A 34 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 112|
Heft 1–2|
5. Januar 2015 nausgeht: Krankenhauseinweisungen set-zen, da ein schwerwiegender Eingriff in den Alltag des Patienten, eine Kommuni- kation innerhalb derselben Fachgruppe, nämlich der Ärzte voraus und auch Krank- schreibungen werden, wenn, dann von Ärzten überprüft und basieren somit auch auf einer fachgruppeninternen Kommuni- kation. Letztendlich trifft das Gesagte auch für die Prävention zu: Um effektiv zu sein, muss sie umfassend sein, was immer auch organmedizinische Aspekte neben den psychologischen beinhaltet. Beispiels- weise sei hier die Ernährungsberatung er- wähnt, die immer begleitend zur Beratung bei psychischen Problemen angeboten werden sollte – die aber medizinisches Grundlagenwissen, welches weit über das der Psychologen/Pädagogen/Sozialpäda- gogen hinausgeht, voraussetzt.
Prim. Dipl.-Psych. Dr. med. Dr. phil. Helmut Niederhofer, Sächsisches Krankenhaus für Psychiatrie und Neurologie, 08228 Rodewisch
Verdrehungen
Die Legende zum Bilddokument in Ihrem Bericht zum 25. Deutschen Psychothera- peutentag verdreht den Sachverhalt. Die Delegierten in der ersten Reihe, die ihren Arm heben (die Verfasser dieses Leser- briefes), haben weder für ein Hochschul- studium der Psychotherapie, das mit einer Approbation endet, gestimmt, wie man entsprechend der Bildunterschrift glauben könnte, noch war dies Gegenstand der auf dem Bild zu sehenden Abstimmung. Die Abstimmung über die Richtung einer Aus- bildungsreform erfolgte vielmehr schrift- lich und geheim, ebenso wie eine voraus- gegangene Abstimmung über den Appro- bationszeitpunkt. In dieser vorausgegan- genen Abstimmung votierten 51 Delegier- te dafür, den Approbationszeitpunkt bei einer Entscheidung für eine Ausbildungs- reform zugunsten weiterer Klärungen of- fen zu halten, während 76 Delegierte da- gegen stimmten. Damit ist diese Abstim- mung über den Approbationszeitpunkt deutlich knapper ausgefallen als die nach- folgende Abstimmung zur Richtung der Ausbildungsreform.
Die Verdrehung hinsichtlich des Bilddoku- ments ist aber in gewisser Weise sinnbild- lich für viele Verdrehungen, die es auf die- sem 25. DPT gegeben hat. Vor dem Hinter- grund der Entwürfe zu einem Berufsbild und einem Kompetenzprofil, die beide im Deutschen Psychotherapeutentag weder konsentiert noch zur Abstimmung gegeben
wurden, wurde die Notwendigkeit eines Direktstudiums mit Approbation vom Bun- deskammerpräsidenten trotz bekannter Al- ternativen als unabdingbare Lösung präsen- tiert. Prof. Richter zögerte auch nicht, die Unterschriften von 5 000 Psychotherapeu- ten für Rechtssicherheit bei den Zugangs- voraussetzungen als Votum für ein Direkt- studium zu vereinnahmen. Dabei hatten diese Kolleginnen und Kollegen im Vorfeld des 25. DPT eine zeitnahe Regelung der Zugangsvoraussetzungen – gemäß eines aktuellen Vorschlages der Autoren des For- schungsgutachtens – unabhängig von wei- teren Reformbemühungen gefordert.
Die Diskussion, die in Ihrem Bericht als sachlich beschrieben wird, war doch in der Sache sehr verkürzt. Es ging ganz er- heblich um Macht- und Statusfragen, um eine Gleichstellung mit den Ärzten in der Versorgung und um Fragen der Finanzie- rung. Die große Gefahr, eine auch im For- schungsgutachten aus 2009 attestierte ho- he Qualität der bisherigen Ausbildung auf- zugeben, wenn Psychotherapeuten in An- stellungsverhältnissen und in der Versor- gung weitergebildet würden, wurde in der Diskussion kaum thematisiert. Insofern können wir dem bedauerlichen Resümee in Ihrem Bericht nur zustimmen: „Viele Bedenken blieben auf der Strecke“.
Dipl.-Psych. Georg Schäfer, 53115 Bonn, Dr. phil. Dipl.-Psych. Rupert Martin, 50670 Köln
Positive Rückkopplung
Als häufigste psychische Erkrankung ver- ursacht die Depression hohe direkte und noch höhere indirekte Kosten (Arbeitsaus- fall). Etliche Studien zeigen, dass insbe- sondere bei schwereren Depressionen die Kombination aus Psychotherapie und anti- depressiver Medikation dem jeweiligen Einzelverfahren überlegen ist. Die Tren- nung in Psychotherapie einerseits und Re- zeptieren andererseits schmälert die Effek- tivität der Behandlung erheblich. Schon heute verlängert sie in vielen Fällen das Leiden und erhöht sie die Kosten.
Diese unbefriedigende Versorgungssituati- on würde zementiert mit einem Studien- gang, der ohne den Erwerb eingehender medizinischer Kenntnisse zum Psychothe- rapeuten führt. In einer fachärztlichen Pra- xis, die Pharmako- und Psychotherapie in- tegriert, kommt es zu einer „positiven Rückkopplung“: Eingebettet in Gespräche wirkt das Medikament besser; Gesprächs- interventionen wirken nachhaltiger unter
stabilisierender Medikation. Bei minder- schweren Depressionen ohne Komorbidi- tät reichen oft wenige, bei schweren in der Regel 15 bis 25 Sitzungen.
Literatur beim Verfasser
Dr. med. Dr. rer. nat. Ulrich Leutgeb, 95500 Heinersreuth
ARZT – PATIENT
KBV und Bundesärztekammer wollen das ärzt- liche Gespräch neu aufwerten (DÄ 47/2014:
„Arzt-Patienten-Kommunikation: Kein ,alter Hut‘“ von Eva Richter-Kuhlmann).
Ein uralter Hut
Stimmt: kein „alter Hut“, sondern ein uralter Hut. Ich höre seit 30 Jahren immer wieder von der KV, dass die Gespräche besser ho- noriert werden sollen und immer wurden stattdessen technische „Leistungen“ besser honoriert als die zum Teil sehr langen Ge- spräche von uns Hausärzten. Ich glaube schon lange nicht mehr den Versprechungen.
Ralph Thiel, 51427 Bergisch Gladbach
Eine echte Lachnummer
Ein solcher Artikel füllt sicher Seiten im DÄ, ist aber ansonsten für alle gesprächs- orientierten Hausärzte eine echte Lach- nummer.
Was wollen denn die KBV und die BÄK am Gespräch aufwerten und in den Fokus stellen? Gute Ärzte reden jeden Tag mit ihren Patienten! Dann werden sie von der KBV mit einer Ziffer 03230, die bei je- dem zweiten Patienten einmal pro Quartal angesetzt werden kann, abgespeist! Kom- men andere Ziffern zur Abrechnung, wie zum Beispiel die 35140, werden dann alle anderen „Chroniker-Ziffern“ gestrichen, die man gerade für gesprächsintensive Pa- tienten braucht! Und dann will uns die KBV mit Checklisten die Kommunikation mit unseren Patienten lehren!
Da wagt man es, über eine Reform des EBM zu reden, der wie die letzten Male wieder eine „Verbesserung“ der Vergütung des hausärztlichen Gespräches bringen soll? Ferner möchte also in der KBV, dass es bessere Entscheidungsfindungen gibt im Gespräch und wichtig sei es doch für alle Ärzte, empathisch zuhören, vermitteln und erklären zu können.
Ja, wenn die KBV da mit gutem Beispiel vorausginge! . . .
Harald Hartmann, 79369 Wyhl