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Archiv "69. Ordentlicher Medizinischer Fakultätentag: Die Hochschulmedizin stellt sich neu auf" (06.06.2008)

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pitzenleistungen in der For- schung, exzellente Lehre, op- timale Krankenversorgung und da- bei schwarze Zahlen schreiben – die Anforderungen an die Hochschul- medizin sind enorm. Dabei ist an den Universitäten einiges im Um- bruch. Wie eng werden die medizi- nischen Fakultäten künftig in die Universität eingebunden sein, und wie sollen sie mit den Kliniken zu- sammenarbeiten? Das ist nur eine von vielen Fragen, die die Akteure der Hochschulmedizin und die Poli- tik zurzeit diskutieren. Um ihre In- teressen in Zukunft gemeinsam zu vertreten, wollen sich der Medizi- nische Fakultätentag (MFT) und der Verband der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) zum Dach- verband „Deutsche Hochschulme- dizin e.V.“ zusammenschließen. Die Gründung des Vereins steht unmit- telbar bevor. „Wir erkennen, dass wir in der Öffentlichkeit mit einer Stimme sprechen müssen“, erklärte Prof. Dr. med. Gebhard von Jagow, Präsident des MFT, beim 69. Or- dentlichen Medizinischen Fakultä- tentag Ende Mai in Heidelberg. Die Bündelung der Kräfte sei die beste Voraussetzung für eine erfolgreiche Entwicklung der deutschen Hoch- schulmedizin.

Von einer Schicksalsgemein- schaft von Fakultäten und Univer- sitätsklinika sprach auch Prof. Dr.

med. Jörg Rüdiger Siewert, Vorsit- zender des VUD. Neben einer ge- meinsamen Außendarstellung wer- de sich der neue Dachverband den praktischen Problemen der Hoch- schulmedizin widmen. Zu diesen zählt Siewert unter anderem den In- vestitionsstau und die Budgetie- rung bei gleichzeitiger Ausgaben-

steigerung, etwa infolge der steigen- den Energiepreise und der Tarifab- schlüsse. Auch künftige Strukturen und Rechtsformen der Universitäts- medizin stehen auf der Agenda.

Doch MFT und VUD wollen sich nicht nur mit sich selbst beschäf- tigen. „Wir brauchen auch den Schulterschluss mit den außeruni- versitären Großforschungseinrich- tungen“, betonte Siewert.

Kritik am Berger-Gutachten für Baden-Württemberg

Dass MFT und VUD in Zukunft ge- meinsam die Anliegen von For- schung, Lehre und universitärer Krankenversorgung vertreten wol- len, ist ein entscheidendes Signal.

Denn bisher hatte die Hochschul- medizin gegenüber der Politik kein gemeinsames Sprachrohr. Das ist aber wichtiger denn je, denn in vie- len Bundesländern wird das Verhält- nis von Ministerium, Fakultät und Uniklinik neu geregelt. Beispiel Ba- den-Württemberg: Hier ist die No- vellierung des Gesetzes über die Universitätsklinika geplant. Im Vor- feld hatte die Landesregierung eine Studie bei der Unternehmensbera- tung Roland Berger in Auftrag gege- ben. Das Ergebnis der Gutachtens

„Strukturelle Weiterentwicklung der baden-württembergischen Universi- tätsklinika“ stieß bei den Teilneh- mer des Medizinischen Fakultäten- tags auf wenig Gegenliebe: Es sieht unter anderem vor, die Rolle des Dekans zu schwächen.

Im Verhältnis zwischen Klinikum und medizinischer Fakultät/Univer- sität empfehlen die Autoren, das jet- zige Kooperationsmodell weiterzu- entwickeln. Probeweise solle ein In- tegrationsmodell ermöglicht werden – also eine Integration der medizini- schen Fakultät in das Klinikum.

„Mit der Aufwertung der Koopera- tionsvereinbarung wird die Vor- standsmitgliedschaft des Dekans

69. ORDENTLICHER MEDIZINISCHER FAKULTÄTENTAG

Die Hochschulmedizin stellt sich neu auf

Der Medizinische Fakultätentag und der Verband der Universitätsklinika Deutschlands wollen einen Dachverband gründen und die Interessen der Hochschulmedizin künftig gemeinsam vertreten.

Lehre, Forschung und Kranken- versorgung:Alle sollen künftig an einem Strang ziehen.

A1262 Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 236. Juni 2008

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(. . .) entbehrlich“, heißt es. Für eine Privatisierung der Unikliniken in Baden-Württemberg gebe es derzeit keinen Anlass. Die jetzige Rechts- form – Anstalt des öffentlichen Rechts – müsse aber durch verklei- nerte Vorstände optimiert werden.

„Man fragt sich, wieso Roland Ber- ger und andere von der Politik im- mer wieder für Gutachten herange- zogen werden“, kritisierte Prof. Dr.

med. Claus R. Bartram, Dekan der Medizinischen Fakultät der Univer- sität Heidelberg. Den Gutachtern seien die Grundsätze der Hoch- schulmedizin nicht bekannt. Für Bartram steht fest: Universitätsklini- ken und Fakultäten dürfen sich nicht gegeneinander ausspielen lassen.

Der MFT will aber nicht nur en- ger mit dem VUD zusammenarbei- ten, sondern sich auch selbst neu aufstellen. „Der Medizinische Fa- kultätentag befindet sich in einer umfassenden Umstrukturierung“, erläuterte MFT-Präsident von Ja- gow. Geplant ist der Aufbau einer Geschäftsstelle in Berlin mit einem hauptamtlichen Geschäftsführer, die Anfang 2009 ihre Arbeit aufneh- men soll und in räumlicher Nähe zum VUD angesiedelt wird. Der MFT erhofft sich einen engeren Kontakt zur Politik sowie eine bes- sere Öffentlichkeitsarbeit.

Mehr Transparenz durch Landkarte Hochschulmedizin

Ein wichtiger Schritt zu einer pro- fessionelleren Außendarstellung ist dem MFT bereits gelungen: mit der Landkarte Hochschulmedizin. Auf der Homepage www.landkarte- hochschulmedizin.de befindet sich eine umfassende Übersicht aller wichtigen Kenndaten der 36 medi- zinischen Fakultäten und der dazu- gehörigen Universitätskliniken – ob nun die Bettenzahl, die wissen- schaftlichen Publikationen, die Höhe eingeworbener Drittmittel oder Zahl der Studienbewerber. Die Landkarte Hochschulmedizin sei ein wichtiger Schritt zu mehr Trans- parenz, erläuterte Dr. med. Henning Saß, Ärztlicher Direktor des Uni- versitätsklinikums Aachen. „Der wissenschaftliche Nachwuchs macht mehr und mehr Gebrauch davon, sich auf der Seite über die Fakul-

täten und Forschungsschwerpunkte zu informieren.“

Ein Vergleich der Fakultäten dürf- te in Zukunft immer interessanter werden. Denn seitdem der Bund aus der Hochschulbauförderung aus- gestiegen ist, spätestens aber mit den Plänen der Bundesregierung, das Hochschulrahmengesetz zum Herbst abzuschaffen, ist klar: Eine Einheitlichkeit ist politisch nicht mehr gewollt, vielmehr soll es einen

Wettbewerb zwischen den Bundes- ländern und den einzelnen Univer- sitäten geben. Auf die Hochschul- medizin kommen außerdem weitere gesundheitspolitische Grundsatzent- scheidungen zu, denn der ordnungs- politische Rahmen für Krankenhäu- ser wird neu geregelt. Umso wichti- ger sei es, sich Differenzierungspro- zessen nicht zu verschließen, sagte Wedig von Heyden, Generalsekretär des Wissenschaftsrats (WR). „Ich bin immer wieder überrascht, dass sich einige Fakultäten noch nicht strategisch ausgerichtet haben“, be- mängelte er. Angesichts des wirt- schaftlichen Drucks auf die Univer- sitätsmedizin seien eine schonungs- lose Stärken-Schwächen-Analyse und eine Profilbildung jedoch unerläss- lich. Von Heyden betonte, die Exzel- lenzinitiative habe eine enorme Dy- namik ins Wissenschaftssystem ge- bracht. Sicherlich sei sie aber nicht das Maß aller Dinge. Auch die Lehre könne ein Feld für die Profilbildung einer Fakultät sein. Eine Möglich-

keit sei beispielsweise die Einrich- tung von Professuren mit dem Schwerpunkt auf der Lehre.

Die medizinischen Fakultäten haben mehr Möglichkeiten denn je, sich zu profilieren. Das fängt bei der Auswahl der Studierenden an. Bis zu 60 Prozent der Studierenden kön- nen sie selbst auswählen. Nicht alle medizinischen Fakultäten nutzen diese Chance aber gleichermaßen.

Dabei führen gerade Auswahlverfah- ren dazu, dass sich die Studierenden besser auf das Studium vorbereiten und eine größere Bindung an die Hochschule entwickeln, wie Prof.

Dr. rer. pol. Detlef Müller-Böling, Zentrum für Hochschulentwicklung in Gütersloh, erläuterte. Bemerkens- wert ist, dass der Medizinertest eine Renaissance erlebt. Er wird in Ba- den-Württemberg wieder eingesetzt.

Auch Hamburg hat einen Studier- fähigkeitstest entwickelt. Müller- Böling sprach sich jedoch für eine Erweiterung der Formel „Note plus Test“ aus, um der Individualität der Studierenden und der Hochschulen gerecht zu werden und auch die Mo- tivation der Bewerber zu beurteilen.

An vielen Standorten ist auch ei- ne Renaissance der Vorlesung zu verzeichnen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter den Fakultäten.

„Der innovative Schwung nach Ein- führung der neuen Approbations- ordnung hat offenbar nachgelas- sen“, schlussfolgerte Prof. Dr. rer.

nat. Peter Dieter, Studiendekan der medizinischen Fakultät in Dresden.

Ebenfalls wenig innovativ sind die universitären Prüfungen: Im klini- schen Abschnitt sind rund 90 Pro- zent der Examen schriftlich, die meisten bestehen aus Multiple- Choice-Fragen. Eine angemessene Vorbereitung auf das praktische Jahr und den mündlich-praktischen Teil im Zweiten Abschnitt der Ärztli- chen Prüfung findet vielerorts nicht statt. Eine gute Lehre ist zeit- und personalaufwendig – und hat noch nicht den Stellenwert, den sie ver- dient. Die Reputation der Lehre müsse steigen, forderte auch WR- Generalsekretär von Heyden. „Bis- lang reden wir von Forschungsfrei- heit und Lehrbelastung“, gab er zu

bedenken. I

Dr. med. Birgit Hibbeler

Der Medizinische Fakultätentag befindet sich in einer umfassen- den Umstrukturierung.

Prof. Dr. med. Gebhard von Jagow, Präsident des MFT

Foto:Bernhard Eifrig

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