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Archiv "75. Ordentlicher Medizinischer Fakultätentag: Kritik an Medical Schools" (07.07.2014)

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A 1244 Deutsches Ärzteblatt

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Heft 27–28

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7. Juli 2014

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twa 400 einen Meter hohe Goethe-Figuren schmücken derzeit aus Anlass des 100. Ge- burtstages der Goethe-Universität Frankfurt/Main in den historischen Farben der Universität den Frank- furter Campus Westend. Auf Jo- hann Wolfgang von Goethe wurde dort beim 75. Ordentlichen Medizi- nischen Fakultätentag (oMFT) am 19. und 20. Juni auch reichlich ver- wiesen, unter anderem von Bundes- forschungsministerin Prof. Dr. rer.

nat. Johanna Wanka (CDU).

„Wir müssen gemeinsam versu- chen, erfolgreich zu sein und die Probleme zu lösen“, betonte Wanka in ihrem Grußwort zur Eröffnung des diesjährigen Fakultätentages.

Konkrete Zusagen gab sie aber kei- ne. Grundsätzlich sei der von der Hochschulmedizin geforderte Sys- temzuschlag jedoch eine „gute Überlegung“, sagte die Bundesmi- nisterin. MFT-Präsident Prof. Dr.

rer. nat. Heyo K. Kroemer forderte hingegen erneut ein konkretes, ko- ordiniertes politisches Handeln von Bund und Ländern zur Verbesse- rung der Finanzsituation der Uni- versitätsmedizin. Sowohl im inves- tiven Bereich als auch in der Finan-

zierung universitärer Krankenver- sorgung sei dringender Handlungs- bedarf gegeben.

Grundgesetz wird geändert Wanka verwies die Dekane der me- dizinischen Fakultäten auf die jüngs- te Verpflichtung der Länder, die durch die Übernahme der BAföG- Zahlungen durch den Bund jährlich freiwerdenden etwa 1,17 Milliarden Euro für Hochschulen und Schulen zur Verfügung zu stellen. „Nun müs- sen Sie sich bei Ihren Landesregie- rungen dafür einsetzen, dass diese Gelder auch an die Hochschulen kommen“, sagte sie. Es bestehe jetzt die Chance, dauerhaft Mittel zu er- halten, die beispielsweise für eine kontinuierliche Finanzierung von Nachwuchswissenschaftlern einge- setzt werden könnten.

Ferner lobte Wanka die geplante Grundgesetzänderung, die ein dau- erhaftes Engagement des Bundes für Forschung und Lehre an den Hoch- schulen ermöglichen soll. „Der Arti- kel 91 b des Grundgesetzes soll bis Ende des Jahres neu gefasst wer- den“, kündigte sie an. Konkrete For- mulierungen lägen bereits vor. „Der Weg für eine Grundgesetzänderung

ist jetzt nach Kontroversen während der Koalitionsverhandlungen frei.

Das ist ein wichtiger Schritt“, beton- te die Ministerin. Zudem finanziere der Bund außeruniversitäre For- schungseinrichtungen, den Hoch- schulpakt, den Pakt für Forschung und Innovation und die Exzellenz- initiative weiter. Zusätzlich zu den seit 2005 ständig wachsenden Aus- gaben des Bundes für die Forschung stünden in dieser Legislaturperiode drei Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung zur Verfügung.

Damit sei der Anteil von drei Pro- zent am Bruttoinlandsprodukt auch in Zukunft sichergestellt.

Während ihres Jahrestreffens dis- kutierten die Dekane schwerpunkt- mäßig die Weiterentwicklung des Medizinstudiums, die Erstellung des Nationalen Lernzielkatalogs so- wie die Qualitätssicherung der Aus- bildung. Dabei forderten sie, das Wissen der medizinischen Fakul - täten bei der Konzeption des im Ko- alitionsvertrag verankerten „Master- plans Medizinstudium 2020“ früh- zeitig einzubeziehen. Bund und Länder beabsichtigen, neben einer stärker zielgerichteten Auswahl der Studienplatzbewerber unter ande- 75. ORDENTLICHER MEDIZINISCHER FAKULTÄTENTAG

Kritik an Medical Schools

Neben der unzureichenden Finanzierung der Hochschulmedizin beschäftigte die medizinischen Fakultäten in diesem Jahr vor allem eins: Wie kann die Qualität der Ausbildung aufrechterhalten werden? Kritik wurde am Academic Franchising laut.

Die hundertjährige Goethe-Universität in Frankfurt/Main war Gastgeber für den diesjährigen 75. Ordentlichen Medizinischen Fakultätentag.

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rem auch die Praxisnähe im Studi- um zu stärken.

Ein Nationaler Kompetenzba- sierter Lernzielkatalog Medizin sol- le auf dem 76. oMFT 2015 verab- schiedet werden, sagte Prof. Dr.

med. Martin R. Fischer, Vorsitzen- der des Vorstandes der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung. Er soll die Approbationsordnung und die Gegenstandskataloge nicht er- setzen, sondern ergänzen und Kom- petenzen definieren. Momentan existiere für diesen Katalog ein Ent- wurf, den die Wissenschaftlichen Fachgesellschaften überarbeiten und mit Hilfe der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizini- schen Fachgesellschaften zusam- menführen.

Bei seinem diesjährigen Jahres- treffen forderte der MFT Bund und Länder insbesondere auf, das Ni- veau der wissenschaftlich-fundierten Ärzteausbildung in Deutschland zu sichern. Hierfür sollten die Länder vergleichbare Gesetze zur Qualitäts- sicherung neu entstehender Medical Schools ausländischer Anbieter ver- abschieden, heißt es in einer Resolu- tion. Hintergrund für diese Forde- rung ist die Zunahme der Anzahl der medizinischen Fakultäten. Nach Schätzung der Weltgesundheitsorga- nisation beträgt der weltweite Zu- wachs 20 bis 30 Prozent in den letz- ten fünf Jahren. „Als Grund für die- sen Anstieg wird offiziell oft der Mangel an Medizinern, insbesonde- re in ländlichen Gebieten, genannt“, sagte Prof. Dr. rer. nat. Peter Dieter, Präsident der Association of Medical Schools in Europe. Es sei aber davon auszugehen, dass auch die Profilie- rung von Politikern und die Nachwuchs anwerbung von Kran- kenhäusern und privaten Trägern zu dem Anstieg führten.

Zahl der Anbieter wächst In Deutschland war die Anzahl der medizinischen Fakultäten über Jahr- zehnte konstant. In den letzten Jah- ren wurde in Oldenburg in Koopera- tion mit Groningen (Niederlande) ei- ne neue Medizinische Fakultät ge- gründet, die European Medical School Oldenburg-Groningen. Ge- plant sind zudem neue Fakultäten in Hamburg, Brandenburg und Augs-

burg. Ferner existieren hierzulande staatenübergreifende Modelle der Ärzteausbildung (Academic Fran- chising genannt), wie Kooperatio- nen zwischen Budapest, Ungarn – Hamburg, Kassel – Southampton, England, sowie ab dem kommenden Wintersemester Nürnberg – Salz- burg, Österreich. Bei diesen Model- len finden das Medizinstudium und der Abschluss unter dem Dach einer ausländischen Universität und den Rechtsbedingungen dieses Landes statt. Die Absolventen können nach der Berufsanerkennungsrichtlinie der EU jedoch auch in Deutschland den Arztberuf ausüben.

Heftige Kritik äußerten die Hoch- schullehrer und Dekane an der neu entstehenden Medical School in Nürnberg, bei der das Nürnberger Klinikum mit der Paracelsus Medi- zinischen Privatuniversität Salzburg zusammenarbeitet. „Bei der Grün-

dung wurde auf die Beratung durch ärztliche Institutionen verzichtet“, sagte Prof. Dr. med. Josef Pfeilschif- ter, Dekan des Fachbereiches Medi- zin an der Universität Frankfurt/

Main. Weder werde eine forschungs- basierte Ausbildung angeboten noch eine Lehre durch ausreichend haupt- berufliche Professoren.

Für kooperierende deutsche Krankenhäuser entstehe durch die Beteiligung an den ausländischen Ausbildungsmodellen nicht etwa ei- ne Art „rechtsfreien Raums“, beton- te Prof. Dr. jur. Max Emanuel Geis, Jurist an der Universität Erlangen und Autor des für den MFT erstell- ten Gutachtens „Rechtliche Anfor- derungen an Gründungen ärztlicher Ausbildungs- und Forschungsstätten

in Deutschland“. „Staatliche Auf- sichtsbehörden haben darauf zu ach- ten, dass keine Kooperationsverträ- ge abgeschlossen werden, die nicht den Erfordernissen einer wissen- schaftlichen Ausbildung gerecht werden“, sagte er bei einer Podiums- diskussion auf dem 75. oMFT. Not- wendig sei aber auch eine konkrete- re Fassung der Anforderungen an die wissenschaftliche Lehre im europä - ischen Kontext.

Länder sind in der Pflicht Die Akkreditierung von Kranken- häusern durch ausländische Agen- turen sei keine ausreichende Quali- tätssicherung für die Universitäts- medizin, meinte Prof. Dr. jur. Dr.

h.c. Georg Sandberger, Jurist an der Universität Tübingen. „Die Bun- desländer haben auch die Aufsicht über private Hochschulen“, betonte er. Die Hochschulrektorenkonfe-

renz habe deshalb die Kultusminis- terien aufgefordert, einheitliche Qualitätsanforderungen für akade- mische Franchising-Modelle ge- setzlich zu verankern.

Die verschiedenen Studiengänge und eine fehlende wissenschaftli- che Grundausbildung sieht auch die Bundesvertretung der Medizinstu- dierenden in Deutschland (bvmd) kritisch. Der bvmd-Präsident Chris- tian Kraef sprach sich unter ande- rem dafür aus, die Struktur des Me- dizinstudiums bundesweit einheit- lich zu regeln. Die Studierenden wünschten sich eine stärkere wis- senschaftliche Orientierung mit ei- ner verpflichtenden wissenschaftli- chen Arbeit, sagte er.

Dr. med. Eva Richter-Kuhlmann Harmonisch,

jedoch ohne konkrete Zusagen verlief der Austausch der Argumente zwi- schen MFT-Präsident Heyo K. Kroemer und Bundesfor- schungsministerin Johanna Wanka auf dem 75. oMFT.

Fotos: MFT

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