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Die am Fuße des Olymp gelegene alte makedonische Stadt Dion wurde kurz nach Caesars Tod in die römische Kolonie Dium (colonia Iulia Augusta Diensis)

umgewandelt. Auf wen die Koloniegründung zurückgeht, ist nicht festzustellen. Es könnte der Statthalter Q. Hortensius Hortalus, Brutus oder auch Octavian gewesen sein, die 44 v. Chr. die Kolonie im Auftrag des verstorbenen Diktators gründeten878. Das Territorium der Kolonie wurde ausgedehnt und reichte im Süden bis an die Grenzen Thessaliens. Eine besondere Rolle spielte Dion nicht nur in der Königszeit, sondern auch in der Kaiserzeit als „Archiv des makedonischen Koinon“, wenn auch mit eingeschränkter Funktion879. Hinzu kamen neu gebaute Thermenanlagen, ein römisches Odeion in der Nähe des Zeus-Heiligtums und zahlreiche Villen. Die Bautätigkeit konnte die Blüte des Heiligtums in hellenistischer Zeit jedoch kaum übertreffen880. Der Kaiserkult ist in Dion in einem recht bescheidenen tempelartigen Gebäude etwas abgelegen am Westrand der Agora vertreten881 (Abb. 102 Nr. 1). Das Sebasteion, ein Prostylos mit den Maßen 17,20 x 10,45 m, liegt am Platz direkt

gegenüber der Basilika882. Im Inneren des Tempels konnte eine halbkreisförmige Statuenbasis sowie marmorne Fragmente von Statuen nachgewiesen werden. Der Fußboden war mit Mosaik geschmückt und die Wände farbig verkleidet (Abb. 103).

Epigraphische Zeugnisse des 2. und 3. Jh. n. Chr., als die Bautätigkeit auf der römischen Agora am größten war, bezeugen die Kaiserverehrung. Dion blieb in römischer Zeit Kultzentrum mit eigener Münzprägung883.

Bereits 42 v. Chr., nach der Schlacht von Philippi, gründeten die Sieger M. Antonius und Octavian in der ostmakedonischen Stadt an der Via Egnatia eine Colonia Victrix,

878 Zu dieser Problematik: Kremydi-Sicilianou 1998.

879 Egelhaaf-Gaiser 2007, 55.

880 Ein Überblick zu Dion zuletzt: Pandermalis 2009.

881 Egelhaaf-Gaiser 2007, 56; Tsochos 2007, 336; zur Agora von Dion: Pandermalis 2002, 417 mit Abb. 1 (dat. die Agora ans Ende des 2. Jh. n. Chr.); Evangelidis 2010, 199-203 Abb. 29.

882 Evangelidis 2010, 202 mit Anm. 28.

883 Tsochos 2007, 334 mit Anm. 16.

in der sie Veteranen ansiedelten, um die einheimische Bevölkerung aufzustocken.

Nachdem Octavian die Alleinherrschaft errungen hatte, siedelte er weitere

Kolonisten aus Italien in Dyrrachium und Philippi an884. Die neugegründete Kolonie Philippi, seit 27 v. Chr. colonia Augusta Iulia Philippensis, erhielt das ius Italicum885, das ihr eine Gleichstellung zu italischen Städten garantieren sollte. Allerdings ist unklar, ob es das bereits seit frühaugusteischer Zeit gab. Latein war die offizielle Sprache, was sich vor allem in den Inschriften bis zum 2./3. Jh. widerspiegelt886. Eine rege Bautätigkeit setzte erst im 2. Jh. n. Chr. ein, als das claudische Forum des 1. Jhs. n.

Chr. erneuert wurde und mehrere öffentliche Bauten entstanden. Die Kultzentren der Stadt fanden sich neben dem Forum zum einen auf der Akropolis mit ihren Felsreliefs verschiedener Gottheiten und zum anderen außerhalb des Zentrums in den ländlichen Heiligtümern des Dionysos und des Heros Auloneites887.

Das Forum von Philippi888 war durch die Via Egnatia zweigeteilt: Die Nordseite des Forums lag oberhalb der Straße auf einer Terrasse, auf der sich mittig drei Tempel korinthischer Ordnung aneinander reihten, die im 5. Jh. n. Chr. von der Basilika A überbaut worden sind. Der untere Bereich des Forums wird p-förmig von einem auf drei Seiten von Portiken umgebenen Platz gebildet (Abb. 104). Diese topographische Situation ist vergleichbar mit derjenigen des Forums von Thessaloniki (s.o. Kap.

5.2.1)889. Das Forum war auch in Philippi die Stätte für den Kaiserkult. Auf der erhöhten Terrasse war einer der Tempel vermutlich für die Kapitolinische Trias Iuppiter, Iuno und Minerva vorgesehen890. Eine auf dem Forum gefundene

Weihinschrift für Iuppiter (Iovi---)891 unterstützt die Annahme, dass in der Stadt ein

884 Cass. Dio 51, 4, 6.

885 Dig. 50, 15, 8, 8; vgl. Evangelidis 2010, 260; Zahrnt 2010, 46f.

886 Eine Zusammenstellung des bisher bekannten Materials gibt Pilhofer 2009; nützlich auch seine Datenbank: <www.philippoi.de> (23.09.2016).

887 Tsochos 2007, 332, 338f. mit Anm. 24-26 Fig. 3; Tsochos 2012 konnte in dieser Studie nicht mehr berücksichtigt werden.

888 Zum Forum von Philippi: Collart 1937, 329, 341, Taf. 44 (Plan); zur Rekonstruktion: Sève 1986, 531 Abb. 1; Sève 1996, 706 Fig. 1-2; Evangelidis 2010, 261-265 Abb. 41-42.

889 Stefanidou-Tiveriou 2001, 233 Abb. 4, 238f. mit Abb. 7 (M. Sève).

890 Zahrnt 2010, 84f. Abb. 68.

891 Pilhofer 2009, 281f. Nr. 223/L339.

Kapitolium existierte892. Im unteren Bereich des Forums wird von M. Sève im Osten der Anlage ein Tempel für den Kaiserkult lokalisiert (Abb. 104 Nr. 4)893. Der Tempel kann durch die erhaltene Weihinschrift894 in die Regierungszeit des Mark Aurel (161-180) datiert werden. Eingegrenzt wird diese Datierung durch eine sich in der Cella des Osttempels befindliche Ehreninschrift895 für Faustina Augusta, die Gemahlin des Kaisers Mark Aurel. Im Jahr 147 n. Chr. wurde die Kaisergattin zur Faustina Augusta erhoben896. Nach ihrem Tod im Jahr 176 n. Chr. wurde sie zur Diva Augusta Faustina konsekriert897. Die Datierung der Inschrift in die Jahre 161/175 n. Chr. gehört in die zweite Phase des Forums. M. Sève vermutet einen Vorgängerbau des Tempels in claudischer Zeit, der ersten Bauphase des Forums, der allerdings bis heute nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden konnte898.

Der Tempel an der Nordostecke des Forums wurde zu Ehren mehrerer Mitglieder des Kaiserhauses errichtet. Bei Nachgrabungen in der Cella des Osttempels kam der linke Teil einer Weihinschrift des 1. Jhs. n. Chr. für Drusus zutage899. Die sich noch in situ befindende Inschrift liegt tiefer als das Niveau des ergrabenen Tempels und wäre damit ein Argument für einen Vorgängerbau900. Der in der Inschrift

angesprochene Drusus ist Nero Claudius Drusus Germanicus (Drusus maior), der Vater des späteren Kaisers Claudius (Augustus Germanicus). Damit lässt sich die Datierung in die Regierungszeit des Kaisers Claudius (41-54) eingrenzen. In räumlicher Nähe (Plan Nr. 15) zu diesem Monument stand ein vergleichbares marmornes Denkmal (7,7 x 2,8 m) des 1. Jh. n. Chr. zu Ehren der Priesterinnen der

892 Vgl. Tsochos 2003, 72 mit Anm. 5.

893 Sève 1996, 707 Fig. 2; Evangelidis 2010, 268 Abb. 42 Nr. 4.

894 Bauinschrift des Osttempels: Collart 1937, 342f.; Pilhofer 2009, 288-290 Nr. 228/L331.

895 AE 1934, 54; Collart, BCH 57, 1933, 340f. Nr. 10 Fig. 16; Pilhofer 2009, 293f. Nr. 231/L341. Text:

Faustinae Aug(ustae) / C(aius) Oppius Mont/anus Iunior.

896 Cass. Dio 71, 10, 5.

897 Kienast 2004, 141.

898 Sève 1996, 706 Fig. 1; Evangelidis 2010, 264 Abb. 43.

899 Pilhofer 2009, 295-297 Nr. 232a/L938: Druso Augusti | Germanici patri | C(aius) Iulius L(uci) f(ilius) Vol(tinia) ---.

900 Pilhofer 2009, 297 mit Verweis auf M. Sève 2004, 38.

Livia Augusta901. Livia wurde durch ihren Enkel Claudius 42 n. Chr. zur Augusta erhoben. Das Denkmal bestand bis zur zweiten Phase des Forums.

Ebenfalls aus dem Kaisertempel im Osten des Forums stammt eine Inschrift des 2. Jh.

n. Chr., die dem Genius der Kolonie geweiht war902. In der Forumsanlage, in nächster Umgebung des Tempels, befanden sich mehrere öffentliche Gebäude wie eine

Bibliothek903, die Curia (=Westtempel)904 oder ein Tabularium. Hier war wie in Thessaloniki der kultische mit dem administrativen Bereich verbunden.