"Praktisches Jahr"
bundeseinheitliche Prüfung schei- nen grundlegende Richtlinien erfor- derlich zu sein. Darüber hinaus müs- sen durch die Fakultäten detaillierte Ausbildungspläne erarbeitet wer- den.
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personelle Engpässe bei den be- treuenden Ärzten. Hier erscheint nur eine Relation von einem neu einzu- stellenden Arzt auf vier Studenten realistisch zu sein.8
die Unsicherheit in der Statusfra- ge des PJ-Absolventen im Unter- schied zum Medizinalassistenten und die daraus resultierende Ein- schränkung des Tätigkeitsfeldesam Krankenhaus. ln diesem Punkte ist eine Klärung der Rechtslage drin- gend zu fordern. Entweder ist der PJier ein Student, dann wird er auch nicht zur Routinearbeit herangezo- gen werden dürfen, oder er ist als Praktikant zu betrachten. Im letzte- ren Fall ist er voll in den Klinikbe- trieb zu integrieren, und er wird Auf- gaben in der Patientenversorgung übernehmen können und sollen. Da- mit hat er auch die Möglichkeit, ge- rade jene Bereiche der praktischen Tätigkeit am Krankenbett zu erler- nen, die ihm im Rahmen des Stu- diums verschlossen bleiben. Als Praktikant hat der PJ-Absolvent auch einen Anspruch auf Ausbil- dungsvergütung etwa in dem Rah- men wie ein Medizinalassistent ..,.. Insgesamt bleibt festzustellen, daß das Praktische Jahr wohl den schwächsten Teil der neuen Appro- bationsordnung darstellt. Nicht zu- letzt die großen Kosten, die durch die Einrichtung und Unterhaltung der Lehrkrankenhäuser entstehen setzen im Augenblick Grenzen. Es stellt sich nur die Frage, wer letztlich die Folgen zu tragen hat.Anschrift für die Verfasser:
Ulrich Dockweiler Helmholtzstraße 25 4900 Herford
WARTEZEITEN
Ein Brief an die Zeitschrift "test", die sich in Heft 3/78 in einem umstrittenen Beitrag der Wartezeiten in Arztpraxen angenommen hatte (dazu auch DEUT- SCHES ÄRZTEBLATT Heft 8/1976, Seite 406).
Dumm gefragt,
tendenziös ausgewertet
"Lang gewartet, kurz abgefertigt" ist von der Titelzeile bis zum Schluß- punkt voreingenommen, mit einer
"objektiven Befragung" vernebelte Meinungsmache. Auch die ange- priesenen Ratschläge "So helfen Sie sich und anderen" zur Vermeidung von Wartezeiten können nichts än- dern, da die Ursachen des Warte- zeitproblems nicht gesehen werden (sollen?). Mich hat das objektive Er- gebnis Ihrer Umfrage sehr erleich- tert, denn sie beinhaltet: Die 5-Minu- ten-Medizin ist tot! Über 80 Prozent der Patienten werden länger als zehn Minuten behandelt. Die Ursa- chen der Wartezeiten sind bedingt durch die stark variablen Beratungs- zeiten. Zum Patientenwohl-das an erster Stelle steht und nicht im War- tezimmer entschieden wird, wie der Schreiberling mit seiner Überschrift:
"Patientenwohl an zweiter Stelle"
glauben machen will - sind offen- sichtlich wir Ärzte verantwortungs- bewußt genug, nicht unter dem Druck eines vollen Wartezimmers zu leichtsinnigen und oberflächlichen Beratungen überzugehen. Der Arti- kel verdient das Testurteil mangel- haft (vom Lesen abzuraten?). Es wird dumm gefragt, tendenziös aus- gewertet und nichts dazugelernt.
Schade um die investierte Mühe und das Geld für die Befragung. Gerade die Zeitung Test sollte nicht so leichtsinnig ihr Image aufs Spiel stellen. Für eine der folgenden Um- fragen möchte ich Ihnen zur Serie
"Gesundheit" Untertitel Doofheit in
Deutschland folgende Umfrage vor- schlagen:
Sind Sie doof?
Ja oder Nein.
Aus den vielen Nein-Antworten kön- nen Sie dann den Schluß ziehen:
Spektrum der Woche Aufsatze · Notizen BRIEFE AN DIE REDAKTION
1. Es gibt keine Doofheit in Deutschland, oder
2. Sie merken es nicht einmal mehr.
Weiter so!
Dr. med. Wolfgang Ewert Grubkeweg 16
2000 Harnburg 70
GESUNDHEITSPOLITIK
Zu dem Artikel von Prof. Dr. med. Wal- demar . Ch. Hecker: "Gesundheit und Krankheit in der Politik" (Heft 4/1978).
Vergewaltigung von Arzt und Patient
Hier wird eine Diskussion angeregt, die endlich doch einmal nicht mit Politphrasen, sondern mit ärztlicher Sachbezogenheit argumentiert. Wer wie ich als Praktiker erst vor weni- gen Jahren der Hochschule ent- wachsen ist, fühlt sich geradezu ver- gewaltigt von der täglichen Erkennt- nis, daß nicht nur unser System der individuellen ärztlichen Tätigkeit, sondern buchstäblich der einzelne Patient sozialpolitisch manipuliert wird. Schon der Kinderarzt spürt, wie viel "Krankheit" überhaupt nicht ärztlich objektivierbar, sondern ge- sellschaftlich motiviert, sozialpoli- tisch überformt und geprägt ist. Und so richtet in der Tat die vorherr- schende sozialpolitische Diskussion in unserem Lande unübersehbaren Schaden an. Davon leitet nämlich der Bürger als Patient seine Defi- nition von Gesundheit und Krank- heit wesentlich ab, auf ihr besteht er und sie versucht er durchzusetzen.
Der manipulierte Patient degradiert seinen Arzt zum sozialpolitischen Erfüllungsgehilfen. Unser täglicher ärztlicher Einsatz kann nur freiheit- lich und individuell erfolgreich sein, alles andere ist Vergewaltigung nicht nur des Arztes, sondern gera- de auch des Patienten.
Dr. med. Michael Mertner Facharzt für Kinderheilkunde Am Burloh 95
4400 Münster-Kinderhaus
DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 17 vom 27. April1978 1033