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Archiv "Krankenhäuser/ Krankenkassen: Zukunftsmusik: „Gütesiegel“ für Kliniken" (12.05.1995)

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POLITIK LEITARTIKEL

<rankenhäuser/Krankenkassen

Zukunftsmusik:

„Gütesiegel" für Kliniken

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft e. V. (DKG), Düssel- dorf, will zusammen mit einer Reihe der Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenversicherung eine Bundesemp- fehlung abschließen, um die Maßnahmen zur Qualitäts- sicherung im stationären Bereich zu konkretisieren und auszuweiten. So sollen die Krankenhäuser, die auf frei- williger Basis ihre Anstrengungen zur Verbesserung der

Qualitätssicherung dokumentieren, künftig ein Zertifikat — gedacht ist an Stufe A und B — erhalten, wenn sie bestimm- te Voraussetzungen erfüllen. Die Initiative, die als Selbst- verwaltungsinitiative propagiert wird, wird allerdings nicht von allen Krankenkassenverbänden unterstützt. Der AOK-Bundesverband bezeichnet die Anforderungen „als zu lasch" und propagiert schärfere externe Kontrollen.

M

it der noch nicht ratifizier- ten Bundesempfehlung wol- len die Unterhändler von der Krankenhausseite und den Spitzenverbänden der GKV ihre bereits Anfang August 1994 abge- schlossene gemeinsame Bundesemp- fehlung zur Konkretisierung der Vor- schriften nach dem Sozialgesetzbuch V (gemäß § 112 Abs. 5) weiter aus- bauen und mit Hilfe jährlich zu erstel- lender Qualitätssicherungsberichte die Öffentlichkeit und interessierte Patienten ebenso wie die Ärzte in die Lage versetzen, sich einen umfassen- den Überblick über das Leistungsge- schehen und den Qualitätsstandard der Kliniken zu verschaffen. Dabei sollen nicht nur die Kliniken und der pflegerische Bereich, sondern viel- mehr auch der Bereich der Technik und der übrigen Funktionsbereiche mit eingeschlossen werden.

Wie der Hauptgeschäftsführer der DKG anläßlich des jüngsten 19. Hos- pitalkongresses in Hannover am 25. April unterstrich, baut das Regle- ment auf Eigeninitiative und die ge- meinsame Absprache zwischen Kas- senverbänden und Krankenhausgesell- schaften (auf Landesebene). Dabei will man zugleich eine Anregung von Bundesgesundheitsminister Horst See- hofer anläßlich der Petersberger Ge- sprächsrunden aufgreifen und Kran- kenhäusern die Möglichkeit geben, ih- re Qualitätsanstrengungen auch durch

eine regelmäßige Berichterstattung und eine gestufte Zertifizierung zu do- kumentieren. Die Krankenhausträger sehen in dieser Initiative eine willkom- mene, gesetzlich abgesicherte Möglich- keit, in das Marketing-Geschehen und in den Wettbewerb auf dem Kranken- haussektor aktiv einzugreifen, ohne die offenbar von den Ortskrankenkassen gewünschte externe Kontrolle an die Stelle von Eigeninitiative treten zu las- sen. Das Verbände-Agreement, bei dem wiederum die Repräsentanten der ärztlichen Körperschaften und Verbän- de nicht eingeschaltet waren, ver- spricht einen wichtigen Beitrag zu lei- sten, um die Qualität und Wirksamkeit der von den Krankenhäusern zu er- bringenden Leistungen dem Stand der medizinischen Erkenntnisse anzupas- sen und den medizinischen Fortschritt zu berücksichtigen.

Kontrollen allerorten Dabei sollen nicht nur der dia- gnostische und therapeutische Be- reich der Kliniken einbezogen wer- den, sondern auch die Pflegeleistun- gen, die medizinisch-technischen Ap- paraturen und Geräte, Hygiene, La- bor, Arzneimittelversorgung und Ver- pflegung (von einer Qualitätskontrol- le des Managements ist nicht die Re- de). Ziel sind vergleichende Prüfun- gen. Die Kriterien dafür sollen jeweils

auf Landesebene von den Kranken- kassen und den Verbänden der Kran- kenhäuser unter Beteiligung der Ärz- tekammern und der Pflegeberufe ver- einbart werden. Den Krankenhäu- sern soll es freigestellt bleiben, ob sie sich an dem Reglement und den Ver- gleichen beteiligen wollen. Kranken- häuser, die sich an externen Maßnah- men zur Qualitätssicherung beteili- gen und den geforderten Jahresbe- richt vorlegen, erhalten ein Zertifikat A. Auf mittlere Sicht soll die Bericht- erstattung durch eine externe fachli- che Begutachtung der Krankenhäu- ser ergänzt werden. Hierfür soll ein Zertifikat B verliehen werden. Auf ei- ne strikte externe Qualitätskontrolle legt der AOK-Bundesverband Wert;

er drängt darauf, daß die Zertifikate nur vergeben werden, wenn damit ei- ne externe Überprüfung der von den Krankenhäusern vorzulegenden Be- richte verbunden ist. Die jetzt zur De- batte stehende Empfehlungsverein- barung sei aus der Sicht des AOK- Bundesverbandes zwar ein Schritt in die richtige Richtung. Er sei aber so halbherzig, daß die Gefahr bestehe, daß nur ein Vorwand geliefert werde, um den Status quo zu zementieren.

Der Entwurf, der unter maßgebli- cher Mitwirkung des Verbandes der Angestellten-Krankenkassen entwik- kelt wurde, postuliert: Sämtliche Führungskräfte der Krankenhäuser müßten in die Verantwortung für die Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 19, 12. Mai 1995 (13) A-1351

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POLITIK LEITARTIKEL/AKTUELL

Wie in keinem anderen Sektor des Gesundheitswesens sind gerade im Krankenhausbereich in den letzten zehn Jahren Kapazitäten abgebaut oder für einen anderen sozialen Zweck umgewidmet worden. Zu- gleich ist die Inanspruchnahme der krankenhausambulanten und vollsta- tionären Kapazitäten weiter gestiegen infolge der Leistungsverdichtung und des größeren „Patientendurchsatzes"

— bei weiter reduzierter Verweildauer und gleichzeitig leicht gestiegener Krankenhauseinweisungshäufigkeit.

Die Deutsche Krankenhausgesell- schaft präsentierte vor dem 19. Hospi- tal Congress in Hannover eine Lei- stungsbilanz, die sich sehen lassen kann. Die Finanzlage der Hospitäler für 1995/96 ist nicht gerade rosig. Im einzelnen:

Die 1,1 Millionen Fachmitarbei- ter in den rund 2 400 Krankenhäusern in West- und Ostdeutschland versorg- ten 1993 mehr als 14,5 Millionen Pati- enten. Was die Kostenentwicklung betrifft, liegen die deutschen Kran- kenhäuser im internationalen Ver- gleich auf einem Mittelplatz. Zur Zeit beansprucht der stationäre Sektor am gesamten Ausgabenvolumen der ge- setzlichen und privaten Krankenver- sicherung rund 34 Prozent (ein- schließlich der im Krankenhaus ver- ordneten Arznei- und Heilmittel).

Zum Vergleich: Der Anteil der ambu- lanten ärztlichen Versorgung am Ge- samtausgabenbudget der Kranken- kassen liegt zur Zeit bei 17,3 Prozent.

Die Zahl der Pflegetage sank 1993 erneut um vier Prozent (das wa- ren rund acht Millionen Pflegetage weniger als 1992).

Trotz Ausgaben- und Budget- deckelung im stationären Sektor (be- grenzt bis 1995; berechnet auf der fortgeschriebenen Basis von 1992) stieg die Zahl der stationär versorgten Fälle jährlich um ein Prozent. 1993 und 1994 nahm die Zahl der Sta- tionärpatienten um rund 290 000 auf 14,5 Millionen zu.

In den Jahren 1990 bis 1993 wur- den 93 Krankenhäuser geschlossen und 57 276 Krankenhausbetten abge- baut. Dies entspricht im statistischen

Durchschnitt 280 Krankenhäusern mit je 200 Betten. Allerdings ist in dem Maße, wie in den letzten Jahren im Akutsektor Betten stillgelegt und abgebaut wurden, im Bereich der Re- habilitationskliniken die Zahl der Krankenhausbetten um fast die glei- che Zahl, nämlich rund 60 000 Betten, gestiegen.

Zu einer Verbesserung der Ver- sorgungsstruktur hat auch die in den letzten drei Jahren erhöhte Zahl der Herzchirurgischen Zentren in Deutschland beigetragen. Sie stieg von 57 auf jetzt 68 Zentren. Damit können jährlich mehr als 73 000 Ope- rationen mit Einsatz der Herz-Lun- gen-Maschine durchgeführt werden.

Wie DKG-Präsident Landrat Konrad Regler ankündigte, wird sich eine Vielzahl der Krankenhäuser ab Beginn des Jahres 1996 verstärkt auf klinikambulante Operationen kon- zentrieren. Entsprechende Umrü- stungen und bauliche Veränderungen seien in diesem Jahr vorgenommen worden. Auch seien mit Wegfall der Budgetierung im stationären Sektor, einer verbesserten Personalregelung und dem Wegfall der Kostenabzugs- regelung mehr Anreize gesetzt wor- den, um rentable ambulante Opera- tionen am Krankenhaus durchzu- führen.

Die Prognosen für 1995: Nach Vorgaben des Bundesgesundheitsmi- nisteriums wird das Krankenhausge- samtbudget um 1,7 (alte Länder) und um 3,5 Prozent (Ost) steigen. Daraus resultiert eine Ausweitung des Bud- getvolumens um 1,5 Milliarden DM.

Dagegen werden bei einem un- terstellten Tariflohnanstieg von drei Prozent die Personalkosten für die 1,1 Millionen Mitarbeiter um etwa eine Milliarde DM steigen. Die Preiser- höhungen bei den Sachkosten (insge- samt: 24 Milliarden DM) um drei Pro- zent ergibt Mehrausgaben in Höhe von 720 Millionen DM. Hinzu kommt ein Bedarf für die Finanzierung der Instandhaltungskosten von 700 Mil- lionen DM jährlich. Unter dem Strich resultiert für die Krankenhauswirt- schaft ein Gesamtdefizit von rund ei- ner Milliarde DM. HC Qualität und Qualitätssicherung ein-

bezogen werden. Ein umfassender Kriterien-Katalog müsse entwickelt werden, der regelmäßig aktualisiert und ergänzt werden soll. Den Inhalt dieses Katalogs wollen die Kranken- kassen und die Deutsche Kranken- hausgesellschaft vereinbaren und re- gelmäßig fortschreiben. Der Jahres- bericht soll verbindlich auf wesentli- che Bereiche und Themen konzen- triert werden, die Leistungen in exem- plarischen Bereichen dargestellt und im übrigen dem Krankenhaus die Möglichkeit eingeräumt werden, er- gänzende Darstellungen vorzuneh- men (in Hamburg soll es ein „Pio- nier"-Krankenhaus geben, das einen QS-Jahresbericht im Umfang eines Telefonbuchs erstellt hat). Die Be- richte sollen veröffentlicht und auf Anfrage zugänglich gemacht werden.

Obwohl die Krankenhäuser und die Krankenkassen bei der Formulierung der Anforderungen in der Vorhand bleiben wollen, wird zugestanden, auch die Ärztekammern gemäß § 137 SGB V zu beteiligen, wenn es sich um Fachfragen aus dem medizinisch-ärzt- lichen Bereich handelt. Die ersten Be- richte sollen bereits für das Jahr 1995 erstellt und entsprechende „Gütesie- gel" (Zertifikate) erteilt werden.

Inzwischen hat der Präsident der Bundesärztekammer, Dr. med. Kar- sten Vilmar, die geplanten Initiativen der Krankenkassen und Klinikträger kritisiert. Bei so zentralen Fragen müsse die Ärzteschaft originär und essentiell eingeschaltet werden, um eine ausreichende Akzeptanz im Routine-Einsatz zu erhalten. Auch sei die Gefahr einer Überreglemen- tierung nicht von der Hand zu weisen.

Allein die Vielzahl von wenig koordi- nierten und parallelen Initiativen (ohne Beteiligung der Ärzteschaft) führe zur Irritation. Dadurch litten die Akzeptanz und aktive Mitarbeit aller in die Qualitätssicherung einzu- schaltenden Fachkräfte. Eine vom Krankenhaus-Management und den Krankenkassen dirigierte Qualitäts- berichterstattung könne sehr leicht in eine rein unter ökonomischen Ge- sichtspunkten durchgesetzte Qua- litätskontrolle umfunktioniert wer- den. Mit wissenschaftlich-medizi- nisch begründeter Qualität habe dies nichts zu tun. Dr. Harald Clade

Kritisches Jahr 1995

A-1352 (14) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 19, 12. Mai 1995

Referenzen

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