Etwa zwei Prozent aller Bundes- wehrsoldaten, die 2009 im ISAF- Einsatz in Afghanistan waren, sind mit einer posttraumatischen Be - lastungsstörung (PTBS) zurückge- kehrt. Das entspricht jährlich circa 200 Soldaten. Dies geht aus der
„PTBS-Dunkelziffer-Studie“ her- vor, die am 6. April am Psychotrau- mazentrum des Bundeswehrkran- kenhauses Berlin vorgestellt wurde.
Die Studie, die unter der Leitung von Prof. Dr. Hans-Ulrich Wittchen und Dr. Sabine Schönfeld an der Technischen Universität Dresden erarbeitet wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass die Anzahl von PTBS-Erkrankungen nicht das Aus- maß erreicht, wie es oftmals vermu- tet wurde.
Nur jeder zweite PTBS-Betroffe- ne suchte nach eigenen Angaben in den zwölf Monaten nach dem Ein- satz professionelle Hilfe. Dies weist nach Meinung der Wissenschaftler dennoch auf eine „nicht unerhebli- che jährliche Dunkelziffer“ hin.
Der Studie zufolge haben Solda- ten in den Afghanistan-Missionen der Bundeswehr im Vergleich zu denjenigen ohne Auslandseinsatz ein sechs- bis zehnfach erhöhtes Risiko, an PTBS zu erkranken. Im Vergleich zu den PTBS-Raten bei EINSATZ IN AFGHANISTAN
Zwei Prozent der Soldaten kehren traumatisiert zurück
britischen und US-Soldaten, die im Irak oder in Afghanistan im Einsatz waren, fallen die Erkrankungsraten der deutschen Soldaten allerdings deutlich niedriger aus. Als Gründe dafür vermuten die Autoren der Studie die besseren Auswahlkrite- rien der Bundeswehr für Auslands- einsätze, eine bessere Einsatzvor - bereitung, die kürzere Einsatzdau - er von vier bis fünf Monaten und weniger unmittelbare Kampfsitua- tionen.
Die Studienleiter weisen darauf hin, dass Angststörungen, depressi- ve und somatoforme Störungen so- wie Erschöpfungssyndrome nicht vernachlässigt werden dürften. Die- se könnten gleichfalls durch ein- satzbezogene Belastungen zuneh-
men. PB
Zitat der Woche
„ Kein Mensch weiß, wie das Gesundheits- wesen in Zukunft finanziert werden soll, aber wir haben eine neue Idee: Keine Vierbettzimmer mehr. “
Joachim Bovelet, Vorsitzender Vivantes Berlin, auf einem Kongress
Die Krankenkassen haben im Jahr 2010 mehr als 1,1 Milliarden Euro an Rabatten auf ihre Arzneimittel- ausgaben erhalten. Darauf hat An- fang April der Deutsche Apotheker- verband (DAV) hingewiesen. Die Rabatte fielen um circa 270 Millio- nen Euro höher aus als im Vorjahr.
Insgesamt gaben die Krankenkas- sen 2010 für Arzneimittel 27,9 Mil- liarden Euro aus.
Die Zahlen basieren auf der jüngsten „KV 45“-Statistik des Bundesgesundheitsmi-
nisteriums. Am meis- ten profitierte danach ARZNEIMITTELRABATTE
Krankenkassen sparen 1,1 Milliarden Euro
die AOK von den Rabattverträgen.
Dort beliefen sich die Einsparungen auf 454 Millionen Euro, die Ersatz- kassen kamen auf 417 Millionen, die Betriebskrankenkassen auf 136 Millionen und die Innungskranken- kassen auf 44 Millionen Euro.
Bei den Rabattverträgen zwi- schen Krankenkassen und Arznei- mittelherstellern herrsche aller-
dings immer noch viel Intranspa- renz, kritisierte der DAV-Vorsitzen- de, Fritz Becker. „Die Kassen müs- sen ihre erzielten Einsparungen endlich im Detail offenlegen, um Aufwand und Nutzen beurteilen zu können“, forderte er. Denn die Einsparungen würden durch einen stark erhöhten Aufwand in den Apotheken realisiert. Bei jedem neuen Rabattvertrag oder dem Wegfall eines alten entstehe dort gegenüber den Apothekenkunden erheblicher Erklärungsbedarf. Dazu kämen Computer-, Logistik- und
Lageraufwand. HK
Belastende Ein- sätze: Circa 200 Soldaten litten 2009 nach der Rückkehr aus Afghanistan an einer PTBS.
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