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Archiv "Tibetische Medizin: Ein exzellenter Arzt hat Glück im Leben" (19.07.1999)

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ie Wurzeln der klassi- schen tibetischen Medi- zin liegen rund 1 000 Jahre zurück. Diese Lehre unterscheidet sich in einem wesentlichen Punkt von allen anderen historischen medizi- nischen Traditionen. Nur in Tibet entstand eine vollstän- dige visuelle Dokumentation für die Ausbildung von Ärz- ten. Als eine Art bebilderte Enzyklopädie wurden von 1697 bis 1703 77 „Medizin- thangkas“ geschaffen. Es handelt sich dabei um Roll- bilder mit Illustrationen zum Basistext der dortigen Ge- sundheitslehre mit dem Na- men „Die vier Tantras“. Noch heute werden diese Bilder in der traditionellen tibetischen Ärzteausbildung verwendet.

Auf diesen Lehrtafeln wer- den in mehr als 10 000 Einzel- bildern die Grundlagen der medizinischen Ausbildung dargestellt. Darunter auch höchst interessante Aussagen zum Verhältnis von Arzt und Patient, die sich teilweise überraschenderweise bis in unsere heutige Zeit übertra- gen lassen. Andere wiederum veranlassen auch heute zu ei- nem Schmunzeln.

Gute Prognosen So werden in Tafel Nr. 35 den damaligen Medizinern Prognosen über die Hei- lungschancen der Patienten erteilt. Gute Genesungsaus- sichten haben danach kranke Menschen, die die verschrie- bene Therapie „durchhalten“

(was auf die teilweise recht harten Behandlungsmetho- den hinweist), und auch sol- che, die intelligente, mitfüh- lende und kompetente Pfle- gekräfte an ihrer Seite ha- ben. Männliche Patienten, die zudem noch jung sind, erhal- ten ebenfalls gute Prognosen, genauso wie Kranke, die auf

die Anweisungen des Arztes hören.

Ärzten wird in den Ab- handlungen auch empfohlen, bestimmte Patienten abzu- lehnen. Trotz enger Verbun- denheit der medizinischen Wissenschaft im historischen Tibet mit der buddhistischen Lehre spielte auch damals die Liquidation bereits eine Rol- le. Die Behandlung von Pa- tienten, die ihre Therapie nicht bezahlen können, sollte nämlich genauso abgelehnt werden wie die von Kranken, die dauernd klagen.

Neben zahlreichen detail- lierten Beschreibungen der verschiedenen Medikamente werden auch allgemeine An- forderungen an die pharma- zeutischen Mittel gestellt. Die Medizin sollte nach den kor- rekten Vorgehensweisen zu- sammengesetzt und von guter Qualität sein. Der Fundort der Arzneipflanze sollte der Wirkkraft förderlich sein.

Schließlich sollte die Medizin auch in verträglichen Proze- duren zusammengestellt sein.

Ein Arzt, der keine me- dizinischen Instrumente be-

sitzt, gleicht nach Auffassung der alten tibetischen Lehr- meister einem Ritter ohne Rüstung und Waffen, wäh- rend ein Mediziner ohne Kenntnis der theraupeuti- schen Prinzipien mit jeman- dem verglichen wird, der mit einem Pfeil ins Dunkle schießt.

Probleme mit dem Be- rufsrecht würde sich heutzu- tage sicherlich ein Arzt ein- handeln, der den damali- gen Ratschlag befolgt, nach einer korrekten Diagnose diese so laut zu verkünden, als ob er ein Muschelhorn blasen würde.

Tröstlich zu wissen ist die Gewißheit, daß ein exzellen- ter Mediziner Glück in sei- nem Leben haben wird und letztendlich die Stufe un- übertroffener Buddhaschaft erreichen wird. Holm Triesch Literaturhinweis:

Sangye Gyamtso (1653 bis 1705):

Klassische Tibetische Medizin, Il- lustration zur Abhandlung Blauer Beryll, zwei Bände im Schmuck- schuber, Verlag Paul Haupt, Bern, Stuttgart, Wien, 340 Seiten, 460 DM A-1911 Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 28–29, 19. Juli 1999 (51)

V A R I A FEUILLETON

Tibetische Medizin

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„Medizinthangkas“ mit Aussagen zum Verhältnis von Arzt und Patient

In Zusammenarbeit mit der Thangkamalschule Nepals, dem Dharmapala Centre, School of Thangka Painting, Kathmandu, besteht für Leser des Deut- schen Ärzteblattes die Möglichkeit, sich Kopien dieser historischen, einzigarti- gen Rollbilder anfertigen zu lassen. Jedes Bild wird individuell in Nepal ange- fertigt (Dauer neun bis zwölf Monate). Der Erlös aus dem Verkauf fließt zu 80 Prozent den Künstlern in Nepal zu, die mit ihrer Arbeit auch einen nicht un- bedeutenden Beitrag zur Bewahrung des tibetischen Kulturerbes im Exil lei- sten. Die restlichen 20 Prozent erhält das Kinderhilfswerk „Kinderhilfe Nepal e.V.“, Frankfurt/Main. Die Kinderhilfe Nepal unterhält in Kathmandu ein Waisenhaus. Die Spenden aus dem Verkauf der Rollbilder tragen einen Teil zum Unterhalt dieser beiden Einrichtungen bei. Informationen: Holm Triesch, Robert-Stolz-Weg 3, 28215 Bremen, Tel 04 21/37 01 21, Fax 3 61 49 78, E-Mail: triesch@uni-bremen.de, Internet: http://www.bremen.de/info/nepal Tafel 35: Prophy-

laxe, Diagnose und Behandlung (Abbil- dung aus „Klassische Tibetische Medizin“)

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