• Keine Ergebnisse gefunden

M. Agrippa186, römischer Feldherr und Schwiegersohn des Augustus, wurde auf der Akropolis von Athen mit einer Ehrenstatue, einer Quadriga auf einem

wiederverwendeten pergamenischen Pfeiler des 2. Jh. v. Chr., geehrt (Kat. A 7)187. Bei diesem sog. ‚Agrippamonument’ wurde das ursprüngliche bronzene Viergespann samt Ehreninschrift gegen ein neues ausgetauscht. Der Aufstellungsort vor den Propyläen ist repräsentativ und der ca. 13,4 m hohe Pfeiler überaus eindrucksvoll (Abb. 12). Die ältere Widmung galt einem pergamenischen Herrscher bzw. wurde von einem gestiftet und E. Mango möchte nicht ausschließen, dass es sich dabei um die im vorigen Kapitel genannte Weihung für die Attaliden Eumenes II. und Attalos II. handeln könnte188. So konnte bereits M. Korres mehrere Phasen des Monuments ausmachen189 und, wie R. Krumeich zeigen konnte, war eine Umschreibung bzw.

182 Plut. Antonius 60, 6; Bernhardt 1985, 178; Kienast 1993, 195; zuletzt Krumeich 2010, 350 Anm. 116 mit weiterer Lit.

183 z. B. als ‚Nea Isis’ s. Plut. Antonius 57, 1.

184 Cass. Dio 50, 15, 2; vgl. Kienast 1993, 197.

185 Plut. Antonius 57, 1-3, 60, 6; vgl. Michel 1967, 128-130; Kienast 1993, 197; Habicht 1995, 360; Kantiréa 2007, 38.

186 PIR2 A 461; Eck 2000.

187 IG II2 4122.

188 Mango 2010, 127f.

189 Korres 2000, 314-319, Abb. 26-29 unterscheidet drei Phasen. Damit könnte man eine pergamenische Entstehung, eine Umbenennung in M. Antonius und eine Ehrung für M. Agrippa rekonstruieren, vgl.

Weiterverwendung hellenistischer Statuenbasen auf der Akropolis von Athen nicht unüblich190. Geehrt wurde der bei den Athenern beliebte Agrippa als ‚Euergetes’, gestiftet wurde das Denkmal vom Demos der Stadt in frühaugusteischer Zeit (23 – 21 oder 17 – 12 v. Chr.) als Agrippa die Verantwortung für die östlichen Provinzen inne hatte191. Der Sockel wurde nun mit einer neuen Quadriga bekrönt und Agrippa wäre als etwa lebensgroßer Lenker des Viergespanns vorstellbar.

Ähnlich repräsentativ war eine weitere, ursprünglich pergamenische Pfeilerbasis auf der Akropolis an der Nordostecke des Parthenon192. Auch diese wurde für ein

Viergespann eines iulisch-claudischen Kaisers wiederverwendet (Abb. 11). Diese Standortwahl ist durchaus bemerkenswert und einem Kaiser angemessen.

Wie einige Jahre zuvor für den Feldherrn Sulla, so wurde in frühaugusteischer Zeit für M. Agrippa in Oropos vom Demos eine Statue gestiftet (Kat. A 21; Abb. 4)193, wofür ebenfalls eine ältere Basis aus weißem Marmor wiederverwendet wurde194. Im Jahr 27 v. Chr. wurde M. Agrippa zum dritten Mal zum Konsul berufen. In den Jahren seiner Statthalterschaft über die östlichen Provinzen des römischen Reiches bereiste er diese mehrmals. Anlässlich eines Besuches kann man sich die Errichtung von Ehrenstatuen gut vorstellen.

Für die Athener ließ Agrippa auf der griechischen Agora das Odeion195 errichten, welches sich nord-süd-gerichtet zentral auf dem Platz vor der Mittelstoa befand und hier den wohl größten Neubau in römischer Zeit darstellte (Abb. 17). Bereits

Pausanias nennt diesen Bau, und Philostrat identifiziert ihn als das M. Vipsanius Agrippa zugeschriebene Agrippeion196. Damit einher geht auch die Datierung der

Dinsmoor 1920, der als erster diese Identifizierung vornahm; zur Umwidmung auf Antonius und Kleopatra s. Mango 2010, 128 Anm. 85 mit Lit.

190 Zuletzt Krumeich 2010, 329-398.

191 Vgl. Baldassarri 1998, 30f.

192 IG II2 3272; Krumeich 2010, 330f. mit Anm. 8, Taf. 8.

193 IG VII 349.

194 IG VII 352; AE 1919, 82, 120; SEG 1, 124: Dekret für Sosipatros, Sohn des Agestrotos von Kalymna, ca.

240-180 v. Chr.

195 Zum Odeion vgl. Thompson 1950; Travlos 1971, 365-377; Thompson – Wycherley 1972, 111-114;

Baldassarri 1998, 115-141; Schäfer 1998, 98 Anm. 215 mit weiterer Lit.

196 Paus. 1, 8, 6; Philostr. soph. 2, 5, 4 (571); 2, 8, 3-4 (597); vgl. Wycherley 1957, 161f. Nr. 521-523.

ersten Bauphase der Konzerthalle, die mit Agrippas Besuch in Athen um das Jahr 15 v. Chr. angesetzt wird197.

Das zweistöckige überdachte Theater mit rechteckigem Grundriss und den Maßen von 51,38 m Länge sowie 43,20 m Breite bot in der Cavea Raum für ca. 1000

Besucher198. Zum Platz geöffnet, besaß der Bau an seiner Nordseite ein Propylon. Im quadratischen Innenraum befanden sich die marmorne gepflasterte Orchestra, das Bühnengebäude sowie die Sitzreihen. Auf der unteren Ebene war das Gebäude auf drei Seiten von Kryptoportiken umfasst199. Im oberen Geschoss fanden sich offene Säulenhallen, und korinthische Pilaster schmückten die Außenfassade. Der Eingang zum Gebäude war entweder auf Höhe der Mittelstoa im Süden oder durch das vom Niveau her weiter unten liegende Propylon im Norden zu erreichen. Insgesamt war das Odeion reich ausgestattet und diente vornehmlich für Konzerte und musische Darbietungen. Ein repräsentativer Charakter ist diesem Gebäude, das im 2. Jh. n.

Chr. eine Umbauphase erfuhr, eindeutig zuzusprechen. Agrippa, die rechte Hand des Augustus, fungierte für dieses frühe römische Odeion, welches zu den größten antiken überdachten Theatern zählt200, als Auftraggeber. Als Dank dafür kann wohl die Ehrung für Agrippa auf der Akropolis angesehen werden, welche die Athener ihm stifteten201. Im Jahr 12 v. Chr. starb der erst 51jährige Agrippa.

Ebenfalls sehr beliebt in Athen war der als Nachfolger des Tiberius vorgesehene Prinz Germanicus202. Ihm zu Ehren wurden – wie zuvor schon Sulla – sogar Agone, die Germanikeia, wahrscheinlich kurz nach seinem Besuch in Athen, eingerichtet203.

197 Ausgrabungen der Amerikanischen Schule Athen in den Jahren 1934-1936 sowie 1937 und 1940; zur Dat. aufgrund der Stratigraphie sowie frühaug. Keramikfunden s. Thompson 1950, 84f.; zu Agrippas Aufenthalt in Athen s. Kantiréa 2007, 53-55.

198 Meinel 1980, 45f.; Schmalz 1996, 202.

199 Vgl. die Kryptoportiken der Basilika in Korinth: Weinberg, Corinth I, 1960, 78-85, Taf. 8.

200 Meinel 1980, 36f. nennt das theatrum tectum in Pompeji (Dat. 80 v. Chr.) als Vergleichsbeispiel bzw.

Vorläufer.

201 s.o. IG II2 4122 (Kat. A 7). Eine weitere Ehrenstatue für Agrippa ist IG II2 4123.

202 IG II2 3255 und 3260 sowie IG II2 3258 und 3259.

203 Krumeich 2010, 359 Anm. 153.

Erwähnenswert ist außerdem das Reiterstandbild des Germanicus auf der nördlichen Propyläen-Ante auf der Arkropolis (Abb. 13)204.

Die Ehrungen für den Feldherren M. Agrippa sind bedeutsam, weil sie einen engen Bezug zum kaiserlichen Umfeld aufweisen. Dennoch kommen sie nicht den

kultischen Ehrungen gleich, die Augustus selbst genoss.