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Archiv "Abschiebung: Der Arzt als Anwalt des Patienten" (21.04.2006)

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Kriegsflüchtlinge aus einem europäischen Nachbarland dürften wir glücklicherweise vorerst nicht wieder bekom- men. Es ist doch der blanke Hohn, wie hier im Nachhinein die seelischen Probleme von Menschen angezweifelt wer- den, die sich später suizidiert haben. Es ist auch eine Unver- schämtheit, wie hier in psych- iatrischen Krankenakten von staatlicher Seite herumge- schnüffelt wird und noch be- anstandet wird, dass sie nicht alles vollständig eins zu eins enthalten. Es ist nun mal eine der Säulen des psychiatrischen Vertrauensverhältnisses, dass besonders sensible persönli- che Details nur mündlich wei- tergegeben werden . . . Dr. med. Andreas Matusch, Vogelsangstraße 4 a, 52428 Jülich

Der Arzt als Anwalt des Patienten

Das Problem der Attestierung von Diagnosen betrifft nicht nur die Psychiater, denn viele niedergelassene Ärzte verste- hen sich als Anwalt ihres Pati- enten und lösen mit ihren At- testen eine Kette von Sozial- leistungen aus (Krankengeld, Reha-Verfahren, Rente).

Hartz IV hat zu einer über- proportionalen Antragsflut auf Erwerbsunfähigkeitsren- ten und Klagen bei den Ren- tenversicherungsträgern und den Sozialgerichten geführt.

Das verdeutlicht, welche zu- sätzlichen Kosten die Betreu- ungs- und Sozialsysteme über- nehmen, wenn Erwerbsarbeit als individueller Sinngeber, Taktgeber und Grenzgeber fehlt. Beantragt wird oft, wenn ein Partner der „Versorgungs- gemeinschaft“ plötzlich ohne eigene Bezüge ist. Natürlich ist eine EU-Berentung eine individuelle Einzelfallent- scheidung, wenn durch Krank- heit, Fehlbildung etc. der Be- troffene körperlich, geistig und psychisch eingeschränkt ist, aber der Wunsch nach Ab- sicherung hat seitens der Ver- sicherten zu einer „Selbstbe- dienungsmentalität“ geführt, die seitens der behandelnden Ärzte, unter Umständen un-

kritisch, unterstützt wird. In keinem anderen Fachgebiet wie in der Psychiatrie/Neuro- logie werden von Ärzten an- derer Fachgebiete so großzü- gig und übergriffig Diagnosen gestellt, meist ohne ICD-Klas- sifikation. Bis zu 16 Diagno- sen nebeneinander werden at- testiert, von der Angst bis zu den endogenen Depressionen F32.3, ohne dass der Patient einen Psychiater je gesehen hat oder ein Psychopharmakon erhält. Die unterschiedlichen Indikationen für Verhaltens- therapie oder Tiefenpsycholo- gie sind unbekannt, der Pati- ent wird auch nicht motiviert, sich behandeln zu lassen . . . Nicht jeder, der jammert, hat eine Depression. Oft stehen ganz andere Sorgen dahin- ter . . . Die Sozialmedizin in Form der Begutachtung kann nicht dazu dienen, Missstände durch den Arbeitsmarkt oder soziale Notlagen zu über- brücken (W. Hackhausen: So- zialmedizin und ärztliche Be- gutachtung), gerade in der Psychosomatik sind die Be- schwerden geprägt durch das

„Krankheitsmodell“ des Ver- sicherten . . . Eine Hausärztin sagt auf die Frage, ob sie die Patientin arbeitsfähig ein- schätzt: „Wenn sie denn Ar- beit hätte.“ Das ist nicht mehr medizinische Kompetenz . . . Dr. med. Erika Plöntzke, Karl-Marx-Allee 96, 10243 Berlin

Gesundheitsreform

Zu dem Beitrag „Fachärzte plädieren für Grund- und Wahlleistung“ von Jo- sef Maus in Heft 6/2006:

Nicht unsere Aufgabe

Dr. med. Jörg A. Rüggeberg sagt, dass es Aufgabe der Ärz- teschaft sei, eine Definition ei- nes Grundleistungskatalogs für die Gesetzliche Kranken- versicherung zu erarbeiten.

Darüber hinaus sollen freiwil- lige Zusatzversicherungen möglich sein, aber auch Eigen- beteiligung der Patienten im konkreten Behandlungsfall.

Im Ansatz bin ich mit der vor- geschlagenen Lösung sicher- lich einverstanden. Nicht ein-

verstanden bin ich aber damit, dass die Ärzte den derzeitigen Leistungskatalog der Gesetzli- chen Krankenversicherung (GKV) durchforsten und re- duzieren sollen. Dies ist nicht unsere Aufgabe. Eine solche Reduktion des Leistungskata- logs ist alleinige Aufgabe der Krankenkassen oder ggf. des Gesetzgebers. Auch Herr Prof.

Dr. Hoppe, Präsident der Bun- desärztekammer, ist gegen ei- ne Reduzierung des Lei- stungskatalogs durch Ärzte.

Ich protestiere auch dagegen, dass der Deutsche Berufsver- band der Hals-Nasen-Ohren- Ärzte von Herrn Kollegen Rüggeberg vereinnahmt wird.

Wir haben weder eine Auffor- derung zu dieser Stellungnah- me erhalten noch dieser Ver- öffentlichung zugestimmt.

Möglicherweise betrifft dies auch andere Berufsverbände.

Dr. med. Michael P. Jaumann, 1. Vorsitzender des Deutschen Berufsverbandes der Hals-Nasen- Ohrenärzte e. V., Haart 221, 24539 Neumünster

Frühprävention

Zu dem Beitrag „Frühprävention von Kindesvernachlässigung: Die Kinder schützen, den Eltern helfen“

von Petra Bühring in Heft 9/2006:

Verschärfte Nullaktivität

Es ist kein Geheimnis, dass von medizinischer und Be- treuungsseite oft auf Missstän- de bei der Betreuung von Kin- dern bzw. auf Missstände im

kindlichen Umfeld hingewie- sen wird. Die informierten und verantwortlichen Stellen sind die Jugendämter und Famili- enberatungen (FEBs). Wie sieht die Reaktion dieser Insti- tutionen gewöhnlich aus? Ver- schärfte Nullaktivität. Es wäre dringend notwendig, diese Einrichtungen abzuschaffen, da sie – so ist es meine Erfah- rung – mit Mitarbeitern be- setzt sind, die jegliche Arbeit versuchen wegzuschieben . . . Die Verantwortung soll jetzt wieder auf die Ärzteschaft ab- geschoben werden. Frau von der Leyen ist hier wohl etwas unbedarft und schlecht bera- ten.

Prof. Dr. Karl-Wilhelm Fritz, Eibenweg 12, 27404 Zeven

Auf den Punkt gebracht

Dieser Beitrag verdient aktu- ell in Sachsen-Anhalt eine be- sondere Aufmerksamkeit.

Sich auf die politische Agen- da zu verlassen wird nicht genügen. Herr Oberarzt Dr.

med. W. Kratzsch, Kinderneu- rologisches Zentrum, Städti- sche Kliniken Düsseldorf, bringt es auf den Punkt: An- gebote mit „Komm-Struktur“

reichen nicht. Nötig ist ein Fürsorgesystem (Schwange- ren-/Mütterberatung), wie es in der DDR bestand. Das wä- re ein Muster für den öffentli- chen Gesundheitsdienst, der diesbezüglich erweitert wer- den müsste. Dazu will Bun- desfamilienministerin Dr.

med. Ursula von der Leyen

A

A1068 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 16⏐⏐21. April 2006

B R I E F E

Die Eltern des an körperlicher Schwäche verstorbenen Dennis wur- den in Tateinheit mit Misshandlung zu lebenslanger Haft verurteilt.

Foto:ddp

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 16⏐⏐21. April 2006 AA1069

B R I E F E

zehn Millionen Euro zur Ver- fügung stellen. Die von Ober- arzt Dr. Kratzsch vorgestellte Logistik ist beispielhaft und wird bei flächendeckendem Einsatz mit Start in der Schwangerenbetreuung eine berechtigte Erfolgsaussicht haben. Natürlich ist da noch der juristische Konflikt: einer- seits der Rechtsschutz für die Familie, andererseits der Schutz für das hilflose Kind.

Das Anliegen bleibt: Der Fa- milie helfen, um dem Kind/

den Kindern zu helfen.

Dr. med. Klaus Fritzsching, Am Klosterwinkel 5, 06406 Bernburg

Heilmittel

Zu den Leserbriefen in Heft 10/2006, die sich auf den Beitrag „Heilmittel- Richtgrößen: Frust führt zu Überre- aktionen“ von Heike Korzilius in Heft 6/2006 bezogen:

Existenzen gefährdet

Als selbstständiger Physiothe- rapeut bin ich mit den Auswir- kungen der Gesundheitsrefor- men bestens vertraut. Sie ha- ben nämlich dazu geführt, dass aus meinem ehemals gut flo- rierenden Betrieb mit fünf Vollzeitmitarbeitern mittler- weile ein Kleinstbetrieb mit 1,5 Arbeitskräften geworden ist, der jeden Monat um die Existenz bangt, wäre meine Frau nicht berufstätig (Um- satzrückgang um ca. 75 Pro- zent). Leider wissen wir natür- lich auch nicht, welches eine Patentlösung für unser krän- kelndes Gesundheitswesen sein könnte, es schmerzt aller- dings schon, wenn die Leser- briefzuschriften der Ärzte in Heft 10/2006 sich dermaßen über die Belange des Berei- ches Physiotherapie empor- schwingen. Es ist nach wie vor so, dass

Ärzte in der Regel durch Variation der abgerechneten Leistungen zumindest einen erheblichen Spielraum haben, welchen Physiotherapeuten, die ausschließlich vom Verord- nungsverhalten der Ärzte ab- hängig sind, nicht haben.

immer noch in unserem Sy- stem viel zu viel gelogen wird.

Wenn unser System die entste- henden Kosten nicht decken kann, so muss die Politik dies auch zugeben. Und dann kann es auch nicht sein, dass Kran- kenkassen aus eigennützigen Wettbewerbsgründen ihren Versicherten vorlügen, alle möglichen Leistungen zu be- zahlen.

sich die Frage stellt, wann endlich am Verwaltungsappa- rat der Krankenkassen gespart wird?

Es gibt sicher verschiedene Probleme: Patienten mit Rundum-Sorglos-Vorstellun- gen, aber auch Ärzte, welche alle Abrechnungsressourcen auszunutzen suchen, ebenso wie andere, deren Existenz ernsthaft infrage steht. Das Heilmittelbudget macht bei al- len Kosten in unserem Ge- sundheitswesen nur einen win- zigen Bruchteil aus, allerdings haben die Heilmittelerbringer eine sehr schlechte Lobby, so- dass immer wieder gerne auf deren Rücken zu sparen ver- sucht wird. Hier sind Existen- zen massiv gefährdet.

Rolf Burk,Physiotherapeut, Dr. Stefanie Burk,Anästhesistin, Grünewald 17 a, 52249 Eschweiler

Nordkorea

Zu den Beiträgen „Fenster nach draußen“ und „Mit dem Reisigbesen ins Atomzeitalter“ von Norbert Jachertz in Heft 3/2006:

Großzügig unterstützt

. . . Das Fortbildungspro- gramm für nordkoreanische Ärzte der Deutsch-Koreani- schen (KDVR) Association für Medizin e.V. wurde von der Bundesregierung, vom Auswärtigen Amt über den DAAD und vom Bundesmini- sterium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent- wicklung über InWEnt sehr großzügig unterstützt. Die Deutsch-Koreanische (KDVR) Association für Medizin e.V.

dankt der Bundesregierung sehr. Ohne die Unterstützung beider Ministerien wäre die- ses Fortbildungsprogramm nicht möglich gewesen. Zu- sätzlich wurde dieses Fortbil-

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