlagen- forschung, die als Vorstufe der klini- schen Forschung für die Existenzsi- cherung des gesunden und kranken Menschen unverzichtbar sei. Die gültigen Bestimmungen des Tier- schutzgesetzes hätten sich bewährt und entsprächen in ihren prakti- schen Auswirkungen den Zielvor- stellungen des Gesetzgebers. Eine Änderung solcher Bestimmungen ohne zwingenden und in der Sache einsichtigen Grund könne nur zu un- heilbarem Schaden für die präventi- ve und kurative Medizin führen.
Der MFT beschäftigte sich au- ßerdem mit Fragen der studenti- schen Ausbildung, die inzwischen in allen 16 Ländern der Bundesrepu- blik vergleichbar sei und damit auch der EG-Norm entspricht. In fünf je- weils mehrtägigen Sitzungen in Mar- burg, Münster, Jena, Köln und Wei- mar hätte die im Jahr 1990 gegrün- dete „Gemeinsame Kommission" ei- nen wesentlichen Beitrag zur Har- monisierung der Ausbildungsord- nungen in den alten und neuen Bun- desländern geleistet.
Die siebte Novelle zur Ärztli- chen Approbationsordnung wurde im Interesse einer Qualitätsverbesse- rung begrüßt. Die Fakultäten berich- teten jedoch über logistische Schwie- rigkeiten, die sich aus den neuen An- forderungen der Ausbildung ergeben hätten, wie zum Beispiel räumliche und finanzielle Engpässe.
Der Ordentliche Medizinische Fakultätentag 1993 wird auf Einla- dung der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle- Wittenberg im Juni in Halle stattfin- den. Kli A1 -2750 (22) Dt. Ärztebl. 89, Heft 34/35, 24. August 1992