• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "74. Ordentlicher Medizinischer Fakultätentag: „Wir brauchen den Bund“" (28.06.2013)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "74. Ordentlicher Medizinischer Fakultätentag: „Wir brauchen den Bund“" (28.06.2013)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

74. ORDENTLICHER MEDIZINISCHER FAKULTÄTENTAG

„Wir brauchen den Bund“

Der Medizinische Fakultätentag forderte zusätzliche finanzielle Mittel für die

Universitätsmedizin, die die Einheit von Forschung, Lehre und Kranken versorgung erfüllt. Von der Politik gab es keine Zusagen, jedoch positive Signale.

D

er Medizinische Fakultäten- tag kommt zur rechten Zeit nach Halle“, betonte Prof. Dr. Udo Sträter, Rektor der Martin-Luther- Universität Halle-Wittenberg, zur Eröffnung des 74. Ordentlichen Me- dizinischen Fakultätentags (MFT) am 30. Mai in Halle/Saale.

Dieser Ausspruch hatte gleich doppelte Bedeutung: Zum einen kehrte der MFT zu seinem 100. Ju- biläum an den Ort seiner Gründung

im Januar 1913 zurück. Zum ande- ren fand die Tagung ausgerechnet am Ort jener medizinischen Fakul- tät statt, die momentan um ihren Fortbestand aufgrund von geplan- ten Sparmaßnahmen der Landesre- gierung bangen muss.

Gemeinsam setzten sich die me- dizinischen Fakultäten Deutsch-

lands deshalb in einer Resolution für den Erhalt der Medizinischen Fakultät in Halle und auch in Mag- deburg ein. Sie forderten, die Uni- versitätsmedizin in Sachsen-Anhalt

„zumindest auf dem aktuellen Ni- veau der Finanzausstattung zu er- halten und eigen ständige Entwick- lungskonzepte vor Ort zu ermög - lichen“. Für den Erhalt der Univer- sitätsmedizin an beiden Standorten in Sachsen-Anhalt sprechen dem

MFT zufolge neben der 500-jährigen Tradition die erfolgreichen lokalen Ent- wicklungsprofile in For- schung, Lehre und Kranken- versorgung sowie der gesell- schaftliche und wirtschaftli- che Mehrwert.

„In Zeiten der Gründung neuer medizinischer Fakul- täten muss der Abbau von Studien plätzen – oder gar die Schließung einer ganzen Universitätsmedizin – tabu sein. Hier ist in erster Linie die Landesregierung in der Pflicht. Die Sicherstellung einer hochwertigen ärztli- chen Versorgung ist aber auch eine gesamtstaatliche Aufgabe“, erklärte der MFT- Präsident, Prof. Dr. rer. nat.

Heyo Kroemer, in seiner Er- öffnungsrede.

Doch klare Zusagen gab es auch von Bundesforschungs- ministerin Johanna Wanka (CDU) nicht, die selbst jahre- lang an der Universität Halle gelehrt hatte. „Es war richtig, dass der Bund vor einigen Jahren den Erhalt der Universitätsmedizin in Lübeck er- möglicht hat. Aber eigentlich kann es das nicht sein“, konterte Wanka und forderte den MFT auf, seine Vorstel- lungen von einer Wissenschaftsland- schaft 2020 zu artikulieren.

„Der MFT sollte nicht reagieren, sondern für diese Zeit aktiv strate- gisch vordenken“, rief Wanka den Dekanen der medizinischen Fakul- täten in Deutschland zu. Um die Universitätsmedizin auch künftig effektiv vertreten zu können, müsse er sich gezielt in gesundheits- und wissenschaftspolitische Diskussio- nen einbringen, gerade wenn es um die Fragen der künftigen Finanzie- rung gehe, sagte die Ministerin.

Der Medizinische Fakultätentag reagierte prompt: In einer Resoluti- on empfehlen die Dekane, eine dritte Finanzierungssäule für die Hochschulmedizin einzuführen. „Wir brauchen die Beteiligung des Bun- des“, erläuterte Kroemer diese For- derung. Angesichts der Sparzwänge der Länder sei es nicht länger möglich, dem Wettbewerb stand - zuhalten, während die Mittel für Forschung und Lehre für außeruni- versitäre Einrichtungen kontinuier- lich erhöht würden.

Die Universitätskliniken haben eine Sonderrolle

Rüdiger Strehl, Generalsekretär des Verbands der Universitätsklinika in Deutschland (VUD), verwies in die- sem Zusammenhang auf die spezi - fischen Charakteristika der Hoch- schulmedizin: So bildeten die Uni- versitätskliniken nahezu alle künfti- gen Ärztinnen und Ärzte aus, auch die Weiterbildung erfolge häufig an Universitätskliniken. Zusätzliche fi- nanzielle Mittel würden ferner für Hochschulambulanzen, Innovations- zentren, das Vorhalten einer leis- tungsfähigen Notfallversorgung und die Therapie von seltenen Erkran- kungen benötigt. Erst jüngst habe ein Ranking erneut ergeben, dass die besten 30 von 100 deutschen Kran- kenhäusern Universitätskliniken sei- en. „Politisch aber bleibt das ohne

Der MFT muss sich gezielt in gesund- heits- und wissenschaftspolitische Diskussionen einbringen.

Johanna Wanka, Bundesforschungsministerin

Fotos: Regina Sablotny

A 1304 Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 110

|

Heft 26

|

28. Juni 2013

P O L I T I K

(2)

A 1306 Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 110

|

Heft 26

|

28. Juni 2013 Widerhall“, empörte sich der aus

dem Amt scheidende VUD-General- sekretär.

Strehl wies darauf hin, dass es in verschiedenen anderen Staaten eine gesonderte Finanzierungssäule für die Universitätsmedizin gebe, nicht jedoch in Deutschland. Stattdessen erfolge die Finanzierung der Kran- kenhäuser dual: Die Länder tragen die Investitionskosten, die Kranken- kassen zahlen über Fallpauschalen.

„Das Bundesgesundheitsministeri- um behandelt die Universitätsklini- ken wie alle anderen Krankenhäuser, und das Bundesforschungsministeri- um hält sich raus und forciert Helm- holtz“, kritisierte Strehl. „Der Bund muss endlich einen Zuschlag für die Hochschulmedizin schaffen.“

Unterstützung erhielt der MFT bei diesem Anliegen von Doris Ah- nen, Vorsitzende der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz. „Die Uni- versitätsmedizin hat Spezifika, die auch bei der Finanzierung abgebil- det werden müssen“, hob sie hervor.

„Wir müssen einen Weg finden, der es dem Bund erlaubt, sich in die Hochschulfinanzierung einzubrin- gen.“ Bund und Ländern seien die Probleme bekannt, ebenso die Be- sonderheiten der universitären Me- dizin. Ein erster Schritt sei eine Ar- beitsgruppe innerhalb der Kultus - ministerkonferenz, die mit den Ge- sundheitsministern der Länder be - raten wolle. Auch die Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz,

Anita Tack, räumte vor dem Fakul- tätentag ein, dass die derzeitige Fi- nanzierung unzureichend sei. „Wir brauchen eine Finanzreform, bei der die Maximalversorger besser be- rücksichtigt werden“, sagte sie.

In interner Sitzung diskutierten die Dekane auch die Etablierung ei- ner „German U15“. Diese Gruppie- rung ist ein Verbund aus 15 großen forschungsstarken Universitäten, die fordern, Lösungen für den Fortgang der Exzellenzinitiative zu finden.

Eine Resolution dazu wurde in

Halle jedoch nicht verabschiedet.

„Jegliche Einteilung der deutschen Universitäten in Qualitätsklassen erfordert zunächst die Bewertung von Qualität. Größe ist aber kein Merkmal von Qualität“, erklärte MFT-Generalsekretär Dr. rer. nat.

Volker Hildebrandt gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt. Öffentliche Gelder müssten nach Qualitäts - gesichtspunkten in einem offenen Wettbewerb vergeben werden.

Kritischer Blick auf private Medical Schools

Im Fokus des diesjährigen Fakultä- tentages standen ferner die Lehre und der Zugang zum Medizinstudium.

Die Auswahl von Studienanfängern diskutierten die deutschen Dekane und Studiendekane gemeinsam mit ihren Kollegen aus Österreich, der Schweiz und den Niederlanden.

Dabei zeigte sich, dass der in Deutschland entwickelte Eignungs- test für Mediziner inzwischen auch breite Anwendung in Österreich und in der Schweiz findet.

Gleichzeitig forderten die Deka- ne auch eine unabhängige Quali- tätssicherung für neu entstehende private Medical Schools. Anlass zu dieser Debatte war ein Antrag der Medical School Hamburg auf An - erkennung als Medizinische Hoch- schule beim Hamburger Senat.

„Der Name ‚Medical School‘ ist dabei Programm, denn es handelt sich nicht um eine Volluniversität.

Die Theorie soll auf Fachhoch- schulniveau und die Praxis auf Lehrkrankenhausebene vermittelt werden“, erläutert Kroemer. Der MFT-Präsident befürchtet, dass ein solches Konzept zu einer Abkopp- lung des Medizinstudiums vom ak- tuellen Stand der Wissenschaften und der Forschung und damit zu ei- ner Verschlechterung der Ausbil- dung führt. „Der akademische In- halt eines solchen Antrags bedarf daher einer unabhängigen Überprü- fung. Auch private Träger dürfen die hohen Auflagen der Ärzteaus- bildung nicht ignorieren“, betonte Kroemer. Was in Hamburg passiere, sei von grundsätzlicher Bedeutung, denn auch in anderen Ländern lä- gen ähnliche Anträge vor.

Dr. med. Eva Richter-Kuhlmann

Fragen zur Zukunftsfähigkeit der Universitätsmedizin müssen ge- meinsam angegangen werden.

Heyo Kroemer, MFT-Präsident

Tagungsort Löwengebäude in Halle: Für den Erhalt der traditions- reichen Universitäts- medizin setzte sich der MFT in einer gesonderten Resolution ein.

Foto: picture alliance

P O L I T I K

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Müller- Böling sprach sich jedoch für eine Erweiterung der Formel „Note plus Test“ aus, um der Individualität der Studierenden und der Hochschulen gerecht zu werden und auch die

Der Medizinische Fakultätentag hat mit großer Sorge zur Kenntnis neh- men müssen, daß aus vielschichti- gen Gründen die Erhaltung der Buch- und Zeitschriftenbestände in

Im Februar 1996 hatte sich ein Außerordentlicher Medizinischer Fa- kultätentag (MFT) in einer Resoluti- on gegen den vom Bundesministerium für Gesundheit vorgelegten Entwurf

Das Lernprogramm für das Praxispersonal sowie ein ärztli- cher Leitfaden für niedergelassene Ärzte werden zur Zeit fertiggestellt.. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit der

Zum einen wurde erläutert, wie für diese Sendun- gen vier Patienten gefunden wur- den, die an einem Experiment mitwirken wollten: Einer „Fern- heilung" über 500 Kilometer

weise die Form einer unstrukturierten Prüfung durch einen Einzelprüfer oder die Form einer Kollegialprüfung oder auch eine Aufsummierung studienbe- gleitender Testate

Die neue Be- zeichnung solle nach Abschluß des Universitätsstudiums verlie- hen werden können, während für die Approbation als Arzt nach dem Studium die zusätzliche Pra-

Gegen die Aufnahme des Tier- schutzes als Staatsziel in das Grundge- setz wird in einer einstimmig ange- nommenen Resolution angeführt, daß bereits ausreichende gesetzliche Re-