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Die mit der Zeit der ausgehenden Republik (202 – 31 v. Chr.) einsetzende Präsenz der Römer in Griechenland schuf die historischen Voraussetzungen für den imperialen Einfluss in den Ostprovinzen. Im Folgenden sollen daher die

Betrachtungen mit dem Zweiten Makedonischen Krieg (200 – 197 v. Chr.) einsetzen, um die römischen Interessen in diesem Gebiet nachvollziehbar zu machen97.

Die Römer trugen in den Auseinandersetzungen mit Philipp V. von Makedonien um die Souveränität einiger Territorien und damit verbundenen Gebietsansprüchen unter der Führung des römischen Befehlshabers T. Quinctius Flamininus 197 v. Chr.

einen Sieg davon98. Nach der Schlacht bei Kynoskephalai in Mittelthessalien gab Flamininus den Griechen die Freiheit zurück, die er 196 v. Chr. stolz bei den Isthmischen Spielen in Korinth verkünden ließ. Doch schon bald kam es erneut zu Kämpfen in Griechenland. Perseus, der Sohn des mittlerweile verstorbenen Philipp V., musste sich 168 v. Chr. bei der makedonischen Stadt Pydna den Truppen des L.

96 Habicht 1973, 83f.

97 Zur Geschichte der hellenistischen Staatenwelt unter römischer Vorherrschaft (200-30 v. Chr.) s.

grundlegend Bengtson 1979, 451-499.

98 Zu T. Quintius Flamininus s. Kap. 2.1.

Aemilius Paullus stellen und unterlag diesen. Nachdem die Herrschaft der Antigoniden beendet war, wurde Makedonien im Jahr 148 v. Chr. zur römischen Provinz gemacht, zu der auch Epirus und Teile von Illyrien gehörten99.

Das nächste einschneidende Ereignis war die Zerstörung Korinths 146 v. Chr. durch die Truppen des Lucius Mummius während des Achaischen Krieges. Von da an gehörte Griechenland zu Rom und wurde der Provinz Macedonia unterstellt.

Roms Machtstellung, vom Bundesgenossenkrieg (91 – 88 v. Chr.) innerlich noch geschwächt, wurde in den Auseinandersetzungen mit Mithridates VI., König von Pontus, erneut unter Beweis gestellt. Mithridates’ Anliegen war es, seinen

Einflussbereich um das Schwarzmeergebiet zu vergrößern und dieses von der

römischen Fremdherrschaft zu befreien. Die römischen Beamten in Kleinasien waren mit der Situation schier überfordert. 89/88 okkupierte Mithridates Bithynien und Phrygien und schließlich die römische Provinz Asia. Nach einigen Aufständen und Angriffen100 konnte Mithridates in einem ersten Kampf 88 v. Chr. um die territorialen Ansprüche in Kleinasien und Griechenland einen Erfolg erzielen, da er es geschafft hatte, viele der griechischen Städte auf seine Seite zu bringen. Von den Poleis in Griechenland und Kleinasien wurde Mithridates während des Krieges als Gott verehrt, als er aber gegen die Römer verlor, büßte er diese Ehrungen ein101. Als der Konsul L. Cornelius Sulla102 auf den Balkan kam, war Griechenland schon seit einiger Zeit römisches Herrschaftsgebiet und der Krieg gegen Mithridates hatte bereits begonnen. Die Ausgangssituation für Sulla war mehr als schwierig, musste er sich doch seine Truppen vor Ort noch zusammenstellen, während der Gegenspieler mit seiner Flotte bereits die Ägäis kontrollierte. Der römische Feldherr nahm seinen ersten Marsch durch Mittelgriechenland in Angriff, als die Landtruppen des

Mithridates zahlenmäßig noch überschaubar waren. Etliche griechische Gemeinden

99 Zu den römischen Provinzgrenzen von Macedonia und Epirus s. Bechert 1999, 73-76; Zahrnt 2010, 14-17.

100 Es handelt sich um die sog. Ephesische oder Kleinasiatische Vesper, wo im Jahre 88 v. Chr. ca. 80000 Italiker umgebracht wurden.

101 s. dazu Mileta 2007, z.B. wurde Mithridates als ‚Neuer Dionysos’ oder ‚Retter von Kleinasien’ verehrt.

102 Zu Sulla vgl. Hölkeskamp 2000 mit Lit.

unterwarfen sich wieder der römischen Herrschaft. Im Jahr 86 v. Chr. siegte Sulla bei Chaironeia und Orchomenos über Archelaos, den Feldherrn des Mithridates und plünderte anschließend in verheerendem Maße Athen, das zuvor unter Aristion auf der Seite des pontischen Königs stand103. Daher blieb auch der Hafen Piräeus von den sullanischen Zerstörungen nicht verschont, ebenso wenig wie zahlreiche

griechische Heiligtümer, wie beispielsweise das Apollonheiligtum in Delphi, welches der Plünderung ausgesetzt war104. Auch wenn es Sulla erst nach monatelanger

Belagerung gelang, die Stadt Athen einzunehmen, muss es der Überlieferung nach eine grausame Plünderung der Polis für die ohnehin schon ausgemergelte

Bevölkerung gewesen sein. Zuletzt verhinderte Sulla zwar, dass die Stadt in Flammen aufging105, dafür aber wurde der Piräus fast vollständig zerstört106. 85 v.

Chr. kam in Dardanos ein Friedensabkommen zwischen Sulla und Mithridates zustande, das besagte, dass der pontische Herrscher all seine eroberten Gebiete zurückgeben musste. Anschließend quartierte Sulla seine Truppen über den Winter in griechische Gemeinden ein, was für die Bevölkerung wiederum eine enorme ökonomische Belastung bedeutete. Im Frühjahr 84 v. Chr. zog Sulla mit seiner Armee erneut nach Griechenland und ließ sich in Athen – trotz der vorhergehenden

Plünderungen – feiern. Er hielt sich auf der Insel Euböa auf und ließ massenweise Kunstwerke nach Italien abtransportieren107. Ein Jahr später bei Ausbruch des Bürgerkrieges landete Sulla mit seinen Seetruppen in Italien, wo er zunächst auf wenig Widerstand stieß108. Nach seinem Vernichtungsfeldzug gegen die Samniten

103 Habicht 1976, 127-142.

104 Zu den Zerstörungen der Städte und zu den Plünderungen der Heiligtümer: App. Mithr. 30, 38, 41;

Paus. 1, 20, 5-7; Plut. Sulla, 12-13; Strabo 9, 1, 11-17; vgl. Habicht 1995, 307-310; zu den Zerstörungen aus archäologischer Sicht vgl. zusammenfassend Hoff 1997 und zu einzelnen Bauten Baldassarri 1998;

zuletzt Mango 2010, 120-123.

105 App. Mithr. 38.

106 App. Mithr. 41; Plut. Sulla 14, 7.

107 Lukian. Zeuxis 3 (ein Gemälde des Malers Zeuxis); Paus. 10, 21, 6 (Schilde der Stoa des Zeus Eleutherios); Plin. nat. 36, 45 (Säulen des Olympieions); Plut. Sulla 26, 1 (Bibliothek des Apellikon); vgl.

Habicht 1995, 310-12; Baldassarri 1998, 81.

108 App. civ. 1, 79.

siegte Sulla vor Rom109. Als Feldherr hat er durch seinen Sieg im Osten Stärke bewiesen.

Griechenland war im 1. Jh. v. Chr. nicht nur von den Auseinandersetzungen

zwischen Sulla und Mithridates VI. heimgesucht worden, sondern auch Schauplatz von weiteren kriegerischen Handlungen, die das Land arg belasteten. Zu nennen wären hierbei die Schlachten bei Pharsalos (48 v. Chr.), Philippi (42 v. Chr.) und natürlich Actium (31 v. Chr.), wo Octavian gegen Marcus Antonius siegte und anschließend an der Stelle seines Lagers die Stadt Nikopolis gründete110. Erst durch Kaiser Augustus genoss Griechenland die pax Romana und konnte sich endlich von all den Strapazen erholen und aufblühen. 27 v. Chr. ordnete Augustus die Provinzen neu und trennte Macedonia von der Provinz Achaia, welche neben Epirus im

Kernland vor allem die Peloponnes, Attika, Akarnanien, Böotien und Thessalien vereinte. Von den Inseln zählen u.a. Euböa, Salamis, die Sporaden, einige Kykladen wie z.B. Delos und von den Ionischen Inseln Leukas, Korfu, Kefalonia und

Zakynthos dazu111. Von der nun konstituierten senatorischen Provinz Achaia wurde das von Caesar wieder aufgebaute Korinth Provinzhauptstadt112. In dem Zeitraum zwischen 15 und 44 n. Chr. war Achaia zusammen mit den Provinzen Macedonia und Moesia in kaiserlicher Hand113. Durch Kaiser Claudius wurden die Provinzen Achaia und Macedonia an den Senat zurückgegeben114. Epirus wurde eventuell schon unter Kaiser Nero, der Achaia 67 n. Chr. für frei erklärte, was anschließend Vespasian wieder rückgängig machte115, eine eigene prokuratorische Provinz mit Nikopolis als Hauptstadt (Abb. 1)116. Wohl ebenso unter Nero, spätestens aber zur Regierungszeit des Antoninus Pius, wurde das von Augustus der Provinz Achaia

109 Strab. 5, 11, 249; vgl. Dahlheim 1989, 113.

110 s. dazu Kap. 4.1.

111 Cass. Dio 53, 12, 4; Tac. ann. 2, 53, 1.

112 Engels 1990, 19 mit Anm. 41, 93f.; s. Kap. 3.2.

113 Tac. ann. 1, 76; vgl. Alcock 1993, 16.

114 Suet. Claud. 25, 3; Cass. Dio 60, 24, 1.

115 Cass. Dio 63, 11, 1; Paus. 7, 17, 3-4; Plin. nat. 4, 10, 22; Suet. Nero 24, 2; Suet. Vesp. 8, 4.

116 Kahrstedt 1950a, 558f.; Alcock 1993, 145; Strauch 1996, 202-204 (erst unter Traian).

angegliederte Thessalien der Provinz Macedonia übertragen117. Eine weitere Blütezeit erlebte Achaia und mit ihr Athen im 2. Jahrhundert unter dem den Griechen wohl gesonnenen Kaiser Hadrian, als der ‚Panhellenische Bund’ neu gegründet wurde118.

2.4 Vorläufer des Kaiserkults in Griechenland am Beispiel republikanischer