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Zwischen hellenistischem Herrscherkult und römischen Kaiserkult

Der römische Kaiserkult ist in seinem Wesen und seiner Ausprägung sehr vielfältig.

Er beschäftigt Generationen von Altertumsforschern, und nach wie vor besteht großer Forschungsbedarf. Die früheren prägenden Darstellungen zum Kaiserkult sind die Arbeiten von L. R. Taylor und F. Taeger17, die den Kaiserkult größtenteils als ein praktikables politisches Machtinstrument und die kultische Verehrung als einen Ausdruck von Dankbarkeit der einzelnen Städte verstehen. Umfassende

Abhandlungen bietet auch A. Wlosok18, die den Kaiserkult ebenso aus konventioneller Sichtweise, das bedeutet aus politischer Motivation heraus,

betrachten. Die Publikation einer Konferenz zum römischen Herrscherkult im Jahr 1972 gehört ebenfalls zu heute teils veralteten, meist christlich geprägten Ansichten19. Die neuere Fachliteratur gibt dem religiösen Phänomen mehr Gewicht und fordert die traditionelle Schule heraus20. Die neue Perspektive eröffnet 1984 Simon Price mit einer auf sozialanthropologischen Elementen aufbauenden Untersuchung zum Kaiserkult in Kleinasien, die vor allem der Frage nachgeht, wie viel politisches Engagement wirklich hinter dem Herrscherkult steht und inwieweit die Religion als Machtinstrument für den Kaiser wirkt21. Price kann nachweisen, dass die Initiative zum Kult meist von den griechischen Städten ausging und der Kaiser nur bedingt eingriff22. Zudem zeigt er, dass sich der Kult vor allem in urbanen Strukturen nachweisen lässt und zunächst nur vereinzelt in ländlichen Regionen auftaucht23. Wenn eine Stadt im griechischsprachigen Osten um die Einrichtung eines Kaiserkults bat, verlangte dies nach einer Kommunikation mit Rom, aber es benötigte auch eine

17 Taylor 1931, 35, 237f.; Taeger 1957-1960.

18 Wlosok 1978, Einführung 1-52; s.a. Bowersock 1965a, 389-402.

19 Bickerman 1973. Zu diesen älteren Ansichten gehören vor allem die Arbeiten von Nock 1934 und Habicht 1970; dazu Clauss 1999, 219 mit Anm. 4.

20 Price 1984, 16; dem neuen Ansatz folgen z. B. Clauss 1999, vorab: Clauss 1996; Gradel 2002; Mileta 2008; Iossif 2011.

21 Price 1984, 234-248.

22 Price 1984, 62f.

23 Price 1984, 83f.

Auseinandersetzung der Städte in den Provinzen untereinander. Die Städte stellten sich einem Wettbewerb um die größere regionale Bedeutung, d. h. die Einrichtung einer Neokorie, worin sich die Gunst des Kaisers spiegelt24. Dass es vor allem Einzelpersonen waren, die den Wettbewerb vorantrieben und die nötigen Kontakte zur Provinzverwaltung oder stadtrömischen Personen herstellten, und damit den lokalen Kaiserkult etablierten, konnte Price in seiner Darstellung ausführen.

Die Literatur zum Kaiserkult ist äußerst umfangreich und beschäftigt sich mit vielen Einzelaspekten des Kultes in den verschiedenen Provinzen25.

Die kultische Verehrung des Kaisers zu Lebzeiten und nach seinem Tod spielte die zentrale Rolle im römischen Kaiserkult, der eine reichsweite Wirkung besaß. Bereits für die hellenistischen Könige war der Herrscherkult Ausdruck politischer

Bindungen und Selbstdefinition, ein Mittel zur symbolischen Herrschaftssicherung.

Der griechische Herrscherkult stand in enger Verbindung zum Götterkult und ging mit dem in hellenistischer Zeit weitverbreiteten Kult der Wohltäter (Euergetai) zusammen. Price macht in seiner Studie deutlich, dass die Könige göttliche und keine heroischen Ehren erhielten. Der Herrscher empfing Opfer, Gebete und

Hymnen; ihm zu Ehren wurden Altäre und Kultstätten errichtet. Die Kulte wurden meist schon zu Lebzeiten gegründet, und je nach politischer Konstellation und Entwicklung lebte dieser Kult nach dem Tod des Königs fort oder wurde beseitigt.

Wie beim Herrscherkult war der Kult römischer Kaiser zunächst ein politisch-diplomatischer Akt. Der römische Kaiserkult stand somit in der Tradition der

hellenistischen Herrscherkulte, kann aber nicht ausschließlich darauf zurückgeführt werden26. Wie hellenistische Herrscherkulte durch die Leistung des Einzelnen für die

24 Rüpke 2008, 92; umfassend zu den Neokoroi: Burrell 2004.

25 Zusammenstellungen bieten Herz 1978; 2007; von Hesberg 1978; Wlosok 1978, 551-556; zu den germanischen Provinzen: Liertz 1998; mit Schwerpunkt auf den weströmischen Provinzen: Clauss 1999;

Gradel 2002; Lozano 2002; 2009 und 2010; Nogales 2007 und 2011; zum Kaiserkult in der römischen Provinz Asia: Witulski 2010.

26 Vgl. DNP 6 (1999) 143-145 s.v. Kaiserkult (F. Graf).

jeweilige Polis motiviert waren, ist der Kaiserkult eine Reaktion auf konkrete Wohltaten des Kaisers für die ehrende Polis und zieht dabei weite Kreise27. Im Jahr 29 v. Chr. entstanden auf Bitten der Einwohner die ersten regionalen Organisationsformen des frühen Kaiserkultes in den Provinzen Asia und Bithynia.

Wie Cassius Dio28 überliefert, gestattete Octavian den in Ephesos und Nikaia lebenden cives Romani (Vollbürger) die Weihe von heiligen Bezirken, die dem gemeinsamen Kult der dea Roma und des divus Iulius, des vergöttlichten Caesar, bestimmt sein sollten. In Pergamon (Asia) und Nikomedeia (Bithynia) hingegen gestattete er den Bürgern, Kulte für sich selbst und die dea Roma zu errichten29. Nur mit dieser Einschränkung wurden die kultischen Ehrungen zugelassen. Außerdem erlaubte er die Einrichtung von Spielen zu seinen Ehren30. Dies bedeutet die

Einrichtung eines zentralisierten Kultes für alle Römer der jeweiligen Provinz an einem Ort. Außerdem wird deutlich, dass die Initiative zur Einrichtung der Kulte eindeutig von den Einheimischen ausging, was durchaus der hellenistischen Tradition entsprach. Die in Ephesos und in Nikaia erbauten Tempel unterstanden den dortigen Konventen römischer Bürger, während die gleichzeitig entstandenen Kulte in Pergamon und Nikomedeia von den griechischen Provinziallandtagen31 ausgerichtet wurden. Alle provinzialen Kulte unterlagen der kaiserlichen

Genehmigung, es kam somit auf die Initiative der Kommunen an. Der Kaiser

bestimmte die grundsätzliche Richtung des Kultes oder versuchte, Ehrungen seiner eigenen Person zu regulieren.

Der frühe Kaiserkult etablierte sich somit zuerst in Kleinasien (29 v. Chr.), in der 133/129 v. Chr. gegründeten Provinz Asia32.

27 Vgl. Price 1984, 55f.

28 Cass. Dio 51, 20, 6-9.

29 Suet. Aug. 52; vgl. Tac. Ann. 4, 37; vgl. Nock 1934, 382f.; Taeger II 1960, 109f.; Mileta 2008, 111; Müller 2011, 153.

30 Zu den penteterischen Spielen zu Ehren des Augustus und der Roma, den sog. Rhomaia Sebasta, s.

Mellor 1975, 165-180. Diese fanden zuerst in Pergamon statt; vgl. auch Suet. Aug. 59.

31 Grundlegend: Deininger 1965.

32 Zur Einrichtung der Provinz Asia s. Daubner 2006, 191-265.

In Griechenland existierten städtische Kulte für Römer seit dem Sieg des römischen Feldherrn Titus Quinctius Flamininus33 über den Makedonen Philipp V. in der Schlacht von Kynoskephalai im Jahr 197 v. Chr. Flamininus wurde insbesondere für die Proklamation von Freiheit und Autonomie für die griechischen Städte während der Isthmischen Spiele 196 v. Chr. geehrt34. Danach nahmen die Ehrungen für den

‚Befreier‘ Griechenlands enorm zu: die Errichtung von Reiterstatuen, die Einrichtung von Festspielen, Titeia, zu seinen Ehren in Argos, die Weihung eines Gymnsasiums zusammen mit Herakles und eines Delphinions zusammen mit Apollon in Chalkis, dort, wo es einen Kult für Flamininus gegeben haben muss, denn Plutarch nennt einen Priester für ihn, sowie Opfer, Libationen und einen zu seinen Ehren

gesungenen Paian, worin Flamininus zusammen mit Zeus und Roma als Retter (soter) genannt wird35. Im Apollon-Heiligtum in Delphi soll Flamininus dem Gott einen Goldkranz geweiht haben, auf dessen Inschrift er selbst als theios Titos benannt wird36. Verbildlicht werden all diese Ehrungen ganz besonders mit einem

Goldstater, der auf dem Avers ein Porträt des Flamininus und auf dem Revers eine Nike zeigt (Abb. 1a). Dabei handelt es sich um die erste überlieferte Darstellung eines lebenden Römers auf einer Münze. Damit steht Flamininus in der Tradition der Münzbilder der Makedonenkönige, wie des besiegten Philipp V. Plutarch erwähnt außerdem eine Bronzestatue des Flamininus, die in Rom neben einer Statue des Apollo gegenüber des Circus Flaminius gestanden haben soll37. Es lässt sich allerdings nicht mehr nachvollziehen, ob diese Statue bereits zu seinen Lebzeiten geschaffen wurde.

Im Jahr 195 v. Chr. wurde in Smyrna (Provinz Asia) der erste römische Tempel mit einem Kult für die Göttin Roma errichtet38.

33 Zu Titus Quinctius Flamininus allg.: Schlag 1968; Pfeilschifter 2005.

34 Pol. 18, 46, 5-15; Liv. 33, 32-33; Plut. Flam. 10, 3; Bengtson 1979, 479.

35 Plut. Flam. 16, 1-4; s. dazu Wlosok 1978, 4f.; Fishwick 1987, 46; Pfeilschifter 2005, 219 Anm. 93.

36 Plut. Flam. 12, 7.

37 Plut. Flam. 1, 1; Balty 1978.

38 Tac. Ann. 4, 56; Mellor 1975, 14-16, 51.

Begreift man die Einrichtung des Kaiserkultes als Reaktion auf die Siege, so blieb den griechischen Poleis nach der Eroberung durch die Römer nicht viel anderes übrig, als Rom entgegenzukommen. Seit dem 3. Jh. v. Chr. war es üblich, hellenistische

Herrscher kultisch zu verehren. Dieses Phänomen wurde nun auf die römische Republik übertragen, indem die Göttin Roma oder auch römische Amtsträger, wie am Beispiel des Flamininus gezeigt werden konnte, verehrt wurden. Es sollte aber noch gut 150 Jahre dauern, bis es wieder ein Porträt eines lebenden Römers auf eine Münzprägung schaffte: die Rede ist von Caius Iulius Caesar39.

Der Charakter des Herrscherkultes ist äußerst vielgestaltig und muss daher im Folgenden summarisch abgehandelt werden40. Die eigentlichen Wurzeln des

Herrscherkultes in griechischen Glaubensvorstellungen und im Heroenkult werden dabei weitgehend außer Acht gelassen, vielmehr soll auf die hellenistischen

Traditionen eingegangen werden.

Die griechischen Vorstellungen knüpften an die Eigenschaften und Leistungen des Einzelnen an, durch die dieser über Menschenmaß emporgehoben werden konnte.

Bei den Ehrungen muss zwischen kultischen Ehren („wie einem Heros bzw. Gott“),

„göttergleichen“ und „heroischen bzw. göttlichen Ehren“ differenziert werden41. Im Herrscherkult wurde den Menschen zu Lebzeiten die Verehrung von Gottheiten zuteil, daher ist diese Form des Kultes dem traditionellen Götterkult nachgebildet42. Das bedeutet, dass es einen Festzug gab, Gebete, Opfer, musische und sportliche Spiele sowie feierliche Bankette. Der römische Kaiserkult gleicht sich in seinen Kultformen und seiner Ikonographie an die Götter an.

Im Hellenismus gab es zunächst nur städtische Herrscherkulte, die in der Tradition der griechischen Heroenkulte standen. Mit Alexander dem Großen begann die Epoche des Herrscherkultes im Hellenismus. Griechische Städte in Kleinasien

39 s. dazu Kap. 2.6.

40 Grundlegend zum hellenistischen Herrscherkult: Habicht 1970; Price 1984, 23-52; Mileta 2008, 111-115; zuletzt: Günther – Plischke 2011.

41 Vgl. LdH (2005) 445 s.v. Herrscherkult (H. Schmitt).

42 Price 1984, 235-239; vgl. Clauss 1999, 469.

richteten schon bald nach 334 v. Chr. von sich aus göttliche Kulte und Spiele für den Befreier ein43. Sogar Kulte für Philipp II., den Vater Alexanders, sind belegt,

wenngleich diese auch postum entstanden sein können. Zumindest hatte Philipp II.

wichtige Standards gesetzt, indem er z.B. bei Festumzügen sein Bild unter die olympischen Götter einreihte44. Nach Alexanders Tod förderten die Diadochen dessen Kult, um ihre eigene Herrschaft zu legitimieren. Während der Regierungszeit der Diadochen wurden göttliche Ehrungen als politisches Instrument in den

griechischen Städten Kleinasiens üblich. Die reichsangehörigen Städte, in denen die hellenistischen Machthaber oftmals bereits Gründerkult genossen, folgten mit der Einrichtung des lokalen Herrscherkults, als mit Antiochos II. 259/58 v. Chr. erstmals ein lebender Seleukidenherrscher zum Gott (theos) erhoben wurde45. Die Diadochen selbst begnügten sich zumeist mit der traditionellen Herleitung von alten Göttern und ihrem Vorbild Alexander. Sie richteten eigens erst den Kult der toten, dann der lebenden Herrscher ein46. Die Kulte der einzelnen Poleis bildeten im 3. Jh. v. Chr. die lokale Ebene des Herrscherkultes. Der städtische Herrscherkult wuchs durch die zunehmende Verstaatlichung, das bedeutet durch die administrative Durchdringung des hellenistischen Reiches. Angestrebt wurde schon damals eine

Einvernehmlichkeit zwischen Monarch (König) und Polis.

Die Praxis des Herrscherkultes unterschied sich grundsätzlich nicht von jener der üblichen Kulte. Die inschriftlichen Quellen und wenigen literarischen Zeugnisse sprechen von der Einrichtung von heiligen Bezirken (temene) und Altären, der Errichtung von Kultstatuen (agalmata) und der Benennung von Priestern und Priesterinnen. Es wurden jährlich oder sogar monatlich Feste anlässlich der gefeierten Personen mit Festzügen und anderen Wettbewerben, Gesängen und Opfern veranstaltet47. Der Herrscher wurde in rituell überhöhter Form verehrt bzw.

vergöttlicht. Der daraus resultierende Kultbetrieb reiht sich in die Festkalender mit

43 Vgl. Habicht 1970, 17-26.

44 Diod. 16, 91, 5; 95, 1.

45 Vgl. Habicht 1970, 103f.

46 Zu den Diadochen: LdH (2005) 446-447 s.v. Herrscherkult (H. Schmitt).

47 Vgl. Habicht 1970, 138-159, 195; zur Kultpraxis: LdH (2005) 449 s.v. Herrscherkult (H. Schmitt).

den gewohnten alten Götterkulten ein. Als Gegenleistung gab es für die Städte politische Unterstützung, Schutz und finanzielle Hilfe, wie beispielsweise die Steuerfreiheit während der Spiele, sowie Stiftungen von Bauten.

Die Riten und Zeremonien des römischen Kaiserkultes weisen einige

Gemeinsamkeiten mit dem hellenistischen Herrscherkult auf48. Eine merkliche Übernahme italischer Kultpraktiken hingegen ist beim derzeitigen Kenntnisstand nicht zu konstatieren49. Die Praxis des Kaiserkultes bestand gewöhnlich aus einer Prozession, einem Opfer und manchmal auch einem Wettkampf, was alles

zusammen in einem Fest gipfeln konnte. Ein Kultkalender regelte die Feiertage und bot verschiedene Möglichkeiten für die Verehrung des regierenden Herrschers. Aus dem Jahre 9 v. Chr. erhielt sich ein Edikt des Statthalters von Asia, Paullus Fabius Maximus, welches das neue Jahr mit dem dies natalis, dem Geburtstag des Augustus, am 23. September beginnen ließ und damit den lunisolaren Kalender der

griechischen Städte in Kleinasien nach römischen Vorbild reformierte50.

Die gesamte Inszenierung entwickelte sich seit hellenistischer Zeit. Ebenso wie der hellenistische Herrscherkult in enger Verbindung zur kultischen Verehrung der Götter stand, so weist der römische Kaiserkult in seiner Form eine Parallelität zur Verehrung der Götter auf51. Ein beliebtes Ritual im Kaiserkult war das Tragen von Götterstatuen, eine Tradition, die aus der hellenistischen Zeit übernommen wurde.

Im Mittelpunkt der Prozession stand die Opfergabe an den Kaiser samt Zeremonie52. Beim Opfer an den Princeps wurden ebenso traditionelle Bräuche, wie beispielsweise die Prüfung der Opfertiere, mit einbezogen. Zum Opferritual gehörte auch das sich anschließende Bankett, welches mitunter sehr opulent und kostspielig ausfallen konnte53. Weihrituale, häufig inschriftlich bezeugt, waren ein wichtiger Bestandteil

48 Vgl. Price 1984, 23f., 88-91.

49 Zu den römischen Ritualen s. Clauss 1999, 316-339.

50 IvPriene 105; OGIS 458; Suet. Aug. 59; Kienast 1982, 204; Clauss 1999, 70, 238; Rüpke 2008, 92.

51 Vgl. Habicht 1970, 195-200.

52 s. Kap. 3.6 zu Gytheion; vgl. Price 1984, 210-220; zum Opfer an den Kaiser s. auch Clauss 1999, 316-328; zu Ritualen im Kaiserkult s. Chaniotis 2003, 3-29.

53 Zum römischen Bankett zuletzt ausführlich: Vössing 2008.

des Kaiserkultes. Eine besondere Form hatten diese in Zusammenhang mit der Aufstellung von Statuen. Die Ausführung des überregionalen Kultes erfolgte durch einen Oberpriester (archiereus)54. Seit hellenistischer Zeit häufen sich die

Kultregelungen, welche die Prozession oder die Opfergabe betreffen55. Die vielfältige Entwicklung des Kaiserkults lässt sich besonders gut an der Kultpraxis und den dazugehörigen Riten nachvollziehen.

Es wird deutlich, dass sich Politik und Religion gegenseitig bedingten. Die Motive für die Etablierung des Herrscherkultes waren sowohl politischer Natur als auch in der Tradition verwurzelt. Durch das überregionale Priesteramt konnten die

provinziale und die lokale Ebene des Herrscherkultes miteinander verbunden werden. Neben den städtischen Herrscherkulten existierte die Ebene des zentralen Herrscherkultes mit reichsweiter Wirkung. Es gibt demnach drei Ebenen der Verehrung: die lokale, provinziale und reichsweite56.