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Archiv "Der gute Arzt im Alltag" (04.03.2005)

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Ärztliche Grundhaltung

Idealvorstellung vom „guten Arzt“

Steffen Simon (Hrsg.): Der gute Arzt im Alltag. Anleitung zur ärztlichen Grundhaltung in Kli- nik und Praxis. Deutscher Ärzte- Verlag, Köln, 2004, 137 Seiten, broschiert, 19,95 A

Vermutlich wird die semanti- sche Unschärfe des Buchtitels Leser, die es sich zur Ge- wohnheit gemacht haben, die Wortwahl zu hinterfragen, zunächst einmal irritieren.

Wer kann oder soll darüber befinden, ob ein Arzt das Prä- dikat „gut“ verdient?

Da nach verbreitetem Ver- ständnis der Patient im Zen- trum der Medizin steht, ist es am nahe liegendsten, den

„guten Arzt“ aus der Patien- tenperspektive zu definieren.

Da nun aber auch Patienten ganz unterschiedliche Kriteri- en zugrunde legen, bleibt of- fen, ob der durch sein Fach- wissen brillierende, der auf-

grund seiner fürsorglichen Güte geliebte oder der durch sein Charisma beeindrucken- de Arzt gemeint ist.

All das aber meinen die neun ärztlichen Autoren mit- nichten. Maßgeblich ist allein die Arztperspektive, wobei sich Arzt-Subjekte an ihres- gleichen wenden. Jeder der Neun hat ein ganz bestimmtes Vorverständnis, besser ge- sagt, eine Idealvorstellung vom „guten Arzt“. Als ge- meinsamer Nenner lässt sich eine kritische, aber konstruk- tive Distanz zu unserem me-

dizinischen Versorgungssy- stem angeben.

Von den Forderungen, die an den „guten Arzt“ zu stel- len sind, betreffen die meisten die Ethik, gefolgt von der Pragmatik, dem Mut zum Nonkonformismus und der Empathie.

Ethik: Dörner sieht den Wesenskern der Arztethik im

„widerwilligen Wollen“. Kein Mensch (Arzt) sei aus freien Stücken gut. Wenn es gelänge oder wenigstens angestrebt würde, einem als widerwärtig erlebten Patienten engagierte Zuwendung zu geben, dann verwandle sich die „willkürli- che Freiheit“ des Arztes in eine von ihm zu fordernde

„moralische Freiheit“.

Pragmatik: Der „gute Arzt“ denkt und hört, bevor er Technik einsetzt. Man muss viel wissen, um wenig zu tun.

Nonkonformismus: Dies bedeutet auch Skepsis gegen- über der „International Clas- sification of Diseases“, dem Managed Care und den Dis- ease-Management-Program- men, dem Qualitätsmanage- ment und den DRGs – alles moderne Chiffren der Zer- störung der individuellen Wirk- lichkeit in der Heilkunde.

Empathie: Sterben und Tod sind nicht nur ein medizini- sches Problem, sondern eine zentrale Frage der sozialen Beziehungen und des huma- nen Miteinanders.

Das Buch schließt mit der Schilderung eines traumati- sierenden Sprechstundener- lebnisses durch den Literaten A. Muschg. Seine vernichten- de Kritik gilt einer medizini- schen „Koryphäe“, für die nur das existiert, was sich appara- tiv objektivieren lässt: „Ärzte, die aus nie eingestandener, nie bewältigter Angst vor dem Patienten nur noch in der Re- duktion auf ihre spezialisierte, aber verkümmerte Objekti- vität leben, sind auch gesell- schaftliche Unglücksfälle.“

Dieses Buch ist wichtig, weil es auf eine sehr gelunge- ne Weise daran erinnert, dass Arztsein weit mehr fordert, als nur das Anwenden wissen- schaftlicher Einsichten.

Gerald Ulrich

A

A578 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 94. März 2005 B Ü C H E R

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