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Archiv "Medizinischer Fakultätentag: Nein zum „Hammerexamen“" (08.07.2011)

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A 1516 Deutsches Ärzteblatt

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Heft 27

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8. Juli 2011

MEDIZINISCHER FAKULTÄTENTAG

Nein zum „Hammerexamen“

Verbesserte Studienbedingungen sind das gemeinsame Ziel von Politik und Fakultäten. Examina und praktisches Jahr kommen deshalb auf den Prüfstand.

Eine Änderung der Approbationsordnung steht bevor.

E

rneut soll die Ärztliche Appro- bationsordnung (ÄAppO) ge- ändert werden. Dies kündigte Bun- desgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) zur Eröffnung des 72. Ordent- lichen Medizinischen Fakultäten - tages (MFT) am 23. Juni in Rostock an. „Dem Ärztemangel entgegenzu- steuern, ist meine große Aufgabe“, erklärte er und verwies neben einer Erhöhung der Zahl der Studienplätze (DÄ, Heft 26/2011) auf weitere vom Ministe rium geplante Maßnahmen.

Zum einen läutete Bahr das Aus für das 2003 eingeführte und 2006 erstmals abgenommene „Hammer- Examen“ ein. Nach seiner Ansicht muss das Medizinische Staats- examen neu strukturiert werden.

Künftige Studierende sollen den schriftlichen Teil des zweiten Ab- schnitts der Ärztlichen Prüfung wieder vor dem praktischen Jahr (PJ) absolvieren, damit sie sich im PJ ganz auf die praktische Arbeit konzentrieren können und nicht durch die Vorbereitung auf das

schriftliche Examen abgelenkt wür- den. Eine mündliche Prüfung soll nach dem PJ erfolgen. Die Ände- rung der Approbationsordnung solle parallel zum Versorgungsstruktur- gesetz erfolgen, erklärte Bahr.

Generell festhalten möchte der Minister jedoch am Staatsexamen.

„Jedem Versuch, Bachelor-/Master- Abschlüsse auf das Medizinstudi- um anzuwenden, werde ich mich vehement verschließen“, versprach er. Nur durch das Staatsexamen lie-

ße sich eine hohe Ausbildungsqua- lität der künftigen Ärztinnen und Ärzte sicherstellen. Ferner will sich der Minister dafür einsetzten, dass die Studierenden nicht nur an den Universitäts- und Lehrkrankenhäu- sern, sondern auch an anderen Krankenhäusern ihr PJ absolvieren können.

Bei den Dekanen der medizini- schen Fakultäten stieß Bahr mit sei- nen Ankündigungen teilweise auf Zustimmung, zum Teil aber auch auf heftige Ablehnung: „Wir haben er-

folgreich 1 000 Ärztinnen und Ärzte im vergangenen Jahr ausgebildet“, betonte Prof. Dr. med. Dieter Bitter- Suermann. Die medizinischen Fa- kultäten seien mit einer Erfolgsrate von 95 Prozent bei der Ausbildung ihrer Studierenden nicht für den Ärztemangel verantwortlich. „Der Flaschenhals sind nicht wir“, bekräf- tigte der Präsident des Medizi - nischen Fakultätentages. Die medi- zinischen Fakultäten können sich demzufolge auch weder für eine Erhöhung der Anzahl der Studien- plätze noch für ein PJ an Kranken- häusern außerhalb der Universitäten erwärmen. Eine Änderung der Ärzt- lichen Approbationsordnung bezüg- lich des „Hammerexamens“ emp- fehlen dagegen auch sie.

Bereits beim 68. Ordentlichen Medizinischen Fakultätentag im Jahr 2007 forderte die Mehrheit der Fakultäten, den schriftlichen Teil der M2-Prüfungen wieder vor das PJ zu legen. In seiner diesjährigen Resolu- tion geht der MFT noch weiter: Er empfiehlt dem Bundesgesetzgeber, das jetzige „M2-Examen“ als Staats- prüfung inhaltlich zu erhalten, je- doch zeitlich in M2 a und M2 b zu teilen und den schriftlichen Teil des zweiten Abschnitts der Ärztlichen Prüfung vor das PJ zu verlagern. Da- mit werde die Bedeutung des PJ als wichtiger Teil der praktischen Aus- bildung gestärkt, heißt es.

PJ: Sache der Universitäten Gleichzeitig hat dies nach Ansicht des MFT zur Voraussetzung, dass das PJ unverändert unter universi - tärer Leitung, Koordination und Ver- antwortung bleibe. „Die Anforde- rungen an nichtuniversitäre Kran- kenhäuser, die PJ-Plätze anbieten, sind in Paragraf 4 der ÄAppO klar definiert. Hiervon darf im Interesse der Ausbildungsqualität nicht abge- Bundesgesund-

heitsminister Daniel Bahr will dem drohenden Ärztemangel den Kampf ansagen und die Studienbedin- gungen verbessern.

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8. Juli 2011 A 1517 wichen werden“, heißt es in der

MFT-Resolution. Andernfalls sei eine Verschlechterung der Aus - bildungsqualität zu erwarten. Nicht alle theoretisch qualifizierten Kran- kenhäuser könnten in den jeweiligen Curricula und Prüfungsanforderun- gen geschult werden.

Zwar wollen die Fakultäten Stu- dierenden ermöglichen, ein Tertial ihrer Wahl in einem anderen Bun- desland zu absolvieren, doch eine generelle Erweiterung der Zahl der nichtuniversitären Akademischen Lehrkrankenhäuser lehnt der MFT ab. Dies würde nicht nur zur Erhö- hung der Ausbildungskosten führen, befürchten die Dekane, sondern auch dazu, dass Studierende an die Krankenhäuser mit den höchsten materiellen Unterstützungen wech- seln. Finanzschwächere Einrichtun- gen auf dem Land und der ambulan- ten ärztlichen Krankenversorgung könnten so benachteiligt sein. Zu- dem existiert nach Ansicht des MFT kein Mangel an attraktiven Akade- mischen Lehrkrankenhäusern mit Basisnähe. Unter anderem der 113.

Deutsche Ärztetag hatte im Mai ver- gangenen Jahres gefordert, den Ein- satz von PJ-Studenten in allen quali- fizierten Krankenhäusern auch ohne den Status Lehrkrankenhaus anzu - erkennen.

Der 72. Ordentliche Medizini- sche Fakultätentag empfiehlt dem Bundesgesetzgeber stattdessen an- dere Änderungen der ÄAppO: So sollen die Dauer der mündlich- praktischen M1-Prüfungen sowie der mündlich-praktische Teil der M2-Prüfung reduziert werden. Fer- ner möchte der MFT die Zulassung

zum Medizinstudium nach Warte- zeit abzuschaffen oder deutlich re- duzieren sowie die geltende Alters- grenze von 55 Jahren für den Studi- enbeginn absenken.

Zentren sorgen für Zündstoff Ein wesentlicher Diskussions- schwerpunkt des diesjährigen Medi- zinischen Fakultätentages war die Gründung der sechs Deutschen Zen- tren der Gesundheitsforschung, in denen künftig universitäre und au- ßeruniversitäre Forschungseinrich- tungen zusammenarbeiten. Ziel der Bundesregierung ist es, durch sie op- timale Forschungsbedingungen für den Kampf gegen die großen Volks- krankheiten zu schaffen und Deutschland international konkur- renzfähig zu halten. Dafür stellt das Bundesforschungsministerium bis 2015 etwa 700 Millionen Euro zur Verfügung, danach jährlich 200 Mil- lionen Euro.

Doch die Kooperation gestaltet sich bislang nicht problemlos. Be- reits in der Vergangenheit hatte der MFT kritisiert, dass die von der Bun- desregierung maßgeblich finanzier- ten Helmholtz-Zentren als außeruni- versitäre Partner die universitären Partner zu dominieren versuchten.

Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesforschungsministerium, be- mühte sich deshalb erneut, die neuen Organisationsstrukturen zu verteidi- gen: „Wir wollen gemeinsam mit der Wissenschaft neue finanzielle, struk- turelle und organisatorische Rah- menbedingungen schaffen“, erklärte er. Der Staat sei dabei ein Impulsge- ber im öffentlichen Interesse. Staatli- che Vorgaben stünden dabei keines-

wegs der Forschungsfreiheit entge- gen. „Für die Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung ist die gute wissenschaftliche Kooperation unter- schiedlicher Akteure der entschei- dende Erfolgsfaktor“, betonte er.

Essenziell für die Governance-Struk- turen der nationalen Forschungskon- sortien seien ferner die langfristige Förderung sowie konsequent ge- meinsame angelegte Programme.

Allerdings räumte Schütte ein, dass es in der Vergangenheit „Irrita- tionen“ gegeben habe, bei denen es um die Machtverhältnisse ging. „Die Akteure sollten sich anders als über Anwälte einigen“, betonte er. „Jetzt sind wir auf einem gutem Weg. Die jüngsten Modelle sind im Konsens entstanden“, sagte Schütte und pro- phezeite: „Die Etablierung der Zen- tren wird eine Neudefinition der Rollen von Helmholtz und Universi- täten mit sich bringen.“ Eine Zehn- Jahres-Perspektive könne er jedoch nicht geben. Skeptisch zeigte sich Prof. Dr. med. Josef Pfeilschifter, Frankfurt/Main: Es wäre sinnvoller, wenn eine Entwicklung der Zentren von unten nach oben stattfinde, meinte er. „Stattdessen kauft sich der Bund Expertise im medizinischen Bereich ein, die er nicht hat.“ Zwei Deutsche Zentren der Gesundheits- forschung arbeiten bereits seit 2009:

das Deutsche Zentrum für Neurode- generative Erkrankungen und das Deutsche Zentrum für Diabetesfor- schung. Neu hinzu gekommen sind die Zentren für Herz-Kreislauf-, In- fektions- und Lungenforschung so- wie das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung. ■

Dr. med. Eva Richter-Kuhlmann Den Ars-legendi-

Fakultätenpreis für exzellente Lehre in der Medizin erhielt diesmal Jana Jün- ger, Heidelberg, von Dieter Bitter-Suer- mann (li.) und Volker Meyer-Guckel (re.) vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft.

Fotos: Regina Sablotny

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