• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Rationierung im Gesundheitswesen: Eine utopische Vorstellung oder schon Realität?" (03.04.1998)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Rationierung im Gesundheitswesen: Eine utopische Vorstellung oder schon Realität?" (03.04.1998)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

eim Berufsverband der All- gemeinärzte Deutschlands (BDA) herrscht Unzufrieden- heit. Dr. med. Klaus-Dieter Kossow, Vorsitzender des Verbandes, brachte es anläßlich einer Pressekonferenz des Verbandes zur „Zukunft der hausärztlichen Versorgung“ in Köln auf den Punkt: Die Einführung eines neuen Einheitlichen Bewertungsmaß- stabes (EBM), der unter anderem dafür sorgen soll, daß allgemeinärztli- che Leistungen angemessen vergütet werden, verzögert sich. Es sei nach wie vor offen, wie die Weiterbildungs- stellen für die auf fünf Jahre verlän- gerte Weiterbildung in Allgemein- medizin finanziert werden sollen.

Schließlich sei auch die Umsetzung des § 73 SGB V, der die Gliederung der ambulanten Versorgung in eine hausärztliche und eine fachärztliche regelt, weder von der Politik noch von der Selbstverwaltung konsequent in Angriff genommen worden.

Die vorliegenden Pläne zur Neu- strukturierung des EBM kritisiert Kossow als zu pauschalierend. All- gemeinmedizinische Besonderheiten blieben unberücksichtigt. DenAllge- meinarzt gibt es nach Ansicht des BDA-Vorsitzenden nicht: Ein klassi- scher Landarzt könne seine Patienten beispielsweise meist nur in Ausnah- mefällen zum Facharzt überweisen und erbringe gezwungenermaßen an- dere Leistungen als der Allgemein- arzt in der Großstadt, der in einer völ- lig anderen Infrastruktur arbeite. Dies müsse bei der Reform des EBM und bei der Bildung von Leistungskom- plexen berücksichtigt werden. Anson- sten würden die Allgemeinärzte mit einem breiten Leistungsspektrum fi- nanziell benachteiligt.

„Ohnehin zäumt man derzeit das Pferd von hinten auf“, urteilte Kos- sow. Bevor man sich Gedanken über

eine Änderung der ärztlichen Ge- bührenordnung mache, sollte entspre- chend dem gesetzlichen Gliederungs- auftrag die haus- und fachärztli- che Arbeitsteilung geregelt werden.

Wunschlösung des BDA ist ein modi- fiziertes Primärarztmodell, das der Verband auf dem 20. Hausärztetag im September 1997 in Dortmund vor- gestellt hat. „Das case management kann nicht in Patientenhand bleiben“, so Kossow. Das ende im Chip-Karten- Hopping und expandierenden Kosten für die GKV. Es sollte in der Verant- wortung des Hausarztes liegen, den Patienten durch das Gesundheitssy- stem zu steuern. Kossow betonte je-

doch, daß damit nicht ein gesetzlich vorgeschriebenes Primärarztsystem wie in den Niederlanden oder Groß- britannien gemeint sei. Das Prinzip der Freiwilligkeit solle erhalten blei- ben. Vom Gesetzgeber fordert der Verband lediglich, die GKV zu ver- pflichten, einen Wahltarif für ihre Ver- sicherten anzubieten. Den GKV-Ver- sicherten, die sich für das finanziell günstigere Hausarztmodell entschie- den, müsse analog zu Modellen in der PKV ein Bonus eingeräumt werden.

Mit Blick auf die Umsetzung der fünfjährigen Weiterbildung in Allge- meinmedizin hat die Gesundheitsmi- nisterkonferenz der Länder einen Ar- beitsausschuß eingesetzt, in der Län- der, Krankenkassen, die Bundesärzte- kammer, die Kassenärztliche Bundes- vereinigung und die Krankenhäuser vertreten sind. Die Kassen hätten be- reits signalisiert, Mittel bereitzustel- len, berichtete BDA-Hauptgeschäfts- führer Dieter Robert Adam. Das Fa- zit von Kossow lautet dennoch: „Jeder wartet auf den Ausgang der nächsten Bundestagswahl und tut bis dahin lie- ber gar nichts.“ Heike Korzilius

A-790 (22) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 14, 3. April 1998

P O L I T I K AKTUELL/UMFRAGE

ie definieren Sie den Be- griff Rationierung? Er- folgt schon heute eine Ra- tionierung von Gesundheitsleistun- gen?

Ihre Meinung ist gefragt. Schon vor zwei Jahren befragte das Deut- sche Ärzteblatt seine Leser zum The- ma „Weiterentwicklung des Gesund- heitswesens“ (Ergebnisse im Deut- schen Ärzteblatt, Heft 38/1997). Da- mals waren rund 60 Prozent der 4 500 Leserinnen und Leser der Meinung, daß im Gesundheitswesen rationiert wird. Dieses Ergebnis soll nun kon- kretisiert werden.

Mit dieser Umfrage bitten wir Sie, Beispiele in Ihrem Arbeitsbereich oder generell zu nennen, die Ihrer Ansicht nach eine Rationierung be- deuten. Das kann der Verwaltungsdi- rektor einer Universitätsklinik sein, der aus Budgetgründen seine Klini- ken zum Jahresende auffordert, nur noch Notfalleingriffe vorzunehmen.

Es kann aber auch eine Warteliste von Patienten entsprechend der Diagnose oder Wartezeit sein.

Formulieren Sie Ihre Erfahrun- gen und Ihre Meinung. Bitte benutzen Sie dazu den nebenstehenden Frage- bogen.

Rationierung im Gesundheitswesen

Eine utopische Vorstellung oder schon Realität?

Eine Leserumfrage des Deutschen Ärzteblattes und des Instituts für Gesundheits-System-Forschung in Kiel.

W

Hausärzte

BDA ist unzufrieden

Die Einführung des Primärarztmodells und

eine angemessene Vergütung sind zur Zeit die wichtigsten politischen Ziele der Allgemeinärzte.

B

(2)

Die Umfrage ist anonym. Geben Sie aber in jedem Fall Ihr Alter, Geschlecht und die Art der Berufstätigkeit an.

Das Institut für Gesundheits-System-Forschung in Kiel wird die Ergebnisse unter der Leitung von Prof. Dr.

med. Fritz Beske auswerten. Das Institut hat bei der Ge- sundheitsforschung einen guten Ruf und steht für eine fachkundige und objektive Vorgehensweise.

Das Deutsche Ärzteblatt wird die Ergebnisse dieser Umfrage ebenfalls veröffentlichen. Sie werden in die ge- sundheitspolitische Diskussion eingehen, deswegen ist je- de Ihrer Erfahrungen und jede Meinungsäußerung von Bedeutung.

Bitte trennen Sie den Fragebogen heraus (oder ko- pieren Sie ihn einfach) und senden Sie ihn an

Deutsches Ärzteblatt Postfach 40 02 43 50832 Köln

Natürlich können Sie den Bogen auch unter der Num- mer 0 22 34/ 70 11-1 41 an uns faxen. EN

A-791

P O L I T I K UMFRAGE

Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 14, 3. April 1998 (23) I. Persönliche Angaben

Wir bitten Sie zunächst um einige Informationen zu Ih- rer Person. Ihre Angaben bleiben anonym.

1. Geschlecht weiblich p männlich p 2. Alter (in Jahren) NN

3. Sind Sie tätig

als niedergelassener Arzt p

im Krankenhaus p

in einer Reha-/Kureinrichtung p im Öffentlichen Gesundheitsdienst p

Sonstiges p

in welchem Bereich?

4. Welche Auswirkungen haben Einsparungsmaßnah- men auf die Versorgung Ihrer Patienten?

Von den Patienten können entsprechend dem jetzigen Stand medizinischen Wissens optimal versorgt wer- den:

Alle p mehr als 50 % p weniger als 50 % p niemand p

Wie viele können ausreichend versorgt werden?

Alle p mehr als 50 % p weniger als 50 % p niemand p

Wie viele können nur unzureichend versorgt werden?

Alle p mehr als 50 % p weniger als 50 % p niemand p

5. Welche Auswirkungen haben Einsparungsmaßnah- men der Gesetzlichen Krankenversicherung auf Ihre ärztliche Tätigkeit?

Trifft nicht zu, ich behandle nur Privatpatienten p Trifft nicht zu, mein Bereich ist nicht betroffen p Folgende Diagnoseverfahren können nicht mehr abge- rechnet werden. Bitte zumindest die Ihrer Ansicht nach wichtigsten Diagnoseverfahren nennen:

Folgende therapeutische Leistungen können nicht mehr abgerechnet werden. Bitte die zumindest Ihrer Ansicht nach wichtigsten therapeutischen Leistungen nennen:

II. Rationierung

6. Wie würden Sie Rationierung von Gesundheitsleistun- gen definieren?

7. Welche Kriterien sollten zugrunde gelegt werden, wenn es je zu einer Rationierung von Gesundheitslei- stungen kommen sollte?

8. Sind Sie der Auffassung, daß generell eine Rationie- rung von Gesundheitsleistungen entsprechend Ihrer Definition heute schon erfolgt?

ja p nein p keine Meinung p

Wenn ja, bitte geben Sie Beispiele und fügen Sie, falls erforderlich, zusätzliche Blätter bei.

9. Bitte beurteilen Sie „Leitlinien zu Diagnose und The- rapie“. In welchem Ausmaß unterstützen diese Leitli- nien Ihre ärztliche Tätigkeit?

voll und ganz p teilweise p überhaupt nicht p kenne keine Leitlinien p keine Meinung p 10. Zusätzliche Angaben, wenn gewünscht

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Auch wenn man manchmal nicht alle Fragen beantworten kann, korrekte Informationen sind genau so leicht zu finden wie Fake News.. Und die recherchieren wir

Gegen feuchte Füße hilft ein Fußbad mit adstringierenden und damit schweißhemmenden Extrakten aus beispielsweise Eichenrinde oder Hamamelis.. Besonders kreislauffördernd

Beispiele sind die Medikamenten-induzierte allergische Agranulo- zytose, eine schwer verlaufende Immunerkrankung, und bestimmte Formen von Anämien, zum Beispiel durch Arzneimittel

Die Tabletten – auch wenn sie sehr groß sind – bitte im Ganzen runterschlucken und keinesfalls kauen, lutschen oder vorher zerkleinern.. Schutz der Speiseröhre Diese recht

Bei Menschen ohne Hormon- mangel kann der regelmäßige Gebrauch zu Diabetes oder langsamer Veränderung der Körperproportionen führen, da auch beim Erwachsenen ei- nige

Ein Homöopa- thiegegner sollte nicht in einer Homöopathie-Schwerpunkt- Apotheke arbeiten, genauso wie ein Vegetarier besser nicht als Metzger tätig sein sollte.. Ist Homöopathie

Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences..

Technik stellt unser Verständnis von der Selbstbestimmung und der Autonomie des Menschen innerhalb und außerhalb der Arbeitswelt in Frage.. Müssen wir Technik anders gestalten, um