Was macht der junge, am- bitionierte Arzt einer Notauf- nahmestation, wenn unter seinen Händen ein Patient stirbt – mit unerklärlichen La- borwerten, sich in Krämpfen windend und inständig um Hilfe flehend? Was, wenn die Leiche auf dem Weg in die Pathologie verschwindet und im Krankenhauscomputer sämtliche Daten von früheren Aufenthalten gelöscht sind?
In dem Hollywood-Thril- ler „Extrem“ erlebt der junge Arzt Guy Luthan (Hugh Grant) genau das. Er be-
schließt, den Ursachen dieses mysteriösen Todesfalles auf den Grund zu gehen, obwohl ihn sein Vorgesetzter an sei- nen Nachforschungen hindert.
Durch seine Hartnäckigkeit ruiniert Luthan seine Karriere und bringt sich selbst in Le- bensgefahr.
Denn der Tote entpuppt sich als Obdachloser, der wie viele andere von dem angese- henen Neurologen Lawrence Myrick (Gene Hackman) für Menschenversuche miß- braucht worden ist – mit Un- terstützung durch das FBI
und die New Yorker Polizei.
Myrick will mit einem neuen Medikament namens Tri- Phase Querschnittsgelähm- ten die Fähigkeit zum Ge- hen zurückgeben. Und dieser
Zweck heiligt für ihn alle Mit- tel. Wer Hugh Grant nur als Sunnyboy kennt (wie etwa aus „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“), lernt ihn in „Ex- trem“ von einer neuen Seite kennen. Die Verteilung der Rollen im Film steht dennoch von Anfang an fest: Grant spielt den guten Part, Gene Hackman übernimmt den skrupellosen. Zwiespältig agiert dagegen Sarah Jessica Parker als Krankenschwester Jodie Trammel. Obwohl ihr gelähmter Bruder auf Hilfe durch TriPhase hofft, unter- stützt sie Dr. Luthan.
„Extrem“ ist – trotz seines vorhersehbaren Endes – ein spannender Thriller aus der Traumfabrik Hollywood. Die Romanvorlage von Michael Palmer gibt es im Knaur Ta- schenbuchverlag. AE
A-3425 Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 51–52, 23. Dezember 1996 (55)
V A R I A FEUILLETON
Der Katalane Joan Miró (1893 bis 1983) experimen- tierte zeitlebens mit unter- schiedlichen Techniken und Materialien. Während seine Ölmalereien auch mit Hilfe der Reproindustrie der brei- ten Öffentlichkeit zugänglich wurden, sind seine Skulpturen weniger bekannt.
In der zweiten Hälfte sei- ner Schaffensphase rücken die Arbeiten auf Papier und vor allem die Skulpturen zu- nehmend in den Vorder- grund. Nach Jahren der Isola- tion war es Miró möglich, 1945 bis 1947 erneut Kontakte
nach Paris und New York zu knüpfen. Die erste Ameri- kareise 1947 brachte dem Künstler nicht nur Anerken- nung und Aufträge, sondern konfrontierte ihn auch mit der Situation der Gegenwarts- kunst in New York. Die an sei- nem Hauptwohnort Mallorca noch lebendige traditionelle Volkskunst wird in seine Wer- ke integriert. Neben surreali- stischen Elementen aus der Vorkriegszeit finden immer mehr abstrakte Formen Ein- gang in seine Bildwelt. Ar- chaische Symbole werden vereinigt zu poetisch-bildhaf- ten Emblemen.
Wie schon in sei- nen Ölgemälden verkörpern auch seine Bronzefi- guren eine Sym- bolik, die in den Archetypen des Weiblichen und des Männlichen, des Tellurischen und Himmli-
schen, von Materie und Geist, Natur und Intellekt wurzeln.
Weibliche Figuren, Vögel, Sonne und Mond, Tag und Nacht sind die immer wieder auftretenden Motive. Die Mehrzahl der in Bronze ge- gossenen Skulpturen wird auf Wunsch des Künstlers nach dem Guß nicht patiniert: „Bei roher Bronze sind all die klei- nen Abweichungen der Dicke und Schmelzlinien sichtbar.
Zieh deinen Vorteil aus den Ereignissen beim Schmelzen, aus dem Zufall.“ Das schein- bar Unfertige der unbe- handelten Oberfläche strahlt einen besonderen Reiz aus
und kommt seinem Anspruch nach: „Worauf es ankommt, ist, die Seele nackt zu zeigen.“
Die Auswahl von 78 Arbei- ten auf Papier sowie 70 Bron- zen, die von der Fundacio Miró für Hamburg zur Verfü- gung gestellt wurden, läßt eine Entwicklung weiterverfolgen, die sich schon in den früheren Werken angekündigt hat: die Synthese von verschiedenen Stilelementen.
Die Ausstellung ist bis zum 5. Januar 1997 in den Hamburger Deichtorhallen zu besichtigen. Ein Katalog ist für 39 DM vom Hatje-Verlag erhältlich. Kirsten Stollhoff
Joan Miró – Zeichnungen und Skulpturen
„Die Seele nackt zeigen“
Medizin-Thriller aus Hollywood
Extrem . . .
mit allen Mitteln
Hugh Grant als Arzt Guy Luthan
Foto: Concorde
Joan Miró: Femme, oiseau, étoiles, 1977
Foto: Deichtorhallen Hamburg