A 1934 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 38|
23. September 2011A K T U E L L
Die gesetzlichen Krankenkassen gaben 2010 32,03 Milliarden Euro für Arzneimittel aus. Das sind 330 Millionen mehr als im Vorjahr. Wie aus dem Arzneiverordnungs-Report (AVR) 2011 hervorgeht, lag die Steigerungsrate damit bei einem Prozent und somit deutlich niedri- ger als in den Vorjahren. Kranken- hauskosten stiegen im selben Zeit- raum um 4,5 Prozent auf 58,82 Mil- liarden und die Ausgaben für ambu- lante ärztliche Leistungen um 2,1 Prozent auf 33,04 Milliarden Euro.
„Der Anteil der Arzneimittel an den gesamten Leistungsausgaben der gesetzlichen Krankenversiche- rung war somit erstmals seit vielen Jahren wieder rückläufig“, erklärte Prof. Dr. med. Ulrich Schwabe, ei- ner der Herausgeber des AVR.
Grund dafür sei unter anderem der Anstieg des Herstellerrabatts für Arzneimittel ohne Festbetrag von sechs auf 16 Prozent bei gleichzei- tig geltendem Preismoratorium, der mit dem GKV-Änderungsgesetz im August 2010 in Kraft getreten sei.
„Daneben spielen erneute Preis- rückgänge bei den Generika und die Rabattverträge mit den pharmazeu- tischen Unternehmen eine Rolle“, GESETZLICHE KRANKENKASSEN
Arzneimittelausgaben steigen langsamer
so Schwabe. Insgesamt 1,3 Milliar- den Euro hätten durch die Rabatt- verträge eingespart werden können.
Ein stetig steigender Kosten- block seien demgegenüber die pa- tentgeschützten Arzneimittel. Seit 1993 sind die Umsätze der Patent- arzneimittel von 1,7 Milliarden Euro auf 14,2 Milliarden Euro an- gestiegen. Sie machen jetzt 48 Pro- zent des Arzneimittelumsatzes aus.
Rechne man die Auswirkungen der gesetzlichen Änderungen wie die Herstellerabschläge und Rabatt- verträge heraus, sei der sogenannte nominale Umsatz mit Arzneimitteln um 4,3 Prozent auf 29,7 Milliarden Euro gestiegen, sagte der zweite Herausgeber des AVR, Dr. med.
Zahl der Woche
1 229
Vorsorge- und Rehabilitationskliniken gab es 2010 in Deutschland. Im Vorjahr waren es 1 240.
Quelle: Statistisches Bundesamt
Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) wird wegen der Un- stimmigkeiten innerhalb der Ko- alition bis Ende September nun doch noch kein Konzept zur Pfle- gereform vorlegen. „Wenn manch PFLEGEVERSICHERUNG
Bahr verschiebt Eckpunkte für die Reform
einer noch etwas Zeit braucht, dann sollten wir ihm diese Zeit ge- ben, um ein tragfähiges Ergebnis für die Vorlage der Eckpunkte zu erreichen“, sagte Bahr der in Ber- lin erscheinenden Tageszeitung
„Die Welt“. Damit ist das ur- sprüngliche Vorhaben des Minis- ters vom Tisch, sein Reformkon- zept bis zum 23. September vorzu- stellen.
Mit den jüngsten Äußerungen des CSU-Vorsitzenden Horst See- hofer und des CDU-Gesundheits- politikers Jens Spahn sei „klar, dass die Union ihre Grundsatzfragen in der Pflege nicht geklärt hat“. So sei ein gemeinsamer Kompromiss in der Pflege nicht möglich. Die An-
Dieter Paffrath. Ursächlich dafür sei ausschließlich die sogenannte Strukturkomponente, also ein Ver- ordnungswechsel hin zu einem teu- reren Präparat. „Denn sowohl die Menge der verordneten Arzneimit- tel als auch deren Preis sind 2010 gleich geblieben“, so Paffrath. fos
sätze von CSU und CDU wider- sprächen sich. Der Gesundheitsmi- nister sagte, er lehne das von See- hofer vorgeschlagene „Bundesleis- tungsgesetz“ ab, in dem Leistungen für Behinderte, schwere Pflegefälle und Demenzkranke geregelt sein sollen. „Ein solches Gesetz verhin- dert eine baldige Umsetzung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs“, sagte Bahr.
Der CDU-Politiker Spahn hatte seinerseits angeregt, Leistungen aus der Pflege- in die Krankenversiche- rung auszugliedern und für die Pfle- gekasse einen Kapitalstock einzu- richten. Dafür sollen für die Bei- tragszahler fünf Euro Zusatzbeitrag im Monat fällig werden. afp
Der Anteil der Me - dikamente an den Gesamtausgaben ist zum ersten Mal seit Jahren rückläufig.
Foto: Bilder Box
Sieht derzeit kei- nen Kompromiss bei der Pflege:
Bundesgesund- heitsminister Daniel Bahr (FDP)
Foto: dapd